Heute habe ich mich über sechs Stunden hinweg im Dunst von frisch ausgegossener Gülle auf schlecht abgeregneten gegrubberten Flurpartien vollkommen "platt" gelaufen. :platt:
Viele Funde waren es zwar nicht, doch die beiden ausgesuchten und hier abgebildeten bemerkenswerten "Stück(chen)" habe ich gleich nach dem Reinigen abgelichtet.
1. Eine Pfeilschneide mit enorm scharfen Schneidenverlauf aus einem bemerkenswerten "nordischen" Silex. Vielleicht kann Jemand von Euch etwas zu den Einschlüssen im Gestein sagen? Bryozoen?
Im quantittiven Fundaufkommen nähern sich die Pfeilschneiden auf den Fundarealen hier zunehmend der hohen Stückzahl der Belege von Pfeilspitzen an. Ob und wie die beiden Artefakttypen hier in chronologischer und kultureller Beziehung zueinander stehen, ist noch vollkommen ungeklärt.
Länge: 2.2 cm; Breite der Schneide: 1.6 cm; max. DM: 0.3 cm
2. Eine an einem Schmalende abgebrochene kleine schmale Klinge, gleichfalls aus einer wohl "nordischen" Silexvarietät von enorm homogener Materialqualität, an der möglicherweise noch Klebereste anhaften (optisch erscheinen die Anhaftungen, die sich an einem Schmalende und auch an zwei kleinen Partien entlang eines Scheidenverlaufs befinden, nicht als Eisenoxyde oder Mangananhaftungen).
Länge: noch 3.3 cm; max. Breite: 1.2 cm; max. DM: 0.3 cm
Fundort: ein großes und komplex strukturiertes neolithisches Siedlungsareal am Niederrhein
GlG thomas :winke:
Und hier die Klinge! :glotz:
Hallo thovalo :-)
Interessante Funde.
Die Einschlüsse im Querschneider sind, meines Wissens, keine Bryozoen, sondern eher natürliche Verfärbungen im Flint.
Die weissen Partien könnten kleine Reste von Seeschwämmen sein, wie man sie auch in nordischem Kreide- und Kalkflint kennt.
Damit auch gesagt, ja der Flint sieht irgendwie nordisch aus, jedenfalls "Kreidezeit-ähnlich" ! :kopfkratz:
Bei der kleinen Klinge hätte ich eine Frage:
Sehe ich das falsch, oder hat die klinge einen eher dreieckigen Querschnitt ?
Sieht so aus als sei da eine scharfe Kante, und eine, die vielleicht eine Abbruchfläche ist ? :kopfkratz:
(Auf den Fotos: Klebereste 2 und 3 rechts zu sehen)
:winke:
Lieber Wikinger: ich hab vor lauter Details die "normalen" Ansichten vergessen..... dreieckig ist der Querschnitt nicht!
So ein hoch qualtätsvolles Ausgangsmaterial haben wir hier am Niederrhein nur in den glazialen Ablagerungen .... deren nördlichste Verbreitungsgrenze zum Fundplatz in etwa 15 - 17 Kilometern Enternung liegt!
Der Blitz hat die Ansicht des Materials auf den ersten beiden hier angehängten Bildern zu sehr aufgehellt. Das dritte Bild und die im ersten Beitrag eingestellten bilder zeigen die richtige Farbgebung!
LG thomas
Das sehe ich jetzt, danke :super:
Ich hatte einen kurzen Augenblick einen "Stichelabschlagverdacht", deshalb die Frage ! :zwinker:
Ja, eine Mikroklinge / -lamelle ist es ja auf jeden Fall, der Bruch wirkt aber irgendwie zufällig ! :kopfkratz:
Sind die beiden kleinen Einkerbungen weiter unten auch zufällig, oder gibts drinnen mikroretuschen ?
:winke:
Tja, unter der Lupe sind an der spitz zulaufenden Kante mit dem dunklen Einlagerungsrest klar zwei kleinen Negative zu sehen, aber ob die intentionell angelegt sind !!!!
:glotz:
Zitat von: thovalo in 17. Juli 2010, 23:43:21
Tja, unter der Lupe sind an der spitz zulaufenden Kante mit dem dunklen Einlagerungsrest klar zwei kleinen Negative zu sehen, aber ob die intentionell angelegt sind !!!!
:glotz:
Tja, wenn das so ist, könnte ja da das bei uns sogennante (und etwas fehlweisende) Verfahren der
Mikrosticheltechnik angewandt worden sein !
Bei Peter Vang Petersen: "Flint fra Danmarks oldtid" ist das noch illustrativ beschrieben, aber du kennst es sicherlich schon.
Kenn ich nicht!!!!! Bin doch hier im Rheinland!!!!!!!!!! :kopfkratz:
Hallo Thovalo,
kennst schon, aber unter anderem Namen. Früher nannte man die Kerbreste Mikrostichel. Wie man heute weiß, eine Fehlinterpretation.
(Die Dänen brauchen noch etwas Zeit. :-D)
Zitat von: fuchs in 18. Juli 2010, 10:20:44
Hallo Thovalo,
kennst schon, aber unter anderem Namen. Früher nannte man die Kerbreste Mikrostichel. Wie man heute weiß, eine Fehlinterpretation.
(Die Dänen brauchen noch etwas Zeit. :-D)
:narr:
Ja, ich weis ja auch nicht, warum sie immernoch diesen Ausdruck brauchen, da fehlt wohl ein neues Wort dafür ! :zwinker:
Zitat von: Der Wikinger in 17. Juli 2010, 23:40:52
Das sehe ich jetzt, danke :super:
Ich hatte einen kurzen Augenblick einen "Stichelabschlagverdacht", deshalb die Frage ! :zwinker:
Ja, eine Mikroklinge / -lamelle ist es ja auf jeden Fall, der Bruch wirkt aber irgendwie zufällig ! :kopfkratz:Sind die beiden kleinen
:winke:
Hallo,
soweit das Foto eine Aussage möglich macht schliesse ich mich der Meinung an, der Bruch ist vom Material her vorgegeben, wurde jedoch meiner Ansicht tendenziell genutzt, heisst mit entsprechendem Stichelschlag verfeinert. Die Aussage treffe ich, was das Foto optisch für mich hergibt.
Gruß
Harkonen
Zitat von: thovalo in 17. Juli 2010, 23:43:21
Tja, unter der Lupe sind an der spitz zulaufenden Kante mit dem dunklen Einlagerungsrest klar zwei kleinen Negative zu sehen, aber ob die intentionell angelegt sind !!!!
:glotz:
Hallo,
ich denke schon, macht ja sonst keinen Sinn
Gruß
Harkonen
Ergo ein möglicher MIKROSTICHEL ..... und dann gehört er in das Mesolithikum!?
Zitat von: thovalo in 18. Juli 2010, 14:58:39
Ergo ein möglicher MIKROSTICHEL ..... und dann gehört er in das Mesolithikum!?
Hallo Thomas,
grrrrrrrrrrrrrrr, Du bringst aber auch manchmal so grenzwertige Sachen :kopfkratz:ist schon wirklich sehr schwer richtig einzuordnen und zu beurteilen.
Bei uns im Süden würde ich ausgehend vom Material das Stück wieder eher nicht ins Mesolithikum setzen.Grübel grübel und studier..............
Gruß
Harkonen
Also der Fundplatz von dem das Stück stammt, datiert ganz klar entweder in das späte Jung- oder bereits in das späte Neolithikum......
dort haben sich Einflüsse aus allen Himmelsrichtungen vermischt :kopfkratz:
Hallo Thomas,
der Begriff Mikrostichel stammt aus einer Zeit, wo jeder kleine Abschlag Mikrolith genannt wurde. Inzwischen ist man sich seit langem einig, dass es sich um Kerbreste handelt. Kerbreste sind Produktionsabfälle, keine Werkzeuge.
Hier mal zwei Schemazeichnungen aus Wikipedia:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/61/Microburil_1.png/220px-Microburil_1.png
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/f7/Microburil_5.png/220px-Microburil_5.png
Die Kerbreste unterscheiden sich wesentlich von deiner Klinge:
Sie besitzen eine Art Spitze. Dabei ist die eine Kante nach dorsal retuschiert (vom Anlegen der Kerbe). Die andere Kante weist eine glatte Spaltfläche auf (stichelähnlich, deshalb früher die falsche Interpretation).
Im Gegensatz zum Stichel war der damalige Steinschläger immer bemüht, den Trennschlag so zu führen, dass die Spaltfläche schräg nach ventral verläuft. Dadurch konnte der so vorgeformte Mikrolith leichter retuschiert werden.
Lieber Fuchs!
Danke Dir für Deine Mühe!!!!
Erstmal ist und bleibt das nach Deinen Ausführungen wohl eine Klinge an der etwas Dunkles anhaftet! :winke: