Die Germanen II. ( Die Schrift, Runen )

Begonnen von Merowech, 24. Februar 2006, 19:20:51

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Merowech



Die Schrift

Erste eigene schriftliche Überlieferungen der Germanen setzen um 200 nach Christus mit den ältesten urnordischen Runeninschriften ein.
Die Schrift ansich wurde den Germanen erst relativ spät bekannt. Das einzig zusammenhängende schriftlich erhaltene Werk vor dem Ende der Völkerwanderung ist die Wulfilabibel aus dem 4. Jahrhundert. Da die Goten keine eigene Schrift besaßen, entwickelte Wulfila ein Alphabet, das sich aus griechischen, lateinischen und runischen Schriftzeichen zusammensetze.

Die Runen, die ab dem 2. Jahrhundert aufkamen, wurden hauptsächlich als magische Zeichen benutzt. Längere Schriften sind selten, häufig wurden Runen in Waffen (Lanzenspitzen, Schwerter) oder Fibeln geritzt.
Besonders hervorzuheben sind die Runensteine die Geschichten aus der Zeit der Germanen erzählen ( sofern man diese lesen kann ).


     
                                                                         

                                                                   
  Und hier nun eine Übersetzung eines Runensteines :

                                           

                                                   
                                                                     
aft uamuþ stąnta runaR þa(r)
in uarin faþi faþiR aft faikiąn sunu
sakum [m]ukmini þat huariaR ualraubaR uaRin tua(R)
þaR suaþ tualf sinum uaRin [n]umnaR t[uaR] ualraub[aR]
baþaR sąmąn ą umisum [m]ąnum · þat sakum ąna/rt
huaR furn i ualtum ąn urþi fiaru
miR hraiþkutum auk tu
miR ąn u(b) sakaR
                                                                         
"Nach Våmod stehen diese Runen (da)
Varin schrieb sie, (der) Vater, nach dem todgeweihten Sohne
Wir sagen dem Volk, daß da waren zwei Beutestücke
die zwölf mal genommen wurden, zwei Beutestücke zusammen,
zusammen, von verschiedenen Männern. Und das sagen wir weiter
wer gegen Ende seiner Herrschafts(zeit) das Leben ließ
unter den Hreidgoten und
unter ihnen starb ob seiner Sachen


Die kostbare Wulfila-Bibel


Sprachhistoriker versuchen mit Hilfe der Dialektforschung und anhand der wenigen existierenden Schriften, wie der gotischen "Wulfila-Bibel" aus dem vierten Jahrhundert nach Christus, die germanischen Sprachen Schritt für Schritt zu rekonstruieren. Diese Bibel wurde mit Silbertinte auf purpur gefärbtes Pergament geschrieben. Manche Seiten wurden sogar mit Gold-Tinte angefertigt. Der Bischof Wulfila (circa 311-383 nach Christus) entwickelte extra für diese Bibel eine Schrift, die eine Abwandlung der griechischen Schrift mit lateinischen Buchstaben und gotischen Runen war. Die Wulfila-Bibel stellt die älteste noch erhaltene Textsammlung in gotischer Sprache dar. Das kostbare Original wird heute im schwedischen Uppsala aufbewahrt. Um einen Eindruck von der gotischen Sprache zu vermitteln, habe ich das "Vater unser" aus der Wulfila-Bibel zum Nachlesen abgeschrieben.
Die Wulfilabibel ist das älteste schriftliche Zeugnis einer germanischen Sprache und daher sehr bedeutend für die Sprachgeschichte.

                                                               



Runen


Runen sind die ältesten Schriftzeichen der Germanen. Sie waren vor allem zwischen dem 2. und dem 12. Jahrhundert für geritzte und gravierte Inschriften auf Gegenständen und Steindenkmälern in Gebrauch. Ihre Verbreitung zeigt von Anfang an einen deutlichen Schwerpunkt in Südskandinavien. In allen anderen Siedlungsräumen germanischsprachiger Völker ist nur eine dünne Streuüberlieferung zu finden, die außerdem mit dem jeweiligen Einzug des Christentums zu ihrem Ende kommt. Die nominelle Christianisierung Nordeuropas hatte grundsätzlich den Wechsel zur lateinischen Schrift zur Folge. Die Verwendung von Runen endete mithin in Mitteleuropa vor 700 n. Chr. und in England im 10. Jahrhundert. Nur in Skandinavien hielt sich der Gebrauch der Runenschrift deutlich länger, in einzelnen Regionen bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Der weitaus größte Teil der etwa 6.500 erhaltenen Runeninschriften stammt aus dem Skandinavien der Wikingerzeit.

Die ältesten Inschriften datieren aus dem 2. Jahrhundert und stammen aus Moorfunden in Südschweden und Dänemark (Jütland). Als älteste Runeninschrift gilt derzeit der Name harja auf dem Kamm von Vimose, der in die Zeit 150–200 n. Chr. datiert wird. Älter ist zwar die Fibel von Meldorf (Schleswig-Holstein) von etwa 50–100 n. Chr., doch ist die vierbuchstabige Inschrift nicht sicher runisch (lateinisch?) und ihre Lesung umstritten. Etwas jünger ist die auf einer eisernen Speerspitze eingeritzte Beschwörung raunijaR (,,Herausforderer"). Die Spitze wurde in einem Grab aus der Zeit um 200 in Øvre Stabu (Oppland) Norwegen gefunden.
Der Ursprung der Runenschrift ist zeitlich und räumlich kaum zu erhellen, weil die ältesten Belege bereits einen etablierten Satz von Zeichen präsentieren. Das erste gesicherte Auftreten von Runen fällt in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts (Gegenstände wie z. B. Waffen aus Mooropferplätzen in Jütland wie Vimose, Illerup, Nydam, Thorsberg). Vorstufen der Schrift, an denen ihre Entstehung nachzuvollziehen wäre, konnten nicht unzweifelhaft identifiziert werden. Das äußerliche Charakteristikum der Runen ist die Vermeidung waagrechter und gebogener Linien, was früher immer wieder die Vermutung aufkommen ließ, dass es sich um eine Buchstabenumformung handelt, die dazu geeignet sein sollte, vor allem in hölzernes Material geritzt zu werden. Man nahm folglich an, dass Vorstufen der Runen nur deshalb nicht bewahrt sind, weil ihr mutmaßlicher Träger, Holz, sich schlechter als Metall erhalten hat. Neuere Funde (z. B. Moorfunde von Illerup, Dänemark) zeigen jedoch auch gerundete Formen (z. B. bei der Odal-Rune) auf metallenen Waffenteilen.

Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker: