Beil, Hammer??

Begonnen von signz, 09. November 2006, 21:29:46

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signz

Hallo,

Nach andauerndem Regenfall konnte ich heute so einiges erspähen. Dabei war auch dieses Beil- wenn es denn eines ist?
Es ist glatt geschliffen und das Material dürfte auch passen.

Unten noch ein schönes Artefakt. Durch die Schläge ist das Teil wie eine Pyramide aufgebaut, sieht man leider auf den Photos schlecht.
Kann das jemand vielleicht in etwa bestimmen?

Zeitstellung dürfte Neolithikum sein.

Viele Grüße und Danke!  :winke:

signz


signz

Und hier das andere Stück.
Ich danke im vorraus.

Silex

Servus signz,
Tut mir Leide.. ich glaube bei letzterem Jurasilex  nicht an ein Gerät oder  einen Kern  und beim oberen zwar an ein Artefakt aber eher aus der modernen Schleifsteinindustrie, welches ziemlich unter die Ackergeräte gekommen zu sein scheint.
Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren aber die Struktur und die Gesamtform lassen darauf schließen.
Übrigens sammelt mein Kreisarchäologe Schleifsteine ... und er könnte uns bestimmt bei einer groben Altersbestimmung weiterhelfen...

Vielleicht kann jemand meine "Bilanz" etwas erhellen
Bis bald signz
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo signz  :-)

Ich bin ganz gleicher Meinung wie Silex !!  :winke:

Ein sehr schöner Schleifstein übrigens  :super:

signz

Ihr seid wie immer perfekt- Vielen Dank!!
Habe da noch mehr aufgelesen, kommt später.

Grüße nach Dänemark agersoe!!  :zwinker:

signz

Hier noch ein Bild mit einigen Abschlägen?

wühlmaus

Hi signz

die Teile auf dem Foto sind kniffelig, könnten theorethisch alles Frostsprünge sein. Bei ein paar habe ich Artefaktverdacht aber das läßt sich alles nicht so genau sagen(das Foto ist schon ok, man muß diese Stücke wirklich in Natura betrachten um das wirklich mit Sicherheit sgen zu können). Wekzeuge sind wohl auf jedenfall keine dabei.
Ohne Dir jetzt zu Nahe treten zu wollen: Hast Du Erfahrung mit den Kriterien, wie man Frostsprünge und umweltbedingte Beschädigungen  erkennt? Gerade "Anfänger" sind da oft sehr hilflos. Ging mir genauso. Es gibt einige "Tricks" mit denen man sehr gut arbeiten kann. Heute Nacht krieg ich das aber nicht mehr auf die Reihe. Ich versuch bis allerspätestens Montag mal was auf die Beine zu stellen. Wollte ich eh schon länger mal machen zu diesem Thema. Wir haben hier in der Steineecke zwar viel gutes Material mitlerweile, aber soweit ich mich entsinne noch nichts anfängertaugliches über die Kriterien Geofakt-Artefakt.
Bitte nicht sauer sein, das ist nicht  :belehr: oberlehrerhaft  :belehr: gemeint.  :prost:   

ciao
das Wühlmäusle

signz

Huhu mäusle,

warum sollte ich denn sauer sein?  :-)
Du hast vollkommen recht, ich bin auf jeden Fall noch Anfänger auf dem Gebiet.
Meine Stärken liegen eher in den Metallzeiten.   :zwinker:

Ich bin auch nur durch Zufall auf einige interessante Stellen gestoßen.

Was ich noch einmal betonen muss: Sehr großes Lob und Respekt an die Steinexperten hier. Es ist meiner Meinung nach um einiges schwerer
ein Steinartefakt zu bestimmen bzw. zu datieren,  als dies bei Metallfunden der Fall ist.

Deine Idee mit einer "Anleitung" ist super, genau das fehlt hier noch.  :super:

Ich wünsche noch eine gute Nacht und ein schönes Wochenende.
Kevin



wühlmaus

agersoe hat schon mal angefangen: http://www.sucherforum.de/index.php/topic,21331.0.html

Ich konnte deine unsichere Frage sehr gut verstehen, als ich das Foto von den Abschlägen gesehen hab ... genauso wie das mit dem Wetzstein. Wetzsteine machen mich heute noch  :irre: ... ich sammel sie generell mit, kann aber rein gar nichts mit ihnen anfangen, keine Ahnung von Datierung, null, nada.
Ich hatte als 12 oder 13 jähriger Steppke mal das große Glück ein längeres und sehr nettes Gespräch mit dem Archäologen J. Weiner zu führen. ( der gute Mann ist in unserer Gegend die beste Adresse was Flint-Artefakte angeht ) Damals hatte ich im Bereich eines alten von der Römerzeit bis in die frühe Neuzeit hinein benutzten Steinbruchs sehr viele Quarzit Artefakte aufgelesen. ALLE!!! hatten deutliche Bearbeitungsspuren und der ganze Fundort galt damals noch als eine der großen, rheinischen Altsteinzeit Fundstellen mit dem besonderen Merkmal, das alle dort gefundenen Artefakte aus dem örtlich anstehenden Quarzit gefertigt waren. Es gab ganze Abhandlungen über diesen Fundplatz.
Ich hatte damals ca 10 Kilogramm (!!!) Material aufgelesen und mir fiel einfach nur die Kinnlade runter als er meinte, dass die ganze Arbeit umsonst war. Mein KOMPLETTES  Fundmaterial war nichts weiter als römischer oder mittelalterlicher Steinbruchabfall. Und die ganzen alten Publikationen über den Fundort wären genauso für die Tonne.
Ein einziger riesiger Irrtum der Wissenschaft! Alle bis dahin von diesem Fundplatz veröffentlichten Geräte waren nichts weiter als beim Steinbruchbetrieb zerschlagene Steine, die aufgrund ihrer geringen Größe nicht zur Weiterverarbeitung geeignet waren und auf Abraum Halden landeten. Natürlich gab es unter den Abertausenden zerkloppten Knollen auch einige, die zufällig wie Werkzeuge aussahen, aber eben nur zufällig!!! Die alten Wissenschaftler hatten den ganzen Schrott ausser Sicht gelassen und nur Anhand von diesen vereinzelten Zufallsprodukten, dort eine altsteinzeitliche Geräte Industrie postuliert.
Mitlerweile ist klar dass der ganze Fundort in  der Altsteinzeit unter Meterhohen Erdschichten verborgen lag und erst später durch Erosion freigelegt wurde. Ein Neanderthaler hätte also seelenruhig über den Platz spazieren können ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, dass sich unter seinen Füßen, eine wunderbare, Faustkeil taugliche, Quarzit Lagerstätte befindet....
Wie dem auch sei, der gute Hr. Weiner hat sich damals die Mühe gemacht und ist mit mir nochmal mit dem Auto zum Fundort gefahren. Was soll ich sagen? Er hat mir ganz genau zeigen können, dass ich alle Funde aus einer alten zugespülten Tagebaumulde heraus geholt hatte. Wir haben uns damals noch eingehender die gesamte Umgebung angeschaut und der gute Mann war mehr als überrascht. Eins seiner Spezialgebiete ist die Antike Bergbautechnik hier war er plötzlich wieder im seinem Element die komplette Umgebung wimmelte nur so von alten Pingen, erodierten Gruben und sonstigen Abbauspuren.
Cool war seine Reaktion auf den den gesammelten Schrott von mir. Er meinte zum einen wichtig ist, dass an allen Steinen die ich ihm zeigte deutliche Bearbeitungsspuren sind und ich eben auch nur solche mit deutlichen Spuren aufgelesen habe. Ich müße das ganze bloß mit Flint machen und nicht mit Quarzit, dann klappts auch mit den steinzeitlichen Funden. Und zum anderen meinte er,das wichtigste was einen Anfänger Sammler ausmacht ist, wenn man einmal gesagt bekommt "Das ist nun wirklich nichts" nicht auf stur zu stellen sondern es einfach erstmal zu akzeptieren. Die Erfahrungen kommen mit der Zeit genauso wie die guten Funde ... Mitlerweile weiß ich wie weise diese Worte waren. Alle paar Monate werden in diesem oder dem "anderen"  Forum, wirklich klar erkennbare Geofakte als Werkzeuge eingestellt. Manchmal nur stinknormale Flußkiesel und wenn man dann dem Finder sagt dass es nichts ist geht das Gezeter und Gefeilsche los "Aber warum denn, so eine Form passt doch perfekt in die Hand, dass sieht doch aus wie, ... usw"

Deine Abschäge sind aber meilenweit von diesen "Geröllfunden" entfernt!! Ich sammel sowas genauso auf wie wirklich sichere Stücke. Erst zuhause wird nach dem Waschen begutachtet. Und nur die Teile, die wirklich gar keine Spuren aufweisen gehen in die Tonne. Solche Stücke wie deine Abschläge behalte ich eigentlich immer, auch wenn sie sehr unsicher sind ...

So dass wollte ich mir mal von der Seele quatschen. Am Anfag meiner steinzeitlichen Lesefundkarriere standen 10 Kilogramm Schrott!!!
Deshalb finde ich es auf jedenfall immer sehr gut wenn hier nicht nur sichere und schöne Stücke, oder Exoten gepostet werden, sondern eben auch unser "Alltag" beim Suchen, also Geofakte, verbrannte Stücke, Frostscherben und einfache Abschläge ...

ciao
das Wühlmäusle