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Lesefunde => Steinartefakte => Thema gestartet von: Steinkopf in 06. April 2016, 23:30:04

Titel: Kantige Klinge mit Gebrauchsspuren und Glanz
Beitrag von: Steinkopf in 06. April 2016, 23:30:04
Hallo,

ein untypisches Fundstück mit heller Patina von erodierender Ostsee-Küste, der Fund liegt schon länger zurück,
möchte ich hier vorstellen:

Es ist eine 16,5 cm lange Klinge ohne Schneide, die vier scharfe Kanten hat.
Sie ist max. 4 cm breit und 1 cm / 2 cm stark. Eine Schmalseite ist Cortex.

Als einzige Modifikation ist die kontrollierte Entfernung der dünnen Spitze zu sehen.

Dieses handliche Gerät mit recht scharfen Kanten (ähnlich wie beim Stichel) trägt entlang
mehrerer Kanten ausgeprägten Glanz. An einer Kante sind auch Absplisse vom Gebrauch zu sehen.

Beim Aufheben war ich zunächst enttäuscht, dass es keine wirklich Klinge mit scharfer Schneide war,
bis ich entdeckte, dass dieses  'starke Stück' eine sehr eigene Geschichte transportiert.

LG

Jan
Titel: Re:Kantige Klinge mit Gebrauchsspuren und Glanz
Beitrag von: Nanoflitter in 08. April 2016, 22:00:06
Für meine Verhältnisse ein wirklich gigantisches Teil, das du schon mit zwei Händen halten musst! Wer hat dann fotografiert?:zwinker:
Ein skizzierter Querschnitt wäre nicht schlecht gewesen, ich hab immer noch Schwierigkeiten, mir den aus den Bildern im Kopf zusammenzubauen,
aber geht schon....
Danke fürs Zeigen! :super: Gruss...
Titel: Re:Kantige Klinge mit Gebrauchsspuren und Glanz
Beitrag von: Steinkopf in 08. April 2016, 23:19:56
Hallo Nano,

das Teil ist tatsächlich groß für ein Silexgerät.
An gutem Material herrschte wohl kein Mangel.

Hier meine Skizze zum Querschnitt etwa in der Mitte:

LG

Jan
Titel: Re:Kantige Klinge mit Gebrauchsspuren und Glanz
Beitrag von: Nanoflitter in 09. April 2016, 07:31:28
Dank dir! Stabiles Teil! Gruss... :winke:
Titel: Re:Kantige Klinge mit Gebrauchsspuren und Glanz
Beitrag von: Marienbad in 09. April 2016, 09:09:24
Moin Jan,

ein schöner Fund  :super:

Die Entstehung dieser Klinge versuche ich mal zu erklären  :zwinker:

Eine flache, plattige Flintknolle wird längsseitig angeschlagen, so entsteht schon mal ein recht ähnliches Stück, wie bei deinem Teil. Nur würde hierbei die Rinde auf dem Abschlag bleiben.
Der zweite Schlag, hinter dem Ersten ergibt da schon einen "Zwilling" von deinem Teil. Bei dieser Technik braucht keine Schlagfläche vorbereitet werden.
Ich hoffe du kommst mit der Zeichnung klar.

Gruß und  :winke:
Titel: Re:Kantige Klinge mit Gebrauchsspuren und Glanz
Beitrag von: Fischkopp in 14. April 2016, 13:30:23
Hallo,

ein wirklich faszinierender Fund mit einer herrlichen Patina. Das man den Glanz noch erkennen kann macht
den Fund noch spannender. Die Technik um die Klinge herzustellen finde ich besonders interessant.
Allein der Umstand das dafür keine Schlagfläche präpariert werden musste versuche ich gerade gedanklich nachzuvollziehen.
Ein Versuch zur Reproduktion ist bei meinem nächsten Besuch an der Ostsee schon fest eingeplant.
Ich hoffe, dass du an dieser Stelle noch ähnliche Artefakte sichern kannst und würde mich freuen mehr davon zu sehen.
Vielen Dank für die vielen Informationen zu diesem Fund und weiterhin viel Glück beim finden.

LG Fischkopp
Titel: Re:Kantige Klinge mit Gebrauchsspuren und Glanz
Beitrag von: Steinkopf in 16. April 2016, 20:59:10
Dank Euch fürs Hinschauen und für die Anmerkungen.

An dieser erodierenden Stelle konnte ich noch einige recht große
Stücke auflesen. Die hier gezeigte Klinge ist 1,6 cm stark in der Mitte.
Sie trägt keinen Glanz. Gebrauchsspuren kann ich auch nicht entdecken.

LG

Jan
Titel: Re:Kantige Klinge mit Gebrauchsspuren und Glanz
Beitrag von: hargo in 16. April 2016, 23:25:40
Zitat von: Steinkopf in 16. April 2016, 20:59:10
... Gebrauchsspuren kann ich auch nicht entdecken.


...weil sich die lateralen Aussplitterungen bis weit in den basalen Bereich fortsetzen?

mfg
Titel: Re:Kantige Klinge mit Gebrauchsspuren und Glanz
Beitrag von: Steinkopf in 17. April 2016, 00:36:53
Moin hargo,

das Teil ist frei erodiert und in Sand / Schlamm umgelagert und dabei dick patiniert.

Dabei entstandene Aussplitterungen überprägen mögliche urspüngliche Gebrauchsretuschen.

Bei genauem Hinsehen erkenne ich schon Zonen mit recht feinen gleichmässigen Abdrücken von ventral nach dorsal,
die als Gebrauchsretuschen angesehen werden könnten - spätere Aussplitterungen durch Umlagerungen
sind nach meiner Einschätzung eher unregelmässig groß und gehen wahllos in beide Richtungen.

Die von Dir angesprochenen 'Aussplitterungen' im basalen Bereich können auch von einer möglichen Schäftung
stammen - das ist aber spekulativ.

Im Spektrum spätmesolithischer Artefakte ist dieses dicke symmetrische Klinge kein gängiger Typus.

Als 'massives Argument' hab ich es einfach mal hier vorgestellt.


LG

Jan
Titel: Re:Kantige Klinge mit Gebrauchsspuren und Glanz
Beitrag von: hargo in 17. April 2016, 16:13:37
Danke für die Erklärung!

mfg
Titel: Re:Kantige Klinge mit Gebrauchsspuren und Glanz
Beitrag von: Fischkopp in 18. April 2016, 12:32:07

Hoffe das vlt. mal eine Anpassung gelingt. Schoene Funde und danke fuers Zeigen.
Titel: Re:Kantige Klinge mit Gebrauchsspuren und Glanz
Beitrag von: RockandRole in 18. April 2016, 15:42:11
Hallo Jan

Das sind wirklich ganz tolle Stücke. Von solchen Formaten kann man hier nur träumen  :engel:

Liebe Grüße Daniel