Mineralfunde auf der griechischen Sporadeninsel Skiathos

Begonnen von McSchuerf, 16. Mai 2009, 22:32:48

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McSchuerf

Mineralfunde auf der griechischen Sporadeninsel Skiathos - Juni 1997

von McSchuerf

Allgemeines:

Die für Griechenland ungewöhnlich fruchtbare und idyllische Insel Skiathos, die vor allem wegen ihrer zahlreichen und schönen Sandstrände Berühmtheit erlangt hat, ist die touristisch am höchsten entwickelte Insel der Nördlichen Sporaden. Westlich von ihr liegt die Halbinsel Magnesia; östlich von ihr liegt in geringer Entfernung die Insel Skopelos und im Süden ist Euböa zu sehen, während die Nordküste das stürmische Meer des thermaischen Golfes empfängt.
Nach altem Volksglauben ist der Name Skiathos entstanden, weil sich bei Sonnenaufgang der Schatten des Berges Athos über das Meer hinüber bis auf die Insel erstreckt (skia = Schatten). Schon seit der Antike tragen Insel und Stadt denselben Namen.
Die Insel ist 47 qkm groß, 12 km lang und 9 km breit. Die höchste Erhebung der Insel ist mit 433 m die Karaphiltsanaka, ganz aus Felsen bestehend und schroff abfallend.
Die meisten Berge (die Molocha, Stivotos, die Kounistres, u.a.) schmücken großartige Wälder. Es gibt verschiedene Kieferarten, von denen eine, die Agriopefki, für den Schiffbau besonders gut geeignet ist. Außerdem gibt es Erdbeerbäume, Ginster, Platanen, Eichen und Walnussbäume, die neben sprudelnden Quellen Oasen der Einkehr und des Friedens schaffen.
Berühmt ist vor allem der Wald mit den Schirmpinien neben dem gleichnamigen goldenen Sandstrand, 'Koukounaries' genannt. Skiathos ist außerdem üppig mit Olivenbäumen bepflanzt, es gibt bewässerte Gärten und vielfältige Obstplantagen. Überall auf der Insel plätschern Gebirgsbäche, sogar zwei kleine Seen gibt es, den einen in der Gegend von Strouphlia und den anderen bei Agios Georgios.
Skiathos wird von seltenen Zugvögeln als Zwischenstation genutzt. Auch Rebhühner sind reichlich vorhanden; sie erinnern an die Rebhühner, die es hier schon in der Antike gab.
Die Küste von Skiathos hat eine Länge von 44 km, sie verläuft unregelmäßig gezackt mit Ankerplätzen und Buchten, Landzungen und Vorgebirgen, Höhlen und Halbinseln.
Rundherum gibt es überall kleine Inselchen, vor allem am Eingang zur Bucht des Haupthafens. Es sind dies Klein-Tsoungria, Groß-Tsoungria, Arkos, Marango und direkt in der Bucht von Prassou Kephalakia, Daskalio und Mirmingia. An der Nord- und Ostseite der Insel befinden sich Asproniso mit seiner Möwenkolonie, die Sideraden, die Arapakia, Ovreen, Ktsaph und die berühmten Kastro-Inseln und an der Südseite die Troulo-Inseln und Marinos.
Das Sonnenlicht ist ungewöhnlich intensiv sowohl auf Skiathos als auch auf den übrigen Inseln der N. Sporaden. Von April bis Oktober ist es sehr warm und während der heißen Sommermonate weht zum Glück der 'Meltemi', der ägäische Nordwind und bringt eine angenehme Kühlung mit. So konnte sich auch der Autor dieses Beitrags im Pinienwald, am Strand Koukounaries und in der City intensiv erholen.
Felsige Steilküsten und goldene Sandstrände voller Pinienduft, traumhafte Sonnenuntergänge und richtiger Urlaubsspaß, auf Skiathos lassen sich alle Erlebnisse verbinden. Die Insel erfreut sich von Jahr zu Jahr größerer Beliebtheit. Nach Auffassung des Autors ist jedoch Skiathos, auch zum heutigen Zeitpunkt, längst nicht so 'touristisch überlaufen', wie das ansonsten in weiten Teilen Griechenlands seit Mitte der 80er Jahre festzustellen ist (z.B. auf der größten griechischen Insel Kreta!).

Von Skiathos aus kann man sowohl mit dem 'Flying Dolphin' als auch mit der Fähre nach Skopelos und Alonysos fahren. Weitere Schiffahrtslinien verbinden Skiathos mit Chalkidiki, Skiros u.a. sehenswerten Ausflugszielen! Auskunft: Hafenamt Skiathos - Tel.: 0427/22107.

Die Hauptstadt der Insel ist die Stadt Skiathos. Wenn man sie vom Nordosten mit dem Schiff anläuft, liegt sie dem Betrachter in ihrer strahlenden Schönheit mit weißgetünchten amphitheatrisch angeordneten Häusern zu Füßen. Sie wurde 1829 an der Stelle der antiken Stadt gebaut und ist heute ein berühmtes touristisches Zentrum. Hier lebt fast die gesamte Inselbevölkerung, abgesehen von ganz wenigen verstreuten Ansiedlungen.
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Geologie:

Die Insel Skiathos lässt sich deutlich in zwei geologisch unterschiedliche Bereiche trennen.
Im Westen tritt basales paläozoisches Kristallin als voralpidischer Unterbau zutage, vornehmlich bestehend aus Muskovitschiefer, Granatglimmerschiefer und Zweiglimmergneisen (FERENTINOS 1973). Diese von SKALA und JAKOBSHAGEN (1977) als "Skiathos-Serie" bezeichnete Schichtfolge wird im Hangenden an manchen Stellen von Konglomeraten gekappt, die lokal ein Kleinrelief in den Schiefern ausfüllen und auf fluvialen Transport (Schichtfluten?) hinweisen (JAKOBSHAGEN und SKALA 1977, S. 238).
Konkordant folgt auf die metamorphe Liegendserie dickbankiger massiger Dolomitmarmor mit zwischengeschalteten dünnen Bauxit- und Hämatitlagen (VIDAKIS 1995), der in seinem oberen Ende in einem terrestrischen Horizont mit lateritischer Verwitterung endet. In einigen Steinbrüchen zeigt sich diese Übergangssituation, wie etwa im Norden der Halbinsel Punda, wo die Karstschlotten Tiefen bis 15 m erreichen können (HEINITZ und RICHTER-HEINITZ 1983, S.44 + 45).
Im Hangenden dieser Karstschlotten folgt transgressives Oberkreidekonglomerat, das zu vorwiegend massigem Kalkmarmor (Rudistenkalk) überleitet, der die höchsten Gipfel der Insel (Kambia, Katavothra, Mitika) aufbaut.
Die faltentektonischen Verhältnisse werden von JAKOBSHAGEN und SKALA (1977) sowie von HEINITZ und RICHTER-HEINITZ (1983) beschrieben.
Der strukturelle Aufbau resultiert demnach aus einer Abfolge komplexer Verformungsphasen im Rahmen der neohellenischen Orogenese, wobei neben zentralen Aufwölbungen randlich Dehnungsbrüche auftraten.

Im SW ist die Skiathos-Serie aufgrund ihrer lithologischen Zusammensetzung (Sandsteine, Konglomerate etc.) schlecht verformbar und lässt über weite Strecken nur grobmaßstäbige Wellungen erkennen.
Im Osten bzw. Nordosten dominieren Schüsselstrukturen und flache Aufwölbungen (HEINITZ und RICHTER-HEINITZ 1983, S. 50). Die im bisherigen Kartenmaterial dargestellten tektonischen Störungen zeigen bezüglich ihrer Orientierung vornehmlich NE-SW, NW-SE und N-S Verlauf.

Der norwestliche Küstenabschnitt zwischen dem Kap Agia Elenis und Kap Gurnes wird durch mehrere kleine Buchten gegliedert. Entlang der nördlichsten Bucht an der Westseite der Mandraki-Halbinsel ist in rötlichen sandigen Sedimenten ein Kliff angelegt, das höhenmäßig zwischen 17 m (an den Buchtenrändern) und 14 m (im Zentrum er Bucht) variiert.

Die geomorphologischen Untersuchungen auf Skiathos zeigen, dass die Reliefentwicklung im Bereich der Inselgruppe der Sporaden zwischen dem Alttertiär und dem Pliozän unter dem Einfluss eines (wechselfeucht) tropischen Klimas stand (vgl. z.B. BERNOR et al. 1979). Wahrscheinlich wurde im Pliozän der Raum von einer mächtigen Abragungsphase erfasst, wobei in der Folge unter dem Einfluss tektonischer Bewegungen (Horst-Graben Tektonik) die ehemaligen Liefergebiete abgesenkt wurden und heute unter dem Meer liegen. Die Tatsache, dass die relativ leicht erodierbaren Glacissedimente in geringer Meereshöhe im Westen von Skiathos noch weit verbreitet vorliegen, führt zur Annahme größerer zusammenhängender Landflächen bis ins Spätpleistozän.
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Mineralogie:

Agia Eleni
Westlich von Koukounaries treffen wir auf drei weitere schöne Strände, Banana, Krassa und Agia Eleni. Am Nachmittag des 23.6.1997 fand der Autor in Strandnähe oberhalb der Agia Eleni Bucht, mitten auf einem ungepflasterten Gehweg, eine größere Ansammlung von Lesesteinen, die dem Autor zunächst durch ihre metallisch-glimmerige Oberfläche auffielen. Bei näherer Betrachtung zeigten sich körnige bis derbe Partien von blauschwarzer, schwarzer, brauner und bräunlich-gelber Farbe, die sich auf Glimmerhaltiger Gesteinsmatrix befanden (vorwiegend Muskovit).

Die rund einen Monat später durchgeführten Röntgenanalysen ergaben überraschend, das dem hexagonalen Kristallsystem angehörende (Kobalt, Nickel)-Mangan-Hydroxid Asbolan mit der chemischen Formel (Co,Ni)Mn4+O2(OH)2 x 1-2 H2O in Begleitung des Eisenhydroxids Goethit (Fe3+O(OH).
Bemerkenswert ist dabei der Fund eines kobalthaltigen Minerals, das bei späteren Prospektionen möglicherweise noch zu weiteren Co-haltigen Mineralfunden führen könnte. Damit würde sich der Asbolan im günstigsten Falle auch noch als Indikatormineral für potentielle Funde sekundärer Co-Mineralien, wie z.B. für Erythrin, erweisen. Ohne die Durchführung weiterer Exkursionen mit der Aussicht auf entsprechende Resultate, bleibt diese Ansicht des Autors allerdings nur spekulativ.

Lalaria
Weitere Mineralfunde konnte der Autor, anlässlich eines Bootsausfluges mit mehreren Zwischenstopps am 12.6.1997 zwischen zwei aus Kalkstein bestehenden größeren Felsbrocken am malerischen Lalaria-Kieselstrand tätigen. Dabei erreichten die für eine nähere Betrachtung in Frage kommenden Felsbrocken einen Durchmesser von ungefähr 1 x 1 Meter.
Hier arbeitete der Autor mit Geologenhammer und Flachmeißel mehrere auffallend schwarz-grün verfärbte Belegstücke bis zu maximal rd. 6 x 5 cm Größe aus dem Felsgestein heraus.
Einige der später ebenfalls röntgenanalysierten Stücke aus den Lalaria-Felsen, stellten sich als das Tonmineral und Schichtsilikat Klinochlor heraus. Das (Magnesium, Eisen)-Aluminium-(Hydroxyl)-Silikat zeigt schwarze, schwarzgrüne und graugrüne, glasglänzende Massen aus spätig-plattigen und zum Teil auch blättrigen Aggregaten. Diese überziehen älteren, farblos-weißen Calcit in derber Ausbildung. In selteneren Fällen zeigt der Calcit eine hellbraune bis leicht orangene Färbung, für die vermutlich geringfügige Gehalte von Eisenoxiden/-hydroxiden ursächlich sein dürften. Begleiter der Klinochlor-Calcit-Stücke ist das Kupfercarbonat Malachit, das nur geringe Spuren hellgrüner bis grüner kristalliner Partien zeigt.
Zu den weiteren Funden der 'Lokalität Lalaria' gehörten an diesem Tage wenige, ca. 3 x 3 cm große Brocken des Minerals Calcit in Paragenese mit dem Calcium-(Eisen, Aluminium)-Gruppensilikat Epidot. Dieser tritt gelblichgrün und derb auf.

Kastro
Kastro, hinter dessen Mauern sich einst die mittelalterliche Hauptstadt der Insel verbarg, liegt im Nordteil von Skiathos. Es ist in einer dreistündigen Wanderung oder in eineinhalb Stunden mit dem Boot erreichbar. Hier dürfte man im interessantesten Teil von Skiathos sein, sowohl historisch und archäologisch als auch wegen seiner großartigen natürlichen Lage. Der große Sohn der Insel Alexandros Papadiamantis läßt viele seiner Erzählungen in Kastro spielen und schildert in treffenden Bildern das Leben in der mittelalterlichen Stadt Kastro, auf einem gigantischen, aus dem Meer hochragenden Felsen mit großartigem Panorama gelegen.

Hier fand der Autor mehrere Belegstücke des Calciumcarbonats Calcit, in massigen Brocken von bis zu 9 x 7 cm Größe. Einige dieser Brocken weisen eine offensichtlich ältere Generation auf, die einen durch vermutlich Eisen/- Manganoxide/-hydroxide verfärbten Rasen aus winzigen Rhomboeder-Kristallen zeigen; darüber befindet sich eine jüngere Generation aus ebenfalls bräunlich verfärbtem Calcit in warzig-knolliger Ausbildung mit kristallinen Partien von bis zu 4 x 2 cm Größe. Die kalkigen Lagen umschließen dabei zum Teil ein metamorphes Gestein - vermutlich Schiefergneis - der eine deutlich vertikale Schichtung zeigt.
Weitere Mineralien konnte der Autor dort nicht finden.
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Aussicht:

Es bleibt dem Autor nur zu hoffen, dass die Sporadeninsel Skiathos auch weiterhin als idyllischer Urlaubsort im Gedächtnis der Menschen haften bleibt und keine 'schwarzen Schafe' unter den Mineraliensammlern und Händlern anlockt. Dafür spräche unter anderem auch, dass der Autor keine spektakulären Mineralfunde tätigen konnte; dennoch aber einige -auch unter wissenschaftlichen Aspekten - zum Teil recht interessante Belegstücke ohne behördliche oder anderweitige Probleme mit nach Hause nehmen durfte.
Insbesondere das 'echte' Sammlerauge erfreut sich eben doch auch an etwas weniger spektakulären Mineralien, vor allem wenn man sie selbst gefunden hat. Und das sollte zählen, meint der Autor!
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Danksagung:

Meinen besonderen Dank möchte ich Herrn Günter Blaß für die durchgeführten Röntgenanalysen aussprechen sowie Herrn Weingartner für die prompte Übersendung seiner geologischen Arbeiten zu Skiathos (siehe Literaturquelle).
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Literaturquellen:

- Salzburger Geographische Arbeiten - Band 33 - Helmut Riedl und Herbert Weingartner (Hrsg.) - Beiträge zur Landeskunde von Griechenland VI - Salzburg 1998 im Selbstverlag des Instituts für Geographie der Universität Salzburg;
- SKIATHOS - Touristischer Führer - Informationen - Landkarte - Adam Verlag, Athen
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Fototeil mit 18 Bildern folgt ..

Gruß Peter ..    :winke:




McSchuerf

Bilder:

Bildbeschreibung (Skiathos):
Bild 1-3: - auf demWeg zur Agia Eleni-Bucht, Zielpunkt der Asbolan-/Goethit-Funde
Bild 4:    - Lalaria-Felsen
Bild 5-7: - Stadtpanorama von Skiathos
Bild 8-9: - Hafenpanorama von Skiathos
Bild 10:  - Strofilia Lake - Blick auf das Vogelschutzgebiet
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McSchuerf

noch Bilder ..

Bildbeschreibung (Geologie / Geografie):
Bild 1:    - Geomorphologisches Profil im Westen von Skiathos
Bild 2-4: - Kartenmaterial - Geografische Lage der Mineralfundpunkte
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McSchuerf

#3
noch Bilder ..

Bildbeschreibung (Mineralien):
Bild 1: - Asbolan mit Goethit - 5,5 x 5 cm; Agia Eleni-Bucht
Bild 2: - Asbolan mit Goethit - 12 x 6 cm; Agia Eleni-Bucht,
Bild 3: - Klinochlor, Calcit (hellbraun) - 5,3 x 5 cm; Kalksteinfelsen am Lalaria-Kieselstrand
Bild 4: - Klinochlor, Calcit, Malachit - 3,5 x 3 cm; Kalksteinfelsen am Lalaria-Kieselstrand
Bild 5: - bräunlicher Calcit - 9 x 7 cm; Kastro
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Bild 5 muss ich noch suchen.. finde ich z. Zeit nicht mehr  ..

Gruß Peter .. :winke:

McSchuerf

Hallo ..

hier noch ein "kleiner Nachschlag" von Epidot .. Eigenfund vom Lalaria-Felsen ..  :zwinker:

Gruß Peter  :winke: