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Restauration / Handwerk / Methodik => Fundreinigung und Restauration => Thema gestartet von: Bavaricum in 15. Mai 2008, 09:04:15

Titel: Französischer Kavalleriesäbel 1822 - ein schwerer Fall
Beitrag von: Bavaricum in 15. Mai 2008, 09:04:15
Diesen Säbel habe ich vor einiger Zeit von einem Bauern geschenkt bekommen.

Es handelt sich um einen französischen Kavalleriesäbel M 1822.

Der Säbel war dem Anschein nach irgendwo eingemauert. Auf jeden Fall befindet sich auf dem Messinggriff eine Schicht Zement, die sich nur schwer lösen lässt.

Ich habe das Stück einer Restaurateurin gezeigt und diese meinte, daß sich eine professionelle Restauration nicht mehr rentiert.

Nun habe ich mich also ans Werk gemacht.

Erst mal ein paar Bilder im Fundzustand.

Titel: Re: Französischer Kavalleriesäbel 1822 - ein schwerer Fall
Beitrag von: Bavaricum in 15. Mai 2008, 09:14:54
Nun habe ich den Säbel mal grob gereinigt.

Die Klinge mit einer Edelstahlbürste abgeschliffen und die losen Rostteile entfernt. Das darunter legende Eisen ist recht stabil, wohl daher, daß es sich um keinen Bodenfund handelt und der Säbel seit ca. 7-8 Jahren Trocken gelagert wurde.

Das Griffstück stellt sich als Problemfall heraus. Der Zement läßt sich teilweise mit einer Messingbürste nicht lösen.

Nun werde ich den Griff mal in EDTMP einlegen und versuchen die Anhaftungen zu lösen.

Später mehr

Andreas
Titel: Re: Französischer Kavalleriesäbel 1822 - ein schwerer Fall
Beitrag von: stratocaster in 15. Mai 2008, 12:35:18
Zitat von: Bavaricum in 15. Mai 2008, 09:14:54

Das Griffstück stellt sich als Problemfall heraus. Der Zement läßt sich teilweise mit einer Messingbürste nicht lösen.


Ich würde es mal mit einem scharfen Skalpell probieren.
Und ausprobieren, ob der Zement naß oder trocken besser ab geht
An einer unauffälligen Stelle anfangen.

Gruß  :winke:
Titel: Re: Französischer Kavalleriesäbel 1822 - ein schwerer Fall
Beitrag von: Bavaricum in 18. Mai 2008, 11:23:45
Leider ließ sich die grobe Zementschicht weder mit einer Messing- noch Edelstahl Bürste entfernen. Beim Versuch den Zement mit einem Skalpell zu entfernen ist dieses gebrochen.

Daraufhin habe ich die groben Verkrustungen mit einem Schleifstein abgenommen. Leider läßt es sich nicht verhindern, daß dadurch auch die Patina verloren geht.

Die Klinge zu säubern ging relativ problemlos.
Titel: Re: Französischer Kavalleriesäbel 1822 - ein schwerer Fall
Beitrag von: Bavaricum in 18. Mai 2008, 11:32:17
Nun sind auch einige Stempel und eine Gravur auf dem Griffstück zutage getreten.

Die Stempel am Griffstück bei der Klinge:

Rechts: 22
Oben: 1 und 14
Links: 46

Die Gravur auf dem Griffstück lässt sich noch nicht ganz entziffern. Am dende der Gravur befindet sich ein Stempel mit der Zahl 269.

Der nächste Schrit ist nun den Restlichen Zementschleier sowie die Restpatina zu entfernen. Das wird noch ein wenig dauern.
Titel: Re: Französischer Kavalleriesäbel 1822 - ein schwerer Fall
Beitrag von: Bavaricum in 21. Mai 2008, 18:50:45
Also das Zeug ist ziemlich hartnäckig!

Den Griff habe ich bis jetzt drei mal in EDTMP eingelegt und mit einer Messingbürste abgeschliffen. Trotzdem gingen die Zementstücke teilweise nicht ab. Ich hab's dann mit Stahlwolle und Messer probiert. Leider blieben immer noch einige Zementteile am Griff haften. Daraufhin habe ich zur letzten Möglichkeit gegriffen und diese mit einem Schleifstein entfernt.

Nun sind nur noch wenige Anhaftungen übrig. Der Griff bleibt jetzt über Nacht in der EDTMP-Lösung und bekommt morgen seinen "letzten Schliff".

Leider ging durch die Behandlung die Patina verloren. Nun überlege ich ob ich den Griff künstlich patinieren oder der Natur ihren Lauf lassen soll.

Eure Meinung dazu würde mich interessieren!!!

Servus

Andreas
Titel: Re: Französischer Kavalleriesäbel 1822 - ein schwerer Fall
Beitrag von: CALIGULA in 21. Mai 2008, 19:16:08
 :super: ich kann dier nur gratulieren hätte mir nicht gedacht das du das ding so hinbekommst  :cool1: ich bin zwar kein fachmann aber der griff ,ich würd ihn solassen wie er jetzt ist,echt toll  :winke:
                                          gruss franz
Titel: Re: Französischer Kavalleriesäbel 1822 - ein schwerer Fall
Beitrag von: c-4 in 21. Mai 2008, 22:40:17
Nicht übel.Für das Entfernen des Zements wäre  zwar ein saurer Reiniger wie HEDP sehr viel besser gewesen, aber man kann ja nicht alles wissen.Gut geworden. Ich würds so lassen.
Titel: Re: Französischer Kavalleriesäbel 1822 - ein schwerer Fall
Beitrag von: Bavaricum in 02. Juni 2008, 18:18:26
So, jetzt ist das gute Stück fertig.

Arbeitsaufwand: ca. 4 Stunden

Materialaufwand:

7 Kupferbürsten (Dremel) für den Griff
4 Edelstahlbürsten (Dremel) für die Klinge
3 Polierbürsten (Dremel) für den Griff
1 Kg ETDMP 30% Lösung

außerdem Balisol, Bohrmaschine mit Polierbürste, Kupferbürste, Stahlwolle 00, Kleine Spachtel zum abkratzen des Rostes, Mundschutz und Schutzbrille.


Titel: Re: Französischer Kavalleriesäbel 1822 - ein schwerer Fall
Beitrag von: Bavaricum in 02. Juni 2008, 18:21:20
Und hier nochmal ein "Vorher / Nachher" Vergleich.
Titel: Re: Französischer Kavalleriesäbel 1822 - ein schwerer Fall
Beitrag von: mc.leahcim in 02. Juni 2008, 22:21:58
Sehr schön geworden, besonders das die ganzen Punzen zum Vorschein gekommen sind.
Würde ich mir nicht zutrauen.
Fein gemacht. Gratuliere.  :super:

Gruß

Michael
Titel: Re: Französischer Kavalleriesäbel 1822 - ein schwerer Fall
Beitrag von: CALIGULA in 02. Juni 2008, 22:24:02
 :super: gratuliere hast super gearbeitet  :cool1:
                gruss franz  :sondi:
Titel: Re: Französischer Kavalleriesäbel 1822 - ein schwerer Fall
Beitrag von: Bert in 02. Juni 2008, 23:21:34
Ja, manchmal ist entpatinieren tatsächlich die einzige Möglichkeit, ein halbwegs herzeigbares Stück zu erhalten, auch wenn's natürlich nicht die Standard-Vorgehensweise sein sollte. Wie man hier auch schön sehen kann, kommen dann mitunter auch Sachen zum Vorschein, die sonst unter der Patina geblieben wären.
Ich persönlich würde noch die Spitze der Klinge ergänzen, damit sähe das Teil wieder "rund" aus. Ergänzungen sind natürlich immer Geschmackssache.

Adios, Bert