Bleiobjekt aus einer Fundschicht des 16. Jhs.

Begonnen von thovalo, 02. Juni 2011, 20:45:02

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thovalo

Innerhalb einer kompakten Fundschicht, die sehr geschlossen ist und in die Zeit des 16. Jhs. datiert, fand sich heute auch dieses kegelförmige Bleiobjekt mit einer Durchbohrung am oberen Ende. Es lag etwas tiefer als das zweifelsfrei in die Zeit des späten 16. Jhs. datierende Fragment eines Bechers mit Kerbschnittdekor aus Siegburger Steinzeug.

Der Fundort liegt in einer Stadt am Niederrhein.
Neuzeitliche Angelbleie (es ähnelt am ehesten einem Grundblei) sehen anders aus,
sie sind mit einer Öse versehen und im Unterteil gerundet (sog. Birnenblei).......  :kopfkratz:

Länge; 7 cm, Durchmesser des Bodens: 2 cm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

andreasluecke


thovalo

#2
Gab´s sowas aus BLEI ?    :kopfkratz:


..... das Stück kann ggf. auch ein Bleilot gewesen sein .....
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

andreasluecke

Ja, ich kenne solche Stücke aus Blei. Zeistellung könnte auch passen.
Sehr ähnlich gäbe es auch römische Bleibarren. Hier unwahrscheinlich.

StoneMan

Moin,

an meiner sehr alten Standuhr habe ich einen "Griff" (innerhalb des Uhrenkastens), um ein
kleines Gewicht hoch zu ziehen.
Es dient dazu, eine "Weckerglocke" zur eingestellten Zeit läuten zu lassen.

Nur als Anregung - innen ist ein Bleikegel, außen ein Messingmäntelchen...
Bei mir ist der Bleikegel längs durchbohrt um eine Drahtöse zur Befestigung zu montieren.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo

Ich hab noch staunened diesen link gefunden ...... was es alles an Sammlungsfeldern gibt  :super:

http://www.plumbbobcollectors.info/media//DIR_42117/DIR_120701/4294c7f9f448dff3ffff813afffffff4.pdf

lG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

mc.leahcim

Hallo thovalo,
erstaunlich was es alles an Sammlern gibt so neben Briefmarken und Bierdeckeln.  :narr:

Aber hier noch die Hompage der Plum Bobs, Senklote, Plomadas ~~~~~~~~I<>

Gruß

Michael
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

StoneMan

Moin,

@Thomas, denkst Du denn an ein Senklot?


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo

#8
Dankenswerter weise habe ich schon Heute Morgen eine recht klare fachlich fundierte Rückmeldung bekommen:

Am Niederrhein und in den Niederlanden wurden bevorzugt Senklote mit Flachböden verwendet.
Dieses Fundstück aus dem 16. Jh. ist tatsächlich eins und es gibt zwei Möglichkeiten die aktuell noch näher abgeklärt werden.

1.: es handelt sich um ein Maurerlot.

In einer historischen Handelsstadt die alle paar Jahrzehnte schwerste Zerstörungen erlitten hat, hatten die Mauerer immer ordentlich zu tun.
Und da das Fundstück inmitten von Bautrümmern zutage gekommen ist wäre das eine sehr klare Option.


2.: es handelt sich um ein Schiffslot.

Tatsächlich liegen alle Niederrheinischen Handelsstädte am Rhein und in diesen Städten lebten die Händler und Schiffer die die Handelswaren umsetzten und transportierten. Hier besaßen auch die Schiffslote einen Flachboden und so kann es sich ebenso gut um ein Schiffslot der Binnenschiffsfahrt handeln.

Insgesamt sind Lote des 16. Jhs. wohl seltene Ausnahmefunde und wenn, treten sie zumeist in Schiffswracks der Hochseeschifffahrt auf.


Bin mal gespannt in welche Richtung sich die Waage neigen wird!

lG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Moin,

gegen ein Senk- Maurerlot spricht das Querloch, damit hängt kein Lotgewicht lotrecht.

Dies hat man bereits sehr lange schon erkannt. Das Loch, aus dem der Faden austritt, ist immer zentrisch angelegt.
Wenn das bei Deinem Bleikegel der Fall ist (?), würde das Querloch dem Knoten dienen. Nur dann, wenn Dein
Teil ein zentrisches Loch aufweist, denke ich an ein Senklot - aber nur für einen Zimmermann  :dumdidum: :zwinker:

Für ein Schiffslot ist es m. E. zu leicht - die liegen bei 5 - 30 kg - Ahoi  :winke:

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

thovalo

Weil es ja ein recht spezielles und nicht alltägliches Fundstück des 16. Jhs. ist, habe ich mich auch an den entsprechenden Fachmann gewendet.

Es handelt sich, wenn dann, um ein Schiffslot der BINNENSCHIFFSFAHRT für ein recht flaches Gewässer, das der Rhein im 16. Jh. noch gewesen ist. Das Befahren des Stroms erfolgte in Talfahrt durch Rudern oder unter Segeln und in Bergfahrt durch Treideln mit Menschen, Ochsen oder Pferden.

Dafür reichte das "Stückchen" wohl aus.


lG thomas   :winke:
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StoneMan

Zitat von: thovalo in 04. Juni 2011, 10:44:42
Dankenswerter weise habe ich schon Heute Morgen eine recht klare fachlich fundierte Rückmeldung bekommen:

1.: es handelt sich um ein Maurerlot.

2.: es handelt sich um ein Schiffslot.

Offensichtlich nicht so einfach eine wirklich klare Aussage zu bekommen.

Dass es Senklote ohne Spitze gibt, hätt ich nicht gedacht... bin aber auch kein Fachmann.

Typischerweise müsste ein Schiffslot auch noch eine Ausnehmung unten am Boden haben, um die Lotspeise aufzunehmen,
(in diese Ausnehmung kommt Pech oder Talg) damit kann man Rückschlüsse auf geeigneten Ankergrund ziehen.

Auch wenn es für die Binnnenschifffahrt wäre, das Problem ist doch, dass gemessen wird, wenn das Schiff in Fahrt befindlich ist.
Dabei muss es sich schnell bis auf den mehrere Meter tiefen Grund senken.
Bis zu 5 Meter Tiefe wurde der Lotstock (Peilstock) verwendet.
Ein zu leichtes Lot bekommt allein schon von der Lotleine Auftrieb und wird aufgrund der Strömung gar nicht bis zum Grund absinken.

@Thomas, bitte informiere mich doch, das interessiert mich sehr ob so ein leichtes Teil tasächlich dafür
Verwendung finden kann, denn Dein Lot wiegt doch sicher kaum mehr als 150g (?).

Gruß

Jürgen


Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
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Antoine de Saint-Exupéry

thovalo

#12
Das Ergebnis stelle ich selbstverständlich hier mit ein!

Ein Loch oder zumindest doch eine Einwölbung für die Lotspeise ist nicht vorhanden und soll für die, im Vergleich zu Heute, enorm langsam fahrende Binnenschifffahrt am Niederrhein auch nicht zwingend notwendig gewesen sein :kopfkratz:


lG thomas  :winke:
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thovalo

#13
Der hier besprochene Bleikegel aus einer Fundschicht des 16. Jhs. ist inzwischen als einfaches Senklot der Binnenschifffahrt identifiziert.
Es gibt einen Vergleichsfund aus der Themse in London mit derselben schlichten seitlichen Lochung, der jedoch zusätzlich noch eine Höhlung zur Aufnahme der Lotspeise besitzt.

Eine solche Vorrichtung galt für die reine Flussschifffahrt auf dem Rhein als nicht notwenig.

Zudem gab es einen Hinweis auf den Teppich von Bayeux .......... da wirft einer der Normannen von einem Boot ein Senklot aus .......   die Bilder und der entsprechende Text sind urheberrechtlich geschützt!


".......... Aus dem Bericht, den der Kaufmann Wulfstan vor Alfred dem Großen ablegte, geht hervor, daß das Lot beim Segeln in den flachen Gewässern der südlichen Ostsee weiterhalf. Und auf dem Teppich von Bayeux ist zu sehen, wie es eingesetzt wurde: Ein Mann steht am Bug des Führungsschiffes der Normannenflotte und läßt das Lot in die Tiefe. Dazu gab es wohl neben ..........."

glG thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Moin,

danke für die Information Thomas.

Ich kann mich nur an die vielen Anker auf dem Teppich von Bayeux erinnern. Und da sieht man so ein Lot?
Schaue ich mir noch mal an  :glotz:

Sagst Du mir noch ob ich mit meiner Gewichtsschätzung von 150 g bei Deinem Lot richtig liege Thomas?

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry