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Lesefunde => Steinartefakte => Thema gestartet von: thovalo in 23. September 2021, 21:13:28

Titel: Fein geschlagene Kleinheiten
Beitrag von: thovalo in 23. September 2021, 21:13:28


Guten Abend!

Hier so ziemlich die kleinsten Lamellen von einem Fundareal am rechten Niederrhein.

17 mm bis 24 mm "Länge"


liebe Grüße

Thomas  :winke:
Titel: Re:Fein geschlagene Kleinheiten
Beitrag von: hargo in 24. September 2021, 00:02:02
Hallo,

das ist vermutlich mesolithisch, oder?

mfg
Titel: Re:Fein geschlagene Kleinheiten
Beitrag von: steinwanderer in 24. September 2021, 06:57:42
Zitat von: hargo in 24. September 2021, 00:02:02
Hallo,

das ist vermutlich mesolithisch, oder?

mfg

Wenn nicht sogar älter, bezogen auf die Patina.
Gruß Klaus
Titel: Re:Fein geschlagene Kleinheiten
Beitrag von: Fabulas in 24. September 2021, 07:01:38
Auch interessant - gleich mehrere ,,Lamellen".  Da ich nicht wusste, für was diese Lamellen gemacht sind habe ich mal gegoogelt.

Meine Frage hat das erste Ergebnis nicht beantwortet. Aber die gefundene Studie hat mich beeindruckt und ich setze hier mal den Link.

Achtung beim Download (Datei kann sehr groß sein, über 300 Seiten mit Bildmaterial):

Titel: ,,Mesolithikum oder Neolithikum? Auf denSpuren später Wildbeuter.

https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/29310/bsa_072_00.pdf?sequence=2&isAllowed=y

Viele Grüße!
Fabulas
Titel: Re:Fein geschlagene Kleinheiten
Beitrag von: thovalo in 24. September 2021, 12:19:43


Guten Tag!

Tatsächlich stammen die Stücke von einem überwiegend spätaltsteinzeitlichen Aufenthalt. Es handelt sich dem Fundaufkommen zufolge um einen einmaligen und zeitlich enger begrenzten Aufenthalt entlang des Uferbereiches eines heute verlandeten Mäanders eines in den Rhein entwässernden kleinen Flusses. Stichel, Kratzer, Rückenmesser, Endretuschen, bislang vier Rückenspitzen und bislang kein Bohrer deuten sicher auf die Jagd und Verwertung von Jagdbeute am Ort hin. Kernsteine finden sich (bislang) bemerkenswert selten. Rohfeuersteinstücke könnten noch auf bislang unbekannte eiszeitliche Geschiebeablagerungen nordischen Feuersteins zurückgehen, aber auch Rohstücke sein, die als Vorrat an den Ort gebracht und zurückgelassen wurden. Debitage tritt wiederum vergleichsweise zahlreich auf. An dem Platz hat zumindest eine Phase der Steinbearbeitung stattgefunden in der unbrauchbar gewordene Stücke nachgearbeitet und ersetzt wurden. Verbrannte Silexstücke dokumentieren mit einiger Wahrscheinlichkeit die Existenz zumindest einer Feuerstelle.

Das wird der Aufenthalt einer kleineren Menschengruppe über den Verlauf von einigen Tagen gewesen sein. In der Zeit des Aufenthaltes wurde Jagdbeute erlegt, zerlegt und verarbeitet sowie Pfeil und Bogen durch die Auswechslung und die Herstellung von Spitzen und Rückenmesser wieder in Stand gesetzt. Von der Bearbeitung von Feuerstein blieben ein Schlagstein aus Quarzit und ein beidseitig intensiv genutzter Ambossstein zurück. Zumindest ein Lagerfeuer wurde unterhalten, an dem auch Feuersteinstücke bearbeitet wurden.

Es ist mein Ziel, dass an diesem Platz durch die Universitäten Köln und Bonn Bodenproben entnommen werden, damit man vor Allem die Bodenbildung und die Zusammensetzung der endglazialen Flora am Ort zur Zeit dieses Aufenthalte näher klären kann. Solche Studien fehlen im Rheinland noch weithin und insbesondere vom rechten Niederrhein liegt nur eine einzige Studie in Zusammenhang mit dem Fund von drei Harpunenspitzen aus Knochen und Geweih vor, die aber auch schon mehr als 50 Jahre alt ist.


lG Thomas  :winke:

Titel: Re:Fein geschlagene Kleinheiten
Beitrag von: Fabulas in 24. September 2021, 20:59:53
Hallo Thomas,

toll beschrieben, da läuft ja regelrecht ein Film ab.

Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Arbeit und den Bodenproben!

Herzliche Grüße
Fabulas
Titel: Re:Fein geschlagene Kleinheiten
Beitrag von: thovalo in 24. September 2021, 22:05:54


Merci  :winke:
Titel: Re:Fein geschlagene Kleinheiten
Beitrag von: RockandRole in 25. September 2021, 06:59:54
Guten Morgen,

solche Feinheiten findet man nur, wenn man sehr akribisch vorgeht. Ich dachte auch wegen der Patina, mindestens an ein Spätpaläolithikum. So ist es jedenfalls meist bei uns zu beurteilen.

Jedenfalls drücke ich dir die Daumen, damit du deine Analysen bekommst. Die Universität Köln macht ja gerade bei mir auch eine tolle Arbeit, die nun auch noch weiter geht  :winke:

Liebe Grüße Daniel