Servus,
ich habe heute das unten angehängte Glasfragment gefunden. Es hat auf mich den Eindruck gemacht älter zu sein. Ich könnte zwar keine Bläschen im Glas erkennen, aber die Linien sind alle ungleichmäßig und das Glas sieht aus als ob es fertigungsbedingt Furchen hätte.
Gefunden habe ich es auf dem Acker neben dem Acker mit dem Arnhofener Plattenhornstein. Ca. ein bis zwei Kilometer Luftlinie war einmal ein karolingischen Adelssitz.
Wie würdet ihr das Stück einschätzen?
Gruß Shard
Servus!
Schöner Fund!
Würde zu einem keltischen Galasarmreif tendieren.
Grüße Troy
Servus Troy,
du meinst so wie dieser hier:
https://www.omfala.de/objekte/ein-armring-der-kelten-aus-ehingen/
Das könnte passen und wäre der Hammer. Mein Fund des Jahres.
Gruß Shard
Das ist einer, 100%, :super: LG
Danke für deine Einschätzung! :prost:
Gruß Shard
Nach meiner Literatur späte Mittellatenezeit, da kamen breitere Armreife auf, ohne Glasfadenverzierung. LG
Prima! Danke. Darf ich fragen in welchem Buch du das gelesen hast?
Gruß Shard
Ja, darfst du :-D, hab die Kiste grad wieder ausgemacht. Das eine ist vom Oppidum aus Manching, das andere über Latenezeitliche Funde aus dem Landkreis Offenbach. Wenn ich die wieder mal anschalte, genaueres. LG
Das habe ich 2018 im Museum in Manching fotografiert
Gruß :winke:
Sehr cool, Stratocaster. Ich war zwar auch schon in Manching im Museum, aber da hatte ich noch einen anderen Blick dafür (nein, ich war das nicht mit den Münzen, das war weit davor😜). Ich müsste dem Museum Mal wieder einen Besuch abstatten...
Gruß Shard
Zitat von: Shard in 16. Dezember 2025, 20:50:23Servus,
ich habe heute das unten angehängte Glasfragment gefunden. Es hat auf mich den Eindruck gemacht älter zu sein. Ich könnte zwar keine Bläschen im Glas erkennen, aber die Linien sind alle ungleichmäßig und das Glas sieht aus als ob es fertigungsbedingt Furchen hätte.
Gefunden habe ich es auf dem Acker neben dem Acker mit dem Arnhofener Plattenhornstein. Ca. ein bis zwei Kilometer Luftlinie war einmal ein karolingischen Adelssitz.
Wie würdet ihr das Stück einschätzen?
Gruß Shard
Moin!
Das ist das Fragment eines vierrippigen latènzeitlichen Glasarmrings mit quer gerillten Mittelrippen. Die beiden Mittelrippen sind fein quer gegliedert. Der Typ mit derart gerillten Mittelrippen ist nicht allzu häufig. Die Färbung wird als "latèneblau" bezeichnet. Es gibt sie in vielfältigen Farben, mit gekniffenen und eingestochenen Dekoren und Glasfadenauflagen.
Es gibt inzwischen Einiges an Literatur zu diesen Ringen, die sich leider zu sehr in differenzierende Richtungen aufspaltet und nicht bemüht ist, ein einheitliches Bestimmungsmuster zu bilden. Eine genaue Datierung ist sehr schwierig, weil es nur wenige Grabfunde gibt, die eine nähere Zeitstellung erschließen lassen. Im Wesentlichen wird die Masse dieser Stücke in die mittlere und späte Laténezeit datiert.
Diese besondere Glaskunst war tatsächlich im Wesentlichen auf die keltische LaténeZEIT beschränkt und verschwindet komplett mit der gezielten "Vernichtung" der keltischen Kultur und der Unterwerfung der keltischen Stämme unter Julius Caesar. Das Besondere an diesen Ringen war, dass sie aus einem einzigen Stück hergestellt wurden, also keine Glasstränge waren, die man dann zu Ringen gebogen hat, wie es die Römer taten.
Das Verbreitungsgebiet dieser aus einem einzigen Glasstück in profilierte Formen "gedehnten" Glasarmringe ist enorm. Sie sind auch am Niederrhein und in besonders hohen Fundzahlen in den Niederlanden zu finden, wo sicher keine keltischen Stämme siedelten. Vielmehr scheint es ein weithin begehrter Trachtenschmuck gewesen zu sein, was die hohe Stückzahl auch außerhalb der keltischen Siedlungsgebiete nahelegt. Entweder hatte man die Technologie übernommen, waren kundige Handwerker zugewandert oder dieser Glasringschmuck war auch eine Tausch- und Handelware.
Wenn man intensiv, engmaschig und systematisch prospektiert sind diese Fundstücke aus Glas tatsächlich immer wieder einmal mit zu entdecken.
Wie schon geschrieben ist die Form mit vier Rippen und den zwei gerillten Mittelrippen nicht so häufig anzutreffen.
Eine Produktion dieser Ringe ist im Oppidum von Malching wahrscheinlich. Sonst weiß man immer noch nicht allzu viel über diese besondere und schöne Fundgruppe. Es gibt einige schön ausgearbeitete Hypothesen zur Herstellung aber keine letztendliche Gewißheit.
sience in progress
lG Thomas
Hallo Thomas,
vielen Dank für deine Einschätzung und ausführliche Erklärung! Scheint ein sehr spannendes Thema zu sein. Umso verwunderlich er, dass sich noch niemand dem Thema angenommen hat.
Gruß Shard
Zitat von: Shard in 17. Dezember 2025, 20:31:34Hallo Thomas,
vielen Dank für deine Einschätzung und ausführliche Erklärung! Scheint ein sehr spannendes Thema zu sein. Umso verwunderlich er, dass sich noch niemand dem Thema angenommen hat.
Gruß Shard
Es IST ein sehr spannendes Thema!
Im Raum Düsseldorf/Duisburg gab es keinen einzigen dieser Fundbelege. Dann habe ich begonnen die gesamte Landschaft im Süden und Norden der beiden Städte systematisch zu prospektieren. Dadurch entstand eine kleine bislang isolierte kleinräumige "Fundprovinz" dieser Armringe.
Das scheint aber nur so, denn drumherum wird es diese Fragmente vermutlich genauso gegeben. Ein Problem ist, das kaum einer noch in Ruhe nur mit den Augen große Flächen absucht und noch mehr, dass diese Gläser so farbenfroh sind und dadurch auch modern wirken. Sie werden daher wohl eher nicht erkannt, als dass es sie nicht geben würde.
https://sucherforum.de/schmuck/keltischer-glasarmreiffragment/msg300027/#msg300027
https://sucherforum.de/keramik-glas-und-porzellan/blaues-glas-3/msg152431/#msg152431
https://sucherforum.de/keramik-glas-und-porzellan/latenezeitliches-glasarmringfragment/msg334057/#msg334057
https://sucherforum.de/keramik-glas-und-porzellan/ein-glasarmringsfragment-in-keltischer-handwerkstradition-aus-dusseldorf/msg530333/#msg530333
https://sucherforum.de/steinartefakte/begehung-nr-11-pfeilschneide-spitze-mit-glanz-keltischer-glasarmringbeleg/
https://sucherforum.de/keramik-glas-und-porzellan/glasrecycling-vor-2100-jahren/msg424243/#msg424243
lG Thomas
Wohl wahr, und wenn sie gefunden werden, müssen sie auch noch gemeldet werden. Die Geschichte zeigt mir aber auch, lieber mitnehmen und nochmal im Forum nachfragen bevor ich etwas verwerfe. Ich hatte es zwar als älter vermutet, aber eher in Richtung karolingisches Gefäß, wovon ich auch keine Ahnung habe. 😅
Aber das war echt Mal eine angenehme Überraschung und ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Ich hoffe nur, dass das örtliche Museum Interesse daran hat und dass es nicht in irgendeinem Keller im Landesamt für immer verschwindet.
Gruß Shard