Guten Abend,
wie vor einiger Zeit angekündigt,
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,53434.0.html
möchte ich Euch hier eine Fundsituation vorstellen, die meines Erachtens auf einen Platz mit möglicherweise römerzeitlicher Eisenmetallurgie schließen lässt.
Es handelt sich um einen Komplex von Weiden, die heute durch Gräben und Weidezäune voneinander getrennt sind, sich an einem mäandrierenden Bachlauf entlang ziehen und langsam ansteigend am oberen Ende in einen hügeligen Hang übergehen.
Eine schwer erkennbare, efeuüberwachsene neuzeitliche Ruine befindet sich etwa in der Mitte eines fast völlig abgeflachten Hügels von beträchtlicher Ausdehnung, der ungleichmäßige Durchmesser dürfte 50-80 m betragen. Das Gelände ist lange Zeit als Rebland genutzt und wohl dabei eingeebnet worden.
Auf diesem Gelände stieß ich auf ein wahres Eisentongewitter. An Schrott in diesem Umfang mochte ich nicht glauben und fand dann auch bei jeder Probe kleine bis mittelgroße, recht schwere und rostfarbene Brocken, die ich für Eisenschlacke halte. Bei einem kleinen schwarzen Brocken könnte es sich evtl. um Hämatit oder eine Art von Glasfluß handeln, davon verstehe ich wenig.
In diesem Schlackenbereich fand sich der bereits vorgestellte kleine Valentinian I. Auf der Nachbarweide, etwas höher gelegen und vielleicht 150 bis 200m entfernt, dann einige Knöpfe und rund 20 neuzeitliche Münzen zwischen 17. und 20. Jhdt., aber auch 8 sicher oder wahrscheinlich römische Münzen, die noch nicht gereinigt und identifiziert sind. Allerdings, außer Münzen und einem vergoldeten Schnallenbeschlag, so gut wie keine anderen Metallobjekte.
An Scherben war auf den Weideflächen naturgemäß kaum zu denken, der Schäfer sprach aber von (der Form nach evtl. römischen) Dachziegeln, die ihm bei der Anlage der Weiden aufgefallen waren.
Beigefügt folgen Fotos des Geländes zum Bach hin und ein Foto zum Hang hin, wo möglicherweise sich die Erzlagerstätten aber auch Holzungen befanden. Dann findet Ihr Aufnahmen der Schlacke und des kleinen schwarzen Brockens.
Die Gesamtsituation könnt Ihr einer Satellitenaufnahme des Geländes entnehmen, auf der ich, so gut es ging, den Schlackehügel mit Kreuzen und das Zentrum der Münzfunde mit einem größeren Kreuz markiert habe.
Anzumerken wäre noch, dass in der entfernteren Umgebung durchaus schon römerzeitliche Metallurgie auf Eisen, aber auch Blei und weniger Kupfer nachgewiesen ist.
Beste Grüße
St. Subrie
Hier die weiteren Fotos
Ich wäre ja schon froh, wenn mir jemand bestätigen könnte, daß es sich bei den Knollen tatsächlich um Eisenschlacke handelt, schon das würde helfen.
Gruß
St. Subrie
Hi St. Subrie
Wie sieht es denn mit Pochsteinen aus, hast du schon solche gefunden?
Mit denen wurde das Erz zerkleinert.
archfraser
Pochsteine, darauf könnte ich bei nächster Begehung achten, denke aber, daß das auf einer Wiese schwierig sein wird. Werde den Schäfer auch fragen, ob und ggf. wann an eine Bodenbearbeitung im "höffigen" Terrain gedacht wird.
Gruß
St. Subrie
Hi
Ich weiss von einem Ort an dem Eisenmetallurgie seit der Eisenzeit bis ins Mittalalter nachgewiesen wurde. Auf dem ganzen Gelände wurden über 800 Pochsteine gefunden (und mit Sicherheit wurden sehr viele noch nicht gefunden!) Es hatte sich also schon damals um eine richtige Eisenindustrie gehandelt, in der Frauen und Kinder das Erz mit diesen Steinen zerkleinerten und die Männer sich unter anderem um den Schmelzvorgang kümmerten. Falls es sich bei dir also um eine römerzeitliche Eisenmetallurgie handeln sollte, so hast du mit Sicherheit nur die Spitze des Eisbergs gefunden.
archfraser
Die Dinger sehen in der Tat aus wie verwitterte Schlackereste.
Man sollte auch kleinere "Eisenkügelchen" finden, die im Rennofen bisweilen entstehen.
Sind Reste Von Holzkohle auch vorhanden?
Habe kleine Holzkohlestücke und auch paar kleine Ziegelreste, aber eben nur in den kleinen Löchern beim Bergen von Funden. Die Wiese ist zur Zeit recht hoch gewachsen, da sieht man leider nicht viel. Es wird Zeit, daß die Schafherde bald mal wieder anrückt...
Gruß
St. subrie