Hallo zusammen, ich habe wieder ein Kernbeil gefunden, von der Fundstelle, bei der ich meistens bin.
siehe: https://sucherforum.de/steinartefakte/kerngerat-mit-fragezeichen/msg493054/#msg493054
Ein paar kleine Beifunde folgen noch.
Liebe Grüße
Anke
Ups. Da sind 2 falsche Dateiformate reingerutscht. Hier die fehlenden Bilder und noch von der Nackenperspektive aus.
LG
Anke
Moin Anke,
meinen Glückwunsch zu diesem formvollendeten Kernbeil!
Es wurde offensichtlich aus einer passend dünnen/dicken Flintplatte gearbeitet,
wie die beidseitigen Cortexreste zeigen.
LG
Jan
Moin Anke,
ein feines Kernbeil und ein schöner Fundbeleg, Glückwunsch. :super:
Die Ansichten von Schneide und Nacken zeigen m.E. nach ein Kernbeil mit rhombischem Querschnitt.
Liebe Grüße
Holger
Hallo neolithi,
toller Fang! Bin immer wieder fasziniert wie klein die Teile sind. Ich denke man hatte seiner Zeit viel Ausdauer bei der Holzbearbeitung und war mit solchen Formaten wohl auch sehr genau mit der Arbeit.
Danke fürs Zeigen
LG Fischkopp
Danke für eure Antworten!
@Fischkopp:
Das stimmt, deutlich größere Kernbeile habe ich auch noch nicht gefunden. Nun mögen die gefundenen aber auch schon ein Weilchen benutzt und durch Nachschärfung kürzer geworden sein.
Aber ich vermute, dass man mit den Kernbeilen auch keine richtig dicken Bäume gefällt hat, sondern eher schlankere Stämme verarbeitet hat.
Ich habe mal Bilder von einem indigenen Volk gesehen, welches mit solchen Beilen Bäume in Schulterhöhe fällt. Sah ungewohnt aus, die vielen Baumstümpfe in Schulterhöhe im Wald.
Das waren, wenn ich mich recht erinnere, auch eher schlanke Bäume, die sie gewählt haben.
HG
Anke
Hallo, Anke,
auch von mir herzlichen Glückwunsch zu diesem klassischen Kernbeil! :Danke2:
Magst du vielleicht noch dessen Breite und Gewicht mit uns teilen? Und ist es eher 11 oder eher 13 cm lang?
Viele Grüße
Frank
PS: Soll ich die beiden Links zu den irrtümlich verlinkten PDFs einmal entfernen?
"PS: Soll ich die beiden Links zu den irrtümlich verlinkten PDFs einmal entfernen?"
Ja, mach das gern.
Maße und Gewicht kommen noch.
Liebe Grüße
Anke
Lieber Frank,
hier Gewicht und Maß dieses Kernbeils: 201gr. schwer, 11,4cm lang, 4,7cm breit und 3,1cm hoch.
(Wie ich dich kenne, interessieren dich diese Werte auch bei dem Kernbeil: https://sucherforum.de/steinartefakte/mal-etwas-eindeutiges-kernbeil/
Deshalb habe ich es gleich mitgemessen: 184gr schwer, 12,1cm lang, 3,8cm breit und 3,4cm hoch.) :-D
Liebe Grüße
Anke
ZitatAber ich vermute, dass man mit den Kernbeilen auch keine richtig dicken Bäume gefällt hat, sondern eher schlankere Stämme verarbeitet hat.
Moin Anke,
in Irian Jaya / Papua Neuguinea -wo vergleichbare Steinäxte bis heute benutzt werden- hat man das mal genauer untersucht und festgestellt, dass Baumstämme bis zu einem Durchmesser von 10 cm viel effektiver mit kleinen, schlanken Äxten gefällt werden können als mit schweren Fälläxten.
Meist dann quer als Dechsel geschäftet. Und die Bäume, wie von dir beschrieben, etwa in Schulterhöhe abgehackt wenn im Stehen gearbeitet wurde. Der Einschlag erfolgte dabei nicht seitlich sondern von oben.
Viele Grüße
Michael
Moin,
Liebe Anke Du schreibst:
"Das stimmt, deutlich größere Kernbeile habe ich auch noch nicht gefunden.
Nun mögen die gefundenen aber auch schon ein Weilchen benutzt und durch Nachschärfung
kürzer geworden sein.
Ich vermute, dass man mit den Kernbeilen auch keine richtig dicken Bäume gefällt hat,
sondern eher schlankere Stämme verarbeitet hat."
Da würde eine seriöse Beschäftigung mit der letzten mesolithischen Kulturstufe im von Fischerei,
Muschelsammeln und Wirtschaft an zerküfteten Küsten ein anderes Bild ergeben.
Mit den Kern- und besonders die noch kleineren Scheibenbeilen wurden in großer Zahl Bäume gefällt und,
was dem noch die Krone aufsetzt, Stämme für die Boote bearbeitet, also ausgehöhlt.
Diese auf Nutzung der Ressourcen, die die Ostsee mit ihren Lagunen, Insel(chen) etc.
hat diesbezüglich viele archäologische Befunde erbracht. Besonders die Marinearchäologie
an Stätten wie Tybrind Vig, Ronaes Skov und viele andere mehr zeigen dies.
Ich konnte dabei sein, wie ein solches Stammboot im Museum von Silkeborg von einem
Museumsarchäologen (nach-)gebaut wurde - das war schon sehr viel Arbeit, aber es ging
Durch die tektonisch Absenkung der Küstengebiete (etwa ab südlich von Aarhus) sind viele
Siedlungsplätze unter Wasser geraten und teilweise für die Forschung noch gut erhalten.
Diese unter Wasser liegenden Plätze wurden über lange Zeiträume vom Seegras überwuchert und geschützt.
Ein in reenter Zeit eigesetztes Seegrasterben brachte die Gefahr, diese Stätten zu erodieren.
An einigen Plätzen in SH, MVP und DK wurden mit großem Aufwand diese Hinterlassenschaften dokumentiert und
die Artefakte geborgen. Besonders der Professor (emeritus) Sören H. Andersen vom Museum
Moesgard (DK) hat über einige dieser Plätze publiziert. Das erste Werk war über Ronaes skov in
dänisch. Die folgenden Bände dann allgemein verständlicher in englischer Sprache geschrieben.
Es müßte auch deutschsprachige Publikationen geben (aber das ist für mich eine Fremdsprache,
die ich erst erlernen mußte.)
LG
Jan
Vielen Dank, Jan, für deine interessanten Ausführungen.
Ist das unbedingt ein Widerspruch zu meinen Vermutungen?
Ich glaube nicht. Einbaum-Boote brauchten natürlich dicke Baumstämme. Aber wenn man sonst Holz brauchte, hat man doch bestimmt lieber die jungen Bäume gefällt, um sich das Leben nicht unnötig schwer zu machen, oder ist das abwegig? 🤔
Liebe Grüße
Anke
ZitatMit den Kern- und besonders die noch kleineren Scheibenbeilen wurden in großer Zahl Bäume gefällt und, was dem noch die Krone aufsetzt, Stämme für die Boote bearbeitet, also ausgehöhlt.
Hallo Jan,
mir ist noch nicht ganz klar warum man dann später so großen Aufwand, insbesondere für das Schleifen, in die Herstellung der großen neolithischen Beile investiert hat, wenn doch das Fällen und Bearbeiten auch größerer Stämme mit den einfachen Kern- und Scheibenbeilen möglich war. Diese konnte man ja eben mal so in ein paar Minuten zuschlagen, nichts gegen die Stunden oder Tage die die Herstellung eines geschliffenen neolithischen Beiles erforderte.
Mir fallen spontan nur zwei Erklärungen ein:
- Wandel der Vegation durch Klimawandel hin zu deutlich stärkerer Bewaldung als im Mesolithikum, die dann doch effektivere Werkzeuge erforderte.
- Nachahmung von metallenen Beilen, die aus dem Süden importiert wurden.
Viele Grüße
Michael
Hi,
Man muß das Werkzeug, die Beile hier, im Kontext ihrer Kultur(stufe) betrachten -
die lagen nicht im Baumarkt zur Auswahl ausgepreist nebeneinander.
Von den Machern und Verwendern der Kernbeile wissen wir nicht einmal wie sie
wohnten. Mir ist keine nachgewiesene 'Hütte' bekannt.
Geblieben sind die Anhäufungen von Muschelschalen (Kökenmödding) mit weiterem
Abfall wie Knochen und anderen nicht verrotteten Hinterlassenschaften (Hundeskelett).
Erhalten haben sich Teile der Boote und nicht zu vergessen, Teile der Paddel, die wohl auch aus einem
Stamm, der die Breite des Paddelblattes hatte, gebeitelt wurden.
Soweit zur Erteböllekultur.
Der Sprung zur nächsten Kulturstufe, hier im Norden, der Trichterbecherkultur,
verläßt die Gewässernähe und muß für die Viehwirtschaft Land roden und
urbar machen. Mit Sicherheit hat hier wohl eine Zuwanderung auch mit Vieh, stattgefunden.
Diese Kulturstufe (TBK) kommt mit dünnblattigen und dünnackigen
Beilen daher, die an Feinheit im Oberflächenschliff nicht zu überbieten sind.
Im Vesthimmerlandsmuseum sind solche dünnen Beile auch in ca. 50 cm Länge und
mehr in großer Zahl ausgestellt. Vielleicht wurde im flintreichen Gebiet
auch für (Tausch-)Handel gearbeitet? Wir wissen es nicht.
Diese 'Überlängen' sind mit Sicherheit nicht für den Einsatz sondern als Prunk gemacht worden.
Eine platte Erklärung für diese fragilen Statussymbole und kulturellen Meisterleistung
kenne ich nicht.
Gegen Ende der TBK, zur Einzelgrabkultur hin, tritt diese Akkuratesse zurück.
Die EGK-Beile sind typischerweise nicht mehr als unbedingt nötig überschliffen.
Auch ändert sich die Schäftung, die Beilklingen sind nun dicknackig und
werden am dicken Ende ganz vom Schaft umfasst.
Aus archäologischer Sicht kann man diese typischen Entwicklungen wahrnehmen und
registrieren. Eine einfache Formel wie Vegetation oder Klimawandel (um Deine
Vorschläge zu verwenden) erklärt dies nicht und gar Metalle für Beilblätter
waren damals noch lange nicht in Sicht.
Mir ist auch der Übergang von der überaus sorfältigen TBK-Tradition zu der
eher pragmatischen EGK-Werkzeugherstellung ein Rätsel.
Ich hoffe, mit diesen Ausführungen auf Deine Fragen eingegangen zu sein.
Mir sind in archäologischen Zusammenhängen offene Fragen lieber als
unbeweisbare platte Behauptungen - selbst wenn sie scheinbar plausibel daherkommen.
LG
Jan
Guten Abend Jan,
vielen Dank für deine ausführlichen Erläuterungen als Antwort auf meinen Eintrag zur Verwendung der Kernbeile (und Scheibenbeile).
Viele Grüße
Michael