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Lesefunde => Steinartefakte => Thema gestartet von: Jondalar in 11. September 2025, 10:14:49

Titel: Interessanter Klingenkern mit kleiner Kristalldruse
Beitrag von: Jondalar in 11. September 2025, 10:14:49
Hallo zusammen,

auf dem ersten abgeernteten 'meiner' verdächtigen Felder mit sandigen Untergrund in der Nähe eines Bächleins fand ich diesen, wie ich finde, interessanten Klingenkern. Nicht nur, dass sich auf der einen Schlagfläche eine kleine Quarzkristalldruse befindet, sondern der Abbau wurde von zwei Seiten betrieben. Aber nicht wie bei 'normalen' bipolaren Kernen auf der gegenüberliegenden Seite, sondern 90° zur ursprünglichen Schlagrichtung (am besten auf Foto 1 unten zu erkennen). Spricht man in einer solchen Fall ebenfalls von einem bipolaren Kern oder gibt es dafür einen anderen Ausdruck?

Interessant finde ich, dass es scheint, als ob um die Druse auf der Schlagfläche 1 herumgeschlagen wurde, so dass die Kristalldruse unbeschädigt blieb. Das ist vermutlich ein Zufall, sonst ließe sich ja sogar mutmaßen, dass es sich bei dem Fund um ein Stück aus der Kollektion der legendären Frau mit dem kristallenen Schaber handeln könnte...     ;)

Länge: 43mm
Breite: 38mm
Höhe: 32mm
Gewicht: 67 gr.
Fundort: Landkreis Gifhorn

Viele Grüße 

Jondalar
Titel: Aw: Interessanter Klingenkern mit kleiner Kristalldruse
Beitrag von: Jondalar in 11. September 2025, 12:02:40
...war mit dem Bild der Druse noch nicht so recht zufrieden...
Titel: Aw: Interessanter Klingenkern mit kleiner Kristalldruse
Beitrag von: Steinkopf in 11. September 2025, 22:03:45
Moin Jondalar,

ein interessantes Fundstück, ein kleiner abgearbeiteter Kern. Zum Schluß waren Steckenbleiber
wohl der Grund zur Aufgabe.
Die Kristalldruse hat für den heutigen Betrachter ihren Reiz.
Ob der Flintarbeiter sich damals auch darüber gefreut hat bleibt offen.

LG
Jan
Titel: Aw: Interessanter Klingenkern mit kleiner Kristalldruse
Beitrag von: Jondalar in 12. September 2025, 16:06:31
Hallo Jan,

vielen Dank für Deinen detaillierten Blick.
Sicherlich hast Du recht, dass es offen bleiben muss, ob sich der Bearbeiter über den kleinen kristallgefüllten Hohlraum gefreut hat. Bei Fossilien bin ich mir recht sicher, dass sie zumindest bei einigen Menschen Beachtung fanden. Habe gerade das Buch 'Fossile Schätze' aus der ehemaligen DDR hervorgekramt, wo über einen Fund einer 39-teiligen Fossiliensammlung in einer Urne aus der vorrömischen Eisenzeit in der Nähe von Bernburg berichtet wird... Habt Ihr Kenntnis von fossilen Grabbeigaben bei steinzeitlichen Bestattungen? Mir ist so, als ob mir so etwas schon häufiger 'über den Weg gelaufen ist', aber ich kann es nicht konkret benennen...
Viele Grüße

Jondalar
Titel: Aw: Interessanter Klingenkern mit kleiner Kristalldruse
Beitrag von: Persephone in 12. September 2025, 17:16:12
Moin Jondalar, ich kann dir leider nicht mit Quellen dienen, allerdings hat es wohl ein "Fürstengrab" in MV in der RKZ gegeben, in dem u. a. steinzeitartefakte des frühen neolithikum beigelegt wurden. Interessanterweise hat mir grade vorgestern beim Fossilien gucken, ein Freund von einer bronzezeitlichem Bestattung erzählt, die sowohl Seeigel, als auch klappersteine enthielt. Musst du mal googeln. Offensichtlich kann man unseren Vorgängern eine gewisse Begeisterung und ästhetisches Empfinden, nicht absprechen. Wenn wir beim Lernen.mit Kristalldrüse sind, wird es spekulativ.

 :winke: Persephone
Titel: Aw: Interessanter Klingenkern mit kleiner Kristalldruse
Beitrag von: Steinkopf in 12. September 2025, 18:13:14
Moin Jondolar,
du fragst: " Habt Ihr Kenntnis von fossilen Grabbeigaben bei steinzeitlichen Bestattungen?"
Tatsächlich wurde in Jütland ein Grab mit fossilen Seeigeln und weiteren Raritäten
ausgegraben. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die hinterbliebene Ehefrau ihre Chance
genutzt hat, den ganzen Krempel ihres Mannes zu End- oder Entsorgen."

Es lassen sich sicherlich noch weitere Beispiele finden.

LG

Jan
Titel: Aw: Interessanter Klingenkern mit kleiner Kristalldruse
Beitrag von: Jondalar in 13. September 2025, 10:27:46
Hallo Persephone,

danke für Deinen Impuls. Eine Recherche mit den Stichworten 'steinzeitliches/bronzezeitliches Grab' und 'versteinerter Seeigel' ergab nur Vages. Es ließ sich lediglich ein gebohrter Seeigel als Anhänger finden. Auf derartige Belege aus dem Niger hatte vor einiger Zeit schon Michael hingewiesen: 

'Ansonsten kenne ich noch Anhänger aus der Sahara, die aus kompletten versteinerten Seeigeln gefertigt wurden.'

Ich werde diesbezüglich aber die Augen und Ohren weiter aufhalten   ;)  
Viele Grüße

Jondalar
Titel: Aw: Interessanter Klingenkern mit kleiner Kristalldruse
Beitrag von: Jondalar in 13. September 2025, 10:34:16
Zitat von: Steinkopf in 12. September 2025, 18:13:14Ich könnte mir gut vorstellen, dass die hinterbliebene Ehefrau ihre Chance
genutzt hat, den ganzen Krempel ihres Mannes zu End- oder Entsorgen.
Jan, ich bin ob Deiner Interpretation des Motives für die Grabbeigaben entsetzt!  ;)

Aber ein durchaus pragmatischer Ansatz. In meinem Fall, müsste dann allerdings das auszuhebende Loch doch recht groß sein...   ;)
Viele Grüße

Jondalar