Neolithischer Meissel..unfertig !!

[Der Wikinger]

Hallo Flintfreunde 

Hier ein Flintmeisselvorarbeit von gestern !!

Länge: 96 mm (ist sicherlich doppelt so lang gewesen), Breite: 18 - 19 mm

Was an diesem Stück interessant ist, ist das Faktum, dass es NICHT fertig ist.
Diese Meissel waren, wenn fertig fast immer auf 2 oder 4 Seiten geschliffen.

Auf der einen der vier Seiten sieht man recht aussergewöhlich, dass keine Abschläge gemacht worden sind (wie normal), dies weil die Seite offensichtlich von Natur her sehr gerade ist, und keine Korrekturen nötig waren, man konnte sie so schleifen.

Das Stück ist sicherlich schon bei der Herstellung abgebrochen, und KANN eventuell als Feuerschlagstein wiederverwendet gewesen sein ?!!? 



Hier die unbearbeitete Seite:

[rolfpeter]

Ist sehr schön und typisch für euer nordisches Fundspektrum - oder? Hier bei uns habe ich sowas noch nie gesehen.

Grüße
RP

[Der Wikinger]

Ja, rolfpeter sehr typisch !!

Was hier eben besonders ist, ist die unverabeitete Seite !! 

Übrigens der Absprung unten ist neuer, und zeigt, dass der Flint im Kern grau ist, aussen braunpatiniert.

[H. Wurst]

...aussen braunpatiniert.

Das Eisen.
Sehr schönes Stück!

[Silex]

servus Ihr,
was ist das für ein Ding!!!!! Agersoe,
was müssen Eure  Vorgeschichtler Zeit gehabt haben. Es ist nicht die Absicht zu erkennen ein schnödes Gerät zu  meisseln.... es sollte wohl eine Skulptur eines Gerätes (oder einer Idee) werden. Allein mit Rohstoffmangel kann ich mir nicht erklären warum sowohl unsere Jägersippen als auch die  hiesigen Neolithiker  vergleichsweise schlichte Arbeiten hinterlassen haben.... da muss mehr dahinterstecken.
Mein bisher längstes,  meisselartige Steinzeitgerät ist 5 cm lang und sieht aus wie  Abfall. Kannst Du uns mal einen ganzen Meissel in ähnlicher Ausfertigung zeigen? Und sind solche Ausformungen schon "Antworten" auf metallzeitliche Vorbilder wie es bei den Dolchen so fantastisch   als  meisterliches, letztes Aufflackern  der Steinschmiedekunst aufgetreten ist???
Jammerschade um den Bruch......

Bis bald (mit hoffentlich neuen, "eigenen" Funden)
Edi

[Der Wikinger]

Hallo Edi 

Also kein Zweifel, die neolithischen Steinzeitbewohner der Gegend was heute Norddeutschland, Nordpolen, Dänemark und Südschweden genannt wird, konnten ihre Flinthandwerk mit ganz aussergewöhlicher Perfektion !!

Nun zum Meissel, die sahen so aus:

Hier ein Vergleichsstück ungeschliffen 18 cm lang.                      Und hier ein geschliffenes Stück etwa gleiche Länge:
       

[Der Wikinger]

Hier aus einem alten schwedischen Leksikon, eine interessante Zusammenstellung
von Steinzeitmeisseln aus Südschweden der Steinzeit (links aus Flint, daneben aus Schiefer) und Bronzemeisseln aus Frankreich der Bronzezeit !! 

http://runeberg.org/nfbq/0783.html

[Silex]

danke, agersoe
..wohl ziemlich spätes Neolithikum...oder?

Bis bald
Edi

[Der Wikinger]

..wohl ziemlich spätes Neolithikum...oder?

Diese Typen treten am meisten im Mittelneolithicum auf, bei uns 3400 - 2400 vor Kr. , und am schönsten sind die aus der ersten Periode 3400 - 2800 vor Kr. denn in der Periode hat man die Meissel oft sehr intensiv geschliffen, später fiel die Qualität.

Schau Peter Vang Petersen Seite 118, Ill. 186.

[steinadler]

 :winke:son teil hab ich auch , ca 6cm lang .
meine frage nun .... wozu waren die teile , was wurde damit gemeisselt ????? stein ????

mfg
steinadler

[Notker]

Holz

[steinadler]

 :prost:ja holz , sowas dachte ich mir schon ...
aber haut man auf dem meissel hinten drauf , der bricht doch ganz leicht ... könnte ich mir so vorstellen .....

mfg
petersen

[Markus]

Hi petersen

Dann hau doch auch mit Holz drauf....wie der Tischler heute noch auf seine Stecheisen ;-)

Gruß
Markus

[Loenne]

Hallo ihr Lieben,

letztes Jahr im Herbst konnte ich live dabei sein, als in einem Suchschnitt der Archäologen so ein Meissel geborgen wurde. Das interessante an dem Stück war, dass es offensichtlich tatsächlich während der Arbeit abgebrochen ist, der Handwerker aber weiter damit gearbeitet hat. Man sah deutlich Schlagspuren am abgebrochenen Ende.

Könnte es sein, das Dein Fund "nur" ein Halbzeug ist?

Ich habe hier gelernt, dass die eckigen Fornen (Beil, Meissel) zu den am schwierigsten herzustellen Werkzeugen gehören. Daher gab es Spezialisten, die solche Beile und Meissel "industriel" fertigten, um sie dann weiter zu verkaufen/zu handeln. Es wurde einmal ein Kanu gefunden, in dem ca. 200 rohe Beile lagen. Scheinbar ist dieses Boot auf dem Weg zu einem Handelsplatz gekenntert und untergegangen.

Fertigen konnten diese komplizierten Formen nur wenige, schleifen allerdings jeder "Depp".

Egal wie, ein sehr schönes Stück, das ich auch gerne einmal finden würde.

Gruß
Loenne

[Der Wikinger]

Könnte es sein, das Dein Fund "nur" ein Halbzeug ist?

Ich habe hier gelernt, dass die eckigen Fornen (Beil, Meissel) zu den am schwierigsten herzustellen Werkzeugen gehören. Daher gab es Spezialisten, die solche Beile und Meissel "industriel" fertigten, um sie dann weiter zu verkaufen/zu handeln. Es wurde einmal ein Kanu gefunden, in dem ca. 200 rohe Beile lagen. Scheinbar ist dieses Boot auf dem Weg zu einem Handelsplatz gekenntert und untergangen.

Fertigen konnten diese komplizierten Formen nur wenige, schleifen allerdings jeder "Depp".

Hallo Loenne 

Ja, es ist gut möglich, dass das nur ein Halbfabrikata ist.

Man hat hoch oben im Botnischen Bucht, mehr als 1000 km weg vom nächsten Flintvorkommen ein ganzes Lager von Flintplanken (für Beile) gefunden.
Man hat den Flinttyp untersucht, und festgestellt, das sie von Schonen in Südschweden oder von Seeland, Dänemark stammen.