Ein Zepter-Amethyst der besonderen Art.

Herr Frank Magdahl Reiche (Deutsch-Chilene und seit ueber 50 Jahren Mexicosammler, Freund, und der einzige echte Sammlerkollege hier) und Meinereiner, waren 2005 wiedermal in Taxco bei unseren Mineros zu Besuch.

Selbersammeln geht dort in der Silbermine natuerlich nicht. Es stehen sogar "Guardians" mit Maschinengewehr an den zwei Eingaengen ( kein seltenes Bild hier).

Die alten und neuen Halden sind im Millimeterbereich abgesucht, doch wir haben guten Kontakt zu den Mineros die in der Mine nicht gerade fuer den Luxus arbeiten.
Unerlaubterweise, aber mit Normalitaet, nehmen die meissten Bergleute Kristalle und Mineralienstufen mit, die sie neben dem Silbererz in mannigfaltiger Masse als "Abfallprodukt" finden und verkaufen.

Bei den Loehnen dort ist es selbstverstaendlich kein Wunder dass sich fast Jeder ein Zubrot mit den tollen Stufen und Einzelstuecken verdienen will.

Das Ausfuehren von Gestein, oder Mineralien aller Art der Mine ist klar Verboten, ....aber die Kontrolleure lassen die Mineros ihre "Quarzos" ...(so allgemein fuer alles Jegliche an Mineralien genannt) mit einem verstaendlichen Laecheln mitnehmen (sofern es kein Silbererzbrocken ist !)


Auf unserer Tour an verschiedenen alten Halden, hatten wir wie ueblich in 1700m Hoehe und ca. 38 Grad bald Genug...und das am Vormittag.

Wie verabredet, trafen wir uns dann mit unseren zwei Mineros, Candido und Roberto (zwei Brueder fuer die die Gastfreundschaft das Hoechste ist) in Ihrem Haus. Wir kennen uns schon seit ein paar Jaehrchen, und wir mussten Sie Anfangs dazu "Belehren" die gefundenen Stuecke zu Waschen und NIcht ohne Schutz Uebereinanderzulegen !  ..(Jeder Mineraliensammler weiss Warum ! ! !

Die Taxco-Mine bietet das weitlaeufige Spektrum der Mineralogie eines Silbervorkommens, doch gibt (gab) es immerwieder Besonderheiten an Mineralkombinationen oder an Mineralien selbst.

Und hierzu ein Beispiel.
Ueber zwei Tage hinweg kamen in einem neuen Gang einige "veraetzte", von wahrscheinlich agressiven Loesungen verursachte, leichtblasse Zepteramethyste zu Tage.

Die Zepterkronen waren am Kristall teilweise zu 70% zerstoert und sind dann wieder Weitergewachsen.
Neue Generationen von "Quarz" und "Verheilung" der angegriffenen Zepter haben mehr Glanz als die Aussenflaechen des Kristalls selbst.
Noch eine Ungewoehnlichket, ..der "Stammkristall" mit seinem Habitus ist meistens Unversehrt....auf den Fotos etwas schwer zu erkennen.

Meine Frage hierzu ist, ob ich mit den agressiven Loesungen richtig liege, oder ob es eine andere Erklaerung dafuer gibt ?

Es waren ca. 50 Stuecke zur Auswahl, ..dieses war das Schoenste und Interessanteste. Ein paar kleinere hab ich noch als Belege mitgenommen ( Fotos auf Wunsch )

Sollte Jemand eine kurze Beschreibung der Entstehung dieser Besonderheit haben, danke ich schonmal im Voraus  

Sash


...es sind zum Stueck diesmal etwas mehr Fotos um die Zerstoerung, ..bzw. die Neuentstehung besser zu sehen

Hallo Sash,

zunächst mal: Sehr interessante Schilderung. Vielen Dank dafür!  

ZitatUeber zwei Tage hinweg kamen in einem neuen Gang einige "veraetzte", von wahrscheinlich agressiven Loesungen verursachte, leichtblasse Zepteramethyste zu Tage.

Die Zepterkronen waren am Kristall teilweise zu 70% zerstoert und sind dann wieder Weitergewachsen.
Neue Generationen von "Quarz" und "Verheilung" der angegriffenen Zepter haben mehr Glanz als die Aussenflaechen des Kristalls selbst.
Noch eine Ungewoehnlichket, ..der "Stammkristall" mit seinem Habitus ist meistens Unversehrt....auf den Fotos etwas schwer zu erkennen.

Meine Frage hierzu ist, ob ich mit den agressiven Loesungen richtig liege, oder ob es eine andere Erklaerung dafuer gibt ?

Es gibt sicher auch "aggressive" Verwitterungslösungen mit der Folge angeätzer Quarze aber diese Lösungen müssten da den abgebildeten Quarzen schon erheblich zugesetzt haben, wenn ich mir alleine so die Zepterkronen - nur mal für sich - betrachte. Ich glaube persönlich hier weniger an solche Lösungen oder das diese nur z.T. eine Rolle spielen; vielmehr an andere Gründe, die da unter anderem wären: Wachstumsanomalien durch Baufehler in der Kristallstruktur aber auch unterschiedliche Stoffzufuhr, d.h. bis hin zum Stopp und damit Wachstumsunterbrechung gibt es; anschließend wieder genügend Stoffzufuhr bzw. Aufnahme von weiteren sauren, d.h. kieselsäure-haltigen Lösungen, sodass der Kristall weiterwachsen kann.
Durch tektonische Prozesse verformte, verzerrte oder halb bis vollständig zerstörte Quarze gibt es aber auch. Quarz selbst ist sehr verwitterungsbeständig, wird eigentlich nur durch Flusssäure (HF) angegriffen und gelöst.
Brüche und Risse in den Kristallen werden durch weitere Stoffzufuhr in Verbindung mit den dafür benötigten Temperatur- und Druckverhältnissen (Bildungsbedingungen) wieder gekittet, d.h. man spricht in der Tat von Verheilung des Quarzes und Weiterwachsen an der geknickten Bruchstelle z.B.  ..

.. ansonsten kann ich die folgende Seite empfehlen .. siehe hier auch insbesondere das "Verhältnis" von "Tochter" (Zepter) zu "Mutter" (= ältere Generation und darauf aufgewachsene jüngere Generation = Zepter ..) usw.  

http://www.seilnacht.com/Minerale/qwachst.html

Ich persönlich glaube ohnehin, dass mögliche tektonische Verläufe, die zum letztendlichen Erscheinungsbild eines "verzerrten" bzw. nicht idiomorphen Quarzkristalls führten, einfach z.T. zumindest unterschätzt werden; dagegen Ursachen durch "aggressive Verwitterungslösungen" oder auch durch Regenwasser, sauer Regen etc. einfach ein wenig überschätzt werden!  

Aber - wie immer - alles ohne Gewähr auf die "absolute" Wahrheit .. die ohnehin nur ein Mythos ist .. war ja auch keiner vor Millionen bis Zehntausenden von Jahren vorher anwesend und hat den genauen Wachstumsprozess eines Quarzes z.B. mitverfolgt - oder?.   Wer kennt die auch schon - die "absolute Wahreheit" - .. wenn sich die Wahrheit doch auch jeden Tag erneut durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Errungenschaften verändert!  Man nehme alleine das jüngste Bsp. --> Chalcedon - besteht nach jüngsten Erkenntnissen zwar weiterhin aus Quarz aber auch immer aus Moganit - ist damit ein Mineralgemenge und kein feinkristalliner Quarz mehr per alter Definition!!! - folglich sind Karneol, Sarder, Achat etc etc. streng genommen auch keine Minerale mehr, sondern Gesteine aber das will dann auch keiner von der Berufsfachwelt so deutlich zugeben .. tja tja .. nur gut, dass ich dass nur als Hobby betreibe und nicht als Beruf .. sonst würden mir nur noch graue Haare wachsen.  

Gruß Peter  

Hallo Sash

Bei einer Erdverschiebung entstehen neue Spalten und es können sich Küfte miteinander verbinden womit eine Veränderung der Lösungen statfindet.
Bei Uns findet man immer wieder Quarze die bei einer Unterversorgung von Silizium angelöst wurden und bei einer neuerlichen Übersättigung neu kristallisierten.


Gruss, Rolf

Ja, und ich schrieb ja auch bereits etwas über tektonische Prozesse. 

Gruß Peter

.. jedenfalls ein sehr interessantes Thema und ich kann dabei immer nur wieder die Seiten von Seilnacht empfehlen!  

Gruß Peter  

Wirklich schöne Stücke und mit  Ametist nicht Häufig
Etwas für den Schaukasten.
Rolf