Hallo liebe Forenmitglieder,
Ich bin noch relativ unerfahren im Bereich Archäologie, jedoch möchte ich hier einige meiner Funde aus einem Acker vorstellen und zur Diskussion bezüglicher der historischen Einordnung stellen.
Zu dem Fundort: Zwei Äcker im bayerischen Voralpenland nähe Augsburg. Durch den nahegelegenen Ort verlief damals die Römerstraße von Augsburg nach Kempten. Die Umgebung kommt also für Funde aus der Römerzeit in Frage.
Ich habe mich bereits bei diversen Informationsquellen über die Römer und deren Keramik informiert und denke, dass ich nun einen groben Überblick gewonnen habe.
Nun zuerst einige Stücke, bei denen ich mir ziemlich sicher bin, dass sie römischer Herkunft sind und meine ( vielleicht laienhafte ) Einordnung:
(Bild 1) Rand-/Bodenstück eines Gefäßes ( Größe ca. 7 x 3 cm )
(Bild 2) Teil eines Geschirrstücks [ Terra Sigillata ] ( Größe ca. 4 x 2,5 cm )
(Bild 3) Teil eines Geschirrstücks [ Bei genauer Betrachtung geringe Spuren der roten Engobe der TS vorhanden ] ( Größe ca. 5 x 5 cm )
(Bild 4) Randstück [ evtl. einer Vase / eines Tellers (?) ] ( ca. 3 x 1 cm )
(Bild 5+6) Boden eines Gefäßes [ evtl. eines Kruges (?); evtl. Raetische Firnisware ? ]
Ich würde mich über eure Meinung/Einschätzung zu den Stücken bzw. meiner Einordnung dieser freuen! Ich hoffe die Bildqualität ist ausreichend. Sofern noch mehr Angaben/Bilder benötigt werden, kann ich natürlich gerne noch welche machen.
Grüße,
domino
Deine Funde sind alle römisch (evtl Bild 6 nicht, unter vorbehalt) und reichen von Töpfen mit zweifach gerilltem Horizontalrand (Bild 1) und TS(Amsprache der Gefäßform wäre durch ein Profilfoto einfacher) bis hin zu Glanztonware (Bild 5)
Hallo RichardJ,
Vielen Dank schon mal für deine Einschätzung! Das freut mich, dass ich mit meinen Vermutungen schon mal in der richtigen Richtung lag.
Auf Bild 5 und 6 ist, wie bereits oben erläutert, ein und das selbe Stück zu sehen ( Vorder- und Rückseite ).
Ich habe mal noch einige Profilaufnahmen der Scherben gemacht - Die Reihenfolge ist wie auf den Bildern oben.
Vielleicht wäre es dadurch möglich weitere Aussagen zur ehemaligen Form des Gefäßes und eine etwaige Datierung der Stücke zu treffen ?
Ich freue mich auf eure Meinungen.
Grüße,
domino
Grüß Dich,
Dein erstes Stück ist ein Randstück von einer römischen Reibschüssel. Ich schätze hier 1.-3. Jh. n. Chr. Wäre das Stück noch größer und würde Teile der inneren Wandung zeigen, wären kleine Steiner sichtbar. Ist so eine Schüssel glasiert (dunkelgrün bis braun), dann ist sie in das 4. Jh. zu datieren. Zumindest in Süddeutschland.
Weiterhin gute Funde! Nimm gezielt Randstücke mit, die lassen sich bei normaler Gebrauchskeramik am besten bestimmen. Terra sigillata zählt nicht zur Geberauchskeramik, sondern ist das Porzellan der Römer. Rote Engobe, also eine rote Haus über einem Keramikkern (hellrot bis hellbraun).
Von einer Reibschüssel ist da nun wirklich weit und breit nichts zu sehen.
Zitat von: RichardJ in 22. Juni 2014, 17:24:20
Von einer Reibschüssel ist da nun wirklich weit und breit nichts zu sehen.
doch,
schon und zwar Bild DSC07969.JPG im Eingangsthread zeigt den Rand einer Reibschale.
http://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fwww.archaeologie-beilngries.de%2Ffileadmin%2F_processed_%2Fcsm_09_Reibschale_roemisch_55383_b6e0f2017d.jpg&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.archaeologie-beilngries.de%2Fmuseum%2Farchaeologie%2Froemer-und-germanen.html&h=1080&w=1441&tbnid=lsXSDFs-OPMmBM%3A&zoom=1&docid=Dv9HLfuOGDSraM&ei=LvamU_SkHMTb4QSE_4DwAw&tbm=isch&iact=rc&uact=3&dur=806&page=1&start=0&ndsp=20&ved=0CFMQrQMwEQ
Wenn es sich bei beiden bildern um dieselbe Scherbe handelt, dann ist es, wie ich schon oben geschrieben habe, die Randscherbe eines Topfes mit doppelt gerilltem Horizontalrand (der ja bei Reibschalen grundsätzlich nicht vorhanden ist), ausserdem ist der Wandansatz ifür eine Reibschale VIEL zu dünn.
Danke schon mal für die Einschätzungen. Auch ich glaube eher nicht, dass es sich um ein Stück einer Reibeschale handelt, denn es das Randstück hat einen flachen Rand von ca. 2-3 cm. Trotzdem überlasse ich eine genau Bestimmung natürlich euch Experten. Ich habe nochmal drei weitere Bilder angefügt. Das Bizarre dabei ist, dass der Boden nicht glatt, sondern gewölbt ist. Über weitere Einschätzungen, auch zu den anderen Stücken, würde ich mich sehr freuen.
Auch möchte ich das angefügte Stück zur Diskussion stellen. Gefunden wurde es in einem der beiden oben erwähnten Äcker.
Grüße,
domino
Die ersten drei Bilder zeigen den inzwischen gut bekannten , doppelt gerillten Horizontalrand eines Topfes (1./2. JH), die beiden anderen (neuen) Fotos zeigen das Fragment wohl einer Ofenkachel (ca. 16. Jh.).
Hallo,
Danke dir!
Das mit der Ofenkachel ist super, da habe ich eben ein interessantes Bild einer Ofenkachel aus dem 16. JH im Internet gefunden, welche einen ähnlichen Schnörkel enthält wie meine Scherbe, auch wenn der Erhaltungszustand meines Stücks natürlich miserabel ist. http://www.theulegium.de/uploads/pics/PICT0436.JPG
Kannst du auch noch zu den anderen Stücken etwas sagen?
Grüße,
domino
Zitat von: RichardJ in 22. Juni 2014, 18:53:30
Wenn es sich bei beiden bildern um dieselbe Scherbe handelt, dann ist es, wie ich schon oben geschrieben habe, die Randscherbe eines Topfes mit doppelt gerilltem Horizontalrand (der ja bei Reibschalen grundsätzlich nicht vorhanden ist), ausserdem ist der Wandansatz ifür eine Reibschale VIEL zu dünn.
ich kenne zwei Reibschalen aus dem Süden der Republik mit eben diesem doppelt gerillten Rand!
Danke für deine Info! Natürlich ist auch diese Info mit geographischem Bezug interessant. Hast du eventuell Bildmaterial?
die Bildqualität lässt aufgrund des fortschreitenden Sonnenuntergangs etwas zu wünschen übrig aber ich denke man kann die Doppelrille des Reibschalenrandes noch einigermassen erkennen. Beide Doppelrillenränder der unterschiedlichen Reibschalen liegen im Bereich von ca. 2,8 bis 3,0 cm Randbreite.
Vielen Dank für die Fotos! Es kann als Gefäßform also durchaus die Reibeschale, insbesondere im Bezug auf den Fundort in Süddeutschland, in Frage kommen. Allerdings wird sich das nur vollkommen klären lassen, sollte ich weitere Funde des Gefäßes des unteren Teils auf dem Acker finden. Im Moment ist leider etwas angebaut auf dem Feld, aber im Herbst wird es dann wieder spannend.
Weiß noch jemand was zu den anderen Stücken?
P.S.: Finde euer Fachwissen echt super! Nochmal ein dickes DANKE!
Achte noch mal auf die Stärke des Wandansatzes an den Rand, der ist ja ziemlich dünn und schon aus diesem Grund nicht für eine Reibschüssel geeignet.
Das wäre dann wieder ein Argument dagegen. Interessant wäre die Stärke der Wand der oben abgebildeten Reibeschüsseln. Weißt du, wie dick die Wand bei Reibeschüsseln in der Regel in etwa ist?
Zitat von: domino in 22. Juni 2014, 21:58:59
Das wäre dann wieder ein Argument dagegen. Interessant wäre die Stärke der Wand der oben abgebildeten Reibeschüsseln. Weißt du, wie dick die Wand bei Reibeschüsseln in der Regel in etwa ist?
die Wandungsstärke wird wohl in der Abhängigkeit des DM der Reibschale sein.
Die Reibschalen gab es bekanntermassen durchaus in unterschiedlichen Größen und auch mit Doppelrille!
Danke für eure Informationen! Weiß jemand noch etwas zu den anderen Stücken? :glotz: :Danke2:
domino :winke:
Die obere Wandung einer Reibschale kann relativ dünn sein und nicht unbedingt mit der möglichen Beanspruchung korrespondieren. Gerieben wurde aber eher am Boden wie am obersten Rand.
@RichardJ: Schau Dir mal 50 Reibschüsselrandscherben mit Kragen an ...
Ein Topf mit einem solchen Kragen ist die sehr seltene Ausnahme und normalerweise im 90 Gradwinkel zum Topf, also fast parallel zum Boden. Der Rand ist dann nicht gewölbt sondern "plan".
Gute Literatur dazu gibt es zur Töpfersiedlung in Schwabmünchen. Zwar schon älter, aber mit vielen Zeichnungen, klein und handlich.
Kann sein dass die Gefäße in Süddeutschland tw. etwas anders aussehen, aber Scherben von Reibschüsseln habe ich mehr als zur Genüge in der Hand gehabt, ich kenne diese Papenheimer sehr wohl Dazu beschäftige ich mich schon viel zu lange mit römischer Keramik,
Zitat von: RichardJ in 23. Juni 2014, 21:00:17
Kann sein dass die Gefäße in Süddeutschland tw. etwas anders aussehen, aber Scherben von Reibschüsseln habe ich mehr als zur Genüge in der Hand gehabt, ich kenne diese Papenheimer sehr wohl Dazu beschäftige ich mich schon viel zu lange mit römischer Keramik,
ja,
mag sein.
Ich habe die Fotos vergleichbarer Reibschalenrandleisten geliefert!
Der Rest ist mir eigentlich relativ egal!
Es fällt anscheinend etwas schwer, einen kleinen Irrtum, der jedem einmal unterlaufen kann einzugestehen, ansonsten ein unbestrittener Fachmann! :super:
:winke:
Huhu,
ihr und eure Römer. :dumdidum:
Die sigillata Scherbe auf Bild zwei erscheint mir recht dunkel in der Oberfläche.
Ist das normal oder handelt es sich eventuell um eine dunklere Brand Verfärbung?
Das Fragment einer Blattkachel (Ofenkachel) würde ich nicht in das 16. Jahrhundert stecken, eher in das 18. Jahrhundert, also Barock. :zwinker:
Und eure Scherbe, über welche ihr euch nun schon einige Tage uneinig seid, hätte ich als ,,nicht Römer Keramiker" anhand seiner Leichtigkeit, also des weichen, cremigen, weich gebrannten Tones, als Rand einer Räucherschale angesprochen, aber nicht als Reibschalenfragment. :nixweiss:
Aber wie gesagt, nicht mein Forschungsgebiet. :smoke:
Zitat von: Furchenhäschen in 23. Juni 2014, 21:06:31
ja,
mag sein.
Ich habe die Fotos vergleichbarer Reibschalenrandleisten geliefert!
Der Rest ist mir eigentlich relativ egal!
Es fällt anscheinend etwas schwer, einen kleinen Irrtum, der jedem einmal unterlaufen kann einzugestehen, ansonsten ein unbestrittener Fachmann! :super:
:winke:
Man kann unmöglich alle Varianten römischer Reibschalen (und anderer Gefäße) kennen. Sofern ich daneben gelegen habe, bekenn ich mich auch zu diesem Irrtum :-). Zumindest habe ich dann auch wieder was dazu gelernt: ist doch sehr positiv :-)
@Levante: der dunkle Überzug der TS-Scherbe ist nichts Ungewöhnliches, spricht eher für eine gute Qualität der Ware.
Zitat von: Schalk23 in 23. Juni 2014, 20:49:26
Gute Literatur dazu gibt es zur Töpfersiedlung in Schwabmünchen. Zwar schon älter, aber mit vielen Zeichnungen, klein und handlich.
Sehr interessant! Von der Töpfersiedlung an sich in Schwabmünchen habe ich schon gehört. Hast du nähere Angaben zu der Literatur? Titel, Autor, ISBN? Danke schon mal!
Des Weiteren habe ich noch einige Fundstücke zu welchen ich gerne Eure Meinung hören würde? Herkunft? Gefäßform? Datierung?
In Bild 1,2 und 3 ist das erste Stück zu sehen, in Bild 4,5 und 6 das zweite, in Bild 7 und 8 das dritte und in Bild 9 + 10 das vierte Objekt-
Natürlich wäre ich auch über weitere Informationen zu den anderen Bruchstücken dankbar - weiß denn niemand mehr was? :kopfkratz: :besorgt:
Bei 4, 5 und 6 handelt es sich um die völlig verwitterte RS einer Bilderschüssel Drag. 37, bei 9 und 10 handelt es sich um Glanztonware (auch als Firnisware bezeichnet obwohl fachlich (FIRNIS) falsch.
Danke schon mal! Scheinst dich ja wirklich super mit der Materie auszukennen! ;-) Zu den anderen ( vor allem zu den Sachen auf den alten Fotos ) weißt du nichts?
Hallo,
Mein heutiges Fundstück - anbei mal ein erstes Bild. Meines Erachtens sicher römisch. Kann man schon sagen, von welchem Gefäß das Fragment stammt?
Grüße,
Dominic
Hallo,
So, hier nochmal vier Bilder der Scherbe. Leider ist die Rückseite entweder durch den Pflug oder durch Frostsprengung fast vollständig abgesplittert.
Was meint ihr dazu?
Grüße,
domino
Macht auf mich, auch von der Machart her, eher den Eindruck des Fragments eines Blumenkübels mit Girlandendekor. :glotz:
Zitat von: thovalo in 30. Juni 2014, 19:54:40
Macht auf mich, auch von der Machart her, eher den Eindruck des Fragments eines Blumenkübels mit Girlandendekor. :glotz:
Ich wollte es nicht sagen, aber wo Thomas es angesprochen hat. Es handelt sich um ein in Form gepresstes Gefäß, also industriell hergestellt.
Hallo ihr zwei!
Es kann nicht alles römisch sein, danke für eure Hilfe! ;-) :smoke:
Grüße,
domino
Tapfer! :zwinker:
lG Thomas :winke:
Hallo,
:-D
Werde am Wochenende ( hoffentlich ) einmal alle meine Funde sauber ablichten und einstellen, da ich mir bei vielem unsicher bin.
Ein Stück von heute möchte ich jedoch gleich zur Diskussion stellen. Kann es nicht wirklich einordnen. Was meint ihr?
Grüße,
domino
Huhu,
Krug oder Kannen Henkel Ansatz.
Der Kreis ist der Punkt, wo der Henkel an den Gefäßköper abgedrückt wurde.
zu datieren wohl in das 16. bis 18. Jahrhundert. Genauer ist mir leider anhand der kleinen Scherbe nicht möglich.
:super:
Bisher alles Fundbelege, die man von einem allgemeinen Fundschleier an Keramik erwarten kann.
Grüß Dich,
der Ton sieht alles andere als römisch aus. Auch die "Auflage" passt nicht dazu.
Da ich in Deiner Nähe wohne und schon viele römische Scherben aufgelesen habe, "darf" ich leider diese Diagnose stellen.
Viele Grüße aus Augsburg
Mein Beitrag bezog sich auf Dein Bruchstück mit Dekor!
Bei Deinem letzten Beitrag stimme ich Levante auch zu.
Hallo,
Vielen Dank für die Antwort! :-)
Grüße,
domino
Hallo,
Mittlerweile habe ich mich eingehend mit der von Schalk23 empfohlenen Literatur zur Töpfersiedlung RAPIS in Schwabmünchen beschäftigt und eingelesen.
Darin befinden sich einige Tafeln, die anschaulich die verschiedenen Ausformungen der hergestellten Keramikwaren sowie auch einige Metallfunde abbilden. Dabei bin ich auch auf Reibschalen mit Horizontal- bzw. Kragenrand gestoßen. Die von mir gezeigte Randscherbe, über die ja ausführlich diskutiert wurde, stammt mit recht hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich von einer Reibschale. Die Profilabbildung (Tafel 29, 4 (für alle, die dieses Werk auch besitzen)) zeigt die enstprechende Ausformung. Dies wird vor allem deutlich, wenn man die Literaturangabe des Durchmessers von 24,6 cm betrachtet. Der dadurch entstehende Rundungswinkel/Neigungswinkel stimmt recht genau mit dem meiner Scherbe überein.
Zusammenfassend lässt sich das Fundstück wie folgt beschreiben:
- Randscherbe einer Reibschüssel mit zweifach gerilltem Kragen-/Horizontalrand
- Ton oxidierend orange
- Sekundärbrand (dunkle Stellen)
- Kragenrand nicht rot engobiert, sondern tongrundig
- Dm.: 24,6 cm
Beste Grüße,
Dominic