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Lesefunde => Keramik, Glas und Porzellan => Thema gestartet von: Ahrbach in 23. Mai 2017, 18:26:38

Titel: Pingsdorfer Scherbe - Datierung?
Beitrag von: Ahrbach in 23. Mai 2017, 18:26:38
Diese bemalte Scherbe wurde im Aushub neben einer romanischen Kapelle gefunden. Ist es möglich diese vermutlich Pingsdorfer Scherbe anhand der Bemalung zu datieren???? Es wird vermutet dass die Kapelle um 1100 erbaut wurde,könnte die Scherbe aus dieser Zeit stammen???
(Fundort ca 50 km südlich von Pingsdorf) :winke: :winke:
Titel: Re:Pingsdorfer Scherbe - Datierung?
Beitrag von: palaeo1 in 23. Mai 2017, 18:47:23
Ja, das würde passen, habe vor kurzem eine ähnliche Scherbe aus dem gleichen Zeithorizont ausgegraben, wobei die Gefäßform entscheidend ist, nicht die Farbe. Bei einer einzelnen Scherbe bleibt die Datierung schwammig.

LG palaeo1
Titel: Re:Pingsdorfer Scherbe - Datierung?
Beitrag von: Ahrbach in 24. Mai 2017, 20:20:01
Danke dir für deine Einschätzung,leider liegen mir nur Scherben vor und kein größeres Gefässteil.
Titel: Re:Pingsdorfer Scherbe - Datierung?
Beitrag von: hargo in 24. Mai 2017, 23:57:12
Wie von P1 schon angedeutet würde 12./11. Jh für Pingsdorf gut passen. Davor datiert die Badorfer Ware mit Rollstempelverzierung.

In der Bemalung unterscheidet man:
a) teils filigrane Striche
b) Wellen
c) breite Pinselstriche mit rot-brauner Engobe.

Ähnliches wurde angeblich auch andernorts (außerhalb des Rheinlandes) hergestellt.

mfg
Titel: Re:Pingsdorfer Scherbe - Datierung?
Beitrag von: Levante in 26. Mai 2017, 08:43:06
Zitat von: hargo in 24. Mai 2017, 23:57:12
Wie von P1 schon angedeutet würde 12./11. Jh für Pingsdorf gut passen. Davor datiert die Badorfer Ware mit Rollstempelverzierung.

In der Bemalung unterscheidet man:
a) teils filigrane Striche
b) Wellen
c) breite Pinselstriche mit rot-brauner Engobe.

[size=105pt]Ähnliches wurde angeblich auch andernorts (außerhalb des Rheinlandes) hergestellt.[/size]

mfg


Hä... wieso angeblich???

Mir sind momentan 12 Töpferorte bekannt welche Keramik Pingsdorfer Art in ihrem Spektrum hatten, werden aber vermutlich noch mehr sein.

Versuch mal den ehemaligen Durchmesser über den Radius zu bestimmen. Ich tendiere aber zu einer Tüllenkanne. Mit den scharf abgegrenzten Drehrillen würde Ich dein keramisches Fragment eher in das 12./13. Jahrhundert datieren.


Titel: Re:Pingsdorfer Scherbe - Datierung?
Beitrag von: Ahrbach in 29. Mai 2017, 16:30:00
Vielen Dank, hier noch ein paar Scherben von der Fundstelle.
Die Oberfläche der linken ist sandig wie sandpapier- die rechte Scherbe ist glatt und scheint nicht  so dicht gebrannt. könnte man dies recht also früher datieren???
Titel: Re:Pingsdorfer Scherbe - Datierung?
Beitrag von: Levante in 29. Mai 2017, 16:52:50
Mahlzeit,

theoretisch sagt man je dunkler desto später, was aber auch für Pingsdorf nur bedingt zutreffend ist.

Aber in disem Fall würde ich das weiße Fragment durchaus am frühsten datieren.

"dicht gebrannt" ist etwas unglücklich ausgedrückt. Es wird mit einer höheren oder niedrigeren Temperatur gebrannt. Entweder sintert der Scherben oder er fällt in sich zusammen, bei etwa 1200 Grad. Hier wird in der Regel aber noch nicht so hoch gebrannt. Daher hast du ggf. eine unterschiedliche Homogenität oder Magerung des Scherbens, was für das unterschiedliche Erscheinungsbild und die abweichende Haptik sorgt.

Titel: Re:Pingsdorfer Scherbe - Datierung?
Beitrag von: thovalo in 29. Mai 2017, 19:18:53
Zitat von: Levante in 29. Mai 2017, 16:52:50
Mahlzeit,

theoretisch sagt man je dunkler desto später, was aber auch für Pingsdorf nur bedingt zutreffend ist.

Aber in disem Fall würde ich das weiße Fragment durchaus am frühsten datieren.

"dicht gebrannt" ist etwas unglücklich ausgedrückt. Es wird mit einer höheren oder niedrigeren Temperatur gebrannt. Entweder sintert der Scherben oder er fällt in sich zusammen, bei etwa 1200 Grad. Hier wird in der Regel aber noch nicht so hoch gebrannt. Daher hast du ggf. eine unterschiedliche Homogenität oder Magerung des Scherbens, was für das unterschiedliche Erscheinungsbild und die abweichende Haptik sorgt.




Die "Färbung" sagt wenig aus, die variiert bereits auch innerhalb eines Brandes!