Hallo zusammen,
Ihr kennt das sicherlich: Man ist den Acker zwar bereits 4 oder 5 Mal abgelaufen, aber nach einem neuerlichen, starken Regenguss hofft man trotzdem noch etwas finden zu können. Nichts Großes natürlich, aber vielleicht ja eine kleine Nettigkeit...
Und dann das, gut sichtbar: Eine, wie ich finde, recht ansehnliche Klopfkugel! Nicht das ich sie für etwas Besonderes halten würde, aber die Größe des Fundes hat mich nach den vielen vorherigen Begehungen trotzdem überrascht. Ich denke, ich werde bei Gelegenheit mal wieder den Optiker meines Vertrauens aufsuchen... :besorgt:
Maximaler Durchmesser: 70 mm
Gewicht: 355 gr.
Fundort: Landkreis Gifhorn
Viele Grüße
Jondalar
Ich finde, sie ist etwas Besonderes! Sehr hübsch und rundum geformt. Herzlichen Glückwunsch!
HG
Anke
Moin!
Sie ist sehr stark abgearbeitet worden, sodaß ich zumindest auf den Bildern nicht erkennen kann, ob es sich bei dem Ausgangsstück um einen Kern gehandelt hat, wie das sehr häufig der Fall ist.
Solche Fundbelege sind immer wichtige Belege intensiver Tätikeit.
In meiner Region am rechten Niederrhein treten sie erst mit der Rössener Kultur in umfangreicheren Maß auf und in den folgenden Zeiten nur vereizelt und gelegentlich.
lG Thomas :winke:
Hallo Jondalar,
das Fundstück ist auf jeden Fall etwas Besonderes, nämlich ein Siedlungsanzeiger und Beleg für die Anwesenheit von Menschen in vorgeschichtlicher Zeit an diesem Platz. Für mich gleichbedeutend mit einer Pfeilspitze oder einem Beil oder sonst einem Artefakt.
Ob du eine Sehhilfe brauchst oder nicht, ergibt sich aus einer Untersuchung beim Augenarzt oder beim Optiker. Dass du den Klopfer erst nach mehrmaliger Begehung der Fläche gefunden hast, liegt aber nicht an einer möglichen Sehschwäche.
Ich gehe meinen Suchbereich (habe seit Jahren nur den einen) regelmäßig in Bahnen von einem Meter Abstand ab. Da sollte eigentlich nichts übersehen werden. Und trotzdem ergeben sich bei einer neuerlichen Begehung wenige Zeit danach (ohne Regen und ohne Oberflächenveränderung) neue Funde.
Auf jeden Fall ist die Klopfkugel ein schöner Fundbeleg. :super:
LG
Holger :winke:
Hallo Anke,
vielen Dank für Deine wertschätzenden Zeilen!
Viele Grüße
Jondalar
Hallo Thomas,
vielen Dank für Deine Zeilen!
Meiner Meinung nach ist kein Kern, sondern ein bereits von Beginn an kugeliges Flintgeröll, wie es in meiner Gegend recht häufig ist, verwendet worden. Gegenüberliegend scheinen es mir abgeschlagene, auf jeden Fall nicht abgearbeitete Bereiche zu geben, vielleicht um die Kugel besser 'fassen' zu können. Es ist von dem Fundort die zweite derartige komplette Kugel und die beiden gleichen sich in Größe, Form und Bearbeitungsgrad.
Der Fundort ist eine langgestreckte, ursprüngliche Düne, die von einem Bächlein durchflossen wird und auf engsten Raum ließ sich zumindest der Zeitraum von der Federmesserzeit über das Mesolithikum bis ins späte Neolithikum anhand mich erfreuender Funde sicher nachweisen. Einige davon habe ich hier auch schon gezeigt:
Ein für mich besonderer Fund (IX): Federmesser nach DIN? (https://sucherforum.de/steinartefakte/ein-fur-mich-besonderer-fund-ix-federmesser-nach-din/)
Ein für mich besonderer Fund (VII): Kleines Kerngerät??? (https://sucherforum.de/steinartefakte/ein-fur-mich-besonderer-fund-vii-kleines-kerngerat/)
Ein für mich besonderer Fund (VIII): Eine (relativ) lange Klinge (https://sucherforum.de/steinartefakte/ein-fur-mich-besonderer-fund-viii-eine-relativ-lange-klinge/)
Ein für mich besonderer Fund (I): Unfertige neolithische Pfeilspitze (https://sucherforum.de/steinartefakte/ein-fur-mich-besonderer-fund-i-unfertige-neolithische-pfeilspitze/)
Nun mag es für die Wissenschaft ja vielleicht unproblematischer sein, wenn keine zeitliche Vermischung vorliegt, ich hingegen finde es durchaus spannend und Fantasie anregend. Die Kugel stammt aus einem Bereich in dem ich eine mesolithische Häufung der Funde zu erkennen meine... Aber das ist natürlich nur die 'hemdsärmliche' Wahrnehmung eines Interessierten, der nicht Deinen hohen wissenschaftlichen Anspruch hat.
Viele Grüße
Jondalar
Hallo Holger,
vielen Dank für Deine Zeilen. Du hast natürlich völlig recht damit, dass jeder (steinzeitliche) Beleg menschlicher Anwesenheit etwas Besonderes ist.
Und vielen Dank auch für Deine mich beruhigende Worte. Ich werde also wohl den Besuch beim Optiker noch ein wenig hinauszögern... ;)
Viele Grüße
Jondalar
Hallo,
vorweg,ich halte diese Kugel auch für einen Klopfstein.
Auf meinen bandkeramischen Fundstellen in Mitteldeutschland habe ich auch schon etliche, dieser Stücke, in der Regel etwas größer, finden können. Viele davon können nicht eindeutig als Restkerne bestimmt werden. Dieser Umstand und die häufige helle Patina der Steine im vermeintlichen Gebrauchsspurenbereich veranlassten aber einen studierten Universitätsdozenten zu der Ansprache als natürliche Gerölle.
Ich möchte das hier anbringen, um die Stücke zu diskutieren.
Woher kommt diese Patina, wenn gleich zu datierende Artefakte der selben Stelle keine Patina aufweisen? Hat es eventuell etwas mit dem Gebrauch zu tun, dass die Oberfläche da so zerrüttet ist, dass da die Feuchtigkeit besser eindringen kann? Und: Könnten es auch Feuerschlagsteine sein?
:winke: Sven
Für Feuer ungeeignet, da braucht es was spitzes, Feuer wird gerissen, am Pyrit/Markasit und zwar vom Zunder weg. Ist die Spitze rundgelutscht, Ende Gelände.. LG
ZitatFür Feuer ungeeignet, da braucht es was spitzes, Feuer wird gerissen, am Pyrit/Markasit und zwar vom Zunder weg.
Für die Steinzeiten gebe ich dir da uneingeschränkt Recht.
Nach Einführung des Feuerstahls aber vielleicht doch denkbar.
Allerdings habe ich von der Verwendung der Klopfkugeln für diesen Zweck noch nie was gehört. Aber wer weiß ? Ich muss das mal ausprobieren.
Viele Grüße
Michael
Zitat von: Nanoflitter in 13. Juni 2025, 11:06:35Für Feuer ungeeignet, da braucht es was spitzes, Feuer wird gerissen, am Pyrit/Markasit und zwar vom Zunder weg. Ist die Spitze rundgelutscht, Ende Gelände.. LG
Genau so ist das, zumindest eine exponierte Spitze oder eine Kante muss vorhanden sein. J. Weiner sagte mir allerdings dazu, dass die bei Funkenlösern häufig vorhandenen Verrundungen nicht Abnutzungsspuren sind, sondern bewußt beschliffene Partien, um zu verhindern, das der Feuerstein grob aussplittert.
Ergänzend noch
Dies hier ist der Fundbeleg einer der sehr wenigen archäologisch bekannten Funkenspender aus kugeligen Markasit, den ein Freund gefunden hat.
Ein toller Fundbeleg, die Markasitkugel!
Welchen Durchmesser hat sie?
Liebe Grüße
Anke
"Der Durchmesser schwankt zwischen 30 und 28 mm, das Gewicht beträgt 59,4 Gramm. Die Kerbe ist 25 mm lang, bis zu 8 mm breit und maximal 2 mm tief. Sie läuft an beiden Enden spitzkonisch zusammen. Ihr Querschnitt ist ist flach V-förmig und auffallend symmetrisch. Das Material wurde von Dr. Hollerbach, Institut für Geologie und Mineralogie der Universität Köln, als Schwefelkies, genauer feinkristalliner Pyrit bestimmt."
aus der website
Steinzeit & Co
von Christian Fuchs zitiert, die es leider nur noch als "back up" gibt und an der ich selber mit anderen Freunden intensiv mitgearbeitet hatte, bis die domain "gekapert" worden ist.
https://web.archive.org/web/20170620093642/http://www.steinzeitwissen.de/
Das war bis dahin und ist immer noch, die wissenschaftlich hochwertigste website zum Thema steinzeitlicher Archäologie im deutschsprachigen Raum.
lG Thomas
Wollt schon sagen, Markasit sähe heut nicht mehr so aus... Pyrit schon eher. LG
Zitat von: Herlitz in 13. Juni 2025, 09:18:52vorweg,ich halte diese Kugel auch für einen Klopfstein.
Und: Könnten es auch Feuerschlagsteine sein?
Hallo zusammen,
wo wir wieder beim Thema währen: Erzeugung von Feuer in der Prähistorie mittels Perkussions- oder Friktionstechnik :kopfkratz: :dumdidum:
In seiner Ausarbeitung "Feuerschlagsteine und Feuererzeugung" im Floss schreibt Jürgen Weiner u.a.:
S. 944
"Beim Feuerschlagen wird die Kenntnis der Schlagtechnik (sog. Perkussionstechnik)zugrundegelegt. Ziel ist die Produktion von Funken, die aus einem funkenspendenden Material mittels eines Funkenlösers, des sog. Feuerschlagsteines ('Pinkstein';'Feuerschläger'; Nowothnig 1964) hergestellt werden."
S. 952
"Bandkeramische Gräber haben teilweise vollständige Feuerzeuge geliefert. Als Feuerschlagsteine dienten in Zweitverwendung hauptsächlich völlig abgenutzte, kleine Flintklopfer (Fiedler 1979; Nieszery 1992). Feuerschlagsteine müssen sich somit auch in Silexinventaren alt- und mittelneolithischer Siedlungen finden; vermutlich verbergen sie sich in diversen Artefaktgruppen, wie z.B. 'Klopfern' oder 'Lateralretuschen' (eindrucksvolle Beispiele bei Schigioll 1999); auch bei manchen als 'Bohrer' beschriebenen Artefakten mit z.T. extremen Gebrauchsspuren könnte es sich eventuell um Feuerschlagsteine handeln."
Ich meine noch an anderer Stelle gelesen zu haben, dass J. Weiner die Friktionstechnik bei der Verwendung von Schwefelkies und Feuerstein sogar ausschließt.
Liebe Grüße
Holger :winke:
Hallo zusammen,
da hat sich ja ein spannendes Thema entwickelt! Vielen Dank für Deinen Impuls, Sven!
@Thomas: ein bemerkenswertes Fundstück. Es erinnerte mich sofort an FeS-Kugeln aus den Mergeln des Cenoman von Baddeckenstedt als ein mögliches Ausgangsmaterial (d=40mm), s. Foto. Ich meine aber, dass diese aus dem instabileren Markasit bestehen. Pyrit hat da, wie Nanoflitter schon bemerkte, eine höhere Haltbarkeit.
@Holger: übrigens finde ich es sehr besonders, dass Du Dich auf EINEN Suchbereich beschränkst
Zitat von: Jondalar in 14. Juni 2025, 11:08:04@Holger: übrigens finde ich es sehr besonders, dass Du Dich auf EINEN Suchbereich beschränkst
Hallo Jondalar,
richtigerweise sind es zwei Suchbereiche.
Zum einen ein LBK-Acker mit einer Fläche von etwa einem Hektar, umgeben von Rebflächen. Nachdem der Winzer, dem auch der Acker gehört, bereits mehrfach die Umwandlung eines Bereiches der Rebflächen in Ackerland angekündigt hat, hoffe ich, dass er diesen Herbst sein Wort hält. Das würde meine Suchfläche ein ganzes Stück erweitern.
Zum anderen habe ich noch einen Suchbereich mit Alt- und Mittelpaläolithikum, den ich begehe, wenn der LBK-Acker Frucht trägt.
LG Holger :winke:
Hallo Holger,
vielen Dank für die weiteren Erläuterungen zu Deinen Suchgewohnheiten. Ich finde es ja spannend, wenn sich für mich die unterschiedlichen Arten zu sammeln und die Sammlungsschwerpunkte der Forumsmitglieder im Laufe der Zeit so langsam 'herausschälen'. So viele Sammler so viele unterschiedliche Arten zu sammeln...
Viele Grüße
Jondalar