In schlechten Fundzeiten gestern vom Acker aufgelesen.... Bisher kam hier in den letzten Jahren nur karolingische Keramik zutage die eine Wüstung anzeigen könnten.... aber vor 4 Wochen ist erstmals Kies ausgeackert worden und rötlicher Sand. Trotz fehlenden Regens ging ich auf die dann normalerweise nahezu sinnlose Suche nach Keramikresten. Einige Laténescherben- die kommen noch- und diese beiden scheinbar wertlosen Dinger konnte ich trotzdem heben.
Das Traurige zuerst: seit 10 Jahren begehe ich diesen Acker ca. 20 Mal im Jahr-- noch nie kam vorgeschichtliche Keramik heraus-- jetzt ist sie da- und viele Oberflächen der Gefäßwandungen sehen aus wie frisch ausgeackert. Aber die WALZE hat alles sofort zerkrümelt...
Das winzige Henkelfragment ist butterweich und müßte von einer kleinen Tasse stammen...die Oberfläche samtig - fein und sorgfältig geglättet... es könnte zu einem Tafelgeschirr der , für hiesige Verhältnisse, gehobenen Art gehört haben.
Das winzige Fragment darunter scheint komplett zermartert...aber es ist ein Nachweis der besonderen Art. Die minimalst erhaltene Gefäßwandung zeigt noch die Reste von 3 Löchern , die ein Siebgefäß wahrscheinlich werden lassen. Und Siebgefäße sind Siedlungsindikatoren- sie deuten auf Milchwirtschaft hin.
Beide Teile dürften zeitlich zu den laténezeitlichen Scherben passen die ich letzte Woche fand.. und einen neuen Fundplatz auftun der sich aus diesen kleinen Anfangspuzzleteilen vielleicht noch entwickeln wird.
Nur mal so - um zu zeigen wie klein und unscheinbar die Dinge sein können..
Die Mama melkt die Ziege... in einen Topf... seiht sie ab.... trennt ...zum Käsemachen und zum Trinken.... dann gibts ein kleines Kindertässchen mit Minihenkel für die Würstchenfinger.....
..Vielleicht klingt das für manche Zeitgenossen etwas lächerlich.... aber ohne diese Vorstellungen und diese Ehrfurcht kann man diesen vorgeschichtlichen Menschen gar nicht nahekommen.
Vielleicht ist es müßig diesen Menschen nachzuspüren- vielleicht würden sie es gar nicht wollen- aber meine Heimat braucht das Wissen wie hier gelebt wurde und wo die Namen,Sagen, Plätze herkommen und woher unsere Gene stammen.....
Wie gesagt: winzigste Siedlungsanzeiger
Schöne neue Woche
Edi
Lieber Edi !!! :-)
@silex: ..Vielleicht klingt das für manche Zeitgenossen etwas lächerlich.... aber ohne diese Vorstellungen und diese Ehrfurcht kann man diesen vorgeschichtlichen Menschen gar nicht nahekommen.
Leider gibt es immer weniger Leute, die diese klugen Worte verstehen !!!
Sie wissen garnicht worauf sie verzichten, wenn sich die kleinen Haare im Nacken aufrichten !!! :belehr:
Das Gefühl muss man erlebt haben, das kann man mit Worten nicht erklären !!! :super: :winke:
Unverzierte Keramik habe ich auch oft. Meistens datiert sie auch bei mir in die vorrömische Eisenzeit oder in die BZ. Diese hier ist wahrscheinlich Bronzezeit (auch zwei, drei Stücke MA). Wenn dazu noch passendes Metall kommt, wird es ein schöner Fundbericht.
Danke Harigast für dieses Foto...genauso siehts an einem durchschnittlichen Suchtag aus....Auf neuen - bisher unbekannten Fundstellen schon gigantisch... scheint wenig..gibt aber bei genauerem Hinsehen wichtige Aufschlüsse... Magerung- Schlicküberzug- Drehspuren-Handaufbau- flaue Verzierungen ..etc..und nur wenn man sich die Stelle genau merkt... oft besucht... das richtige Wetter abpassen kann..dann gelingen auch die besonderen Funde ..
Bis bald und viel aussagekräftige Keramik wünscht
Edi