Liebe Leute,
hier kommt ein weiterer Abschlag ein einer ungewöhnlichen Form, der Schlagfläche, Negative, Bulbus besitzt. Hier ist wieder ein Negativ auf der Dorsalfläche stark konkav nach oben gekrümmt, der Stein hat also eine ziemliche Ähnlichkeit zu diesem anderen Stein, den ich am gleichen Strand gefunden habe:
https://sucherforum.de/steinartefakte/kleiner-ungewohnlicher-abschlag-mit-retuschen
Der hier vorgestellte Stein ist stärker abgerollt, ob retouchiert oder nicht, ist für mich noch schwerer erkennbar, da lege ich mich lieber nicht fest. Allerdings gibt es an der distalen "Spitze" des Steins einen sogenannten Stichelschlag (wenn ich das richtig interpretiere) und weitere Absplisse, die die Spitze nochmal spitzer machen... und die Kante ist im Spitzenbereich wieder durch Absplisse in der Breite reduziert, ganz ähnlich wie bei dem anderen Stein mit Steckenbleiber im Negativ, https://sucherforum.de/steinartefakte/kleiner-ungewohnlicher-abschlag-mit-retuschen.
Was meint ihr zu dieser Ähnlichkeit und zu dem, was ich hier Stichelschlag nenne?
Viele Grüße,
Sven
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und hier noch Details von der Spitze des Steins...
Guten Abend Sven,
ich traue mir nicht zu, dein Stück zu beurteilen, meine aber eine gewisse Ähnlichkeit zu den 'Curved tip beaked burins - Parrot Beak Burins' auf dieser Seite zu erkennen:
https://www.donsmaps.com/hamburgian.html
Vielleicht kannst du mal selber vergleichen und schauen ob das wohl hinkommt.
Viele Grüße
Michael
Hi Michael,
"Krombekstekers (niederländisch), Curved tip beaked burins (englisch), Zinken (dänisch / deutsch)
Ist es das?
LG
Jan
Moin Jan,
ja, ich musste aufgrund der langgezogenen und zur Seite gebogenen Spitze an einen 'Zinken' denken. Ob es aber wirklich zutrifft kann ich bei dem stärker abgerollten Stück nicht sicher beurteilen. Sven schreibt ja selber:
ZitatDer hier vorgestellte Stein ist stärker abgerollt, ob retouchiert oder nicht, ist für mich noch schwerer erkennbar, da lege ich mich lieber nicht fest.
Viele Grüße
Michael
Moin, Michael und Jan,
ich hänge hier mal ein Foto an, das ich im Museum in Kopenhagen gemacht habe :-D . ("Flint tools from reindeer hunters camp at Solbjerg / Lolland, Hamburg Culture, 12200 BC"):
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Die Form meines Steins ist diesen Werkzeugen tatsächlich ziemlich ähnlich. Bei den tools aus Lolland und auch bei den Abbildungen auf der von Michael verlinkten Seite scheint mir aber die "Arbeitsspitze" meist noch stärker herausgearbeitet zu sein, also mit Retuschen, die die gesamte Form deutlich stärker verändert haben. Während bei meinem es eher kleinere Retuschen wären.
Aber ich freue mich natürlich sehr, dass das möglicherweise ein sehr altes Werkzeug sein könnte! Wenn ich es richtig verstanden habe, dann wurden solche Werkzeuge von den Rentierjägern der jüngeren Altsteinzeit noch benutzt, aber im Mesolithikum dann nicht mehr (?).
Viele Grüße,
Sven
ZitatWenn ich es richtig verstanden habe, dann wurden solche Werkzeuge von den Rentierjägern der jüngeren Altsteinzeit noch benutzt, aber im Mesolithikum dann nicht mehr (?).
Moin Sven,
die Geräte wurden von den Rentierjägern der Hamburger-Kultur genutzt um Späne aus Geweihen zu trennen um diese dann zu Nadeln und ähnlichem weiterzuverarbeiten.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Nachfolgekulturen es sich dann einfacher gemacht haben. Die Geweihe wurden zerschlagen und dann geeignete Splitter aus den Trümmern genommen und zurecht geschliffen.
Viele Grüße
Michael