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Lesefunde => Steinartefakte => Thema gestartet von: thovalo in 20. Dezember 2025, 10:50:23

Titel: Ein opportunistisch genutzter Abschlag und der Rest einer großen Klinge
Beitrag von: thovalo in 20. Dezember 2025, 10:50:23

Moin!

Bei der letzten Begehung auf einem Fundgelände am rechten Ufer des Niederrheins fanden ich relativ wenige Artefakte. Das ist schon sehr auffallend. Durch das Grubbern kommt immer weniger aus frisch angegriffenen Befunden direkt in die bearbeiteten Schichten und dann relativ unbeschädigt an die Oberfläche. Die Artefakte werden durch das ständige Grubbern erst klein zerstückelt und dann findet man die Überreste.

Die letzte Begeung erbrachte einen Abschlag mit lateralen Retuschen und das Fragment einer sehr großen Klinge aus einem aualitativ sehr hochwertigen Feuersteins aus der Maasregion.

Der Abschlag besteht aus einem relativ körnigen Feuerstein der dem Material der Lagerstätte von Banholt  in den Niederlanden vergleichbar ist.

Im Neolithikum, insbesondere im Jungneolithikum zurzeit der Michelsberger Kultur, wurden Mengen an meist noch deutlich größeren Abschlägen und Klingen an den Fundplatz eingeführt um dann vor Ort, dem Bedarf gemäß, zugerichtet zu werden.

Titel: Aw: Ein opportunistisch genutzter Abschlag und der Rest einer großen Klinge
Beitrag von: thovalo in 20. Dezember 2025, 11:01:42
Unter den weiteren Funden liegt auch dieses Klingenfragment vor, dass an beiden Enden frischzerbrochen worden ist. Es handelt sich um eine Klinge aus hoch qualitätsvollen Feuerstein, die noch eine Länge von 3.5 cm aufweist.

Sie ist entlang einer Lateralseite tiefer und schräg ansteigend und auf der Gegenseite weniger tief in das Material hinein retuschiert worden. Es entstand ein schneidender Effekt der den modeernen wellenartig geschliffenen Küchenmessern aus Metall entspricht.

Leider ist sehr viel Fundmaterial bereits dme LVR übertragen worden, sodass weitere Stücke dieser Klinge auch schon vorliegen könnten. Im aktuellen Material war aktuell keine Anpassung möglich. Bedenkt man, dass der Fundplatz um die 110 km von den Feuersteinherkommen entfernt liegt und diese Qualitäten nicht an der OBerfläche zu erhalten waren, steckt hinter soeinem Fundbeleg eine ausführliche Geschichte von Gewinnng qualitätsvollen Feuersteins und einer guten Logistik zu einem Austausch über eine lange Strecke hinweg auf der es weder Ortsnamenschilder, Karten noch planierte Wege gegeben hatte.

Das letzte Bild zeigt einige der Faunde der letzten Monate, daruner ein Stück importierten Kohlensandstein der zur Herstellung von Mahlsteinen verwendet wurde und ein beschädigter Amboßstein mit vier Schlagpunkten.
Für die überdurchschnittlichen Mengen an qualitätsvollen Maasfeuerstein, der hierher transportiert worden sind, muss eine gute Beziehung zwischen den Siedlern hier und den Betreibern der Abbaustellen bzw. den Transporteuren der Grundformen bestanden haben. Ein gut ausgebautes Kommunikationsnetzwerk, das sich im Rheinland so nur noch für die neolithischen Siedlungen in den Lößzonen des rechtsrheinischen Braunkohleabbaureviers belegen läßt.


lG Thomas