Vier gekreuzte Kanonen

Begonnen von stratocaster, 14. April 2006, 17:21:07

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stratocaster

Der links ist neu, vorgestern gefunden.
Ich finde diese Knöpfe einfach schön  :engel: Von links:

- Franzose mit Feuerkugel und eher untypischer Öse
- Bayerische Artillerie vor 1871      RS: A.M.D
- wohl belgisch, ist aber nicht sicher    RS: Rich Orange
- Österreich

Gruß  :hacker: :winke:
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sojka

Bei "rich orange" handelt es sich um eine "quality mark". Mit Qualität hat das allerdings nicht viel zu tun. Nach 1800 (bis ca. 1850)wurden diese marks auf Knöpfe aus englischer Produktion quasi als "Verkaufsanheitzer" aufgestempelt. Ähnliche marks lauten "treble gilt, gilt, rich gold, extra gilt". Schwer zu sagen, ob der Knopf aus Englischer oder Amerikanischer Produktion stammt. Obwohl die Engländer schon führend in der Knopfproduktion (London & Birmingham) waren, gab es harte Konkurrenz von unseren transatlantischen Cousins.
Aber wem erzähl ich das eigentlich? Einem Knopfexperten?
Gruß, Sojka
* Jäger & Sammler *

sojka

#2
Mir war heute morgen ein Knopf mit "Rich Orange" in die Hand gefallen. Da musste ich einfach mal ein bisschen die Literatur wälzen...
* Jäger & Sammler *

stratocaster

Zitat von: sojka in 27. April 2006, 22:41:51
Bei "rich orange" handelt es sich um eine "quality mark". Mit Qualität hat das allerdings nicht viel zu tun. Nach 1800 (bis ca. 1850)wurden diese marks auf Knöpfe aus englischer Produktion quasi als "Verkaufsanheitzer" aufgestempelt. Ähnliche marks lauten "treble gilt, gilt, rich gold, extra gilt". Schwer zu sagen, ob der Knopf aus Englischer oder Amerikanischer Produktion stammt. Obwohl die Engländer schon führend in der Knopfproduktion (London & Birmingham) waren, gab es harte Konkurrenz von unseren transatlantischen Cousins.
Aber wem erzähl ich das eigentlich? Einem Knopfexperten?
Gruß, Sojka

So genau habe ich das auch nicht gewußt. Ist prima, dass wir alle das hier lesen können.  :super:
Nun haben ja sowohl die deutschen, wie auch die englischen und französischen Knopf-Hersteller die ganze Welt
beliefert. In Lüdenscheid kann man im Museum in einer Schautafel sehen, in welche Länder.
Selbst Knöpfe für das British Empire wurden in Lüdenscheid gemacht.
Ich vermute, dass mein 3ter von links sicher aus England kommt und für ein anderes Land gefertigt wurde.
Aber welches ?

Gruß  :hacker: :prost: :winke:
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sojka

Tut mir leid aber da bin ich überfragt. Aber auf Militaria-Messen wirst du mit Literatur über Uniformen (und auch deren Knöpfe) totgeschlagen. Ich neige dazu den Knopf auch im französisch-belgischen Raum anzusiedeln. Aber das beruht nur auf meinen Beobachtungen auf französichen Flohmärkten. Das Artillerie-Symbol mit den gekreuzten Kanonen findet man allerdings fast überall, zu Beispiel auch auf frühen amerikanischen Uniformknöpfen.
Ich schau mich noch mal bei meinen englischen Bekannten um.
Gruß Sojka
* Jäger & Sammler *

stratocaster

Hallo
noch mal zum Thema "Rich Orange" und "Treble Gilt", usw.:
Ich habe im Buch "The collectors encyclopedia of buttons" genau den Hinweis
von Sojka gefunden, nämlich, dass der Ausdruck "gilt" bei sehr dünn vergoldeten
Messing-Knöpfen verwendet wurde (in den USA) und zwar zwischen 1800 - 1865
Ab 1850 hat die Qualität sehr nachgelassen.

Gruß
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sojka

Für den Heimwerker:

Man nehme einen halben Liter Quecksilber, koche ihn mit einer 75Gramm Gold auf. Gut durchrühren!
(Die Mischung reicht für ca. 150 Knopfe oder, für den Anglophilen: 5 grains of gold per gross .) Hiermit bepinselt man die vorher sorgfältig gereinigten Messingknöpfe.
Das ganze kurz Ruhen lassen und dann noch mal bei ca. 600 Grad kurz im Ofen erhitzen.
Ergebnis: (single)- "gilt" Knöpfe
Dreimal wiederholen: "treble gilt"

Das Wort "orange" hatte zudem zu dieser Zeit noch erotische/exotische Konnotationen im Englischen, so dass man etwas BESONDERES an seiner Kleidung trug. Die Aussagekraft dieser "quality marks" ist aber etwa so stark wie das Wort "Profi-" bei Heimwerkerutensilien im deutschen Baumarkt.
* Jäger & Sammler *

sojka

Ach ja, das "gilt"-Verfahren wurde zwischen 1797 und 1800 in Birmingham entwickelt und wurde zunächst auch wegen des großen Markterfolgs streng geheim gehalten. Die ersten amerikanischen "gilt"-Knöpfe tauchen ab 1809/10 auf.
In den englischen Reihen muss es einen Veräter gegeben haben...
* Jäger & Sammler *

sojka

Verdammte Quecksilberdämpfe!
Die obengenannte Mixtur reicht für weit über 1000 Knöpfe, je nach Anzahl der Vergoldungen.
Ansonsten: 3,25g Gold für das Doppeldutzend (12x12Knöpfe)
* Jäger & Sammler *

huiwäller

Ein sehr informativer Beitrag; hat mir sehr geholfen.
Habe die letzte Woche neben drei "Kronenknöpfen"
auch eine "Scheibe" mit Ösenrest gefunden. Auf der
Seite mit dem Ösenrest steht oben: "Gilt" und unten
kann man die beiden Buchstaben "M" und "E" erkennen.
Ich dachte zuerst an eine Art Notgeld (gilt für 1 Bier  :-D o.Ä.), das als Knopf
Verwendung gefunden hatte. Nun weiß ich, was es ist.
Das Teil ist leider ziemlich vergammelt; die Vorderseite
blank. Material scheint Kupfer/Bronze zu sein.

Gruß


Hui