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Lesefunde => Steinartefakte => Thema gestartet von: queque in 11. August 2014, 12:34:07

Titel: Michelsberger Kratzer
Beitrag von: queque in 11. August 2014, 12:34:07
Tach zusammen,

das Getreide ist runter, aber die Stoppeln stehen noch. Die Sucherei ist noch entsprechend mühselig. Tatsächlich konnte ich gestern ca. drei Stunden suchen. Der erste Fund - ein Kratzer - kam in den ersten zehn Minuten zum Vorschein. Er ist intensiv genutzt worden und entspricht von der Größe her und im Material dem Michelsberger Erscheinungsbild (Rijckholtfeuerstein / 6cm x 3,7cm x 1cm). Im Gegensatzt zu den anderen Kratzern ähnlicher Größe von dieser Fundstelle scheint es, als sei die Arbeitskante an der Bulbuspartie angelegt worden. Charakteristisch ist der "Zipfel", der durch den Gebrauch an der Arbeitskante entstanden ist.

LG
Bastl
Titel: Re:Michelsberger Kratzer
Beitrag von: Nanoflitter in 11. August 2014, 19:46:18
Die "Arbeitskante" am "Bulbusende" ist nicht wirklich geschickt ausgearbeitet. Auch die Retuschen an der konvexen Laterale sind eher Handschutzretuschen gewesen. Viel besser als Arbeitskante erscheint mir die im ersten Bild linke Lateralschneide, somit wäre die Bezeichnung
Klinge wohl geeigneter. Aber ich kann mich auch täuschen. Man sollte es in der Hand haben. ...

Gruss...
Titel: Re:Michelsberger Kratzer
Beitrag von: queque in 11. August 2014, 20:52:19
Hallo Nanoflitter,
Danke für deine Gedanken. Tatsächlich gibt es in Michelsberger Kontexten Geräte mit mehreren Funktionen, also welche, mit denen sowohl geschnitten als auch gekratzt wurde. Eine unterschiedlich steile Retuschieren sowie verschiedene Glamzbildungen weisen darauf hin.
Für das gezeigte Teil trifft das nun allerdings m. E. nicht zu. Die lateralen Retuschen sind wohl eher als Formbildungs-  bzw. Schäftungsretuschen zu verstehen.  Ethnologische Vergleiche weisen darauf hin, daß diese Geräte in Holz oder Geweih geschäftet waren, wodurch Fingrschutzretuschen sinnlos wären.
Dass die Arbeitskante an der Bulbusregion angelegt wurde, ist eigentlich sinnvoll, weil diese besonders stabil bzw. massiv ist. Die  Zerrüttungen legen nahe, daß mit diesem Gerät wohl keine Häute oder Felle entfleischt wurden, sondern dass damit Holz oder Geweih bearbeitet wurde.
Die charakteristische Ausformung mit zentralem "Zipfel", der von zwei konkaven Einbuchtungen flankiert wird,  ist für Abschlags- und Klingenkratzer michelsberger Zeitstellung anscheinend nicht ungewöhnlich.
LG
Bastl
Titel: Re:Michelsberger Kratzer
Beitrag von: Nanoflitter in 11. August 2014, 21:07:30
Die Einbuchtungen wären also für die Schäftung gearbeitet. Ok, macht Sinn. Du hast es aber richtig erkannt, mein Geschreibsel ist im Moment mehr Gedanke, als Wissen. :-) Vielleicht wird's ja noch...  :kopfkratz: irgendwann...

Gruss...