Hallo zusammen,
auf der Suche nach ein wenig Input stieß ich auf diese Doku:
Abenteuer Archäologie - Die Felsmalereien des San-Volkes - Die ganze Doku | ARTE (https://www.arte.tv/de/videos/072420-001-A/abenteuer-archaeologie/)
Ich fand es sehr spannend, dass die ältesten der südafrikanischen Malereien 30.000 Jahre alt sein sollen, also in etwa so alt wie einige der europäischen, es aber auch noch welche aus dem 19. Jahrhundert gibt und einige wenige Nachfahren der Künstler noch leben. Besonders interessant fand ich die Aussage eines Forschers: 'Die Kunst lässt sich nur mit ihrer Glaubenswelt verstehen!' Einfach aber naheliegend!
'Im Südosten Südafrikas haben Archäologen die weltweit größte Ansammlung von Felsbildern entdeckt: 35.000 Zeichnungen sind im gesamten uKhahlamba Drakensberg Park verstreut. Sie sind das Werk der San, auch Buschleute oder Buschmänner genannt, ein Volk von Jägern und Sammlern. Die Malereien zeugen von der mystischen Welt der ersten Geistheiler Südafrikas – der Schamanen.
Im südafrikanischen uKhahlamba Drakensberg Park gibt es etwa 35.000 Felsmalereien. Nirgendwo sonst auf der Welt finden sich prähistorische Kunstwerke in solcher Dichte. Angefertigt wurden die Bilder, deren älteste Exemplare vor etwa 30.000 Jahren und die letzten im 19. Jahrhundert entstanden, von den San, einem Volk von Jägern und Sammlern. Heute lebt nur noch eine kleine Gruppe von San in der Wüste der Nachbarländer Namibia und Botsuana. Mit ihrem Verschwinden ist auch das Wissen um die Bedeutung dieser über Jahrtausende entstandenen Malereien verloren gegangen. Welche Geschichte erzählen die San-Malereien? Welche Botschaft hinterließen ihre Schöpfer auf den Felsen? Nach jahrelangen Forschungsarbeiten ist es Archäologen endlich gelungen, die Zeichnungen zu entschlüsseln. Eine Tierdarstellung sollte sich als entscheidend für das Verständnis dieser Kunst erweisen: die Elantilope. Diese war eine Kreatur des San-Gottes Cagn und spielte eine vergleichbare Rolle in deren Religion wie die Taube für die Christen. Daneben versuchten die Archäologen herauszufinden, was die verschiedenen Mischwesen – halb Tier, halb Mensch – symbolisieren. Es entstand die Hypothese, dass es sich um sakrale Darstellungen handeln muss, nicht um Alltagsszenen. Weitere Belege für diese Vermutung lieferten die Neurowissenschaften, ein Forschungsfeld, das noch nie in der Archäologie bemüht wurde: Unter Berücksichtigung von Erkenntnissen aus der Neuropsychologie kamen die Archäologen zu dem Schluss, dass die Felsbilder Trancetänze darstellen, die eines der wichtigsten Rituale der San-Religion waren. Die Zeichnungen führten die Forscher letztlich in die mystische Welt der ersten Geistheiler Südafrikas – der Schamanen.'
(Quelle: ARTE)
Die Beschreibung der Doku von ARTE erscheint mir ein wenig fragwürdig, da nach meines sicherlich rudimentären Wissens auch die europäische Mischwesen ähnlich gedeutet werden und auch in Europa seit mindestens 25 Jahren die Neurowissenschaften zur Interpretation der steinzeitlichen Symbolik hinzugezogen werden.
Viele Grüße
Jondalar
Moin!
Ja, die Interpretationen sind fragwürdig, bzw. nicht belegbar. Da wird dann der Boden der Klarheit und Wahrheit wissenschaftlicher Inhalte verlassen und nicht überprüfbar interpretiert und spekuliert.
Ich habe selber Felsmalereien im südlichen Afrika dokumentiert und sie weit überwiegend als Widergabe der erlebten Umwelt empfunden. Wirklich komplexe Darstellungen, wie etwa Jagdszenen, sind darunter recht selten. Dazu gibt es einfache abstrakte Zeichen, wie auch hier in Europa.
Zuletzt gibt es außergewöhnliche Darstellungen wie die "weiße Dame", die allerdings ein Mann ist
https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fe_Dame
oder beispielhaft die sehr früh datierten Tierdarstellungen aus der Apollo 11-Grotte, die von Wolfgang Erich Wendt ergraben wurden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Apollo-11-H%C3%B6hle
Leider ist die kulturelle Tradition und damit auch jede authentische Interpretation der Bildinhalte im südlichen Afrika verloren gegangen. Auch die davon weit entfernten australischen Überlieferungen zu den dortigen Malereien erscheinen oft recht frei und fantasievoll interpretiert zu werden.
Spätestens durch die Kolonialisierung und die radiakale Trennung der Menschen von ihren Traditionen ist die Bildersprache der Vergangenheit überall von ihren Vermittlungsinhalten abgeschnitten worden.
Wir müssen damit Leben, dass die ursprüngliche Bild"sprache" der Menschheit verloren gegangen ist und wir sie mit unseren heutigen Methoden auch nicht mehr "wiederfinden" werden.
lG Thomas
Hallo Thomas,
vielen Dank für Deine fundierte Einordnung des ARTE-Beitrages und die spannenden links.
Mit diese Art von Dokus ist es ja immer so eine Sache. Einerseits können sie Impulse geben (ich beispielsweise kannte die Felsmalereien in Südafrika nicht) anderseits versprechen sie halt oft Sensationen und können das dann nicht einlösen oder aber berichten nicht differenziert...
Interessant auch Deine Gedanken zu den Bildeinhalten. In diesem Zusammenhang musste ich daran denken, dass auch in unserem Kulturkreis ja kaum noch jemand in der Lage ist ein mittelalterliches Bild, welches ja quasi 'vorgestern' entstanden ist, zu 'lesen'...
Viele Grüße
Jondalar
Ja so ist das, die BildSPRACHE der Vergangenheit ist uns heute nicht mehr vertraut. :winke:
lG Thomas