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Lesefunde => Steinartefakte => Thema gestartet von: hunter in 23. Februar 2008, 20:00:27

Titel: Bitte nicht lachen,
Beitrag von: hunter in 23. Februar 2008, 20:00:27
...die Herren Experten. Aber ich habe heute dieses Silexstück von einem Acker aufgelesen, von dem ausser römischen und mittelalterlichen Funden bisher keine vorgeschichtlichen Funde bekannt waren. Was sagt ihr dazu oder mache ich mich damit lächerlich :narr: :irre:
Titel: Re: Bitte nicht lachen,
Beitrag von: rolfpeter in 23. Februar 2008, 20:19:04
Servus Hunter,

neee, lächerlich machst Du Dich natürlich nicht!
Aber es ist kein Artefakt. Ich meine, es ist ein von der Egge geschreddertes Stück Feuerstein, vielleicht das Bruchstück einer sog. Frostscherbe, vielleicht auch ein Bruchstück eines Artefaktes. Die Form des Steines läßt m.E. nicht auf eine gewollte Zurichtung schließen.
Gibt es bei Dir Flintvorkommen? Wenn nicht, dann muß es jemand dahin getragen haben und Dir ist ja auch klar, daß die Kulturen immer weiter übereinander gesiedelt haben, wenn der Boden ertragreich war.

HG
RP
Titel: Re: Bitte nicht lachen,
Beitrag von: wühlmaus in 23. Februar 2008, 22:55:59
Hi hunter & RP  :winke:

Da wage ich zu wiedersprechen ...

Das Stück zeigt, meiner Meinung nach, keinerlei Anzeichen für Frostsprünge, aber dafür auf beiden Seiten deutliche Abschlagsnegative  :staun:

Es ist definitiv ein Artefakt. Kein Werkzeug, aber immerhin ein Abschlag!  :engel:

Ich würds als Siedlungsanzeiger vormerken und bei folgenden Begehungen verstärkt aufs prähistorische achten ...

:winke:
Gerd

Titel: Re: Bitte nicht lachen,
Beitrag von: Silex in 23. Februar 2008, 23:31:26
Ordne mich mal in der Mitte ein.
Definitiv nicht.. aber possibilitär.
Der Urgrund unseren Suchens.
Ein Kribbelanfang mit Potential.
Nach einem fernen Spiegel
unseren Selbstststststst

So fangen meine Stellen
an zu leben....
Edi
Titel: Re: Bitte nicht lachen,
Beitrag von: wühlmaus in 23. Februar 2008, 23:34:34
... es war ja auch kein "großer" Wiederspruch ...  :engel:
Titel: Re: Bitte nicht lachen,
Beitrag von: stekemest in 24. Februar 2008, 00:46:11
ZitatAbschlagsnegative

Kannst du genauer erklären was "Abschlagsnegative" sind?

Danke und Gruß,
stm
Titel: Re: Bitte nicht lachen,
Beitrag von: wühlmaus in 24. Februar 2008, 02:36:06
Wenn Du den Abschlag als Positiv siehst, dann ist das Abschlagsnegativ, die konkave (nach innen gewölbte) Bahn, die von ihm auf dem Kern übrigbleibt ...

Übrigens muß ich meine Sehgewohnheiten mal überprüfen ... beide Fotos zeigen die gleiche Seite  :platt:

:winke:
Gerd
Titel: Re: Bitte nicht lachen,
Beitrag von: rolfpeter in 24. Februar 2008, 09:42:29
Servus,
ich hab's mir auch noch mal genauer angesehen. Es ist ja 2mal die gleiche Seite, nur um 9o Grad gedreht fotografiert. Es könnte ein proximales Abschlags- oder Klingenbruchstück sein.
Ich gebe dem Gerd teilweise recht, ich schließe die Frostscherbe auch aus. Ich sehe auch Wallnerlinien und Bulbusnegativ. In der Qualität wie bei diesem Stein, kann sowas auch eine Egge herstellen.
HG
RP
Titel: Re: Bitte nicht lachen,
Beitrag von: stratocaster in 24. Februar 2008, 10:53:23
Zitat von: wühlmaus in 23. Februar 2008, 22:55:59
Abschlagsnegative

Jetzt gebe ich auch noch meinen Senf dazu  :belehr:
Ich habe zwar von Gesteinen und Scherben absolut Null Ahnung, kenne mich
aber von Berufs wegen mit bildhaften Darstellungen von Oberflächen gut aus.
(wir machen in der Firma unter anderem endoskopische/videoskopische Prüfungen von
Behältern oder Rohrleitungen).

Ohne Kenntnis der Beleuchtungsrichtung ist es allein aus einem Bild heraus UNMÖGLICH,
zu sagen, ob es sich um eine Vertiefung oder eine Erhöhung handelt.
Ein 3-dimensionaler Zustand wird ja in einem Bild auf eine 2-dimensionale Information reduziert,
bei der in jedem Pixel lediglich ein Grauwert bzw. eine Farbe steht.
In der endoskopischen Praxis kann man diesem Problem entgegnen, dass man auf die zu untersuchende
Stelle eine Laserlinie oder einen linienhaften Schatten projeziert. Dann kann man sagen, ob "hoch" oder "tief",
bei Kenntnis der geometrischen Verhältnisse der Prüfoptik sogar Höhen oder Tiefen ausmessen.

Der Mensch ist geneigt - warum auch immer, vielleicht durch die Evolution - davon auszugehen,
daß eine Beleuchtung immer von links oben kommt. Das ist im Gehirn so eingebrannt.
Nehmt mal die Bilder von den Siegelstempeln (Petschaften) und dreht diese um 180 Grad.
So wird schnell aus einer Vertiefung eine Erhöhung oder umgekehrt.

Dies mal zum Thema "Positiv / Negativ"  :belehr:

Schönen sonnigen Sonntag  :winke:
Titel: Re: Bitte nicht lachen,
Beitrag von: rolfpeter in 24. Februar 2008, 11:06:15
Zitat von: stratocaster in 24. Februar 2008, 10:53:23
Zitat von: wühlmaus in 23. Februar 2008, 22:55:59
Abschlagsnegative
Ohne Kenntnis der Beleuchtungsrichtung ist es allein aus einem Bild heraus UNMÖGLICH,
zu sagen, ob es sich um eine Vertiefung oder eine Erhöhung handelt.

Haste ja recht!
Ist in dem Fall hier aber wurscht. Wichtig sind die Wallnerlinien, der Bulbus, ob positiv oder negativ, egal und der Schlagflächenrest. Aus den beiden Foto der gleichen Ansichtsseite läßt sich auf eine etwaige Funktion eines etwaigen Artefakts sowieso nicht schließen. Zumindest kann ich das nicht - andere sind da vielleicht begabter!
HG
RP
Titel: Re: Bitte nicht lachen,
Beitrag von: hunter in 24. Februar 2008, 11:07:16
Erstmal herzlichen Dank an alle für die (wie immer) sehr kompetenten Antworten, :super: :super:. Hier noch Bilder von der anderen Seite: