Hallo und guten Abend!
Im vorherigen Posting wurde ein Ziegelfragment intensiv diskutiert..., da trau ich mich doch auch mal einen schlichten Klinkerstein vorzustellen...
Im Umfeld meiner moorigen Heimat fand ich auf einem Acker (und am Rande davon) größere Mengen alter Klinkersteine... In der Nähe gab es mal ein einsames Zisterzienserkloster (Gründung um 1200) auf einem Geestrücken... da nehme ich doch an, daß sie von dort stammen...?????
Habe nur drei Klinker mitgenommen, zwei mit Abdrücken drauf... Fingerabdrücke vom Menschen und eine Hundepfote (letztere leider zwischenzeitlich verschenkt).
Vorliegender Klinker ist ein Formklinker?? ...weil, er ist an einer Seite zwei mal eingewölbt... Die Maße sind: 23 cm lang, 9 cm breit und 6 cm hoch
Kann jemand das Alter bestätigen? Oder handelt es sich bloß um Klinker des 19. Jhdts.?
Es grüßt Euch freundlich cragar :winke:
...eine Ferndiagnose ist nicht nur beim Arzt schwierig, sondern gerade auch bei den alten Dingen :zwinker: ...deshalb noch weitere Bilder...
Hallo cragar, soweit ich weis sind "Klinker", also sehr hart gebrannte Steine (sie klingen, wenn man mit einem Hammer draufschlägt) erst ende 19 Jh. verwendet worden. Früher wurden Ziegel glasiert, um sie Wetter taglicher herzustellen. Ich vermute ende 19 Jh.
Auch baugeschichtlich sind mir keine Gebäude bekannt, die vor dem 19 Jh. mit "Klinkern" gebaut wurden.
Schöne Grüße vom Insurgenten
Hallo Cragar,
ist nicht ausgeschlossen, sind Ziegelsteine im sog. "Klosterformat". Hatte davon auch schon mal eine Palette, teilweise mit Abdrücken von Fingern, Katzenpfoten, Hundepfoten usw. Mußt mal bei Google "Klosterformat Ziegelsteine" o.ä. eingeben...
Viele Grüße
Ackermann
Ist das wirklich ein Ziegel/Klinker? Sieht fast so aus wie ein gewachsener Stein...
Hier mal ein Blick in meine Vitrine: Handabdruck auf einem 100 % römischen Hypokaustziegel...unten, rechts oben Pfotenabdruck in Dachziegel, links: Ziegelstempel...
...also: "Klinker" ist für mich nur so eine Art Arbeitstitel für diesen Formstein...
...der Scherben ist grau, außen rötlich..., Ober- und Unterseite "glasiert", wie auch die Schmalseiten.....
...die Längsseiten jedoch nicht!
Auffällig ist die extrem unsaubere, grobe und stark verunreinigte "Glasur"... soetwas kann ich mir bei neuzeitlicher Ware kaum vorstellen... ...überhaupt ist der ganze Stein sehr grob und unregelmäßig in der Qualität....
Es grüßt Euch cragar
Gratian, ... auf jeden Fall kein Naturstein, sondern ein Werkstein! Dein Fundstück mit Pfotenabdruck ist wirklich super :super: ! Mein ehemaliger "Pfotenstein" war da weniger deutlich..., das Material war während des "überschreitens" wohl schon stärker verfestigt...
Es grüßt Dich cragar
ZitatDein Fundstück mit Pfotenabdruck ist wirklich super
Der mit dem Handabdruck auch...muß mal ein besseres Bild machen. Die Hand ist super zu erkennen...und wenn man bedenkt: die Person die den Abdruck hinterlassen hat hat vor etwa 1.700 Jahren gelebt, gefühlt, gedacht, geliebt, ...
Der Ziegel hat eine versinterte Oberfläche. Sie sieht wie glasiert aus, weil der Ziegel so hoch gebrannt ist, dass die Oberfläche verschmiltzt. Deutlich zu sehen ist die Farbabstufung. Glasierte Ziegel haben nur einen dünnen Überzug. Die Technik mit hohen Temperaturen Ziegel zu brennen, die versintern gab es erst ende 19 Jh. Früher mußte mann die Ziegel wegschmeißen, da in den Tunnelöfen die Steine miteinander verschmolzen waren. Die Rohdichte der Ziegel ist auch deutlich höher 1900-2100 kg/m3. Alte Klosterformate etc haben nur eine Rohdichte von 1200-1600 kg/m3, teilweise noch darunter. Eine einfache Möglichkeit um die Rohdichte festzustellen ist eine "Nagelprobe" (nicht falsch verstehen :narr:) Mit einem normalen Nagel und etwas Druck über den Stein ziehen. Wenn der Nagel eine Furche zieht und sich eindrückt ist der Ziegel weich (1200-1400kg/m3) wenn es nur einen hellen Strich gibt 1400-1600kg/m3, wenn der Strich sehr dünn ist 1600-1800 kg/m3 und wenn der Nagel auf dem Stein schreibt (blauer Strich) ist es ein Klinker 1900-2100kg/m3.
Diese Methode benutze ich beruflich um Rohdichten in etwa feststellen zu können, kommt sehr gut hin.
Das der Stein unregelmäßig ist spricht nicht gegen Ende 19 Jh. seh ich öfters an Gebäuden aus der Zeit. Auch Abdrücke von Tieren und andere Zeichen gibt es in der Zeit noch.
Schöne Grüße vom Insurgenten
Ich kenne Wüstungen des 15./16./17.Jh. wo diese versinterten Steine offenbar in dicke Mauern als Füllmaterial eingebaut wurden. Neben einigen Klosterformaten liegen da dann auch solche. Bei diesem "Verbrennen" der Steine schrumpfen sie halt auch. 23 cm Länge und 6 cm Dicke ist für ein Klosterformat allerdings schon arg klein. Gieb es denn auch größere Exemplare?
Grüße Schmolli
Steingrößen wurden früher durch die Ziegelei und Region bestimmt. Ich kenne Formate von 9 x 18cm - 20 x 35cm. Das man unbrauchbare, weil versinterte Steine als Füllmaterial genommen hat, kann ich mir gut vorstellen. Aber der cragar ist deutlich ein "normaler" gebrauchfähiger, Klinker ende 19Jh.
Schöne Grüße vom Insurgenten
Na, da erhielt ich aber viel und vor allem fachliche Aufklärung, vielen Dank Euch allen!
Gut, daß ich nicht gleich meinen Kofferraum vollgeladen habe,.... mit Ziegeln des 19. Jhdts..... :irre:
Die Ritzprobe werde ich aber auf jeden Fall noch vornehmen....sicher ist sicher....
Es grüßt Euch freundlich cragar :winke:
Also, auf der rauhen, "glasur"freien Seite geprüft....:der Nagel zieht keine Furche... sondern das Metall reibt ab, bleibt als feine Spur auf dem Stein stehen... bedeutet dann, nach der Methode von insurgent: 1600 -1800 kg/m3.
Nun denn, wohl nicht so alt, wie erst gedacht... schade, sah so gut aus...der Stein...auch so urtümlich gemagert, mit vielen kleinen Kieseln drin...
Nochmals vielen Dank sagt cragar :winke: