MK - Riesen

Begonnen von rolfpeter, 07. März 2007, 17:57:58

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rolfpeter

Servus Freunde,

da habe ich aber einen sonderbaren Fundplatz aufgetan! Die einstigen Bewohner hatten wohl beste Verbindungen ins niederländische Rijckholt. Ich finde am Platz nichts außer großen - und ich meine wirklich großen - Klingen und Kratzern aus dem Limburger Feuergestein!
Klingenbruchstücke bis zu einer Breite von 46 mm! Riesen-Abschlagkratzer! Alles Rijckholt, nix Lousberg, keine geschliffenen Artefakte, keine Beilfragmente, keine Absplisse, nur Klingen und Kratzer.
Das 1. Bild zeigt eine Übersicht der größten Stücke, die medialen Klingenbruchstücke habe ich garnicht gepostet.
Hervorzuheben ist ein Klingenkratzer oder ein Messer, das eine eindeutige Schäftungsretusche aufweist.
Als weiteres Einzelbild kommt noch ein großer Abschlagkratzer mit der MK-typischen steilen, runden Kratzerkante. Ein fast gleiches Stück hatte ich mal an anderem Ort gefunden. siehe hier:
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,17314.0.html

So, jetzt aber die Fotos:



Die einst geschäftete Klinge: Kratzer? Messer?



Die retuschierte Spitze:



Der Abschlagkratzer:



Und letztlich die Kratzerkante, arg verwurschtelt:



Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Neidlos....schöne , große Stücke und schnörkellos.... vielleicht hingen die in eiem neolithischen Fleischerladen mit Kürschnerei

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Danke Edi,

ca 4km Luftlinie vom Fundort liegt ein MK-Erdwerk, das größte bekannte in NRW, rund 800m Durchmesser. Übrigens noch nicht ausgegraben. In der näheren Umgebung dort habe ich auf etwa 1,5 km² gleichmäßig verteilt MK-Funde gemacht und jetzt hier auf einer Fläche von 1000 * 1100 m auch einen Fundschleier mit einigen Schwerpunkten. Das erstaunliche ist, daß wohl noch nirgendwo eine bedeutende MK-Siedlung entdeckt wurde. Es gibt zwar z.B. die Grabung Koslar10 aber für ein solch großes Fundaufkommen, wie ich es alleine geborgen habe, sollte man Siedlungsschwerpunkte erwarten können. Ich finde nirgendwo entsprechende Erdverfärbungen, die auf ausgeackerte Gruben deuten könnten oder die MK-Keramik....im Lehrbuch mit lederartig-brauner Oberfläche beschrieben. Die einzig neolithik-verdächtige Keramik sind einige kleine rauhe, schwarze, grobe Reste und die beiden "Asphaltscherben", die ich hier ja gezeigt hatte.
Wer soviel fette Steinartefakte hinterläßt, der muß doch auch irgendwo gewohnt haben - oder?
Ich glaube fast, daß die Michelsberger ein ganz seltsames Völkchen waren! Vielleicht die Vorfahren der Kölner Heinzelmännchen, die ja bekanntlich nur nachts erschienen sind. Ob ich mal mit der Taschenlampe losziehen soll? Oder gerät man dann in Raubgräber-Verdacht?

Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Servus RP, das Fehlen von Siedlungsstrukturen und  Keramikfragmenten scheint sonderbar, jedoch kenne ich aus eigener Erfahrung (durch Baumaßnahmen auf "meinen" Fundstellen ... und vor allem bei leichten bis mäßigen  Hangneigungen ...genügend Beispiele an denen zwar noch  massenhaft Relikte da sind. Aber wenn dann beim Abschub der Archäologe anrückt dann lächelt er nur müde. Keine Strukturen kein Nachweis...keine Evidenz... ich zeig Ihnen ein Beilchen.... Minikeramik....Silices
Schulterzucken!
Meine zuständige Archäologin hat deshalb bei solchen Fundstellen zu einem Umdenken "aufgerufen"..... (Abschub sieben, schlämmen etc)
Dass bei Dir auch Keramik vorhanden (gewesen) sein muss , darf bei einem solchen Fundanfall  wohl angenommen werden.  Bei uns sind , wie schon mehrfach erzählt, neolithische Keramikfragmente in Flußniederungen , sanften Hängen quasi inexistent.  Sie wurde meistenteils bis in Frosttiefe zerstört. An steilen  Partien  mit felsigem Untergrund kann man bei Tiefackerung mit anschließendem Starkregen aber Erfolg haben wenn denn so eine "Bodentasche" angekratzt wurde.
Im Großen und Ganzen ist es halt ein Riesenzufall neolithische Siedlungsstrukturen und Keramik als Oberflächenfundler aufzuspüren. Aber ein Mahlstein dürfte  sicherlich drin sein...wenns denn eine Siedlung  oder ein Erdwerk war, wie zweifellos angenommen werden kann

Und da die Michelsberger viele Gruben anlegten (http://de.wikipedia.org/wiki/Michelsberger_Kultur) wird da mit Glück vielleicht doch noch so ein Tulpenbecherfragment  kommen.

Du wirst es uns bestimmt zeigen
Danke, vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.