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Lesefunde => Steinartefakte => Thema gestartet von: Silex in 30. April 2009, 23:28:35

Titel: Chalcedonklinge aus dem Endpaläolithikum...
Beitrag von: Silex in 30. April 2009, 23:28:35
oder könnte es trotz der für damals angenommenen Rückenspitzennormbewehrung auch ein angedachtes Projektil sein? Rein vom Gefühl her kam mir das beim Reinigen in den Sinn.
Abnutzungsspuren von schneidender Inanspruchnahme sind an beiden Lateralen  zumindest nicht vorhanden.
Aber eher wohl einfach als "verlorene" Klinge aus einem relativ seltenen Rohstoff zu erachten.
Titel: Re: Chalcedonklinge aus dem Endpaläolithikum...
Beitrag von: Mark77 in 30. April 2009, 23:31:14
wow, wow, wow, wow, wow  :winke:

wo hast du die gefunden?? Bild 1 & 2 lassen Bergkristall als Rohmaterial vermuten, Bild 3 nur wage.
Wenn ja, dann ists sehr sehr selten!!  :zwinker:

Grüßle, Mark77
Titel: Re: Chalcedonklinge aus dem Endpaläolithikum...
Beitrag von: Silex in 30. April 2009, 23:50:59
Nee Mark. Das iss Chalcedon. Hatte ich schon mehrfach von dieser Stelle an einem Altarm der Urnaab (siehe Forum).
Hier gibts polnisch/baltischen Flint, Arnhofener, Kreideflint, Lydit, Jurahornstein, Feuerberg Jaspis, Radiolarit, sogar "Tigerauge"vermutung.
Das alles aber im rein spätjungpaläolithischem Rahmen.
Servus
vom
Edi
Titel: Re: Chalcedonklinge aus dem Endpaläolithikum...
Beitrag von: psearch in 01. Mai 2009, 09:04:17
Hallo Silex,

ist in der Tat Chalcedon wie man am milchigen "Durchscheinen" erkennen kann. Der Chalcedon war im Spätpaläolithikum (z.B. Rüsselsheim 122, Gönnersdorf, Andernach) aber auch im Mesolithikum ein gern verwendeter Rohstoff. Die in der Literatur in Deutschland oft angegebenen Herkunftsorte sind das Marienforster Tal bei Bonn, Lämmerspiel bei Mühlheim am Main und der Basalt rund um den Vogelsberg; wobei der Chalcedon sehr oft auch ein Opal sein kann (Unterscheidung nur durch Dichtemessung möglich). Auch die Herkunft ausserhalb Deutschlands wurde schon diskutiert (mögliche Fundstellen siehe flintsource.net). Neben diesen sehr schönen durchsichtigen Stücken gibt es auch porzellanartige, undurchsichtige Stücke und welche, die auf Grund ihrer Grobkörnigkeit schon eher als Quarzit angesprochen werden können. Oder auch in geschichteter Ausführung.
Nachteilig bei diesem Rohstoff ist seine geringe Zähigkeit, so das Werkzeuge aus diesem Material nicht allzusehr widerstandsfähig sind. Interessant bei
diesem Material ist, das es einmal - wie in diesem Photo - nahezu frisch aussehen kann, dann aber bei gleicher Fundstelle und Zeitstellung eine weisse
Patina bilden kann so dass man es kaum von Feuerstein unterscheiden kann.
Auf jeden Fall immer ein schöner Fund, da Artefakte aus diesem Rohmaterial  - besonders wenn sie farbig sind - im Sonnenlicht leuchten. Das wird sicher auch den Steinzeitlern gefallen haben (neben dem praktischen Nutzen).

MFG PSearch
Titel: Re: Chalcedonklinge aus dem Endpaläolithikum...
Beitrag von: Marienbad in 01. Mai 2009, 11:26:33
... Hallo Silex,
schöne Teile und einmaliges Material  :super:    da würde ich gern mal testen wie die Bearbeitungseigenschaften sind !!!! :-D
Titel: Re: Chalcedonklinge aus dem Endpaläolithikum...
Beitrag von: Mark77 in 01. Mai 2009, 13:38:16
Okay, bin immer offen für "neue" Dinge. :super:

By the way:
"Bis vor kurzem wurde Chalcedon als die kryptokristaline Variation von Quarz bezeichnet. Kürzliche Untersuchungen zeigen aber, daß Chalcedon eine Mischung aus Quarz und Moganit ist, einem anderen SiO2-Mineral. Während Quarze meist eine hexagonale Kristallform ausbilden, bildet Chalcedon keine mit dem bloßen Auge erkennbaren Kristalle aus." Zitat aus dem Mineralienatlas [Stand: 1.5.2009]

2 Fragen:
Hast du Maße für das Stück? Sieht mir in der Breite kleiner aus als 1cm.. dann wärs nämlich ne Lamelle und höchst interessant! :zwinker:
Habt ihr da Fundortangaben, was die Rohmaterialsources angeht??? *lechz*

Grüßle, Mark77

P.S.: Sah wirklich erstmal nach Berkristall aus, haben in Frankreich (Germolles, Azé) Artefakte zu gefunden, die sehn auch so aus (hier der Link, leider kein explizites Bild dabei! Grabungsprojekte Frankreich, Uni Tübingen (http://www.urgeschichte.uni-tuebingen.de/index.php?id=361&L=3)).
Titel: Re: Chalcedonklinge aus dem Endpaläolithikum...
Beitrag von: Silex in 01. Mai 2009, 18:11:47
@mark77:
1.die Klinge ist an der Basis 1,4 cm breit  und 4 cm lang (warum wäre es als Lamelle noch interessanter?)
2. die Rohstofflagerstätten sind nur für Arnhofen, Ensdorf-Seulohe, und Feuerbergjaspis bekannt.
Lydit dürfte aus dem Frankenwald stammen....wobei etliche wohl mit den Naabgeröllen hierher transportiert wurden.
Bis bald

Edi
Titel: Re: Chalcedonklinge aus dem Endpaläolithikum...
Beitrag von: Mark77 in 02. Mai 2009, 13:36:37
Hi Silex,

naja, zum einen weils en nettes Rohmaterial ist und zum anderen, weil die französische Forschung grade im Trend zur technologischen Fragestellung liegt.
V.a. werden grade Lamellen defizilst untersucht!!  :winke:

Schöne Grüße,
Mark77