oder doch schon fertig gestellt?
Hallo Steinfreunde,
gestern war ich kurzzeitig lauter als die Kraniche auf dem Acker.
Ich habe ein sehr gut erhaltenes Beil gefunden.
Die grösse macht mich allerdings ein wenig stutzig da es recht klein für ein Beil wirkt (Dechsel?).
Sollte dieses Beil noch geschliffen werden? Oder ist es dafür zu klein?
Habe noch ein Bild eingefügt wo ich denke den Schliff anatzweise erkennen zu können.
Ich denke es könnte sich hier um ein dünnackiges Beil aus der TBK handeln?
Ich würde mich sehr freuen wenn ihr mir auch dieses mal helfen könnt.
Der Fundort ist eine Niederung in M-V ( ca. 300 Meter vom Beilfragment entfernt)
Die Maße: Höhe: 8,5 cm
Breite max: 1,6 cm
Schneide: 4,5 cm
Nacken: 3,0 cm
LG Hannes
Glückwunsch!
Du legst ja ordentlich vor!
Die Länge ist für ein Beil noch gut passend.
Da es sich um ein nordisches Rechteckbeil handelt gibt es Berufenere eine nähere Ansprache zu treffen!
Sehr schön anzuschauen!
LG :winke:
Moin Hannes,
das gezeigte Beil stammt aus der Einzelgrabkultur. Die Beile der Einzelgrabkultur sind recht grob gearbeitet, sodaß große abgeschlagene Partien zu sehen sind und wurden nur flüchtig überschliffen. Sie kommen in den Größen von 9cm- 24cm vor.
Gruß Klaus
Hi Hannes,
da freut sich das Sucherherz !!!....Glueckwunsch :prost:
Gruss Sash :winke:
Zitat von: steinwanderer in 09. März 2011, 22:24:37
Moin Hannes,
das gezeigte Beil stammt aus der Einzelgrabkultur. Die Beile der Einzelgrabkultur sind recht grob gearbeitet, sodaß große abgeschlagene Partien zu sehen sind und wurden nur flüchtig überschliffen. Sie kommen in den Größen von 9cm- 24cm vor.
Gruß Klaus
Hallo Klaus,
da es die Einzelgrabkultur hier nicht gibt und Vieles zwischen den Landschaften zeitlich verschoben datiert ist:
kannst Du bitte schreiben in welchen Zeitraum sie (die Einzelgrabkultur: da gibt es doch auch sowas wie Unter- und Obergrab.... zeiten oder?) datiert wird?
Danke thomas :winke:
Moin Thomas,
die nördliche Einzelgrabkultur bestand von ca 2800-2400 v Chr und ab der Bodengrabzeit sind erste Berührungen mit der Glockenbecherkultur(2400-2000) feststellbar. Ab der Zeit ist eine Kulturzugehörigkeit der Gräber schwierig, doch es wird angenommen das die Einzelgrabkultur mit dem letzten Abschnitt der Ober. bzw. Oberstgrabzeit noch bis in die frühe Bronzezeit / Dolchzeit hineinreicht.
Gruß Klaus
Ich halte das Stück für ein Beil, welches vollständig abgearbeitet wurde. Bei einer Länge von 8 cm bleibt auch nicht mehr viel Platz für eine Schäftung. Vermutlich war es lediglich im Schneidenbereich geschliffen, und wurde anschließend verworfen.
- vielleicht fand es auch einfach ne´Zweitverwendung als Netzversenkungdingsbums :kopfkratz:
Siehe z.B. Seite 122, Nummer 198 bei Vang-Petersen. :-)
Naja, ein bisschen groß, und ein bisschen schwer um als Netzsenker zu dienen, zudem gibts rein gar nichts, was dafür sprechen würde. Glaube kaum, dass der Fund auf einem Seegrund getätigt wurde.....Theoretisch könnte wohl alles als Netzsenker verwendet werden, oder aber auch als Wurfgegenstand.....
Bei mir bekannten Netzsenkern handelte es sich ausnahmslos um eingekerbte flache Kiesel, oder eingekerbte Keramikscherben.
http://www.der-see-erzaehlt.eu/typo3temp/pics/5f90b20688.jpg
Ich habs´ja nicht von ungefähr, sondern aus einem Buch :zwinker:
Zitat von: steinwanderer in 10. März 2011, 09:43:29
Moin Thomas,
die nördliche Einzelgrabkultur bestand von ca 2800-2400 v Chr und ab der Bodengrabzeit sind erste Berührungen mit der Glockenbecherkultur(2400-2000) feststellbar. Ab der Zeit ist eine Kulturzugehörigkeit der Gräber schwierig, doch es wird angenommen das die Einzelgrabkultur mit dem letzten Abschnitt der Ober. bzw. Oberstgrabzeit noch bis in die frühe Bronzezeit / Dolchzeit hineinreicht.
Gruß Klaus
Danke Dir! :winke:
Hier ist das dann der Zeitabschnitt der "Kulturen mit Schnurkeramik" ...... :super:
thomas
Bitte schön Thomas,
hast Du vielleicht Litheratur zur Schnurkeramik? Denn die Einzelgrableute sind ein in den Norden eingewandertes Volk und ich kann dann die Zusammenhänge verstehen.
Gruß Klaus
Hecht "Das Siedlungswesen der Schnurkeramik im südlichen Mitteleuropa. Eine Studie zu einer vernachlässigten Fundgattung im Übergang vom Neolithikum zur Bronzezeit" (http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/frontdoor.php?source_opus=7313) und dann gibt es noch die "Kataloge zur mitteldeutschen Schnurkeramik", die stehen aber nicht online. :winke:
:winke:
.... so ne hoch spezielle "Spartenliteratur" für viele Euronen wäre z.B.:
Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie der Professur für Vor- und Urgeschichte der Universität Bamberg; Band 101 erschienen 2003: "Die absolutchronologische Datierung der Schnurkeramik in Mitteleuropa und Südskandinavien" ...... also die Publikation die sehr gut auch in und zu Deiner Region passt .......
und:
Roland Wiermann; Freiburger Archäologische Studien 4 "Die Becherkulturen in Hessen" Glockenbecher - Schnurkeramik - Riesenbecher"; 2004
........ bin froh das ich sie mir irgendwann mal angeschafft habe ...... !
LG thomas
Meiner Meinung nach ist der Fund ganz eindeutig eine Vorarbeit für ein kleines Dünnackenbeil.
Bei uns auch Planke genannt.
Es ist kein fertiges Beil, auch nicht umgearbeitet, wie ich das sehe.
:winke:
Moin,
Hannes schrieb in der Einleitung, daß das Stück partiel geschliffen ist. Deshalb gehe ich davon aus, daß es ein fertiges Beil ist. Allerdings ist die Schneide ausgesplittert.
Gruß Klaus
Zitat von: steinwanderer in 10. März 2011, 22:50:05
Moin,
Hannes schrieb in der Einleitung, daß das Stück partiel geschliffen ist. Deshalb gehe ich davon aus, daß es ein fertiges Beil ist. Allerdings ist die Schneide ausgesplittert.
Gruß Klaus
Moin Klaus
Er schriebt so: "Habe noch ein Bild eingefügt wo ich denke den Schliff anatzweise erkennen zu können."
Das habe ich so gelesen, dass er auf den Schliff garnicht sicher ist. Ich kann es nicht erkennen. :kopfkratz:
Das Beil ist auch garnicht für einen Schliff fertigverarbeitet.
:winke:
Zitat von: Der Wikinger in 10. März 2011, 23:17:33
Moin Klaus
Er schriebt so: "Habe noch ein Bild eingefügt wo ich denke den Schliff anatzweise erkennen zu können."
Das habe ich so gelesen, dass er auf den Schliff garnicht sicher ist. Ich kann es nicht erkennen. :kopfkratz:
Das Beil ist auch garnicht für einen Schliff fertigverarbeitet.
:winke:
Da Wikinger genau hingesehen: sieht eher aus als sei das Beil über irgendwas gezogen worden, das dieses gleichgerichtete Schrammenfeld auf dem letzten Bild rechts unten auf der Beilklinge verursacht hat! :glotz:
Ackergerät ?
Ich kann mir vorstellen, dass eine Ackerfräse solche Spuren hinterläßt
Gruß Rambo
So oder durch das Ziehen unter Druck über ein hartes Steinstück (Granit oder ähnliches) ! v :winke:
Moin Moin,
so wie es aussieht ist es ursprünglich ein Dechsel gewesen, der Versuche der Umarbeitung aufweißt. Ich habe mal Bilder zweier Vergleichsobjekte beigefügt.
Auf den Bildern links ist ein dicknackiger Dechsel der Einzelgrabkultur zu sehen. An Ihm sind nur die Breitseiten geschliffen. Diese Art von Dechseln wird noch bis in die Steinbronzezeit verwendet.
Auf den Bilder rechts ist ein spitznackiger Dechsel der Trichterbecherkultur zu sehen.An Ihm sind für die TBK typisch auch die Schmalseiten geschliffen.
Gruß Klaus
Hallo alle zusammen,
Danke euch schon mal für die zahlreichen Antworten und Überlegungen zu diesem Stück.
Das Beil lässt wohl einiges an Interprtationen zu.
@ Wikinger: An eine Planke denke ich eher nicht, da sie meiner Meinung nach noch gröber gearbeitet sind.
Eine Vorarbeit kommt nach den Bildern aber schon sehr gut hin.
(Offa Bücher Band 61, Das Mittelneolithikum in Nordholstein, S. 119)
Da gibt es eine schöne Darstellung zu Planken, Vorarbeiten und fertigen Beilen.
@ Klaus: deine Vergleichsobjekte sehen dem schon verdammt ähnlich, aber die Dicke stört mich irgendwie.
allerdings bin ich auch erst ganz am Anfang was die Gerätekunde betrifft.
LG Hannes
Hier mal die Darstellung....
1 und 4 Planken
3 , 6 und 8 Vorarbeiten
9-11 Beile
Offa Bücher Band 61, Das Mittelneolithikum in Nordholstein, S. 119
Moin Leute,
ich kann da nur dem Wikinger zustimmen, dass ist sehr sicher eine Vorarbeit von einem "dünn-Nacken-Beil".
Bis zum Schleifen sind es aber noch einige Arbeitsschritte, so ist es fast unmöglich den Schliff zu beginnen.
Die Schmarren auf dem letzten Foto hat kein "Steinzeitler" gefertigt.
:winke: Manfred
@ marienbad ".. die Schmarren auf dem letzten Foto hat kein "Steinzeitler" gefertigt."
Du meinst Schrammen ? :dumdidum:
Moin Moin,
auf dem 1. Bild ist ME. ein Teil der geschliffenen, gewölbten Breitseite zu sehen. Die scharrtige Schneide sieht genau so aus wie die an dem von mir gezeigtem Stück auf den Bildern links. Wahrscheinlich bemerkte der Flintschmied das eine weitere Bearbeitung zu keinem befriedigendem Ergebnis führt und hat es dann verworfen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, daß es einem anderen Zweck zugeführt wurde, was die ausgesplitterte Schneide erklärt.
Gruß Klaus
@ Thomas
ja du hast recht, Schmarren-Schrammen-Angeditscht-Abgeschubbert- usw
:winke: