Keltischer Glasarmreiffragment

Begonnen von Kelten111, 11. April 2011, 20:25:05

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Kelten111

Hallo Freunde  :winke:
Hier ein Stück aus einer Neuen Fundstelle  :zwinker:
Es handelt sich um ein Glasarmreiffragment aus Blauen Glas , die Brüche sehen frisch aus :glotz:
Die war mal richtig schön Verziert :smoke:
Maße: 1,3cm 1,7cm 6mm

druide45

Schöner Fund. Prima erhalten. Kalkhaltiger Boden?  :winke:

Kelten111

Ja finde dort das öfteren mal Kalkbroken  :glotz:
Findest du nicht auch das der Bruch ziemlich frisch aussieht?

druide45

Meine Funde sehen alle wesentlich schlechter aus. Deshalb habe ich auf eine "gutes" Bodenmilieu getippt. Scheinen schon Oxydahaftungen an der Bruchfläche zu sein!? Trotzdem würde ich es nicht für einen sehr alten Bruch halten. Weitersuchen und die anderen Fragmente finden.
:winke:

druide45

Wenn Du ihn mal richtig gut präsentieren möchtest, dann mach mal ein Bild wo der Ring von hinten beleuchtet ist. Es gibt nur wenige Sachen, die erotischer sind als so ausgeleuchtetes keltisches Glas.
:smoke:

Kelten111

Die Flecken täuschen  :glotz:
Das sind Luftblasen die im Glas waren :smoke:


druide45

Gut, dann neuer Bruch. Schon amtliche Auskunft über den Typ? Sonst sende ich es Dir mal via PN.

Kelten111

Ne habe ich erst Gestern gefunden !
Kannst mir gerne schicken :zwinker:

druide45

Kobaltblau, fünf Rippen, plastisch verzierte Mittelrippe.  LT D.  :winke:

Heino

Die plastisch verzierten gerippten Ringe gehören noch in LT C . Sie sollen im letzten Viertel des 2. Jahrh. v. Chr. ausgelaufen sein. So steht es jedenfalls in der neueren Literatur.
Gruß Heino

druide45

Da hast Du recht, ich hätte besser späte Mittellatènezeit schreiben sollen.  :winke:

thovalo

 :-)

Noch einen Hinweis auf ein interessantes technologisches Merkmal: die Luftblasen sind horizontal längs gestreckt.
Dieses Phänomen führte zu der Annahme, dass die immer nahtlos hergestellten Ringe "keltischer Machart" von kleineren Glasstücken ausgehend auf immer noch nicht näher geklärte Art und Weise "gedehnt" worden sind!

Die Hypothese des "Schleuderns" an einem Eisenspieß ist mittlerweile erledigt!


Bis Heute gibt es keinen einzigen nachgearbeiteten nahtlosen Glasarmring in laténezeitlicher Tradition in annähernd gleichartiger hoher technologischer Qualität!

lG   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Kelten111

 :staun: :staun: :staun:
Wuste ich garnicht !
Hast dun auch gewust das das Keltische Schwert , so preziese geschmiedet worden ist das es sich beim herausziehen und einstecken in die Scheide automatisch nachgeschliffen hat!!!!
So eine hohe Schmiedekunst schaffen heutzutage nur Schmiedemeister und das mit ach und Krach :zwinker:

druide45

#13
Hallo Thomas,

Du hast die "keltische Machart" in Anführungszeichen gesetzt. Soweit bekannt handelt es sich bei den Glasarmringen schon um im keltischen Kerngebiet hergestellte Stücke. Ohne nachgeschaut zu haben fällt mir Nauheim (verbessere mich wenn ich irre) als nördlichster Fundpunkt für keltisches Rohglas ein!?

@Kelten
die Schwertgeschichte halte ich für ein Märchen. Die Kelten haben über eine überlegene Schmiede- Waffentechnologie verfügt aber wie soll das mit dem "automatischen" Schliff funktionieren?

:winke:

Kelten111

#14
Habe eine Doku mal schaun wie der Titel lautet  :kopfkratz:
Da geht es um die Kelten und die Vermischung mit anderen Kulturen und deren Schmiedekunst.
Dort wird erzählt das sie sooo präziese gearbeitet wurden das sie sich automatisch nachgeschliffen haben!
Eine weitere erfindung der Kelten ist vdas Kettenhemd und die Kette die sich an der Scheide befand, die wurde in sich gedreht und somit kam das Schwert beim laufen nicht zwischen den Füsen!
Hier der Link kannst dir ansehen  :winke:
Sorry habe Link vergesssen  :irre:
http://www.youtube.com/watch?v=1fmViw365dQ

thovalo

#15
Zitat von: druide45 in 12. April 2011, 22:04:36
Hallo Thomas,

Du hast die "keltische Machart" in Anführungszeichen gesetzt. Soweit bekannt handelt es sich bei den Glasarmringen schon um im keltischen Kerngebiet hergestellte Stücke. Ohne nachgeschaut zu haben fällt mir Nauheim (verbessere mich wenn ich irre) als nördlichster Fundpunkt für keltisches Rohglas ein!?

:winke:


Es werden für das Rheinland und die Niederlande eigene Produktionsstätten angenommen, die dann nicht mehr "keltisch" sind, aber in "keltischer Machart" gearbeitet haben. Habe mich dazu prima wechselseitig mit Prof. Dr. Joachim in Publikationen des LVR Rheinland auseinander gesetzt, weil ich auch der Meinung bin, dass sie stets aus keltischen Siedlungsgebieten stammen. Dort wurden vor allem die einfachen Stücke mit D-förmigen Pfrofil und Glasauflagen bevorzugt und gezielt in das Rheinland und in die Niederlande ausgetauscht und waren dort begehrte Tauschgüter ....... ist meine Hypothese, die sich unter anderen auf die Auswertung der Funde im Ruhrmündungsgebiet und die Massenfunde in den Niederlanden stützt. Nirgendwo liegt aus diesem riesigen Gebiet auch nur ein vollständiger Fundbeleg oder Rohglas vor.

Er sieht das kategorisch anders obwohl JEDER archäologische Beleg fehlt..... JEDER .... aber die Bestimmungshoheit ist entscheidend .....

lG  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Heino

Ich glaube auch das die meisten Ringe aus dem keltischen Siedlungsgebiet kommen. Aber warum gibt es im Rheinland sechs- bis neunrippige Ringe in bester Qualität die es im Süden fast gar nicht gibt. Ich kann mir nicht vorstellen das ein Händler aus einem Oppidum mit so einem wertvollen Stück das Risiko des weiten Weges auf sich nimmt. Eher glaube ich das einer, der solche Ringe herstellen kann, zu seinem Kunden geht und aus Rohglas, das er mitgebracht hat, einen Ring herstellt den der Kunde haben will. In diesem Fall einen Ring zum angeben, besonders breit. Warum aber geht er zu seinen barbarische Nachbarn wenn er auch zu Hause von der Produktion solcher qalitätfollen Ringe gut leben könnte? Fragen über Fragen. Jedenfalls sind die Ringe in der nördlichen Kontaktzone keine Kopien in schlechter Qalität.

thovalo

Auf keinen Fall, aber es sind weit überwiegend schlichtere Formen.

Die "siebenrippigen" sind hier immer noch ganz üblich und ganz komplizierte plastische Dekore ungemein selten.
Ich hab mit viel Glück am rechten Niederrhein sogar eines der ganz seltenen Stücke mit "eingestochenem Dekor" gefunden!

Die sind hier wohl kaum gefertigt worden!

lG   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Heino

Die Gruppe 17, von der T.E.Haevernick glaubt sie könnten vieleicht einer Werkstatt oder einem Handwerker zugeodnet werden. Es sind fast alles Ringe mit 5 Rippen und Einstichen auf der Mittelrippe. Es gibt eine Verbreitungskarte bei H. Wagner. Fast alle sind blau. Nach M. Krawowski sollen sie keine eigene Gruppe darstellen sondern zur Reihe 8c gehören, die er hauptsächlich nach LT C 1b datiert. Bestimmt sind sie aus dem Süden.

Gruß Heino

thovalo

#19
Der kleinformatige Fundbeleg hier vom rechten Niederrhein ist blau und hat durch die Einstiche leicht schräg stehende Querrippen erhalten. Das "Stichinstrument" hatte fünf Zinken. Es gibt wohl auch Belege von Ringen mit Stichen durch ein Instrument mit sieben Zinken.
Das Gerät bestand aus Metall und besass nadelfeine Spitzen.
Soweit ich das gerade im Kopf habe hat Haevernik das tatsächlich einem Handwerker zuschreiben wollen.
Die Stücke sind immer noch sehr selten nachgewiesen, aber es kommen ja immer wieder Armringbelegfunde zutage und mal sehen wie es in zehn Jahren mit dem Fundbestand in Mitteleuropa aussieht!

Den Fundbeleg findest Du in diesem Beitrag auf dem ersten Bild links und auf dem zweiten Bild.
Danach zwei Fragmente von Belegen mit sieben Rippen und dann Ringfragmente mit Fadenauflagen.


Die Einstiche sind darauf gut zu erkennen.   :glotz:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,42543.0.html


Inzwischen liegen weitere Fundbelege aus der Region hier vor, darunter das Fragment einer der zumindest hier
sehr seltenen Kleinformen mit Fadenauflage, die aufgrund des geringen Durchmessers keine Armringe gewesen sein können.


lG   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#20
Bei WIKIPEDIA der aktuelle Stand:


ZITAT:

"Glasarmringe sind eine typische Schmuckform, die neben gläsernen Fingerringen und Ringperlen zur mittleren La-Tène-Zeit im keltischen Mitteleuropa als Frauenschmuck aufkommt und als Grabbeigabe gefunden wird. Bereits nach rund 150 Jahren verringert sich die Zahl dieser Ringe, die am Ende der Spätlatenezeit völlig verschwinden.
Die farbigen, stets nahtlosen Glasarmringe gaben das Geheimnis ihrer Herstellung nicht preis. Einfluss auf den Charakter von Glas nehmen vor allem die enthaltenen Bestandteile und jene Elemente, deren Vorhandensein eine Veränderung der Schmelztemperatur bewirkt.
Form und Verzierung der Ringe lassen sich in drei Kategorien einteilen:
Ringe mit D-förmigem oder dreieckigem Profil,
Ringe mit plastischem Profil wie Rippen, Noppen und Schleifen
beide Formen gibt es mit oder ohne andersfarbige Verzierungsfäden
Ringe mit gelber Folienunterlage, hergestellt aus farblosem Glas mit plastischem Profil und einer gelb opaken Glaspaste als innerste, teilweise verloren gegangene Schicht.
Die Anfertigung der komplizierten Ringprofile und ihrer Verzierungen konnten lange nicht schlüssig erklärt werden. Die älteren Erklärungsmodelle basieren auf historischen und ethnographischen Vergleichen. Nach O. Kunkel stellte man Glasarmringe zum Beispiel im Schleuderspießverfahren her. Andere Archäologen schlugen das Schwingen als Methode vor. Keiner der Vorschläge erbrachte im Versuch die vorgefundenen Merkmale. Einer Schweizer Experimental-Archäologin gelang es im Jahre 2007 Glasarmringe mit identischen Spuren der keltischen Originale, wie zum Beispiel den langgezogenen Lufteinschlüssen herzustellen. Die von ihr angewandte Methode wird als ,,Glastöpfern" bezeichnet. Die Ringe wurden auf einer speziell präparierten Töpferscheibe geformt, profiliert und mit Eindrücken verziert.
"


Dann darf man ja bald mit entsprechenden Nachahmungen aus den Museumsshops rechnen, die als "Originale" im digitalen Auktionszirkus zirkulieren und dann zeitversetzt in Internetforen stolz als Eigenfunde präsentiert werden!


Noch können wir uns hier über Ansichten gesicherter Originale freuen!  :super:


Zur Orientierung die passende Zeitstufentabelle

Frühlatène A   La Tène I / La Tène A   ca. 480 v. Chr. – ca. 380 v. Chr.

Frühlatène B   La Tène I / La Tène B   ca. 380 v. Chr. – 280 v. Chr.

Mittellatène    La Tène II / La Tène C   280 v. Chr. bis 190 v. Chr. (regional bis ca. 150 v. Chr.)

Spätlatène      La Tène III / La Tène D    190 v. Chr. bis um Christi Geburt
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Kelten111

Ja so will ich das !
Diskutieren und was lernen  :super:

thovalo

#22
Da hab ich die aktuelle Entwicklung wohl verpasst und kann das jetzt nachholen!

Dazu kann ich Dir/Euch/Uns noch diesen link mit einstellen!

http://www.myfragile.ch/documents/Artikel_archaologieschweiz.pdf


lG zu Ostern   :winke:


PS: im Text wird gerade auch ein experimentell nachgearbeiteter plastisch verzierter Ring mit vorgestellt !  :glotz:
Was willste mehr?
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.