Hallo miteinander,
wie angekündigt, hier mein Schlagstein/Retuscheur. Er stammt von einem vermischten Fundplatz. Offenbar war der Stein eine Zeit lang dem Feuer ausgesetzt. Dadurch hat er sich rötlich verfärbt. (Vermute ich mal.)
Bild 1 gibt die Originalfarbe wieder.
(http://s5.directupload.net/images/100629/lauapb4n.jpg) (http://www.directupload.net)
Erst nach dem Erhitzen wurde mit diesem Stein gearbeitet, erkennbar durch die gröbere Oberflächenstruktur in bestimmten Bereichen,wo teilweise die ursprüngliche, graue Färbung des Steines zu Tage tritt. (Auf Bild 1 ist eine Beschädigung durch den Pflug zu sehen, die erkennen lässt, dass die Verfärbung ca 1 mm tief in das Material reicht. Die Arbeitsspuren finden sich ausschließlich an den Kanten, tendenziell eher an den "Köpfen" des fast runden Steines.
Die folgenden Bilder wurden teilweise nachbearbeitet oder anders belichtet, um die Details besser darstellen zu können.
(http://s7.directupload.net/images/100629/duexa35u.jpg) (http://www.directupload.net)
Auf den nächsten beiden Bildern ist die gleiche Stelle bei unterschiedlicher Beleuchtung und leicht geänderter Perspektive dargestellt.
(http://s3.directupload.net/images/100629/zdgfa89q.jpg) (http://www.directupload.net)
(http://s7.directupload.net/images/100629/zj8dlq6c.jpg) (http://www.directupload.net)
Das letzte Bild zeigt die in etwa gegenüberliegende Seite. Hier ist der Bereich deutlich glatter als die ursprüngliche Oberfläche. Möglicherweise ein Hinweis auf eine andere Nutzung bzw Handhabung des Steines.
(http://s7.directupload.net/images/100629/tcaew9ig.jpg) (http://www.directupload.net)
Jetzt würde ich gerne wissen, ob dieser 54/47/32 mm große und ca 95 Gramm schwere Stein eindeutig einer der beiden Geräteklassen zugeordnet werden kann und natürlich auch welcher.
PS: Wenn die Verfärbung tatsächlich auf Hitzeeinwirkung zurückgehen sollte, würde es mich sehr interessieren, ob es sich um einen Zufall handelt oder Absicht. Kennt jemand weitere Belege?
Hallo,
soweit von den Fotos her zu beurteilen, meine ich, dass es sich um Sandstein handelt. Eignet sich vom Material her eigentlich nicht als Schlagstein.
Ich meine eher, dass es sich hier um einen Reibstein handelt, jetzt fehlt Dir nur noch das große Bodenstück dann hättest Du eine komplette Reibmühle und könntest Dir dein Getreide selbst mahlen. Auf Dauer würdest Du aber damit deinen Zähnen sehr schaden, weil damals ziemlich viel Sandbestandteile im Mehl mitenthalten waren.
Gruß
Harkonen
Zitat von: Harkonen in 29. Juni 2010, 16:52:43
Ich meine eher, dass es sich hier um einen Reibstein handelt, jetzt fehlt Dir nur noch das große Bodenstück dann hättest Du eine komplette Reibmühle und könntest Dir dein Getreide selbst mahlen. Auf Dauer würdest Du aber damit deinen Zähnen sehr schaden, weil damals ziemlich viel Sandbestandteile im Mehl mitenthalten waren.
Gruß
Harkonen
Und deshalb ist er auch schon so klein? 54/47/32 mm - im ernst, gibt es so kleine Reibsteine?
Aber die Färbung könnte tatsächlich von was anderm komme, als Hitzeeinwirkung.
Typische Kerben von Schlagsteinen sehe ich jedoch nicht.
Groot
Jürgen
Zitat von: StoneMan in 29. Juni 2010, 18:15:46
Und deshalb ist er auch schon so klein? 54/47/32 mm - im ernst, gibt es so kleine Reibsteine?
Aber die Färbung könnte tatsächlich von was anderm komme, als Hitzeeinwirkung.
Typische Kerben von Schlagsteinen sehe ich jedoch nicht.
Groot
Jürgen
Hallo Jürgen,
richtig, die Größenangabe habe ich doch glatt überlesen.
Ja, dann wird es für einen Reibstein ein bischen knapp. Ausser es wäre der Rest von diesem nach Gebrauch.
Gruß
Harkonen
@Christian,
kannst Du mal was zu der Art des Gesteins sagen - Sandstein/Quarzit...?
Meine Aussage oben, "
Typische Kerben von Schlagsteinen sehe ich jedoch nicht", will ich noch einmal relativieren.
Aus folgenden Gründen:
- Wenn der Stein zum Retuschieren verwendet wurde, können die Gebrauchsspuren so wenig markant sein,
dass sich diese nicht gut per Foto darstellen lassen, weil - siehe nächster Punkt
- Auch R. Feustel schreibt: (Zitatauszug) Die Menge der geborgenen ...Percuteure und Presseure ... ist verschwindend gering.
Es erhebt sich die Frage, ...ob die Instrumente tatsächlich so selten waren,
oder ob viele nur so unscheinbare Abnutzungserscheinungen aufweisen, dass sie von Archäologen übersehen
und deshalb nicht aufgehoben wurden [...]
Interessante Theorie finde ich.
Groot
Jürgen
Zitat von: StoneMan in 29. Juni 2010, 20:23:59
@Christian,
kannst Du mal was zu der Art des Gesteins sagen - Sandstein/Quarzit...?
Meine Aussage oben, "Typische Kerben von Schlagsteinen sehe ich jedoch nicht", will ich noch einmal relativieren.
Aus folgenden Gründen:
- Wenn der Stein zum Retuschieren verwendet wurde, können die Gebrauchsspuren so wenig markant sein,
dass sich diese nicht gut per Foto darstellen lassen, weil - siehe nächster Punkt
- Auch R. Feustel schreibt: (Zitatauszug) Die Menge der geborgenen ...Percuteure und Presseure ... ist verschwindend gering.
Es erhebt sich die Frage, ...ob die Instrumente tatsächlich so selten waren,
oder ob viele nur so unscheinbare Abnutzungserscheinungen aufweisen, dass sie von Archäologen übersehen
und deshalb nicht aufgehoben wurden [...]
Interessante Theorie finde ich.
Groot
Jürgen
Kann mich dem gut anschließen. Ich habe den Eindruck die möglichen Arbeitsspuren sind "frontal" fotografiert?
Ich habe versucht an Schlagsteinen diese Schwierigkeit mit Schrägansichten zu umgehen! :glotz:
Na, ob Monsieur so Recht damit hat, frage ich mich allein schon, wenn ich in Deine Schlagsteinkiste blicke!!!!
unter http://www.sucherforum.de/index.php/topic,43521.0.html :kopfkratz:
Monsieur schreibt ja auch über ...Presseure :winke:
le Zitat von toi: ...Percuteure und Presseure ... :zwinker:
:-D
Hallo miteinander,
ich bin geologischer Laie, würde Sandstein ausschließen und eher zu Quarzit tendieren. Ist aber deutlich feiner als der hier in der Nähe vorkommende Liedberger Quarzit. Auf Grund der starken Vergrößerung wirkt der Stein natürlich gröber, als er ist.
Die Spuren fallen auf den ersten Blick nur durch die abweichende Färbung auf, erst bei genauerer Betrachtung fällt die abweichende Struktur ins Auge.
Aber nochmal nachgefragt:
In welche Kategorie gehört der Sein denn nun?
Ist er evtl absichtlich hitzebehandelt worden?
Zitat von: thovalo in 29. Juni 2010, 20:40:28
le Zitat von toi: ...Percuteure und Presseure ... :zwinker:
:-D
Zitat von: StoneMan in 29. Juni 2010, 20:37:54
Monsieur schreibt ja auch über ...Presseure :winke:
...
auch über "..." :-D :weise:
....... auch wieder richtig! :super:
:-D
Alors mes amies,
je voudrai de conessai: Percuteur ou Presseur? (oder so ähnlich)
Zitathättest Du eine komplette Reibmühle und könntest Dir dein Getreide selbst mahlen. Auf Dauer würdest Du aber damit deinen Zähnen sehr schaden
Das nenn ich mal eine Erkenntnis: Getreide selbst mahlen schadet den Zähnen.
Ich sag mal: Wenn man es wie die Engländer macht und sich Getreidepapp draus kocht (engl. porridge), bleiben die Zähne ganz, weil Kauen nicht notwendig ist. Aber dann kann man auch kein Fußball mehr spielen. :-D
Tendenziell sehe ich an dem Stein aber auch keine Schlagnarben, sondern eher Verwitterungsspuren. Mahl- oder Reibstein ist aufgrund der Form aber naheliegend.
Moin und :winke:
wo bitteschön sind die Merkmale von einem Mahlstein? :kopfkratz:
Beim Getreidemahlen in einer Mahlwanne oder im Unterlieger müssten doch Abnutzungen
an dem gezeigten Stück entstanden sein. Der Stein zeigt nicht eine kleinste Spur vom
Mahlvorgang. Alles ist oval oder rund und nichts deutet auf eine durchs Mahlen entstandene
ebene Fläche.
Mit diesem Stein können bestenfalls irgendwelche Beerenfrüchte zu Muß gedrückt worden sein.
Ich zweifel sehr ob es sich hier um ein Schlag-Reib-oder Mahlstein handelt.
:winke: Manfred
Hallo
für mich ist es ein eisenhaltiger Sandstein ..... von Mutter Natur erschaffen....
gaaaaanz einfach ausgedrückt
mal steht das Grundwasser ....hoch ....mal tiefer
gerundeter Sandstein wird in Eisenwassr getaucht und wieder getrocknet
bildet ein Eisenmäntelchen .....
Von dem eisenhaltigen Sandsteingeraffel gibt es hier bei uns auch ..... wenn es dann Malsteine sind!
...jo dann war hier eine Mahlsandsteinfabrik ...... :irre:
und det glob ich nich
aber glauben heist nicht wissen....
wer weis ...ich weis das ich nix weis .. :friede:
Gruß Marie :winke:
Eine kurze Anmerkung am Rande.
Ich glaube Schlagnarben erkennen zu können, aber -und dafür sprechen die verschiedenen Färbungen an der Oberfläche (warum einen Sandstein ins Feuer legen um ihn dann als Klopfer zu verwenden? und wenn es sich um eisen(!)haltigen Sandstein handelt.......könnte die rötl. Oberfläche ja durchaus auch im Laufe der Zeit -Eisen+Sauerstoff- entstanden sein....) - ich vermeine auch eine typische rezente Beschädigung durch den Pflug zu erkennen.
Siehe erstes und viertes Bild.
......ein Klopfer mag es trotzdem sein......
m.
Ps.: die hellen Verfärbungen auf de letzten Bildern sind m.E. ganz klar rezent.
Manchmal ist man auf einem Platz....man hat festgestellt dass hier Vorgeschichte statt(dorf/hütten) fand...mehr- oder wenigerperiodig...man erkennt durch zahlreiche (Be)Suche ungefähr das natürliche und humanoide Material (meist geschieht dies eher unbewusst).... und da liegt so ein Trumm drapiert mit Untergrund und Verfärbung samt, idealerweise, Scherbchen. Fast immer spürt man dann sofort dass "ES" dazugehört.
Die Archäologen würden nie etwas zu so einem Steinchen sagen und vermutlich tun sie Recht damit. Anno Domini 700 bevor Domini wäre so ein Handschmeichler für ca. unendlich viele Tätigkeiten in Betracht gekommen.
Mir ist ein ähnlich angekokeltes Ding- etwas größer- aus einer frühbronzezeitlichen Grubenanackerung erschienen...am "Äquator" befand sich eine fast umfänglich verlaufende ,unerklärliche Rille die an einer Stelle deutlich abgeschliffen war. Meine Vertrauensarchäologin winkte ab. Die Deutung von handlichen, modifizierten, gebrandmarkten, angeschliffenen, berillten, bekratzten und Sonstwasgeröllen sei ohne Zuordnung zu den wenigen bekannten "Typischen" nicht sinnvoll.
Selbst "in situ" wäre die Mannigfaltigkeit der Anwendungsmöglichkeiten kaum erahnbar.
Klopfen samt Schleifen (mit allen bekannten und unbekannten Materialien), Reiben und Quetschen, Schmurgeln und Spielen, Klacken und Werfen, Kochsteineln und Handwärmen, Titschen und Glätten, Erpressen, Verschleudern, Rillen...undundund.
So liegen sie also draußen, unten im Garten als Beeteinfassung, als Teichumlagerung. Aber ich weiß noch ganz genau wo und wie ich das Ding fand....und manchmal war es der unvermittelte Anfang einer Entdeckung aus unvordenklichen Zeiten.
Irgendwann werde ich es nicht mehr wissen, so wie Diejenigen die ihn einst gebrauchten.
Nur wenige Zeitgenossen können spüren und erahnen was "dazugehört" und was nicht....aber zur Identifizierung müssen wir wohl noch lange warten. Die forschende Archäologie ist diesbezüglich vermutlich erst am Anfang.
Schöner Beitrag - gefällt mir.
Zitat von: Silex in 01. Juli 2010, 21:44:00
Manchmal ist man auf einem Platz...man hat festgestellt dass hier Vorgeschichte statt(dorf/hütten) fand... [...]man erkennt durch zahlreiche (Be)Suche ungefähr das natürliche und humanoide Material (meist geschieht dies eher unbewusst).... [...]Fast immer spürt man dann sofort dass "ES" dazugehört.
Die Archäologen würden nie etwas zu so einem Steinchen sagen und vermutlich tun sie Recht damit...
Nur wenige Zeitgenossen können spüren und erahnen was "dazugehört" und was nicht...
Dieses "Spüren" und "Erahnen" steckt nicht in den Schubladen der Studierten (meine wertfreie Feststellung).
Zu sehr sind manche in Schubladen gezwängt, wollen alles nach oft nur theoretischem Wissen - Schema erklären.
Gerade bei den Artefakten (Herstellung und Gebrauch) fehlt vielen die Grundlage - das Handwerk.
Groot
Jürgen