Seltsames Gerät, Bohrer?

Begonnen von rolfpeter, 15. April 2006, 14:07:42

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rolfpeter

Servus Steinis,

ein Gerät, hergestellt aus einem Abschlag von Lousberger Feuerstein. Habe ähnliches noch nie gefunden. Wenn man es so sieht, drängt sich einem die Intuition Bohrer, Pfriem auf. An einer Lateralseite ist auch eine deutliche Retusche sichtbar, die auch bohrertypische Aussplitterungen ventralseitig hat. Die andere Längsseite ist allerdings unbeschädigt.

Wg. des Materials ist die zeitliche Einordnung unzweifelhaft Jungneolithikum.

Wer weiß Bescheid?
Wer hat ähnliches schon gesehen?

Danke und beste Ostergrüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Poseidon1

Hallo rolfpeter!
Ich würde ohne lange zu zögern auf einen Bohrer tippen. Ich habe einige vergleichbare Stücke gefunden, die ebenfalls neolithischen Ursprungs sind. Mit Bildern kann ich leider gerade nicht dienen, da ich zur Zeit nicht zuhause bin.

frohes Osterfest

Gruß, Poseidon

Khamsin

Moin!

Poseidon, hier fällt mir Friedrich der Grosse ein, der nicht selten sagte "Chacun a son gout!"
Und deshalb würde ich ohne lange zu zögern nicht auf einen Bohrer tippen! Warum? Ganz einfach, nicht alles, was eine ein- resp. zweikantig unifazial retuschiert ausgezogene "Spitze" hat, muss ein Bohrer sein. Zumal es in der "Lousbergzeit", d.h. aufgrund der 14-C-Daten auf jeden Fall Spätneolithikum, einige Merkwürdigkeiten aus Lousberg-Flint gibt. Da würde ich mal nachschauen in einer der Veröffentlichungen von J. Weiner. So gibt es z.B. gegenständig gekerbte Abschläge, deren Funktion bislang niemand zu deuten weiss (die gibts übrigens auch in Rijckholt und Valkenburg, und auch die Niederländer rätseln).
Schliesslich könnte die beidkantige retuschierte Zunge auch als Schäftungshilfe interpretiert werden, so dass das breite Ende dann als Funktionsende anzusehen wäre...
Und selbstverständlich kann an RP´s Ansprache des Rohmaterials kein Zweifel bestehen!
Beste Grüsse 
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Bartli

Hallo Rolfpeter
Bei uns in der Schweiz nennt man diese Bohrer Dickenbännlispitze. Benannt nach dem ersten Fundort.
http://www.bl.ch/docs/kultur/archaeologie/Pages/News/news_0006.html
Mit Bartligruss

rolfpeter

Servus,

verbindlchsten Dank für die Kommentare und Befunde!
Ihr seht mich immer noch ratlos.
O.K., Lousberg ist Spätneolithikum. Aber gegen eine Nutzung als "Kerbschlägel", wie J. Weiner ein ähnliches Stück in "5000 Jahre Feuersteinbergbau" bezeichnet, spricht doch einiges. Das Gerät wiegt nur 23,4g. Das breite Ende zeigt nur zwei kleine Ausbrüche, und die könnten durchaus rezenten Ursprunges sein. Allerdings gibt es auf der einen Längsseite deutliche Abnutzungsspuren, die auch von der Dorsalseite etwas in die Ventralseite hineinreichen. Auf der anderen Längsseite ist ein Negativ, welches vielleicht von einem "Gewaltbruch" beim Bohren, wie es die Mechaniker nennen, stammen könnte - Mitte des Bildes, ein heller waagerechter Strich auf der linken Seite des Gerätes.
Die Ähnlichkeit zu den von Bartli geposteten allerdings viel kleineren "Dickenbännlispitzen" ist erstaunlich.

Ich werde das Stück ja demnächst dem Herrn vorlegen können, der den Lousberg und die von dort stammeneden Artefakte kennt wie kein anderer, dann kommen wir der Wahrheit sicher näher!

Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

Moin!

RP, da hab ich mich nicht richtig ausgedrückt, sorry. Natürlich meinte ich nicht, dass das Stück ein Kerbschlägel sein könnte. Ich wollte vielmehr darauf hinweisen, dass solch retuschierte "Zungen" durchaus auch andere Rückschlüsse zulassen als unbedingt auf eine Bohrerspitze. Warten wir´s also ab.
Beste Grüsse 
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"