Hier ein kleines, schön geschliffenes Steinartefakt aus dunklem Material. welchem Zeitalter ist dies Stück wohl zuzurechnen und wofür könnte man es wohl verwendet haben ?
Provenienz : Südwesteuropa, Pyrenäenumfeld
Gruß
St. Subrie
:-)
Sieht schwerstens nach Jade(it) aus!
Gehört demnach zu den alpinen Grüngesteinen!
http://www.cerimes.fr/articles/article_3287/jade
(Französisch kannste ja! :zwinker: )
Monte Viso (Piemont) und Monte Beigua (bei Genua) sind die einzigen bekannten europäischen Vorkommen.
Gehören zu einem exquisiten Kreis internationaler hoch exotischer Exportartikel.
Es sind Zeichen der Verbindung und Verbundenheit bestimmter kultischer Traditionen durch ganz Europa hinweg.
Die einzelnen Exemplare wurden über 1.000 (eintausend) Jahre hinweg von Generation zu Generation weiter gegeben.
Gingen oft über den Golf von Morbihan und die Rhône.
Interessant und ganz wichtig ist die eingeschliffene Linie.
In Deiner Umgebung noch recht gleichmäßig verbreitet ........ aber manche Stücke gelangten bis nach Dänemark z.B: Insel Zeeland,
bis Irland und Großbritannien.
Dein Exemplar gehört zwar nicht zu den direkt als "Prunkbeilklingen" bezeichneten großen und dünnen Formen aus Jade.
Das Stück ist aber dennoch auch eher dem zeremoniellen Bereich zuzuordnen.
Eigentlich gehört noch ein zweites "Gegenstück" mit dazu"!
Bei mir liegt eine gleichfalls kleinere Ausführung einer der ältesten ausgetauschten Formen des Typs "Durrington" aus Eklogit vom Monte Viso, das ich hier in meinem Ort bei der Anlage eines Regenwasserrückhaltebeckens in senkrechter Aufstellung, den Nacken in den Boden gesteckt, dokumentieren und bergen konnte. Diese Beilklinge hier stammt aber aus der Frühzeit dieser Tradition und diese Stücke waren meist vergleichbar klein. Das Stück hier ist über 1.000 Kilometer Entfernung ausgetauscht worden.
Der Beleg eines zweiten Exemplares vom Typ "Puy" fand sich ca. 25 Kilometer entfernt direkt am Rheinlauf.
Dieses stammt aus Material vom Monte Viso und hat noch 5 direkte Geschwisterbeilklingen aus ein- und demselben Gesteinblock die in Frankreich und an der Mosel gefunden worden sind.
Auch wenn Du unschuldig gefunden und gefragt hat,
das was Du hast wäre mir viel mehr wert als jede Goldmünze!
lG Thomas :winke:
PS:
ganz wichtig ist jetzt Deine Beschreibung der Auffindungssituation!
die Regel ist:
Fundplatz liegt immer in der Nähe eines Gewässers, Bach, Fluss, See, Meer
oder
in einem Tumulusgrab oder einer Höhle ............
GOIL!
Glückwunsch.
Hallo,
sehr schön,
als weitere Besonderheit, noch dazu mit beidseitiger Schneide!!
Unter meiner, mittlerweile auf einige hundert Stück dieses Werkzeugtyps angewachsene Sammlung befindet sich ein einziges Stück mit ebenfalls beidseitiger Schneide.
Da wäre die Schäftungsfrage hochinteressant, evtl. war eine wechselseitige Verwendung angestrebt bzw. möglich. Eine Schneide, dies wohl der Form geschuldet, immer etwas schmäler als die andere.
Grüße
Peter
Zitat von: Furchenhäschen in 27. Februar 2014, 17:33:09
Hallo,
sehr schön,
als weitere Besonderheit, noch dazu mit beidseitiger Schneide!!
Unter meiner, mittlerweile auf einige hundert Stück dieses Werkzeugtyps angewachsene Sammlung befindet sich ein einziges Stück mit ebenfalls beidseitiger Schneide.
Da wäre die Schäftungsfrage hochinteressant, evtl. war eine wechselseitige Verwendung angestrebt bzw. möglich. Eine Schneide, dies wohl der Form geschuldet, immer etwas schmäler als die andere.
Grüße
Peter
Wow, Peter, fein gesehen! :glotz:
Das ist eine Variante die in Italien vorkommt.
Klarer Beleg des Austauschs von Prestigestücken im cirkumalpinen Umkreis!
Herkunft am ehesten vom Monte Viso!
Immer wundervoll so etwas zu sehen! :prost:
Zitat von: thovalo in 27. Februar 2014, 17:26:05
:-)
Dein Exemplar gehört zwar nicht zu den direkt als "Prunkbeilklingen" bezeichneten großen und dünnen Formen aus Jade.
Das Stück ist aber dennoch auch eher dem zeremoniellen Bereich zuzuordnen.
Eigentlich gehört noch ein zweites "Gegenstück" mit dazu"![/b]
das könnte zwar möglicherweise unter Umständen zutreffen, ist aber in diesem Fall durch nichts beleg- und beweisbar.
Es ist eine vage Vermutung oder Annahme!
Es handelt sich letztendlich um einen Lesefund. :friede:
Gruß
Peter
Zitat von: Furchenhäschen in 27. Februar 2014, 17:47:17
das könnte zwar möglicherweise unter Umständen zutreffen, ist aber in diesem Fall durch nichts beleg- und beweisbar.
Es ist eine vage Vermutung oder Annahme!
Es handelt sich letztendlich um einen Lesefund. :friede:
Gruß
Peter
Klar, schriftliche Quellen gibt es nicht.
Es ist die Exotik, der extreme Aufwand zum Schleifen dieses enorm zähen Materials und die enorme Verbreitung der meist unbenutzten Stücke und deren extrem lange Weitergabe die einen solchen Schluß nahe legen!
Inzwischen gibt es reiche Literatur und viele wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse dazu!
Guten Abend,
vielen Dank für die überraschenden Informationen, das ist sehr interessant und beeindruckend !
Zur Herkunft dieses Stücks ( und anderer Objekte) habe ich in unserem Keramikforum folgendes geschrieben :
"Nachdem die Arbeit unseres Kulturvereins sich im Tal (Südwesteuropa) herumgesprochen hat, bekommen wir aus der Bevölkerung hin und wieder Objekte aus Familienbesitz angeboten, öfters dann, wenn der Sammler verstorben ist und bei den Hinterbliebenen wenig Interesse besteht. Bei den Stücken handelt es sich durchwegs um Material aus dem Tal, meist bei der Arbeit auf Feldern und in den Weinbergen geborgen, manchmal erfahren wir auch den genauen Fundort. Es handelt sich um Keramik, Steingerät und Fossilien, nur sehr selten um Metallobjekte wie Münzen. Ich möchte nach und nach einige dieser Objekte hier vorstellen und erhoffe natürlich Meinungen und Informationen zu ihrer Natur."
Ab Mitte kommender Woche werde ich für kurze Zeit wieder vor Ort im Südwesten sein und dann versuchen, mehr über die Herkunft des Beilchens zu erfahren. Laßt uns hoffen, daß der Finder sich bester Gesundheit erfreut und Auskunft über Fundort und -umstände geben kann. Ich weiß zur Zeit nicht einmal, um wen es sich genau handelt, kenne nur den Familiennamen, um Zustiftungen zur Sammlung des Vereins kümmert sich ein einheimischer Freund.
Das Jadeit-Beil wird mit Sicherheit einen Platz in unserer neuen, zweiten Ausstellungsvitrine finden, die, im Rathaus unseres Dörfchens aufgestellt, zunehmend Interesse auch bei den Menschen der umliegenden Dörfer findet, darunter viele der Grundeigentümer, die uns das Begehen ihrer Felder und Weingärten erlaubt haben.
Ich wäre Euch sehr dankbar für Vorschläge, wie ein kurzer erläuternder Text zum Objekt in der Vitrine aussehen könnte. Alle weiteren Informationen werden in die noch zu erstellenden Dokumentation zum Objekt aufgenommen werden.
Viele Grüße
St. Subrie
Klasse Vorhaben!
Der Fundbeleg ist also ein älterer Fund mit noch nicht näher geklärter Herkunft bzw. Fundumständen.
Das kann spannend werden!
Die annähernd rechteckige Form ist ungewöhnlich und könnte eher jünger datieren.
Ist das schalerer Ende wirklich auch scharf wie die breitere Schneide geschliffen?
Der Fundbeleg sieht kaum nach einer tatsächlichen Verwendung bzw. tatsächlich nicht unbedingt gebraucht aus!
Diese längliche Kerbe taucht auch an großen Beilklignen auf.
Das ist eine wirkliche Besonderheit!
Es ist meist kein Problem Piérre Petrequin selber mal eine mail oder einen Brief mit einem Bild oder mehreren Ansichten des Objekts zukommen zu lassen! In der Regel antwortert er darauf ganz gerne.
Centre national de la recherche scientifique Laboratoire de Chrono-ocologie, UFR Sciences
Adresse:
16, Route de Gray
25030 BESANCON Cedex
FRANKREICH
lG Thomas :winke:
Auch das schmalere Ende ist scharf geschliffen.
Hier ein älterer, aber interessanter Artikel aus dem Spiegel, der zumindest einen allgemeinen Eindruck verschafft
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/geheimnisvolle-kult-beile-statussymbole-der-steinzeit-a-477917-3.html
Und hier eine wissenschaftliche Arbeit zum Thema
http://www.steinzeitwissen.de/neolithikum/steinartefakte/jadeitbeilklingen/prunkbeilklingen-im-rheinland
Dem Autor und dem Furchenhäschen Dank für die Identifizierung des Stückes.
Hallo,
und dankeschön,
anbei noch ein sehr sehr guter Artikel zum Thema aus der academia Edu mit dem Titel:
Göttliches Grün – Ein Stückchen Alpen in Sachsenmore
by Rengert Elburg
als PDF zum Download vorliegend.
hier der Link dazu:
https://www.academia.edu/2610845/Gottliches_Grun_-_Ein_Stuckchen_Alpen_in_Sachsen
Grüße
Peter
Zitat von: Furchenhäschen in 28. Februar 2014, 09:33:41
Hallo,
und dankeschön,
anbei noch ein sehr sehr guter Artikel zum Thema aus der academia Edu mit dem Titel:
Göttliches Grün – Ein Stückchen Alpen in Sachsenmore
by Rengert Elburg
als PDF zum Download vorliegend.
hier der Link dazu:
https://www.academia.edu/2610845/Gottliches_Grun_-_Ein_Stuckchen_Alpen_in_Sachsen
Grüße
Peter
Rengert Elburg spricht in seinem Text sogar von
................. "heiligen Gegenständen"
Moin St. Subrie, moin @ll,
Glückwunsch zu dem Beilchen. :Danke2: Schöner Erfolg der Arbeit eures Kulturvereins :super:
Hier ein weiterer Artikel der Dich interessiert, weil es eben doch auch ohne die genauen Umstände wichtig ist
und Aufmersamkeit gebührt.
Zitat aus dem Artikel:
"Einzelfunde ohne archäologischen Zusammenhang und unbekannten Fundortes besitzen in der Regel
kaum noch wissenschaftliche Aussagekraft. Aufgrund des ungewöhnlichen Materials erscheint die eingehendere
Betrachtung im Fall des Halberstädter Beils aber doch als lohnend."
Weiter lesen... hier. (http://www.lda-lsa.de/landesmuseum_fuer_vorgeschichte/fund_des_monats/2008/januar/)
Gruß
Jürgen
Moin nochma :-D
dieses Video habe ich auch noch in meinen Favoriten gefunden:
http://www.cerimes.fr/articles/article_3287/jade
Viel Spaß :winke:
Gruß
Jürgen
Ein sehr interessanter und informativer Artikel, vielen Dank Jürgen ! Was das Zitat betrifft, so finde ich einige Gedanken darin wieder, es gibt eben nicht nur Schwarz und Weiß, sonder viele Töne dazwischen.
Dein Video hatte Thovalo weiter oben bereits gebracht. Hier unten leicht zu übersehen.
Gruß
St. Subrie
:-)
Ich hab nochmal ne Bitte!
Kannst du das Stück mal direkt, nah und gerade der Längsseite entlang aufnehmen?
Die breite Schneidenpartie wirkt auf manchen Bildern leicht aufgewippt und der Nacken leicht hoch gezogen.
Ich habe in der Literatur bislang kein direkter Vergleichsstück gefunden.
Das Objekt hat ja eine erstaunlicherweise nicht konsequent überschliffene Schmalseite.
lG Thomas :winke:
In den italienischen Ausstellungskatalogen die ich habe konnte ich kein direktes Vergleichsbeispiel finden.
Die Form erinnert an eine dechselartig geschliffene Klinge.
Sind die Seiten streng gerade geschliffen oder leicht gewölbt?
Die Jadeitstücke mit mehr oder weniger geraden Längsseiten haben eine breite Bandbreite ....... die wirken am ehesten hoch variabel,
je nachdem was die Grundform her gegeben hat.
Der Katalog zeigt einen italienischen "Hortfund" aus Asti D´Amiano darunter auch ein annähernd rechteckiges Stück.
Die originale Klinge die auf dem buch liegt hat in diesem Hort eine absolut identisch gearbeitete und gleich große Form des Typs "Durrington". Bis auf eine Klinge bestehen alle Stücke aus Eklogit vom Monte Viso.
Das Original ist bei Düsseldorf in kultischer Deponierung mit dem Nacken in den Boden gesteckt gefunden worden
(Eklogit vom Monte Viso / Lagerstätte Oncino Bulé)
Das Exemplar ist im Bereich von Schneide und Nacken leicht aufgewippt.
Je mehr man sich damit beschäftigt, umso intensiver wird das Gefühl für die polierte Klinge in der Hand, unvergleichlich, weicher als Samt. Ich denke langsam, daß auch für die Menschen des Neolithikums dieses schwer zu beschreibende, ungewöhnliche Gefühl zum Faszinosum Jade beitrug.
Hier also die von Thomas gewünschten Fotos der Längseiten bei leider schlechtem Kunstlicht. Falls gewünscht könnte ich morgen weitere Tageslichtaufnahmen machen.
Wißt Ihr, woran mich die Fotos erinnern ? An Fotos aus dem Windkanal zum Testen windschüpfriger Formen. Aber seht selbst.
Moin,
@ St. Subrie,
damit Dir der Lesestoff nicht ausgeht... :dumdidum:
https://www.academia.edu/1954923/Zwischen_Atlantik_und_Schwarzem_Meer_Die_grossen_Beile_aus_alpinem_Jadeit_im_5._und_4.Jt._v.Chr
https://www.academia.edu/936357/Haches_alpines_et_haches_carnaceennes_dans_lEurope_du_Ve_millenaire
https://www.academia.edu/2284916/Uber_die_Grenzen_hinweg_Zur_symbolischen_Bedeutung_von_Axten_Beilen_und_Kupfer_im_mitteleuropaischen_Jungneolithikum
https://www.academia.edu/2150194/Une_imitation_de_hache_alpine_type_Begude_a_Buthiers-Boulancourt_Seine-et-Marne_au_debut_du_Ve_millenaire
:winke: Jürgen
Zitat von: St. Subrie in 28. Februar 2014, 20:43:09
Je mehr man sich damit beschäftigt, umso intensiver wird das Gefühl für die polierte Klinge in der Hand, unvergleichlich, weicher als Samt. Ich denke langsam, daß auch für die Menschen des Neolithikums dieses schwer zu beschreibende, ungewöhnliche Gefühl zum Faszinosum Jade beitrug.
Hier also die von Thomas gewünschten Fotos der Längseiten bei leider schlechtem Kunstlicht. Falls gewünscht könnte ich morgen weitere Tageslichtaufnahmen machen.
Wißt Ihr, woran mich die Fotos erinnern ? An Fotos aus dem Windkanal zum Testen windschüpfriger Formen. Aber seht selbst.
Die leicht aufgewippte Bearbeitungsweise von Schneide und Nacken ist die selbe!
Dann denke ich war das scharfe Nackenende keine bewusst angelegte Schneide sondern ist ein Phänomen des Bearbeitungsschemas.
Sowas kommt auch an Dechselklingen vor.
Zitat von: thovalo in 01. März 2014, 05:32:17
Die leicht aufgewippte Bearbeitungsweise von Schneide und Nacken ist die selbe!
Dann denke ich war das scharfe Nackenende keine bewusst angelegte Schneide sondern ist ein Phänomen des Bearbeitungsschemas.Sowas kommt auch an Dechselklingen vor.
Hallo Thomas,
da muss ich leider widersprechen!
Die Herstellung von Beil-und Dechselklingen erforderte handwerkliches Geschick und auch eine große Kunstfertigkeit am Material Stein.
Letztendlich war die Herstellung dieser Felsgesteingeräte eine reine Routinearbeit im Alltag der neolithischen "Steinschmiede", sie beherrschten ihr Metier und brachten über Jahrhunderte gesammelte Erfahrung mit ein .
Diese Doppelschneiden wurden nun aber wirklich bewusst hergestellt, dass hatte man im Herstellungsprozess sehr wohl im Griff und hat mit einem Bearbeitungsschema nun wirklich nichts zu tun. Die Herstellung von geschliffenen Werkzeugen war mehr oder weniger ziemlich Zeitintensiv und da die Arbeitsprozesse bzw. Fortschritte am Werkstoff langsam von statten gingen konnte man die Formgebung sehr wohl bewusst steuern, da war nichts dem Zufall überlassen, außer das Werkstück zerbrach.
Das kontrollierte Herstellen von nahezu
normenhaften Werkzeuggrundformen der ,,Felsgesteingeräteindustrie" bestätigt mehr oder weniger die bewusste Herstellung einer doppelschneidigen Variante!!
Letztendlich hätte der Hersteller des Artefakts auch im Nachhinein die Möglichkeit gehabt, die zweite, schmälere Schneide, falls wie Du schreibst unbeabsichtigt geschehen, nachträglich zu stumpfen um ein evtl. Schäftungsproblemchen zu umgehen!
Hier einmal mehr das in der laufenden Diskussion aus der Doppelschneidigkeit des Artefakts bisher außer Acht gelassene Schäftungsproblemchen, dass noch nicht angesprochen wurde.
Grüße
Peter
Hallo,
noch ein Vorschlag meinerseits:
Zu diesem wohl doch als Sonderform zu bezeichnenden Felsgesteinwerkzeuges würde ich versuchen den Jürgen Weiner zu kontaktieren.
Im neuen Floss schreibt er schliesslich über neolithische Beilklingen und ist der Spezialist auf diesem Gebiet.
Übrigens, nur am Rande, ist im Floss auf der Seite 829 auch eine doppelschneidige Querbeilklinge, allerdings aus Feuerstein, fast mit Vollschliff abgebildet.
Vielleicht kann möglicherweise Thomas den Kontakt herstellen.
Gruß
Peter
Hallo zusammen,
ohne Zweifel ein sehr schönes und rares Stück! Allerdings wäre es sinnvoll, innerhalb der Fundregion einen Archäologen zu suchen, der etwas dazu sagen kann.
Hier kann seriöserweise lediglich festgestellt werden, dass es sich höchstwahrscheinlich um alpines Grüngestein handelt. Weiter lässt sich vermuten, dass die Rille intentionell ist.
Peter hat natürlich Recht mit der Feststellung, dass beide Schneiden intentionell angelegt wurden. Quer- und Parallelbeile besitzen in aller Regel einen entsprechend zugerichteten Nacken und eine Schneide. Doppelschneiden sind selten und werden i.d.R. als Sonderformen, nicht als Werkzeuge angesprochen.
Interessant wäre die Information, ob die Schneidensäume scharf geschliffen sind oder eine intentionelle Verrundung besitzen.
Ein wirklich schönes Stück aus alpinem Jadeitit (einem Hochdruck-Metamorphit). Einige Artikel in "Archäologie in Deutschland", Heft 2/2012, beschäftigen sich mit dem Thema "Prunkbeile".
Viele Grüße
Sprotte
Moin,
hier dann auch der Link zu AID --> http://www.aid-magazin.de/Heft-2-2012.3035.0.html
Auf der Site ist auch eine Leseprobe (http://www.aid-magazin.de/fileadmin/user_upload/Zeitschrift/Einzelheft_Jahrgang_2012/Heft_02_12/AiD_212_Zum_Reinblaettern.pdf) :glotz:
Gut aufgepasst Sprotte, :super: das Heft liegt mir vor - empfehlenswert!
Gruß
Jürgen
Zitat von: CF in 02. März 2014, 08:01:17
Interessant wäre die Information, ob die Schneidensäume scharf geschliffen sind oder eine intentionelle Verrundung besitzen.
Die Schneidensäume, gehe ich recht in der Annahme, daß es sich um die Art der Gestaltung der Schneidenränder an den Längsseiten des Beilchens handelt ?
Gruß
St. Subrie
Hallo St. Subrie,
gemeint ist die Schneidenkante. Arbeitsgeräte besitzen scharfe Schneiden, stumpfe (intentionell gerundete) Schneiden weisen auf symbolische Funktion hin.
An den Schmalseiten!
Also den Enden!
Allerdings teile ich die Ansicht nicht, dass es sich um zwei Schneidenpartien handelt.
Aus meiner Sicht steht diese Ausbildung mit der leicht geschwungenen asymmetrischen Bearbeitungsweise der einen Breitseite in Beziehung.
Ich habe hier eine kleine Dechselklinge vorliegen die gleichfalls zwei scharfe Kantenverläufe an den Schmalenden aufweist.
Dabei handelt es sich einmal um die Schneide und einmal um den Nacken auch wenn der Saum der Nackenpartie schmal und schafkantig ausgearbeitet worden ist.
Bei dem Dir vorgelegten Fundbeleg handelt es sich allein aufgrund der mir (noch) nicht ein zweites mal absolut gleichartig bekannten Formgebung um eine Sonderform. Dazu das spezielle und nur an besonders schwer erreichbaren Höhenfundplätzen erreichbare Ausgangsgestein.
Die bearbeiteten Gesteinstücke wurden durch Feuersetzen gewonnen.
Die abgesprengten Stücke haben charakteristische Sprungformen wenn die großen Felsblöcke beim Abkühlen zerspringen.
Diese "Grundformen" bestimmen nicht wenig auch die weiteren Bearbeitungsformen.
Deren Umriss ist oft "schalenförmig" geschwungen".
Das war an diesem Stück vermutlich auch der Fall, sodass, wie auch an dem hier bei mir liegenden Original, Nacken und Schneidenpartie
leicht aufgeschwungen ausgeführt worden sind. Die letzte Bilderfolge zeigt die geschwundene Seitenansicht ganz hervorragend. Dieses Phänomen ist an den Kleinformen unter anderen auch Kleinformen des Typs "Durrington" charakteristisch.
An der Dir vorgelegten, zumindest entfernt an eine Dechselklinge erinnernde rechteckige Grundform, wurde der Nacken durch das Überarbeiten sehr dünn und scharfkantig ausgearbeitet ohne die zwingende Absicht eine zweite Schneidenpartie auszubilden.
Das ist zumindest eine von mehreren Erklärungsmöglichkeiten.
lG Thomas :winke:
PS: die Dechselklinge stelle ich heute Abend auch in Bildern mit ein
Der Ansprechpartner in Südfrankreich ist Piérre Pétrequin
Die Adresse ist ja schon gleich am Anfang mit eingestellt worden.
Wenn Jemand etwas dazu sagen kann und dann noch auf die Fundregion bezogen dann er selber.
Hallo,
na ja, wie dem auch sei,
anbei habe ich mal auf die Schnelle (vorerst) zwei Beispiele einer Beilklinge und Dechselklinge mit jeweils zwei Schneiden gefunden.
Die Beilklinge ist ziemlich abgearbeitet, die beiden Schneiden durch Gebrauch ziemlich gestumpft, allerdings ist die Zweischneidigkeit immer noch sehr gut erkennbar.
Grüße
Peter
Hallo,
und hier ein weiteres Beispiel für eine Dechsel mit beidseitiger Schneide.
Grüße
Peter
aus meiner Sicht ist die mögliche Verwendung zweier gegenseitiger Schneiden an einem Werkzeug durchaus vorstellbar. Es bedarf beim Einsatz derselben bloss zweier genau gefertigter Einsatzstücke, die am Schaft leicht ausgetauscht werden können. So kann die gerade nicht verwendete Schneide geschützt sein.
Diese intensionelle schräg angelegte Kerbe beschäftigt mich sehr. Vorstellbar wäre ein negatives Gegenstück im Futter worin ein stabförmiger Einsatz die Dechsel arretiert.
LG Augustin
eine zweischneidige Angelegenheit jedenfalls...
Ihr liebe Leut,
bin im Aufbruch begriffen und werde ab morgen Abend für einige Tage wieder in "Südwest" sein. Melde mich von dort, weil ich gerne noch auf meine unterschiedlichen Erfahrungen mit örtlicher Archäologie eingehen möchte.
Was ich aber bei sehr begrenzten "Steinkenntnissen" schon jetzt ganz und garnicht nicht verstehe, ist folgendes :
Das Beilchen ist 52 mm lang und es wiegt exakt 12, 77 g Wie kann man da überhaupt an ein Werkzeug denken, diese geringe Gewicht schließt doch jede halbwegs brauchbare Einwirkung auf einen Werkstoff wie z. B. Holz aus. Da wäre vermutlich eine Schäftung schwerer als das Beilchen selbst. Müßte man da nicht an so etwas wie ein Miniatur-Abbild eines "normal" großen Beils denken, zu welchem Zweck auch immer ? Oder auch ganz einfach an eine Funktion als Schabewerkzeug ?
Was die Schneidenkanten an den Enden der Schmalseiten betrifft, so beobachtet man in seitlicher Draufsicht folgendes : Die vier Kanten nach oben sind gerundet, die vier Kanten nach unten ( auf Seiten der auffälligen, wohl intentionellen Scharte) deutlich schärfer gearbeitet. Dreht man das Stück herum, ist das Ergebnis natürlich umgekehrt.
Zur möglichst genauen Fundortbestimmung werde ich in den nächsten Tagen mit der Familie der, wie ich jetzt hörte, verstorbenen Finderin reden.
Beste Grüße
St. Subrie
Hallo.
Ich persönlich kann mich bei solchen Stücken mit Statussyymbolen oder Grabbeigaben an besten anfreunden :smoke:
Hier ist eines von mir , wo ich mir sicher bin das damit arbeiten unmöglich ist .
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,40966.0.html
Mfg Fredi
Hallo,
anbei habe ich 3 Dechselklingen auf der Küchenwaage liegen,
eine mit 5 gr., die nächste mit 8 gr. und die dritte mit 28 gr.
allesamt weisen mehr oder weniger starke Gebrauchsspuren auf.
Soviel zum Thema Grabbeigaben und dergleichen?!
Es handelt sich rein formell um Dechselklingen, was damit angefangen wurde wissen wir nicht,
ja,
weil keiner von uns dabei war! :-D
Nur Fakten zählen, alles andere wäre rein Spekulativ.
Grüße
Peter :winke:
Dere .
Für mich sieht das eher wie rezente Beschädigungen aus .
Nicht wie Gebrauchsspuren :glotz:
Das Stück von Subrie hat keine , und die meine auch nicht .
Mfg
Zitat von: Kelten111 in 04. März 2014, 18:16:53
Dere .
Für mich sieht das eher wie rezente Beschädigungen aus .Nicht wie Gebrauchsspuren :glotz:
Das Stück von Subrie hat keine , und die meine auch nicht .
Mfg
Aber Meister, :zwinker:
ich seh die Stücke vor mir liegen,
es sind 3 unterschiedliche,
a bisserl was solltest mir schon glauben. :winke:
Zitat von: thovalo in 27. Februar 2014, 17:26:05
...........
Interessant und ganz wichtig ist die eingeschliffene Linie.
Angeblich wurde mit der eingeschliffenen Linie die Beilklinge
vor der Niederlegung (symbolisch) unbrauchbar gemacht.
Man nahm sie sozusagen aus einem vielleicht kultischen Kreislauf heraus.
Ob das von allen Archäologen so interpretiert wird, weiß ich nicht. Nachzulesen in ,,Jungsteinzeit im Umbruch". Katalog zur damaligen Ausstellung im Landesmuseum Karlsruhe.
mfg
Wie bei der Bundesbahn?
Stress wenn man die Fahrkarte nicht entwertet?
OK - schon gut.
Jan
Hallo,
zum Thema Miniaturdechsel gibts ja in der einschlägigen Fachliteratur nicht sehr viel zu lesen aber doch recht ausführlich wird das Thema hier behandelt:
http://www.steinzeitwissen.de/beile-axte-und-andere-holzbearbeitungswerkzeuge/dechselklingen-aus-dem-alteren-neolithikum
Grüße
Peter