Fundort-Steckbrief Ober Widdersheim, Vogelsberg, Hessen

Begonnen von McSchuerf, 06. Juli 2009, 10:38:19

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McSchuerf

Fundort-Steckbrief  "Ober Widdersheim, Vogelsberg, Hessen"

Bundesland: Hessen

Fundstelle: "Basaltbruch Nickel bei Ober Widdersheim (Nidda), Vogelsberg"

Geografische Lage: Basaltbruch, 6 km SE Hungen, 25 km SE Gießen

Aufschlussart: Steinbruch (Basaltbruch)

Status der Lagerstätte (letzter Stand Juli 2009): in Betrieb

Geologie: Mächtiger Gesteinskörper aus mittelsaurem feinkörnigem Basalt, auf Phonolith aufliegend. Nur in den Blasenhohlräumen des "frischeren" und mehr dunklen Basaltes sind schöne Mineralien als hydrothermale Neubildungen zu finden! Insbesondere durch reichhaltige und ansprechende Funde von Zeolith-Mineralien wurde dieser Basaltbruch für Sammler bekannt. In den mehr verwitterten Basaltbrocken findet man jedoch meist nur Hyalit (Opal-Varietät) und Montmorillonit. Qualität und Quantität der Funde sind meist von der jeweiligen Abbausituation im Steinbruch abhängig!

Mineralien: Analcim, Calcit, "Chabasit", Harmotom (?), Hyalit (Opal-Varietät), Levyn, Mesolith, Montmorillonit, Natrolith, Offretit, "Phillipsit", Thomsonit-Ca, weitere Zeolithe u.a Mineralien.
Verzwillingter Chabasit wird Phakolith genannt.

siehe auch hier ..

http://www.mindat.org/loc.php?loc=29632

Zugangsmöglichkeit ja/nein: Ja, aber nur nach Genehmigung durch die Steinbruchfirma möglich! (hierzu siehe Näheres unter Besondere Hinweise!)

Besondere Hinweise: Vor Betreten des Steinbruchs Genehmigung durch Einwerfen einer Enthaftungserklärung in den Briefkasten des Hauptgebäudes der Firma Nickel ausreichend - Betreten des Steinbruchs zwecks Mineraliensuche aber nur samstags nachmittags, sonntags ganztägig oder wochentags nur nach Feierabend möglich. Weitere, eigentlich selbstverständliche Voraussetzung ist, dass der Steinbruch wieder so sauber und ordentlich verlassen wird, wie man ihn betreten hat oder als wäre man nie dort gewesen! Nur so ist auch das Fortbestehen der Genehmigungserteilung für Mineraliensammler durch die Firma Nickel zu erhalten!

Literatur: "Der Aufschluss" 77/11, S.409-412; LAPIS 78/1, S.21
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Bericht und Fototeil zu meiner erfolgreichen Exkursion vom Sonntag, den 5.7.09 erfolgt in diesem Thread in Kürze ..  

Alle unter "Mineralien" fettgedruckten Minerale konnte ich übrigens - nach erster Sichtung mit Lupe - am 5.7.09 finden.

Gruß Peter ..  :winke:

McSchuerf

#1
Hallo ..  :smoke:

Am 5. Juli 2009 besuchte ich, nach vorheriger Anmeldung, den Basalt-Steinbruch der Firma Johannes Nickel in Ober Widdersheim, Vogelsberg, Hessen.

Bei idealem Exkursionswetter, d.h. sonnig mit etwas Bewölkung zwischendurch, "begutachtete" ich zunächst den Steinbruch hinsichtlich geeignetem Gesteinsmaterial auf dem Weg zur Talsohle.
Die derzeitige Abbausituation erlaubte schließlich auch gute Funde auf der linken Seite der Talsohle sowie wenige aber dennoch befriedigende Funde auf der rechten Seite der 2. Abbau-Sohle. Für die entsprechenden vorherigen Hinweise möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich Bernd G. danken, der ein großer Kenner dieses Steinbruchs ist!

Während ich insbesondere die dunkleren, weniger verwitterten Basaltbrocken mit reichlich Hohlräumen ("Poren") zusammensuchte und mit meinem Geologenhammer "portionsgerecht" zerkleinerte, begleiteten mich diverse Frosch- und Vogellaute sowie vorbeifliegende blaue Libellen, Schmetterlinge und einiges mehr aus der Fauna des unmittelbar angrenzenden Biotops auf der Talsohle (siehe Fotos). Auch verirrte sich mal ein Frosch unter meiner Schutzbrille; als ich gerade ein Foto davon machen wollte, befreite sich der "Quaker" gerade wieder daraus und entschwand an der Seite eines urplötzlich auftauchenden "Kameraden" zwischen den z.T. großen Basalt-Steinen - auf nimmer Wiedersehen. :zwinker:

Die Basalt-Hohlräume erreichten übrigens Größen bis 2,5 cm!

Nach rd. 3 Stunden "Arbeit", verließ ich den Steinbruch wieder und hinterließ ihn zugleich auch in selbstverständlich sauberem und ordentlichem Zustand mit reichhaltiger Ausbeute von rd. 50 Basaltstufen, bepackt in Richtung Heimat.

Sowohl später zu Hause unter dem Mikroskop als auch schon vor Ort im Steinbruch konnte ich sehr bald die ersten typischen Zeolithe, wie z.B. attraktive Natrolith-Rosetten sowie farblose, hochglänzende, würfelig verzwillingte Chabasit-Kriställchen = Phakolith als hydrothermale Neubildungen in den Poren des Basalts entdecken. Außerdem fand ich reichlich farblosen Calcit, z.T. auch in gut erkennbaren Kristallen, Montmorillonit in allen möglichen Ausbildungen von "wurmförmig" über stalaktitisch bis sphärolitisch! sowie allgegenwärtig die Opal-Varietät Hyalit in den Farben gelb, braun, lila, blau, weiß, braun und rot! Auch farblose Phillipsit-Viellinge, z.T. auch noch "frisch" aussehend, d.h. ohne die weiße Verwitterungsrinde.
Drei meiner Funde konnte ich bisher noch nicht näher bestimmen (siehe ebenfalls Fototeil) .

Gerne möchte ich zu einem späteren Zeitpunkt nochmals diesen lohnenden Steinbruch aufsuchen.
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Weitere Angaben zum Steinbruch und den Mineralien von Ober Widdersheim bitte ich meinem o.a. Steckbrief zu entnehmen!
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Und nun wünsche ich viel Spaß mit meinem Fototeil (27 x Steinbruch-Aufnahmen, 26 x Mineralienfotos, zusammen 53 Fotos von insgesamt rd. 90 gemachten Fotos!) ..   :zwinker:
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Copyright - Bericht und alle Fotos: McSchuerf
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Gruß Peter .. :winke:

McSchuerf


McSchuerf


McSchuerf

#4
Fototeil "Mineralien" ..

Hinweise ..

Die zuerst abgebildeten Basalt-Stufen weisen die Maße 9 x 5 cm, 7 x 4 cm und 9 x 9 cm auf.

Der mit Pfeil gekennzeichnete Hohlraum auf dem 3. Bild von oben ist 1,5 cm groß (!) und enthält Calcit-Kristalle mit bläulichem Hyalit-Opal!

Die gesamte Partie an Hyalit-Opal auf dem untersten Bild beträgt 5 x 4 cm (!!)
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Die Bildbreiten zu allen Mikroskop-Aufnahmen liegen bei 4 bis max. 6 mm.
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McSchuerf


McSchuerf

Rest Fototeil "Mineralien" ..

So, das wars dann hierzu erst mal!  :zwinker:

Gruß Peter .. :winke:

Freya


McSchuerf


Goatman

Hi,
ich kann mich Maria nur anschliessen.
Danke für den netten Bericht.  :super:

McSchuerf


klaushi

Ja wie immer sehr schön dieser Beitrag! :super:

Ich frage mich welche Kräfte diese Basaltkugeln so schön rund gestaltet haben?

McSchuerf

Danke klaushi,  :zwinker:

ZitatIch frage mich welche Kräfte diese Basaltkugeln so schön rund gestaltet haben?

Sehr gute Frage! :smoke:..

Da die abgebildeten Kugeln (einmal auf der Talsohle entdeckt und einmal auf der 2. Sohle) wirklich nahezu perfekt kugelrund sind, wie ich bei näherer Betrachtung vor Ort feststellen konnte, tendiere ich hier sehr stark zu einem eher bildhauerischen Kunstwerk aus Menschenhand gefertigt!

Ansonsten können wohl verschiedene Erklärungen einer natürlichen Bildung dieser Kugeln herangezogen werden. Eine Erklärung könnte in Richtung Erosionskräfte gehen; eine andere Erklärung, könnte ich mir zumindest vorstellen, geht dann evtl. in Richtung Zusammensetzung, und Viskosität (Zähigkeit) des Magmas sowie dessen Fließgeschwindigkeit inklusive Unterbrechungen und späterer Fortsetzung des Magmaflusses zur Entstehung des Basaltkörpers; durch gleichmäßige Anlagerung des Magmas an den bereits gebildeten Basaltkörper im Anfangsstadium und nach späterer Abkühlung an der Erdoberfläche, könnte dann unter Einbeziehung der für die generelle Bildung einer Kugel üblichen physikalischen Gesetze (Stichwort: Oberflächenspannung etc.) diese Kugel so entstanden sein, wie sie jetzt aussieht.  :-D
Aber ein Geophysiker oder Geologe kann das sicher noch viel besser und detaillierter beantworten. :-D

Gruß Peter .. :winke: