Moin, zusammen,
im Gegensatz zu Abschlägen, Klingen, Schabern/Kratzern oder auch Kernsteinen, die man im norddeutschen Raum eher häufiger findet, scheint es den Werzeug-Typus, von dem ich euch dieses Mal ein Exemplar vorstelle, hier nicht so häufig zu geben. Das zumindest spiegelt meine Erfahrung wider. Es handelt sich um ein verhältnismäßg kleines
ausgesplittertes Stück, von dem ich in 45 Jahren gerade mal zwei Stück finden konnte: Dieses eine inmitten meines größten, mesolithischen Fundplatzes, das andere 45 Kilometer entfernt in Küstennähe im endneolithisch/bronzezeitlichen Kontext.
Das Stück besteht aus fein gebändertem, gräulich-bläulichem, braun gesprenkeltem Flint. Die Schneide ist deutlich herausgearbeitet, was für eine Verwendung dieses Gerätes als Keil- bzw. Spalt-Werkzeug spricht (wozu ausgesplitterte Stücke ja auch verwendet wurden), und zwar vermutlich für das Spalten von Knochen, Geweih und/oder Holz. Da das Proximalende vollkommen ohne Blessuren ist, halte ich eine Schäftung dieses Gerätes für naheliegend.
Hier die Daten des ausgesplitterten Stücks:
- Fundgebiet: Nördliches Schleswig-Holstein
- Länge: 43,1 mm
- Breite: 16,8 - 26,1 mm
- Dicke: max. 12,7 mm
- Gewicht: 18 g
Viele Grüße und ein schönes Weihnachtsfest wünscht euch allen
Frank :prost:
Die Definition eines ausgesplitterten Stückes sagt etwas komplett anderes, wobei ich nicht ausschließen möchte, daß dieses Stück als Meißel verwendet werden sollte. LG
Moin,
Euch allen erstmal ein schönes Weihnachtsfest und tolle Funde in diesem und dem kommenden Jahr!
Ich glaube Gesundheit, Frieden wo auch immer, sowie politische Vernunft sind in diesen Zeiten große Wünsche aber die Hoffnung sollten wir nicht verlieren...
Ich hätte auch nicht an ein ausgesplittertes Stück gedacht, vielleicht ein Einsatz" Beil" , Dechselchen, oder sowas....aber nur so als Gedanke...
Euch von Herzen schöne Feiertage!
Viele Grüße :prost:
Moin Frank,
auch ich hätte das Stück wegen der fehlenden Absplissnegative am Proximalende nicht als ausgesplittertes Stück, sondern als kleines Kernbeil angesprochen. Würde auch in den mesolithischen Kontext passen.
Liebe Grüße und ein ruhiges, besinnliches Weihnachten
Holger
Moin,
Danke für den interessanten Thread.
Meine Meinung zu "Ausgesplitterten Stücken" (...im meso – neolithischen Norden).
Angesicht der im Norden vorliegenden Kern- und Scheibenbeile, die i.d.R. eindeutige Charakteristika / Merkmale
aufweisen, ist es opportun, Stücke ohne diese typischen Merkmale "Ausgesplitterte Stücke" zu benennen.
Das Kind muss halt einen Namen haben.
Gruß
Jürgen
Hallo Frank,
ein spannender Fund. Erst auf den zweiten Blick ist mir aufgefallen wie winzig der Fund ist. Auf jeden Fall ein richtig schöner und ästhetischer Fund.
LG Fischkopp
Hallo, Nanoflitter,
Zitat von: Nanoflitter in 22. Dezember 2025, 21:55:51Die Definition eines ausgesplitterten Stückes sagt etwas komplett anderes, wobei ich nicht ausschließen möchte, daß dieses Stück als Meißel verwendet werden sollte. LG
dank dir für deine Anmerkung. Im Hahn habe ich diese Definition für "ausgesplitterte Stücke" gefunden (Quelle: Archaeologica Venatoria. Joachim Hahn. Erkennen und Bestimmen von Stein- und Knochenartefakten. Einführung in die Artefaktmorphologie. Herausgegeben von Hansjürgen Müller-Beck. Band 10. 1991, 2. Auflage 1993. Redaktion: Jürgen Waiblinger, Gerd Albrecht. S. 248 - 249.):
"In der Längs-, selten auch in der Querachse weisen diese Stücke ventral und dorsal flache, stufig- oder angelförmig endende Negative auf. Ein Ende oder beide Enden können zudem flach bis scharf sein, deshalb bezeichnet man diese Stücke oft als meißelartige Geräte oder Holhlmeißel (KLIMA 1968; LINDNER 1960). Ein Ende kann auch eine gerade Fläche, z. B. ein Bruch sein, die bei stärkerer Aussplitterung neben den flachen Narben oft eine kurze, stufig bis angelförmige endende, übersteilte Grundretusche trägt."Und wenn ich diese Definition auf das hier vorgestellte Stück anwende, dann meine ich durchaus viele Parallelen zu finden. Aber möglicherweise ist diese Definition aus dem Jahr 1993 längst überholt und es hat sich mittlerweile eine neue etabliert, die ich noch nicht kenne. Magst du so nett sein und deine, gerne mit Quellenangabe, einmal zum Besten geben, bitte?
Viele Grüße
Frank
Hallo, Marc,
Zitat von: Merle2 in 22. Dezember 2025, 22:40:53Euch allen erstmal ein schönes Weihnachtsfest und tolle Funde in diesem und dem kommenden Jahr!
Ich glaube Gesundheit, Frieden wo auch immer, sowie politische Vernunft sind in diesen Zeiten große Wünsche aber die Hoffnung sollten wir nicht verlieren...
dank dir vielmals, das wünsche ich dir, und allen hier im Forum, ebenfalls! :super:
ZitatIch hätte auch nicht an ein ausgesplittertes Stück gedacht, vielleicht ein Einsatz" Beil" , Dechselchen, oder sowas....aber nur so als Gedanke...
Dein Gedanke ist alles andere als abwegig und mehr als legitim. Tatsächlich möchte ich das auch nicht vollkommen ausschließen, ich tendiere jedoch aktuell eher zu einem ausgesplitterten Stück (s. meinen Kommentar zu Nanoflitters Beitrag). Wenn ich deine und auch die Anmerkungen all jener, die sich bisher zu diesem Fundstück geäußert haben, richtig zusammenfasse, dann sind wir uns wenigstens alle hinsichtlich der Funktion dieses Gerätes einig: Es wurde aller Wahrscheinlichkeit nach meißelartig genutzt, wobei 100-prozentig richtig vermutlich der Begriff "beitelartig" wäre.
Viele Grüße
Frank
Moin, Holger, altes Haus!
Zitat von: Danske in 23. Dezember 2025, 08:27:14auch ich hätte das Stück wegen der fehlenden Absplissnegative am Proximalende nicht als ausgesplittertes Stück, sondern als kleines Kernbeil angesprochen. Würde auch in den mesolithischen Kontext passen.
zumindest lt. Hahn sind Absplissnegative am Proximalende keine Voraussetzung für ein ausgesplittertes Stück. Aber wie ich schon schrieb: Vielleicht fehlen mir hier schlicht ein paar aktuellere Infos. Und was das Kernbeil angeht: Das Gerät ist aus einem Abschlag gefertigt und auf der Ventralseite auch ziemlich flach. Ich würde es daher eher als Scheibenbeil ansprechen, sollte es am Ende doch kein ausgesplittertes Stück sein.
Lange Rede, gar kein Sinn: Ich werde dieses Stück bei nächster Gelegenheit einem Facharchäologen vorlegen und an dieser Stelle über das Ergebnis berichten.
ZitatLiebe Grüße und ein ruhiges, besinnliches Weihnachten
Dank dir, Holger, das wünsche ich dir ebenso! :prost:
Liebe Grüße zurück
Frank
Moin, Jürgen,
Zitat von: StoneMan in 23. Dezember 2025, 13:16:14Danke für den interessanten Thread.
da bin ich ganz bei dir und bedanke mich bei dir für deine Anmerkungen und allen, die ihre Meinung zu diesem Stück schon kundgetan haben. :super:
Viele Grüße
Frank
Hallo, Fischkopp,
Zitat von: Fischkopp in 23. Dezember 2025, 17:14:32ein spannender Fund. Erst auf den zweiten Blick ist mir aufgefallen wie winzig der Fund ist. Auf jeden Fall ein richtig schöner und ästhetischer Fund.
das stimmt, riesig ist das Teil nicht und nett anzusehen ebenfalls, wie ich finde. Was man auf den Fotos eher nicht erkennen kann und was ich völlig vergessen habe zu erwähnen, ist, dass es allseitig mit Politurglanz überzogen ist.
Viele Grüße
Frank
Zitat von: Neos in 23. Dezember 2025, 19:54:29Hallo, Nanoflitter,
dank dir für deine Anmerkung. Im Hahn habe ich diese Definition für "ausgesplitterte Stücke" gefunden (Quelle: Archaeologica Venatoria. Joachim Hahn. Erkennen und Bestimmen von Stein- und Knochenartefakten. Einführung in die Artefaktmorphologie. Herausgegeben von Hansjürgen Müller-Beck. Band 10. 1991, 2. Auflage 1993. Redaktion: Jürgen Waiblinger, Gerd Albrecht. S. 248 - 249.):
"In der Längs-, selten auch in der Querachse weisen diese Stücke ventral und dorsal flache, stufig- oder angelförmig endende Negative auf. Ein Ende oder beide Enden können zudem flach bis scharf sein, deshalb bezeichnet man diese Stücke oft als meißelartige Geräte oder Holhlmeißel (KLIMA 1968; LINDNER 1960). Ein Ende kann auch eine gerade Fläche, z. B. ein Bruch sein, die bei stärkerer Aussplitterung neben den flachen Narben oft eine kurze, stufig bis angelförmige endende, übersteilte Grundretusche trägt."
Und wenn ich diese Definition auf das hier vorgestellte Stück anwende, dann meine ich durchaus viele Parallelen zu finden. Aber möglicherweise ist diese Definition aus dem Jahr 1993 längst überholt und es hat sich mittlerweile eine neue etabliert, die ich noch nicht kenne. Magst du so nett sein und deine, gerne mit Quellenangabe, einmal zum Besten geben, bitte?
Viele Grüße
Frank
Den Hahn hab ich auch. In "Altsteinzeit von A bis Z" von Lutz Fiedler, Gaelle Rosendahl und Wilfried Rosendahl von 2011 findet sich folgendes:
"Ausgesplittertes Stück, pièce esquillée, ein Abschlag oder Klingenfrag-
ment, das an beiden Enden oder gegenüberliegenden Kanten bifacielle Ab-
splissnegative trägt. Ausgesplitterte Geräte sind nicht durch eine intentio-
nale Formgebung entstanden, sondern durch ihre meißelartige Benutzung
(Abb. Ausgesplittertes Stück). Das Auftreffen des Klopfsteins auf einem
Ende und der Widerstand des zu spaltenden Materials (Elfenbein, Kno-
chen, Holz) erzeugten auf dem gegenüberliegenden Ende die Aussplitte-
rungen. Allerdings sind auch bei der intentionalen Zerlegung sehr spröder
Silices (Quarz, Bergkristall u. a.) in der sogenannten bipolaren Kerntechnik
Formen entstanden, die den ausgesplitterten Stücken gleichen."
Wichtig ist hier nicht durch Zurichtung, sondern durch Gebrauch entstanden und die Absplisse finde ich bei dem gezeigten Stück auch nicht. Wie gesagt, auch als alles andere ein schönes Artefakt. LG
Zitat von: Neos in 23. Dezember 2025, 20:19:25zumindest lt. Hahn sind Absplissnegative am Proximalende keine Voraussetzung für ein ausgesplittertes Stück. Aber wie ich schon schrieb: Vielleicht fehlen mir hier schlicht ein paar aktuellere Infos. Und was das Kernbeil angeht: Das Gerät ist aus einem Abschlag gefertigt und auf der Ventralseite auch ziemlich flach. Ich würde es daher eher als Scheibenbeil ansprechen, sollte es am Ende doch kein ausgesplittertes Stück sein.
Moin Frank,
Aussplitterungen am Proximalende habe ich nur deshalb erwähnt, weil, wie Nano schon geschrieben hat und wie es bei Lutz Fiedler zu lesen ist, ein Kennzeichen ausgesplitterter Stücke bifacielle Absplissnegative an beiden Enden oder den gegenüberliegenden Kanten sind. Zumindest sollte dann die der schneidenartig zugerichteten Seite gegenüberliegende Seite, also hier das Proximalende, Absplissnegative aufgrund des Auftreffens des Klopfsteins haben.
Das schöne Stück hat natürlich eine Ventralfläche, hab meine Brille wohl nicht aufgehabt :schaem: Wenn es also ein Beilchen ist, dann ein Scheibenbeil. Bei der Größe könnte ich mir auch eine beitelartige Schäftung des Stücks vorstellen.
Bin gespannt, was der Fachmann zu dem interessanten Fundstück sagt. Auf jeden Fall mal wieder was Besonderes von dir, aber was soll ich sagen, das sind wir ja von dir gewohnt. :zwinker:
Liebe Grüße in den Norden
Holger