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Lesefunde => Steinartefakte => Thema gestartet von: thovalo in 03. März 2025, 21:48:46

Titel: Ein als Werkezug genutzter Präparationsabschlag aus einem "Strandgeröll"
Beitrag von: thovalo in 03. März 2025, 21:48:46

Guten Abend Euch Allen!


Ein Neufund von einem Fundareal am rechten Rheinufer bei Duisburg ist dieser Korrekturabschlag, der an seinem oberen Ende ein dunkles Stück seiner alten Oberfläche aufweist und sich so als Abschlag von einem "Strandgeröll" ansprechen läßt.

Seit der Entdeckung, dass in der Region auch nordischer Feuerstein in Form solcher verrollten Silices verarbeitet worden ist und auch eine nahe gelegene Lagerstätte mit solchen Silexgeröllen entdeckt wurde,  an der sie zahlreich vorkommen, wird hier rechtsreinisch, ab der Höhe von Düsseldorf, die allgemeine Benennung als "Strandgeröll" vorgenommen. Strandgeröll, weil es sich hier in jedem Fall um Bildungen aus Brandungszonen von Meeresstränden handelt.

Der Fundbeleg misst 3.5 cm Länge
(Im Bild daneben ein auf derselben Flur aufgelesenes und nicht bearbeitetes vollständiges Silexgeröll)

Am Abschlag befindet sich, unterhalb des Oberflächenreststücks, eine Lateralretusche. Der Korrekturabschlag wurde offensichtlich auch noch als Werkzeug weiter verwendet.

Dorsal befinden sich Negativbahnen vom Abbau schmaler kurzer Klingen, wie sie insbesondere im Mesolithikum Verwendung fanden. Während des Klingenabbaus wurde bei der Bearbeitung eine Störung im Stein festgestellt, die trotzt mehrfacher Bemühungen nicht überarbeitet werden konnte. Dabei bildete sich eine starke Konzentraton von hinge-fractures.

Daher wurde der größere Korrekturabschlag ausgeführt, der dann im Kern eine Kammer mit einem Manganeinschluß eröffnete, die heute weitgehend ausgewittert ist.

Der Abschlag wurde dann in kratzender/schabender Tätitkeite weiter verwendet.

Maaseier/Strandgerölle gehören hier ab der späten Altsteinzeit zum Arbeitsmaterial. Ab dem späten Neoltihikum und bis in die Metallzeiten hinein, wurden sie rechtsrheinisch insbesondere für die Erstellung von ad-hoc-Gerätschaften verwendet. Für Funde dieser Zeitstufe ist dann keine regelmäßige Kernherstellung und kein geordneter Kernabbau mehr zu erkennen.


lG Thomas   :winke:
Titel: Aw: Ein als Werkezug genutzter Präparationsabschlag aus einem "Strandgeröll"
Beitrag von: thovalo in 03. März 2025, 21:52:16


Noch eine Aufnahme der seitlich aufgetretenen hinge-fractures, die die Inkluse im Stein nicht beseitigen konnten und dann zum größeren Korrekturabschlag geführt haben.

Aus so einer Silex"kugel" einen Klingenkern hinzubekommen, war handwerklich schon eine gute Leistung. In diesem Fall verhinderte der Außen zunächst nicht erkennbare Eincschluß den weiteren gleichmäßigen Abbau.


lG Thomas  :winke:
Titel: Aw: Ein als Werkezug genutzter Präparationsabschlag aus einem "Strandgeröll"
Beitrag von: hargo in 03. März 2025, 23:45:47
Ja, sieht tatsächlich nach Maasei-Rinde(nrest) o. ä. aus.

mfg
Titel: Aw: Ein als Werkezug genutzter Präparationsabschlag aus einem "Strandgeröll"
Beitrag von: Steinkopf in 04. März 2025, 09:25:59
Moin,

Zitat thovalo: "Aus so einer Silex"kugel" einen Klingenkern hinzubekommen,
                war handwerklich schon eine gute Leistung."

Genauso ist es, wenn Mangel am Material herrscht.

LG
Jan
Titel: Aw: Ein als Werkezug genutzter Präparationsabschlag aus einem "Strandgeröll"
Beitrag von: thovalo in 04. März 2025, 11:32:58

Moin!

Ja, hier waren diese kugelig verrollten Silexgebilde das einzige vorhandene Rohsilexmaterial. Doch das ist schon durch Flußtransport und Gletscherarbeit hier eingetragen worden und kein primäres Vorkommen. Es war der einzige Silex, der direkt am Ort verfügbar gewesen ist.

Dazu gab es in der Region noch eine inselartige Lage von Geschiebe mit eingemischten Feuersteinknollen baltischer Herkkunft aus dem Eiszeitalter. Also auch wieder ein geologisch gebundenes und eng begrenztes Vorkommen.


Alles Andere was man findet stammt dann aus linksrheinischen und maasländischen Silexvorkommen.


lG Thomas  :winke: