Perle

Begonnen von palaeo1, 20. Januar 2015, 17:46:49

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palaeo1

Ich habe heute auch mal kurz eine Fundstelle kontrolliert. Insgesamt gibt es wenige Artefakte, dafür aber schöne ! Es liegt Keramik aus der Eisenzeit bis zur Neuzeit vor, dazu einige Flintabschläge und ein Fragment eines Basaltlavamahlsteins. Der besondere Fund ist aber eine Bernsteinperle von 18 mm Durchmesser und 8 mm Dicke.

Gruß
Klaus

Levante

Hallo Klaus,

du weist ja, die zu datieren ist kaum möglich. Also zwar ein schöner Fund aber eben kaum zu datieren. Ich habe bereits 2-3 Bernsteinperlchen finden dürfen. die Ansprache ging meist vorsichtig in Richtung Rosenkranzperle. was dann schon mal um oder vor 148 datieren würden als die Katholiken bei uns ausgemerzt wurden.  :smoke:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

palaeo1

Ja, das hast Du Recht ! Es ist ein Einzelstück ohne Zusammenhang. Ich habe während meiner Zeit im Landesmuseum Hannover hunderte solcher Perlen aus einem kaiserzeitlichen Gräberfeld in der Hand gehabt. Die hatten aber mehrheitlich größere Löcher, obwohl es auch eben solche kleinen gab. Meine Tendenz geht in Richtung Mittelalter oder Neuzeit. Die Korrosion der Perle deutet aber eher auf MA hin!

Gruß
Klaus

hochwald

#3
Moin Klaus,

schöner und seltener Fund!

Wir hatten vor kurzem gegraben und bei einem archäologisch datiertem Befund aus ca. 1915 kahmen mehrere Bersteinperlen.

Die sahen Deiner sehr ähnlich.

Natürlich kann das Stück auch deutlich älter sein.

Kann leider nix fachliches zu Deiner Perle schreiben und nur eine Möglichkeit nennen.

Gruß!
hochwald


palaeo1

Ja, die Perle kann überall hingehören, das wird sich nicht klären lassen, es sei denn, man gräbt dort und stellt einen Bedundzusammenhang her!
Wird aber nicht passieren  !

LG Klaus

StoneMan

Zitat von: palaeo1 in 20. Januar 2015, 18:11:17
...
Meine Tendenz geht in Richtung Mittelalter oder Neuzeit. Die Korrosion der Perle deutet aber eher auf MA hin!
...

Moin Klaus,

ein ganz toller Fundbeleg - bin ganz begeistert  :glotz:  :Danke2:

Du hast nun zwischenzeitlich zwar geschrieben, dass ohne zugehörige Befunde kaum eine
zeitliche Zuordnung möglich ist, aber Deine von mir zitierte Anmerkung zur Korrosion
geht mir nicht aus dem Kopf.

................................

Bernstein besteht aus fossilem Harz. Fossil   ≥  10.000 Jahre
Die ältesten Bernsteinfunde sind über 300 Millionen Jahre alt.

In der Vorgeschichte wurde bereits Schmuck aus Bernstein hergestellt (Ägypten > 6000 Jahre) alt.

# weißt Du natürlich alles... ;-) #


Der Bernstein den ich am Strand finde, aufgrund des "Ostseewaschprogramms" abgerollt
bis poliert, hat naturgemäß keine Korrosion. > Klick <
Wie es in den unterirdischen binnenländischen Vorkommen aussieht, weiß ich nicht.

Wie muss ich das nun mit der Korrosion verstehen?

Gruß

Jürgen




Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

palaeo1

Jürgen,
hier mal ein Text aus einer Ausstellungspublikation von Jürgen Bach:
Die Korrosion und die Trocknungsrisse im Bernstein. Unterschiedlichste Einflüsse aus der Umwelt bedingen die unaufhaltsame Zersetzung der vielfältigen chemischen Komponenten, aus denen der Bernstein besteht. Die ursprünglich sehr langkettigen, komplizierten und verschiedenartigsten Moleküle, werden durch chemische Einflüsse während der Bodenlagerung (Wasser, Salze, aber auch durch Luft und durch energiereiche Strahlung, natürliche Röntgenstrahlung, Licht aller Wellenlängen und Wärmestrahlung) immer weiter aufgespalten. So können zunehmend bestimmte Anteile ausgasen oder ausgewaschen werden. Dadurch verliert die Substanz merklich an Masse und Festigkeit. Diese Prozesse beginnen beim Bernstein dann nennenswerte Ausmaße anzunehmen, wenn das Material aus der schützenden Erdkruste an die Erdoberfläche gelangt. Es treten vermehrt plötzliche Temperaturschwankungen auf, Trocken- und Naßphasen wechseln sich ab. Dies erklärt, warum der jahrmillionenalte Bernstein als nur dreitausend Jahre altes Artefakt plötzlich zerfällt.

Gruß
Klaus

StoneMan

Moin Klaus,

danke für Deinen Nachtrag.

Jaaaaaa, was soll ich sagen  :zwinker:  mit einem dicken Augenzwinkern sage ich mal, besser
hätte ich es auch nicht ausführen können.  :-D

Aber im Ernst, so kompliziert und facettenreich habe ich mir das vorgestellt.
Nun ist es das, was ich meine. Jürgen Bach beschreibt da Prozesse, die über Jahrmillionen
andauern, vielleicht Jahrtausende.

Du schreibst jedoch vom MA, darüber stolperte ich. Ich nehme also an, dass diese Deine
Anmerkung zum MA doch aufgrund des zu vermutenden Zeitraumes erfolgte (?).

Gruß

Jürgen
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palaeo1

""dreitausend Jahre altes Artefakt plötzlich zerfällt"

Behalte das im Auge ! Das passiert auch in 150 Jahren, wenn  die Umstände da sind ! In der Regel geht es langsamer.


StoneMan

Moin Klaus,

nur weil ich sicher bin, dass Du meine Nachfrage nicht als Polemik verstehst.

Das ist ja das, was ich nicht so recht verstehe. Wie hakt man denn da ein, dass man
aus der Korrosion (?) nun einen - zur letzten Herstellung/Verwendung - Zeitraum festmachen kann?

Ich habe da so gar keine Vorstellung, sodass ich auch keine fachlich differenzierteren
Nachfragen stellen kann.

Gruß

Jürgen
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palaeo1

#10
Jürgen,
man muss den vorhandenen Boden lesen, aus dem das Stück kommt, dann kann man versuchen zu interpretieren.
Mehr geht nicht !
Es gibt einen Fundplatz im Wendland, an dem eine Bernsteinfigur geborgen wurde. Ich habe das erste Fragment entdeckt. Es hat sich im Laufe des anschließenden Forschungsprojektes als Plastik eines Elches aus dem Kontext der Federmesserkultur herausgestelt. Das Stück war super gut erhalten, weil  es in Feuchtsedimenten lagerte. Im Sand geht die Korrosion sehr  schnelll vonstatten.



StoneMan

Ja, OK Klaus,

damit komme ich zurecht - danke für Deine Geduld.  :prost:


Gruß

Jürgen
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