Hallo Forum! :winke:
Ein für den Niederrhein ungewöhnlicher Fundbeleg stammt aus einer umfangreichen Aufsammlung von Artefakten, von denen viele aus Rijkholtfeuerstein gefertigt worden sind. Häuptsächlich handelt es sich um Abschläge und vergleichsweise selten um Klingen als hergestellte bzw. weiter verwendete Grundformen.
Die Maße:
Länge insgesamt 5.4 cm. Breite der Schneidenpartie 4.4 cm
Die verwendete Grundform ist ein Abschlag aus Feuerstein der Varietät "Rijkholt" mit einer natürlich belassenen (Kortexerhaltung) und einer artifiziell intensiv zuretuschierten Schmalseite.
In der direkten Aufsicht ergeben sich eine "Nackenpartie" mit gegenständig angelegter "Schneidenpartie".
Der Schneidenverlauf ist, dem natürlichem Verlauf des Abschlags folgend, "aufgewippt", wechselseitig als schmaler Kanteverlauf zuretuschiert und an einigen Partien (wahrscheinlich rezent) ausgebrochen.
Das Stück erinnert an ein "Scheibenbeil" oder "tranchet". An denen ist die Schneide allerdings meist durch seitlichen Schlag durchlaufend gestaltet und nicht retuschiert.
Über mögliche Hinweise und Eure Einschätzung aus dem Forum würde ich mich freuen. :-)
Bild 1: Oberseite (Dorsalfläche); links die Nacken- und rechts die Schneidenpartie
Bild 2: Unterseite (Ventralfläche); links die Nacken- und rechts die Schneidenpartie
Bilder 3-6: Ansichten der retuschierten Schmalseite
Bild 7: Unteransicht der Schneidenpartie
Bild 8: Frontalansicht des Schneidenverlaufs
Bild 9: Ansicht der unbearbeiteten Schmalseite mit Kortexrest (die Schneidenpartie liegt links)
Bild 10: Frontalansicht der Schneidenpartie
Mögliche (!) Vergleichsstücke:
http://www.archeobase.be/tranchet_gratt_rsg.html
http://www.archeobase.be/trnanchet_tubize_egy.html
http://www.archeobase.be/tranchet_bois_tub.html
Hallo Thovalo :-)
Ich sehe deinen Fund nicht als Scheibenbeil, da normalerweise auf einem Scheibenbeil die beiden Längskanten retuschiert sind, und die Schneide unretuschert hinterlassen wird, damit sie so scharf wie möglich sein kann. :winke:
Vielleicht ist das irgendein "Behelfskonstrukt", zu was auch immer, aus einem Abschlag der grade zur Hand und übrig war :kopfkratz:
Gibt es irgend eine Datierung anderer der Funde von der Fundstelle ? :kopfkratz:
Der Fund steht in der Datierung im Zeitraum der späteren Michelsberger Kultur, erste Hälfte des 4., bis Spätneolithikum, zweite Hälfte 4./frühes 3. Jahrtausend v. Chr.
Vergesellschaftet ist der Fund mit Mengen großformatiger "Kratzer" an Abschlägen, sehr breit gestreuten Variatäten von Pfeilspitzen, Mengen an so genannten "Daumnagelkratzern", zahlreichen "Pfeilschneiden", reichlich Feuersteinbeilklingenbruch (Schneiden-, Medial -Nackenpartien, Abschläge, Kerne), Trümmer von Mahlsteinen, Schleifwannen, Schlagsteinen, Bearbeitungsresten von Rohfeuersteinknollen (Abschläge, Absplisse, Kernsteine) zwei Axtfragmenten usw.
:winke:
Ich finde es interessant und einen wirklichen Vorteil, dass über eingestellte Bilder ein distanzierterer eigener Blickwinkel möglich wird. So betrachtet ist das Stück ja recht intensiv bearbeitet und ergeben sich eher Merkmale, die der Funktionsweise einer Dechselklinge mit aufgewippter Schneidenpartie näher stehen, ohne das das Stück eindeutig als "Dechselklinge" anzusprechen wäre! :glotz: