Fossilien aus dem Lias des Leinetalgrabens

Begonnen von Humboldt, 30. März 2020, 19:39:36

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Humboldt

Hallo zusammen,

habe das schöne Wetter der letzten Tage genutzt, um mich vom Physik-Studium auszuruhen und hoffe, dass ihr die Funde vielleicht genauer ansprechen könnt (Manche Dateien sind schon entsprechend meiner Vermutung benannt.)
Fundort ist eine ehemalige Tongrube in Eichenberg/Leinetalgraben. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte Levante schonmal einen Beitrag dazu gepostet, aber den finde ich leider nicht mehr. Meine Funde stammen fast alle aus dem westlichen Teil der Grube. Ich vermute die östliche Grube wird interessant, wenn der Abbau bis zu dem, von mir rot eingezeichnetem Bereich, in tg1_Resized.jpg vorgedrungen ist.


Ich verlinke mal ein paar Seiten als Hintergrundinformation (hoffe das ist okay, war schon länger nicht in Foren unterwegs und bin mir gerade nicht sicher wie das hier gehandhabt wird):

2000-Lias.pdf (Auf S. 109 findet man das Profil der Grube)

Steinkern - Lias im Raum Göttingen

Mineralienatlas


Ich entschuldige mich auch gleich mal für die schlechten Fotos. (ungewohnte Kamera)

Im Anhang hab ich, neben den Fundbildern, auch meine Interpretation des Profils der Tongrube mit groben Fundorten zugefügt (siehe tg1_Resized.jpg und Foto_Resized.jpg). Bin mir aber nicht sicher ob das korrekt ist und die Fundorte sind auch nur aus dem Gedächtnis eingetragen.

Mir stellt sich jetzt die Frage wie ich beim Konservieren vorgehen sollte und wie ich feststelle ob es sich wirklich um Pyrit und nicht Markasit handelt? Wenn ich das richtig verstanden habe blüht Markasit eher aus als Pyrit? Wäre auch über eine Empfehlung dankbar wie ich Pyritfragmente zusammenkleben sollte und wie ich den blättrigen Tonstein (siehe DSCI0393.JPG und DSCI0394.JPG) fixieren kann.

Ich bedanke mich schonmal für eure Antworten.

Humboldt

#1
Eventuell folgen noch welche. Hab noch nicht alles gewaschen.
Anhand der Gagat Funde habe ich versucht die Ölschieferschicht zu lokalisieren.

Nanoflitter

Schöne Fundstelle hast du da, von den Fossilien hab ich leider nur begrenztes Wissen . Die Pyrit Stücke halte ich erst mal für Markasit. Wie man die Stücke fixt, keine Ahnung, würd mich auch interessieren. Hab mal so 5 Stück Markasit gekauft, in 3 Jahren waren 3 vollständig zu Pulver! zerfallen, die anderen sind grad dabei. Glaub nicht, das man da was mit kleben rettet. Evtl. luftdicht versiegeln, wenn der Zersetzungsprozess überhaupt von Sauerstoff verursacht wird. Pyrite hab ich noch seit meiner Kindheit welche im Fundus, da passiert eigentlich nix. Gruss..

McSchuerf

Hallo,

ja, ich halte das auch eher für Markasit. Pyrit aber auch Markasit sind, oft auch zusammen vorkommend, häufige Begleiter bei Fossilien.

Die Gründe für die Zersetzung von Markasiten ist wohl auch zum Teil lagerstättenspezifisch. Ich habe Markasite, die ich nicht rechtzeitig luftdicht in Dosen aufbewahrt hatte und die dann relativ rasch (nach ca. 2-5 Jahren) zerbröselt sind; andere Markasite halten schon seit über 20 Jahren unverändert. Da gab es weder eine Zersetzung zu schwefliger Säure, noch eine teilweise- oder vollständige Umwandlung zu Vitriolen, wie dem Eisensulfat Melanterit (vorwiegend dann weiß und flockig auftretend; ähnlich auch Halotrichit .. farblos-weiß).
Ich hatte selbst damals mal zu Zaponlack als Schutzmaßnahme gegen Markasit-Zersetzung geraten; leider überwiegen nun doch die Misserfolge dieses Verfahrens. Bei Markasiten aus Meggen soll das z.B. gar nicht geholfen haben.

Wenn man den Markasit selbst noch "frisch" findet, ist die einzig sinnvolle Maßnahme sofort luftdichter Verschluss, wie bei hygroskopischen (wasseranziehenden) Mineralen (z.B. bei Kremersit) auch.
Erwirbt man Markasit käuflich oder anderweitig (z.B. durch Tausch) und man weiß nicht wie viele Vorbesitzer es schon gab, ist es reine Glücksache, ob der Markasit nun irgendwann zerfällt oder nicht. Er kann dann entweder sehr schnell gehen auch erst nach mehreren Jahren passieren. Ist es dann schon, auch nur im Ansatz, passiert, ist "das Kind schon in den Brunnen gefallen" und nix geht mehr.  :schaem: Oder aber, es ist einer derjenigen Markasite, die nie zerfallen, da wohl lagerstättenspezifische Gründe aber auch andere Gründe (z.B. mögliche nur lokal auftretende Beimengungen --> Fremdionen in der Kristallstruktur des Markasits?) in Frage kommen.

Hier habe ich noch eine andere Quelle gefunden, in der auch von jeglichen Lacken abgeraten wird.
https://www.palaeowerkstatt.de/bei_pyritzerfall

Gruß Peter   :winke:

Humboldt

#4
@Nanoflitter
Der Abbau wurde leider schon länger eingestellt. Ich hab nur vom Regen freigewaschenes aufgelesen und bezweifel, dass dort noch so viel nachkommen wird, aber vielleicht hab ich ja Glück.  :-D
Schade um die Fossilien und 3 Jahre sind ja wirklich eine kurze Zeit..
Die Ammoniten brechen wahrscheinlich genau dort, wo die Kammerwände waren, auseinander. Jedenfalls brechen sie immer auf die gleiche Weise. Hatte gehofft diese zumindest zusammenfügen zu können,

Steinkern - Konservierung sulfidisierter Fossilien

@McSchuerf
Danke für deine lehrreiche Antwort. Gibt es, abgesehen von der Kristallstruktur, Merkmale an denen man Pyrit und Markasit äußerlich unterscheiden kann (rötliche Farbe?) ? Ich habe die Fossilien teilweise schon gewaschen, wobei Blasen ausgetreten sind  :schaem: . Habe die Ammoniten jetzt mal in Kieselgel mit Indikator (Blaugel) gelegt und werde den Pyrit-/Markasitkern als Vergleich ungeschützt aufbewahren. Ich hab leider keine Informationen gefunden ob Kieselgel hygroskopischer als Schwefelsäure schwefelige Säure ist. Wenn dem so wäre, könnte man dann der Schwefelsäure schwefeligen Säure mithilfe des Kieselgels nach und nach Wasser entziehen und so die Reaktion unterbinden, wenn alles in einem geschlossenen Behälter aufbewahrt wird?  :kopfkratz:

Die Methoden aus dem Steinkern sind zwar interessant, allerdings stell ich mir das gar nicht so einfach vor. Hat damit jemand Erfahrungen gemacht?

Gruß

Edit: schwefelige Säure statt Schwefelsäure

Höhlenbär

Hallo,

mein Tipp, an diesen Fossilien lohnt der Aufwand nicht, die sind eh im Endstadium.
Weitersuchen!
Für mich die einfachste, billigste und dauerhafteste Methode der Konservierung von Markasit ist die Unterdruckbehandlung mit Hartparaffin und Bienenwachs 50/50%.
Und zwar bevor Zersetzungserscheinungen zu erkennen sind.

Beim Zerfall entsteht übrigens keine Schwefelsäure sondern Schweflige Säure und nein, ohne Analyse kann man Pyrit/Markasit nicht unterscheiden, von der Kristallform abgesehen.

Grüße,
Michael

McSchuerf

#6
Hallo Michael,

McSchuerf schrieb ..
Zitat.. Zersetzung zu schwefliger Säure

.. schweflige Säure ist richtig und das schrieb ich auch so und nichts von Schwefelsäure, es sei denn noch an anderer Stelle aber dann weiß ich nicht mehr wo. .. :-D

Höhlenbär schrieb ..
Zitat.. Konservierung von Markasit ist die Unterdruckbehandlung mit Hartparaffin und Bienenwachs 50/50%.

Stimmt! Das hatte ich tatsächlich vergessen; gelesen hatte ich das aber auch schon mal, leider weiß ich die Quelle jetzt nicht mehr.
Ausprobiert habe ich das aber selbst auch noch nie.  :-)

Gruß Peter




McSchuerf

#7
Hallo Humboldt,

die Dichte von Pyrit beträgt 5,0-5,2; die Dichte von Markasit liegt etwas niedriger, nämlich bei 4,8-4,9 (hier: Mineralien-Handbuch von Duda etc.); ansonsten .. wie Michael schon ausführte, nur durch Kristallstruktur oder durch Röntgenanalyse zu unterscheiden. Bezüglich Kristallstruktur: Das gilt auch für manche spezielle Aggregatformen, d.h. bei manchen Markasiten treten z.B. bevorzugt die typisch speerspitzenförmigen Kristallaggeragte auf. Dazu gibt es auch zahlreiche Foros im Netz. Bei Pyrit habe ich manche dieser Aggregatformen, die ich bisher nur von Markasit kenne, bisher auch noch nie bei Pyrit gesehen.

Auch evtl. Anlauffarben, die häufig bei Pyrit auftreten, treten genauso häufig bei Markasiten auf.

Hinzu kommt, dass z.B. sogar manche Arsenopyrite und noch mehr arsenhaltige Pyrite noch schlechter von Pyrit und/oder Markasit rein optisch zu unterscheiden sind. Dies kann ich auch aus eigener Erfahrung bestätigen.
-----------------------

Doch zurück zur Dichte:
Laut mindat.org zu Markasit --> Dichte bzw. Spezif. Gewicht - noch genauer, nämlich:
4.887 g/cm3 (Measured)  sowie  4.875 g/cm3 (Calculated)

Laut mindat.org zu Pyrit --> Dichte bzw. Spezif. Gewicht - noch genauer, nämlich:
4.8 - 5 g/cm3 (Measured) sowie  5.01 g/cm3 (Calculated)
---------------------

Dann wäre da aber noch die Strichfarbe:
Man könnte auch die Strichfarbe für eine grobe Unterscheidung heranziehen:
Dunkelgrau bis schwarz ist die Strichfarbe von Markasit; grünlichschwarz ist die Strichfarbe von Pyrit (Betonung auf grünlich). Das lässt sich aber leider nicht generell bei allen Pyriten und Markasiten so feststellen. Es gibt quasi auch "Übergänge", sodass auch ein vermuteter Pyrit wegen seiner "Grünstichigkeit" bei der Strichfarbe dann doch auch ein Markasit sein könnte.

Wer es also ganz genau wissen möchte, muss die bereits erwähnte Röntgenanalyse durchführen lassen.

Im Übrigen: Alle Mineralien, insbesondere aus Eigenfunden, müssten eigentlich auf ihren Etiketten immer den Zusatz: "vermuteter ..." aufweisen. Nur wenn eine Röntgenanalyse durchgeführt wurde, kann die Bezeichnung "vemuteter .." aus dem Etikett gestrichen werden. Das gilt natürlich gleichermaßen auch für dazugehörige Fossilien. Ausnahme: Das Erscheinungsbild des Fossils oder Minerals lässt keine Verwechslungen zu und ist damit eindeutig. Beispiel: Einen Krokoit oder einen Dioptas, egal von welchem Fundort, ist so eindeutig, dass man die auch auf schlechten Bildern problemlos identifizieren könnte.  :zwinker:

Gruß Peter  :winke:

Humboldt

Hallo zusammen,

@Höhlenbär
okay, dann werd ich die Methode ausprobieren, wenn ich etwas finde, bei dem es sich lohnt.

Zitat von: Höhlenbär in 01. April 2020, 19:10:58
[...] Beim Zerfall entsteht übrigens keine Schwefelsäure sondern Schweflige Säure [...]
Ups, danke, mein Fehler!

@McSchuerf
Danke für die Erklärung :)

Grüße