Pfeilspitze

Begonnen von rolfpeter, 12. August 2006, 17:37:26

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rolfpeter

Servus Freunde,

ich wollte mich zu Anfang der Saison auch noch mal melden!
Nach der Dürre hat's endlich geregnet und auf den Stoppelfeldern findet man den einen oder anderen Stein - soweit der Wetterbericht.

Der 1. Fund er neuen Saison, zwar klein aber rattenscharf und nadelspitz.
Ist das eine Pfeilspitze, vielleicht LBK? Man kennt ja Spitzen mit sehr schrägstehender Basis, aber sooo schräg??
Material ist durchscheinender Flint (Schotter?). Eine Längsseite und die Basis retuschiert.
Na? ist ein Pfeilspitzerl?
Übrigens bringt der Zwerg stolze 1200 mg auf die Waage.

Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Lieber Rolfpeter !!!! :-)

:staun: :staun: :staun: :staun:

Wenn ich mich nicht ganz täusche hast du hier einen sensationellen Fund gemacht !!!

Nach meinem besten Wissen und Literatur, kann ich nicht anders sehen als sei das eine:

KERBSPITZE des Hamburgtyps !!!  :cool1:

Das ist aber nach der nordeuropäischen / dänischen Typologie, das heisst das Stück müsste unbedingt im Raum Polen nach Hamburg - Nordwerts nach der dänischen Grenze und der Ostsee gefunden worden sein. Sind auch in Holland/Belgien/Nordfrankreich bekannt. (Sonst ist es wohl was anderes ?)

Das Stück gehört zu den Fundbereich Rentier-Jäger der Tundra, 14 - 15.000 Jahre alt !!!
Mit anderen Worten, das überhaupt älteste, was man in Norddeutschland / allersüdlichtem Dänemark finden kann !!!!!!!!!!!!!!!

Ich kann natürlich nicht 100 % sicher sein, aber sie sehen so aus:

Sehe mal Nr. 64:



rolfpeter

#2
Hallo lieber Agersoe!
Danke für die schnelle Antwort.
Das Stück ist hier im Rheinland gefunden worden.
Es ähnelt m.e. auch dieser Pfeilspitze aus Lutz Fiedlers "Formen und Techniken neolithischer Steingeräte aus dem Rheinland" RA19.
Er beschreibt sie als dreieckige Pfeilspitze mit randlicher Retusche und zur Längsachse schrägstehender Basis. Er datiert diese Form ins ältere Neolithikum des Rheinlandes.

Aber da sieht man wieder, wie sich die Formen der Artefakte gleichen!

Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Hallo wieder rolfpeter !!

Ja, du hast recht  :-D

Was mich aber bei deinem Fund überrascht hat, ist die deutlich BREITE Basis (die anderen sind spitz), und dass das Stück NICHT, wie die von dir gezeigten, allseitig retuschiert ist.

Naja, da müssen wirkliche Experten dran, glaube ich !!  :super:

Silex

servus rolfpeter , alter Ackerverdichter, ich dachte schon Du wärst perdue,
schönes fremdartiges Teil, das wohl die Grenzen der Symmetrie, Ballistik und der Schäftungstechnik überschreiten wollte. Aber wenn der "Fiedler" das in in seinen Grundformenkanon aufgenommen hat..dann  hat diese Technologie wohl einen nutzbringenden Effekt gehabt.... denn die Zeit damals duldete wohl keinen Schnickschnack bei Jagd- und Kriegswaffen. Aber wie ich Dich kenne hast Du bestimmt schon eine Ahnung von  den Vorteilen die diese "kippelige" Basis bringen könnte....
Ich kann mir da keinen Reim drauf machen- vor Allem irritiert dass die Basis nicht im Querschnitt verringert wurde was zusätzliche Befestigungsschwierigkeiten  am Schaft verursacht haben dürfte.
Ich hab sowas noch nie bewußt gesehen- obwohl der "Fiedler" hinter mir im Regal steht.Danke für das schöne Teil ...
Und wenn Du was rausbekommst ... bitte mitteilen
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Hoi lieber Edi,

Ich werde das Teilchen natürlich demnächst zum AmV tragen. Dann mehr davon!
Warum die Basis so schräg steht? Ich weiß wie immer nix; oder könnte das Ding bei passender Einklebung als Pfeilspitze mit interiertem Widerhaken dienen?
Der J.Weiner wirds schon wissen.
Übrigens für alle Rheinländer, die sich für Steinzeit interessieren:
Die Außenstelle Titz des Amtes für Bodendenkmalpflege hat am 19.August ihren Tag der offenen Tür. Ist immer sehr interessant. In der Zeitung stand, daß die Ausgrabung eines neolithischen Erdwerkes im Vorfeld des Tagebaues Garzweiler besichtigt würde....ich liebe neolithische Erdwerke.
Hier ein Link zum Plakat der Veranstaltung:

http://www.archaeologie-stiftung.de/tag_archaeologie/bilder/Plakat2006.pdf

Bis dann, beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

Moin Jungs!

Schön, wieder was von RP zu sehen! Bevor es näher ans Eingemachte geht: Das Stück müsste eigentlich auch eine ventrale schwache Reduktion in Form gekappter Negative zeigen, die von der konkaven Basisretuschierung in Richtung Spitze ausgreifen. Stiimm das, RP?
Wenn ja, dann hättest Du natürlich völlig recht mit Deiner Ansprache als LBK Pfeilspitze.
Beste Grüsse
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

rolfpeter

Moin Khamsin, du wüster Fuchs - ähhh Wüstenfuchs.
Gut, auch Deine Meinung zum Steinchen zu lesen!

Ist leider nix mit Retuschierung auf der Ventralseite. Die Ventralseite ist bis auf ein klitzekleines "Hauchnegativ" an der Basis unbeschädigt, neu fast virgil!

Ein Gerät ist's aber, da wett' ich drum.

Allerbeste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

arriba

Hi RP

Weisst du jetzt genaueres über die Spitze?
:winke: Rikke

rolfpeter

Servus Rikke,

ich weiß einiges über die Spitze aber noch nicht alles! Das Kerlchen war 'ne ganze Zeit zu Besuch bei einer Archäologin, die hat's gezeichnet und will vielleicht auch was drüber veröffentlichen.
Ich schreibe das jetzt ohne Anspruch auf 100%ige Vollständigkeit und sachliche Richtigkeit.
Es handelt sich um ein Stück aus dem ausgehenden Mesolithikum, eine schiefflügelige Pfeilspitze oder wissenschaftlich: um ein asymmetrisches Trapez. Pfeilspitzen diese Typs sind im Rheinland ausgesprochen selten und tauchen dort auch nicht in mesolithischem Fundzusammenhang, sondern als Streufunde auf. Diese hier kommt von einer altneolithischen Siedlungsstelle. In der Eifel und dem Trierer Land gibt es allerdings mehr als 80 solcher Funde. Im Endmesolithikum zeichnet sich in West- und Mitteleuropa bei der Gestaltung der Schiefflügler eine Zweiteilung ab: es gibt linksschiefe und rechtsschiefe Trapezspitzen. Im Raum, der später dann von der neolithschen Limburger Kultur besiedelt war, überwiegen die rechtsschiefen Trapeze und auf dem Gebiet der nachfolgenden La Hoguette - Gruppe sind die Linksflügler häufiger. Der Verteilungsunterschied muß ausgesprochen auffällig sein.
Mehr kann ich zur Zeit nicht drüber schreiben aber vielleicht gibt es hier im Forum neue Erkenntnisse dazu.

Herzliche Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert