Meine zuständige Archäologin mailte mich heute an.
In den 60er Jahren des letzten Jhdts wurden von einem Landwirt beim Wegebau etliche Schwerter, Skelette und alte Tonschüsseln ...beim Wegebau entdeckt...die Funde sind verschollen.... jetzt wurde das angrenzende Gelände wegen einer Kompostierungsanlage abgeschoben. Man müsse die Abschubfläche untersuchen.
Die Flur hieß "Friedhofsäcker" obwohl diese Gemeinde in geschichtlicher Zeit noch nie einen solchen besaß.
Der damalig zuständige Archäologe ging nach den Gesprächen mit dem "Finder" von einem Reihengräberfriedhof aus
Als ich ankam sah ich schon eine große Teerfläche gleissssen.
Einen Anwohner konnte ich noch befragen und der erzählte dass man den markanten Geländehügel um 3 m abplaniert hatte und dann ging alles schneller als geplant.
Der Nachbaracker lieferte noch folgende Keramikreste ....einen Eisengegenstand und mesolithische Hinterlassenschaften
könnte das Eisen alt sein...ich weiß hier gehört es sich eigentlich nicht hin...aber es gehört zusammen
Könnten die Scherben bis ins Frühmittelalter zurückreichen?
Die Randscherben sind nicht zahlreich....es war auch schwierig im laubversetzten sonnenkontrastigem Geläuf.....
Es wäre der erste Reihengräberbestattungsplatz weit und breit gewesen.... Die Frage ist: haben es die Bauarbeiter bemerkt?
Aber heute ist das auch wurscht ob oder ob nicht... das Ergebnis wäre ohnehin dasselbe
Eine Scherbe ist vorgeschichtlich.... und über dem Tal an diesem Fluss thront eine einstmals mächtige Burgruine.
Reihengräber...das wärs gewesen
schluchddddsss
Edi
Hmmm :besorgt:
Hallo Edi,
herzliches Beileid. So geht es uns wohl allen immer wieder. Was mich nur erstaunt ist, dass deine "Archäologin" dich erst am Tag des Vollzugs benachrichtigt. Sie sollte eigentlich früher informiert sein. Ausserdem haben Flurnamen immer eine Bedeutung. Zumindest haben sie diese gehabt. Wenn heute allerdings 20 Windgeneratoren auf einem Acker stehen, der zufällig auch noch "Mühlenacker" heisst, dann ist das wohl auch Vergangenheit.
Halt durch,
Fritz
Hallo Edi, so ist es leider viel zu oft. :besorgt:
Da können wir nur mit offenen Augen mithelfen, wenigstens etwas von des Hinterlassenschaften unserer Vorfahren zu retten.
Das Eisenstück könnte zu einem alten Eimer gehören.
Schöne Grüße vom Insurgenten
Das ist ja wie ein Wunder dass so etwas jemanden interessiert....Leider kann man sowas im Bekanntenkreis keinem nahebringen
Wahrscheinlich sind wir hier von einer gefährlichen Krankheit infiziert die nur besonders randläufige Kreaturen in Besitz nimmt.
Der alte Bauer der mir 1 Stunde lang erzählte...er sah aus wie aus einem Western...der spürte noch dass hier etwas größeres gewesen sein musste...und ich muss ziemlich erschüttert gewesen sein....er nahm meine Hand ganz lang in seine...wahrscheinlich hatte Ihm auch schon lange keiner mehr zugehört.
Seit 50 Jahren war diese Stelle bekannt.....ich fass es nicht...
Ein weiteres Problem: das Dorf am Flüsslein , samt Mühle, wurde vor 30 Jahren geflutet...Stausee.
...
Was mir der Bauer unterschwellig "steckte" war interessant: "Es woa koa guada Acka, da Friedhofsacka, gwachsn ies schoo draaf....oowa er ies oft fokaaft woan" . Und weil er oft verkauft wurde wurde er auch an den Kompostierbetrieb verschachert. Dieses tiefe Wissen hatte der damalige Archäologe angezapft und so etwas auf seinen Landtouren erfahren. Der fuhr mit dem Motorrad durch die Gegend und befragte die Leute auf Flur und im Wirtshaus und wartete nicht auf verspätete Meldungen der abartigsten Behörden.
Jetzt ist er auch schon im Reihengräberfeld - der anderen Art.
Oft dachte ich daran ihn zu besuchen....im Altersheim...man sagte er habe Demenz....wahrscheinlich hat ihm nur keiner zugehört.
So schließt sich der Kreis. Es war trotzdem ein wundervoller Tag...mit diesem schönen edlen Westernhelden, als er mich durch die uferlichen Reste seines versunkenen Dorfes führte... mir den kleinen Bach zeigte und wo der Quellweiher war.... unweit des "Friedhofackerls".
Ich danke Euch für Euren Zuspruch....den kann ich heute gut gebrauchen....denn da wo das war da bin ich geboren...gleich daneben...und meine Vorfahren , mütterlicherseits, waren Schmiede soweit man es zurückverfolgen kann..
Im Radio "BR II" gerade: In memory of Elizabeth Reed" von den Allmann Brothers
Bassd Schoo
Bis bald
Edi
Servus Edi,
ein Bericht, der mich traurig stimmt!
Der wilde Westen ist nicht in Oklahoma, nein, er liegt in der Oberpfalz. Und die Desperados sitzen in der Staatskanzlei.
In aufrichtiger Anteilnahme
RP
Servus Silex
Ich befürchte; du hast nicht nur ein FMA Reihengräberfeld gefunden, sondern einen Querschnitt durch die Zeiten.
Normalerweise findet man in einem Reihengräberfeld keine Steingeräte.
Auch die Keramik sieht teilweise sehr Prähistorisch aus.
Zumindest bei ein oder zwei Stücke vermute ich LaTene.
Gratuliere zu deinen funden. Leider verschwinden auch bei uns immer mehr Fundstelle ohne das sie untersucht wurden. Es ist fast abzusehen, dass es schon bald keine intakten Fundstellen mehr geben wird.
Gruß Rambo
Die Fundstücke stammen ja von einem Nachbaracker, Rambo.
Der liegt etliche Meter tiefer und man kann von hier aus sehen dass der höhergelegene Friedhof mit Steinen an der Böschung regelrecht aufgefüttert wurde...so wie es ausschaut schon in alter Zeit.
Zudem sieht man auf dem Luftbild einen alten Weg am Fuß der Böschung sich abzeichnen , der beide Areale voneinander trennte.
Der Bauer konnte sich noch daran erinnern dass der Weg in "früher Kindheit" weggeackert wurde.
Also vor ca 70 Jahren.
Und 70-jährige Wege in unserer Gegend sind unbeschreiblich alt.
Fotoapparat hatte ich dabei.....und es waren Supermotive....aber als ich einschaltete....wie so oft...
"KEINE KARTE"
...die steckt dann immer zuhause im PC....Körpersprache und sich dem Corpus entringendes, tiefempfundenes Unmutsbekunden steigert sich von Mal zu Mal und ich erschrecke vor mir zunehmend- aus Ursache und Äußerung.
Aber diesem versunkenen Dorf werd ich noch ein paar Pfund (Vor)Geschichte aufbürden....jetzt erst recht!!!
Bis bald und mehr Glück wünscht Euch
Edi
Hier noch, zur Verdeutlichung, die LuBi-Lageskizze...im Nordosten einer der Aussiedlerhöfe.
Wo würdet ihr weitersuchen?
(Nördlich des Friedhofes zieht sich ein schmales Restgrün im Acker dahin welches eine Terrassenstufe andeutet.. und an der Ost-West orientierten Zufahrtsstraße - am oberen Bildrand- zeigt sich im Süden eine helle Verfärbung... aber das wird wohl anstehender Granit sein...)
Zuerst aber muss ich wohl auf die Suche nach den, noch eventuell unter uns weilenden, Zeugen der damaligen Schwert- Skelett- Tongefäßfindung gehen.
Vielleicht gibts da noch Jemanden, der was weiß und wo das Tsoich liegen könnte.
Manchmal hat man auch Glück....
ohne mir dabei Illusionen zu machen....
Auch wenn kaum was rauskommt...wenn man die Finde- und Nichtfindegeschichten bloß stümperhaft mit der Kamera filmen würde...die Landschaften ...die Typen....die Abenteuerlichkeiten...die unerfindbaren Zufallserlebnisse... Lebensgeschichten.
Allein der alte Mann....war die Enttäuschung wert.....
Ja, RP, Bayern ist der Wilde Westen in Bezug auf Denkmalerhaltung und nicht nur da....
oft schäme ich mich dafür...auch für meinen Hasssssclub "Bayern München" (außer "Katsche" Schwarzenbeck)
Im Radio grad ...BR II: Jazzwochenende Burghausen...."Yesterday"....
Bild vergessen..."KEINE KARTE"