Guten Tag!
Aktuell läuft ein Forschungsprogramm um die Sachkultur des späten Neolithikums am Niederrhein zu erforschen. Die Region liegt zwischen den Traditionen der "Gruppe von Stein" im Westen, der Trichterkeramik- und der Wartbergkultur im Osten.
Typishch sind insbesondere Pfeilschneiden, kleine Einsatzbeilklingen mit angeschliffenen und facettierten Langseiten, die weit überwiegend aus Felsgestein hergestlellt wurden, Grobgerätschaften, "ausgesplitterte Stücke" und verschiedene Formen von Pfeilspitzen.
In dieser Zeit wurden in der Fundregion die sogenannten Maaseier intensiver verwendet als in den Zeiten und Kulturen davor. Daneben wurden ausgetauschte Feuersteinvarietäten wie der "Ostbelgische" Feuerstein, der "hellgrau-Belgische" Feuerstein und der Feuerstein vom Rijkchotltyp weiter in die FUndregion ausgetauscht.
Inzwischen gibt es eine erste Publikation in die auch dieser Ort hier eingebunden worden ist. Die Keramik ist hart gebrannt, weist Standböden auf und die Randpartien der Gefäße sind im oberen Randumlauf mit Fingernageleindrücken akzentuiert. Dazu kommen auch Sonderformen der Riesenbecher. Insgesamt weiss man noch sehr wenig. Die sogenannten KRAGENRANDflaschen, die in allen Kulturen mit vertreten sind finden sich am Niederrhien bislang kaum, buzw. sind noch kaum identifiziert worden. Ich selber kenne dazu bislang nur einen einzgen Beleg. Aber da bin ich mir sehr sicher, dass nicht erkannte Stücke in Sammliungen vorhanden sind. Die KEramik ist Alles in Allem sehr unscheinbar.
lG Thomas :winke:
Zwei Kernasteine, der linke aus hellgrau-Belgischen Feuerstein der rechte aus einer sehr glasig fein homogen Feuersteinvarietät die ich nicht sicher zuordnen kann.
Das Nackenfragment einer kleinformatigen Einsatzbeilklinge mit angeschliffenen Längsseiten aus einem Feuerstien den ich nciht identifizieren kann.
Zwei Abschläge mit Retuschen in Fuktion von Kratzern, einmal aus Ostbelgischen Feuerstein, einmal aus hellgrau-Belgischen Feuerstein
Ein Grobgerät aus Lanaefeuerstein vom Rijckhotltyp mit kräftig retuschierter leicht einbiegender Langseite und einer grob einretuschierten Spitze mit der man etwas eintiefen, erweitern und ggf. auch eine Rille einziehen konnte ......
Länge 6.4 cm
Insgesamt besteht der Eindruck, dass sich in dieser Zeit eine regelmäßige an einer Typologie orientierte Steinbearbeitung noch auf Pfeilschneiden und Pfeilspitzen sowie auf "Dolchklingen" und Beilklingen bezieht, wobei z.B. die zeitzugehörigen Beilklingen aus Lousbergfeuerstein auch keine Schönheitspokal mehr gewinnen und die aus Tonschiefer ebenfalls recht bedarfsorientiert und ohne große Sorgfalt und Wert auf Symmetrie ausgearbeitet worden sind.
Euch noch weitere frohe Pfingsten
Thomas
Hallo Thomas,
das hört sich ja sehr interessant an!
Ist es in deiner Fundgegend generell durch alle Kulturstufen so das belgischer Feuerstein Verwendung fand oder
ist das eine spezifische Sache für die späten Neolithiker?
Die Werkzeuge der späten Neolithiker wurden ja noch recht qualitätvoll bzw. aufwendig hergestellt im Gegensatz zu den Artefakten
die dann während der BZ das ausklingen der "Steinzeit" markieren.
Wie sieht es damit auf diesen Siedlungsstellen aus?
Grüße
Peter
Zitat von: Furchenhäschen in 31. Mai 2020, 19:20:36
Hallo Thomas,
das hört sich ja sehr interessant an!
Ist es in deiner Fundgegend generell durch alle Kulturstufen so das belgischer Feuerstein Verwendung fand oder
ist das eine spezifische Sache für die späten Neolithiker?
Die Werkzeuge der späten Neolithiker wurden ja noch recht qualitätvoll bzw. aufwendig hergestellt im Gegensatz zu den Artefakten
die dann während der BZ das ausklingen der "Steinzeit" markieren.
Wie sieht es damit auf diesen Siedlungsstellen aus?
Grüße
Peter
Die Belgischen Feuersteinvarietäten sind erstaunlicherweise charakteristisch für den Verlauf des späten bzw. ausgehenden Neolithikums. Rijckholt kommt auch mit vor, aber nicht mehr dominant und nur wenn es mal was Größeres werden sollte, wobei man da gerne ältere Artefakte umarrangiert hat.
Qualitätsvoll sind nur noch Projektile und "Dolchklingen" hergestellt sonst gibt es im Rheinland dann nur noch solche "einfachen" Geschichten.
In der Bronze und Eisenzeit gibt es dann eine intensivere Nutzung der Maaseier. Das ohne große Regelhaftigkeit.
lG Thomas :winke:
Zitat von: thovalo in 31. Mai 2020, 16:46:37
Guten Tag!
Aktuell läuft ein Forschungsprogramm um die Sachkultur des späten Neolithikums am Niederrhein zu erforschen. Die Region liegt zwischen den Traditionen der "Gruppe von Stein" im Westen, der Trichterkeramik- und der Wartbergkultur im Osten.
Uups... irgendetwas hat mich gweckt! Sorry Stonies.
Hallo Thomas, wer forscht da und was ist die "Sachkultur"? Ich bin jetzt fast 70, da brauch ich manchmal Hilfe. Der Kopf wird auch nicht frischer. Die Bilder vermitteln mir vertraute Dinge. So sehen bei mir Kartons zur Freude meiner Frau aus. Allerdings sind das Sammelprodukte von vor 25 Jahren und älter. Ich habe allerdings noch nicht auf die Feuersteinarten geschaut. Stimmt aber: Auf vielen Plätzen lag viel grobes mit eindeutigen Gebrauchsretuschen. Eindeutig benutzte oder "geprobte" Maaseier lagen eher in alten Stellen (Hambacher Mesolithikum, Teverener = null). Zu den qualitätvollen Projektilen und Dolchklingen: Wir Matchos - da gaben wir uns schon immer Mühe. Aber die sind auch relativ klein und wurden bestimmt so gut geschützt wie unsere heutigen Schätzchen.
Fritz.
Schön ein Lebenszeichen von Dir zu haben lieber Fritz! :winke:
Hier die Literaturangabe (den Text gibt es auch als PDF-Datei im www)
Das 4. Jahrtausend in der Niederrheinischen Bucht
– erste Schritte auf dem Weg zur Kenntnis einer kaum fassbaren Epoche
Ingrid Koch, Silviane Scharl und Daniel Schyle
Fokus Jungsteinzeit. Berichte der AG Neolithikum. Band 6
Das 4. Jahrtausend
herausgegeben von Joanna Pyzel
ISBN 978-3-938078-22-8 ISSN 2191-2068
Danke Dir. Habe ich was zu lesen.
Fritz