Hallo Steinsucher,
ich schreibe hier jetzt (fast) zum ersten Mal nen Beitrag, bin ansonsten eher interessierter Mitleser. Eigentlich gilt meine Leidenschaft eher den Fossilien bzw. Bernstein, aber hin und wieder verschlägt es mich ins Neolithikum, da einige Fundplätze ganz in meiner Nähe liegen (was sich auf Rügen auch kaum vermeiden lässt). Meine Funde werden sämtlich dem zuständigen Kreisarchäologen vorgelegt, so daß hinsichtlich der Bestimmung in der Regel kaum Fragen offen bleiben. Mein letzter Fund allerdings macht mich ein wenig Ratlos. Es handelt sich um ein beilförmiges Artefakt aus grauem Flint, mit deutlichem Schliff auf einer Seite und ein wenig auch auf der anderen Seite. Das Stück ist craqueliert (lag wohl im Feuer). So weit so gut. Das Problem sind die Maße: Gesamtlänge: 4,2 cm, Breite der Schneide: 2,0 cm. Soll das ein Werkzeug sein? Oder Spierlzeug? Oder was sonst?. Bei der Fundstelle bzw. in der Nähe kommen vereinzelt Fragmente v. dünnackigen Beilen vor, aber auch jungneolithisches.
Bin gespannt....
Hier das andere Bild
Moin Stereocidaris,
ein paar Bilder mehr wären natürlich schöner gewesen, Du kannst bis zu 10 Bilder an einen Beitrag anhängen, doch ich denke, daß ich es richtig gedeutet habe. Es ist ein aus einem Beilfragment hergestellter Schaber.
Solche Recycling Werkzeuge tauchen hin und wieder auf allen neolithischen Plätzen auf. Sie zeugen davon, daß das Material eines zerstörrten Steinbeiles weiter genutzt wurde.
Gruß Klaus
Hallo Stereo,
hab mir das Gleiche gedacht wie Klaus nur nicht gleich geschrieben.
Ist die Farbe von dem guten Stueck "echt" ?, oder wars das Kunstlicht....?
Sieht aus wie 3000 Jahre in Vernell eingelegt :dumdidum: :narr:
Noch 2-3 Bilder mit Naturlicht waere super !
Gruss Sash :winke:
Der erste Eindruck vom Umriss her war auch Scheibenbeil.
Aber die Fotos geben so noch keine wirklichen formenden Abschläge her.
Von daher sind bis zu den neuen Fotos n och Überraschungen möglich.
mfg Jan
interessante Stuck. Ist eine Beiln denke ich :winke:
Vielen Dank für Eure Einschätzungen.
Mich hat bei dem Stück gewundert, daß auf beiden Seiten Schliff vorhanden ist, aber es könnte vielleicht aus dem Schneidenbereich eines flachen Beils hergestellt worden sein. Hier sind noch Fotos bei Tageslicht.
Leider kann ich bei solchen Stücken nicht viel weiter helfen , aber für mich sieht es schon aus wie ein Scheibenbeil :glotz:
Irgendwie ist das Stück anachronistisch.
Scheibenbeile sind eigentlich nicht mit Schliff.
Geschliffene Beile, wenn sie durch Gebrauch beschädigt wurden,
hat man normalerweise in Schneidenbereich nachgearbeitet.
Manchmal dann erneut überschliffen, manchmal nur retuschiert.
Hier wurde - wenn meine müden Augen es richtig sehen -
eher der obere Körper des Beiles in der Art und Weise eines
flach retuschierten Scheibenbeiles dünner gearbeitet.
So ein Stück hab ich noch nie gesehen.
Danke fürs Zeigen.
Geuß
Jan
Ob das gezeigte -in der Tat sehr schöne- Objekt als Scheibenbeil anzusprechen wäre, ist nicht über die Umriss-Form zu klären.
Wäre es eines, bestünde immer noch die Frage, ob Scheibenbeile nicht auch im Neolithikum auftauchen, aber ich denke: ja.
Eventuell sollte man rezente -und alte- Beschädigungen in Betracht ziehen.
a.
Moin Stereoides,
auf den neuen Bildern ist das Stück eindeutig als Scheibenbeil zu erkennen. Es wurde aus einem geschliffenen Beil hergestellt. Bei uns waren Scheibenbeile noch bis in das Spätneolithikum in Gebrauch.
Gruß Klaus
hi
für mich ist das aber doch ein beil. Das beil ist aus einem großen kaputten beil gemacht. So was habe ich auch schon mal gesehen.
:winke:
Felix
Nochmal danke für Eure Antworten,
sollte es sich bei dem Stück tatsächlich um ein Beilchen handeln, was hat man dann mit so einem Miniaturwerkzeug gemacht? Wird doch wohl nicht geschäftet gewesen sein, oder? Vielleicht doch beilförmiger Kratzer?
LG Ingo
Hi
ich habe mal gehört die kleinen Beilchen waren in einem stück Hirschhorn eingebunden. So haben die immer alles bis zum schluß verwahrt.
:winke:
Felix
Moin Ingo,
zum Bäume fällen war das natürlich nicht mehr geeignet, doch quer in ein Zwischenfutter gesetzt, wird es noch für leichte Holzarbeiten eine Zeit lang seinen Dienst getan haben.
Gruß Klaus
Danke.
Ich weiß es wirklich nicht, wie definiert sich ein Scheibenbeil?
Mit besten Grüßen
Avater11retirementler a.k.a. Rentner
PS: ich dachte, da wir alle an einer IndianaJones Neurose leiden, ist die ursprüngliche Sanskrit Bedeutung von Avater geläufig.
Die elf spielt mit meinem Größenwahn.
Und Retirement offenbarte mein wahres ich.
Zitat von: steinwanderer in 22. Mai 2011, 07:27:50
Moin Stereoides,
auf den neuen Bildern ist das Stück eindeutig als Scheibenbeil zu erkennen. Es wurde aus einem geschliffenen Beil hergestellt. Bei uns waren Scheibenbeile noch bis in das Spätneolithikum in Gebrauch.
Gruß Klaus
Moin Klaus,
das hätte mich auch bei Dir gewundert, wenn Du an Deiner ersten Einschätzung "Schaber" geblieben wärest.
Soweit so gut - Du schreibst ja auch von "Recycling Werkzeuge", was in diesem Fall sicher stimmt. Kann man denn
dann (so man pingelig sein will/darf) von einem Scheibenbeil sprechen?
Es ist doch nicht sicher gestellt, ob von dem ehemaligem Beil ein Abschlag für das recycelte Stück abgeschlagen wurde,
oder ob das Endproduckt lediglich von dem defekten Beil modifiziert wurde. Im letzten Fall könnte man doch dann
auch von einem Kernbeil sprechen (?).
Typischerweise wird das Scheibenbeil ja aus einem Abschlag gefertigt und nicht aus einem ehemaligem Beil.
Denn in der Regel sind die geschliffenen Beile ja eher aus einem Kern hergestellt.
Wie siehst Du, seht ihr das?
Gruß
Jürgen
Der Fund liegt, meiner Meinung nach, morphologisch im Grenzgebiet zwischen Scheibenbeil und Kernbeil.
Auf einem Scheibenbeil müsste man eine Ventralseite erwarten, wo eine zusammenhängende Abschlagsfläche auf der (fast) ganzen Seite zu erkennen ist. (hier eben nicht zu erkennen)
Ich schätze es als ein umgearbeitetes geschliffenes Beil, wahrscheinlich der frühen Trichterbecherkultur, ein.
Es war sicherlich mal ein "zweiseitiges" Spitznackenbeil, das für diese Periode so typisch ist. Diese sind besonders in Ostdänemark, Südschweden, SH und entlang der deutschen Ostseeküste bekannt. In dieser Periode waren die Scheiben- und Kernbeile immernoch im Gebrauch hier im Norden.
Auf grund der geringen grösse würde ich bestimmt nicht ausschliessen, dass es sich um ein Spielzeug handeln könnte.
Man stelle sich vor, der Vater macht aus dem kaputten Spitznackenbeil, ein Kernbeil mit Schliff für das Söhnlein ! :-D
:winke:
Mange Tak Steen :Danke2:
Farvel
Jürgen
Zitat von: StoneMan in 22. Mai 2011, 13:18:07
Mange Tak Steen :Danke2:
Farvel
Jürgen
Danke, Jürgen. :super:
Lieber "På gensyn" (aufwiedersehen).
"Farvel" ist so definitiv, als sollte man sich jahrelang oder nie mehr sehen ! :zwinker:
:winke:
Moin Steen,
das mit dem Kinderspielzeug war auch mein Gedanke. Mochte ich so aber nicht schreiben, danke.
Gruß Klaus
Hi, im Schloss Gottorp (Museum) in Schleswig
wird in einer kleinen Ausstellung ausführlich
auf den Aspekt von 'Spielzeug' unter den
Flint-Artefakten eingegangen.
Gruß
Jan