Hallo zusammen,
in dem Beitrag
Ein für mich besonderer Fund (V): Mutmaßliches Rückenmesser (https://sucherforum.de/steinartefakte/ein-fur-mich-besonderer-fund-v-mutmassliches-ruckenmesser/)
hatte ich erwähnt, dass ich an der dort beschriebenen Fundstelle noch weitere kleine rückenretuschierte Klingen gefunden habe. Nachfolgend die Stücke, wobei ich mich frage, ob es sich dabei um spätpaläolithische Rückenmesserchen oder eher um rückenretuschierte mesolithische Mikrolithe handelt. Beide Zeitstellungen sind am Fundort sicher belegt. Gibt es Kennzeichen, anhand denen man die Unterscheidung treffen kann?
Von links nach rechts:
Länge: 27mm
Breite: max. 10mm
Dicke: 2,5mm
Gewicht: 1 gr.
Länge: 25mm
Breite: max. 8mm
Dicke: 2,5mm
Gewicht: <1 gr.
Länge: 17mm
Breite: max. 5mm
Dicke: 1,5mm
Gewicht: <1 gr.
Fundort: alle Landkreis Gifhorn
Viele Grüße
Jondalar
p.s.: Wünsche Euch schöne und nach den Regenfällen ja vielleicht auch fundreiche Feiertage!!!
Moin!
An dem linken, bräunlich gefäbte Stück fehlt noch etwas zur Spitze und zur Basis hin. Dann wäre dieser Fundbeleg zumindest länger als 3 cm. Das Fragment hat eine Tendenz zu einem Federmesser /Rückenspitze.
Der zweite helle Fundbeleg ist gleichfalls ein Medialfragment. Das ist schwer einzuschätzen. Die gebogene Schneide ist für die Funktion eines Rückenmessers etwas aus dem Schema, das eigentlich eine gerade schneidende Kante bevorzug um so eine einheitliche schneidende Wirkung mehrerer hintereinander gesetzter Rückenmssser zu erzielen.
Beim dritten, ganz rechten Exemplar, ist die akkurat gerade Rückenlinie charakteristisch für ein Rückenmesser. Das kleine Format lässt mich (!) eine Herkunft aus dem späten Paläolithikum ausschließen.
Das ist etwas Mesolithisches. Das Stück kommt aus meiner Sicht einem Rückenmesser am nächsten. Paläolithische Rückenmesser sind deutlich breiter und länger und meist an beiden Enden gebrochen, weil für deren Herstellung, aus einer längeren schmalen Klingen, mehrere Segmente als Rückenmesser gefertigt worden sind.
Im späten Paläolithikum und insbesondere im Mesolithium, werden dann ein oder beide Enden retuschiert, weil die Rückenmesser dann aus einzelnen Lamellen oder aus einzelnen schmalen, kleinen Klingen gefertigt worden sind. Die Endretuschen gewährten dabei einen gut passenden Anschluß an das nächst folgende Rückenmesser.
Aus meiner Perspektive kommt das dritte Fragment einem mesolithischen Rückenmesser nahe. Sicher sagen und belegen lässt sich das nicht.
Als Vergleichsbeispiel eine mesolithisches Rückenmesser aus NRW, lateral und beidendig retuschiert.
lG Thomas :winke:
Hallo Thomas,
vielen Dank für Deine detaillierte Einschätzung, die zusätzlichen Erläuterungen und die Fotos des mesolithischen Rückenmessers!
'Gefühlt' (Du wirst wahrscheinlich mit den Augen rollen ;) hätte ich das linke, braune Stuck auch dem Endpaläolithikum und das rechte, kleine Stücke dem Mesolithikum zugeordnet. Auf den spannenden Gedanken, dass das linke Stück das Fragment eines Federmessers oder einer Rückenspitze sein könnte, bin ich jedoch nicht gekommen. Für mich sehr plausibel, zumal der Bereich zur mutmaßlichen Spitze tatsächlich gebrochen aussehen könnte.
Vielen Dank und viele Grüße
Jondalar
Dann waren und sind wir doch absolut "einer" Meinung! :winke:
Die Vermischung von späten Paläolithikum und Mesolithikum aus Oberflächenbefunden ist im Übrigen die Regel, weil vermutlich zu beiden Zeiten dieselben naturräumlichen Voraussetzungen bevorzugt worden sind.
lG Thomas