Guten Abend! :glotz:
Vor drei Tagen bin ich auf einem Hauptfundgelände am rechten Niederrhein bei Duisburg unterwegs gewesen und konnte lediglich einen bearbeiteten schmalen Streifen innerhalb einer Fläche mit aufgehender Saat prospektieren die nicht einmal abgeregnet gewesen ist.
Ich hatte mit Nichts an Fundbelegen gerechet und wurde von dieser großformatigen und leider retzent gebrochenen Klinge mit verlorener Basis verblüfft und überrascht.
Da der Niederrhein über keine primären Flintlagerstätten verfügt und in Anbetracht der Größe der sehr fein gearbietetne Klinge wird der verarbeitete Feuerstein aus der Maasregion stammen, denn auch der weiter östlich und nördlich anstehenden Geschiebefeuerstein gibt keine Formate und Qualitäten für ein derartiges Klingenformat her.
Die Klinge ist bilateral fein durchlaufend retuschiert. Der Kantenverlauf des distalen Endes ist vollständig verrundet. Ventral weist die Distalpartie einen groberen Aussprng und weitere getaffelte Abnutzngsspuren bis zur verrundeten Spitze auf die ausweislih der gleichartigen Patinierung gleichalt wie das gesamte Stück sein muss und als Gebrauchsspuren zu interpretieren sind.
Es handelt sich um Gebrauchsspuren nach um einen für die hiesigen Verhältnisse sehr großformatigen Funkenlösers an einer handwerklich exzellent gearbeiteten Klinge, bei der es sich wahrcheinlich um eine umfunktionierte Spithklinge gehandelt hat.
Das Artefakt ist vollkommen weiß patiniert. Ein geochemisches Phänomen, dass ivielleicht in der Kombination des eher schweren Gleyoberbodens mit der ständigen schwankenden Bodenfeutigkeit der nahen Flusslage in Beziehung gestanden haben kann.
Das Format und die handwerklich wunderbar klare Ausführung der Klinge macht die Zugehörigkeit des Artefakts zun hier sehr reichen Fundinventar der "Michelsberger Kultur" wahrscheinlich.
Die Maße:
noch erhaltene Länge: 70 mm
Breite im Bereich der Bruchstelle: 19 mm
Durchmesser an der Bruchstelle: 6 mm
lG Thomas :winke:
Moin Thomas,
schönes Teil. Aus einer Spitzklinge, oder.
Gruß Klaus
Zitat von: steinwanderer in 22. April 2021, 20:19:28
Moin Thomas,
schönes Teil. Aus einer Spitzklinge, oder.
Gruß Klaus
Moin Klaus!
Ja, das war in ihrem ersten "Leben" sehr wahrscheinlich eine Spitzklinge, die dann entsprechend umgenutzt worden ist!
Nahe dazu fand sich noch ein sehr großer ebenfalls weiß patinierter Kratzer, der auch der ML zuzuschreiben ist.
Aus späterer Zeit dann noch eine große Pfeilschneide, ein Kratzer aus einem Maaseiabschlag und einige andere Artefakte.
Keine Ahnung warum sich ausgerechnet gerade auf diesen nicht abgeregneten Flurstreifen so viele Funde konzentrieren.
lG
Hallo Thomas,
Eine feine Klinge mit überzeugendem Funktionsende!
LG
Jan
Zitat von: Steinkopf in 22. April 2021, 22:34:04
Hallo Thomas,
Eine feine Klinge mit überzeugendem Funktionsende!
LG
Jan
Ja, da muss man zum Glück nicht lange rätseln wad für einen intensiven Gebrauch spricht.
Die Lateralretuschen machten das Stück wunderbar griffig.
lG Thomas
Hallo Thomas,
das Funktionsende ist eindeutig :super:
Welche Funktionen hatten denn die Spitzklingen, waren das geschäftete Messer (Schneidfunktion) oder Dolche, also mit Stoßfunktion?
Die Retuschen an den Lateralen erscheinen auf den Fotos sehr steil, eine Nutzung als Messer erscheint in dieser Form unwahrscheinlich. Kann es sein, dass die Retuschen in dieser Ausprägung erst angelegt wurden, als das Stück als Funkenlöser Verwendung fand, um es, wie du schreibst, griffiger zu machen?
LG
Holger
Zitat von: Danske in 23. April 2021, 14:25:58
Hallo Thomas,
das Funktionsende ist eindeutig :super:
Welche Funktionen hatten denn die Spitzklingen, waren das geschäftete Messer (Schneidfunktion) oder Dolche, also mit Stoßfunktion?
Die Retuschen an den Lateralen erscheinen auf den Fotos sehr steil, eine Nutzung als Messer erscheint in dieser Form unwahrscheinlich. Kann es sein, dass die Retuschen in dieser Ausprägung erst angelegt wurden, als das Stück als Funkenlöser Verwendung fand, um es, wie du schreibst, griffiger zu machen?
LG
Holger
Ich hab eine kollegionale Rückmeldung bekommen, dass man trotz der ungewöhnlichen Größe und Stärke der Klinge im Durchmesser davon ausgehen darf, dass diese Klinge von Anfang an als Funkenlöser mit beiseitig steiler Retuschierung zur besseren Griffigkeit ausgehen kann.
In der sorgfältig durchgerbeiteten Machart ist das Stück in meiner Region ein Ausnahmefund. Vom Gesamtfundgelände stammen enige Belege fingerförmiger Exemplare die jedoch stets an kleinformatigeren Klingen angelegt waren.
Das ist einer davon
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,57570.0.html
Die jungenolithischen Spitzklingen waren an der Distalpartie beidseitig zuretuschiert und konnen, wie moderne Messer auch, zum Schaben, Schnitzen, Bohren und Rillen einziehen verwendet werden. Fast schon wie Bleistifte wurden sie in ihrem fortesethzen Gebrach immer wieder neu "angespitzt". Sie sind stets an gut gearbeiteten Klingengrundformen ausgeführt und gehören zum Standardinventar der Michelsberger Kultur, die hier auf dem Areal einen Hauptfundplatz im Rheinland hat.
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,68560.0.html
lG Thomas :winke:
Hi, Thomas,
ein schönes Stück zeigst du uns da. Klasse! Und das Funktionsende ist ne runde Sache! :super:
Viele Grüße
Frank