Mal etwas für Gratian

Begonnen von Thor, 04. Juli 2005, 19:55:32

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Thor

Habe hier eine Medaille?

Auf der Seite des Gekreuzigten steht SS CRVCIFIX VSV (Loch) TEROIEOLESLAVIA
Rückseite JOAN NEPOMVCANBROM

Alle Angaben, wie immer ohne Gewähr.  :narr:

Kannst Du mir helfen? :prost:
Gruß und Gut Fund, Thor

Auri sacra fames

Pompeijus

Hallo Thor,

ist das ein Einschussloch..?
Dann hatte der Träger aber kein Glück gehabt mit diesem Heiligenanhänger....

Gruss
Pompeijus

Thor

Ich denke das da einer mit einem Nagel durchgehauen hat. Vielleicht war das erste Loch zu klein für einen " Lederriemen".  :prost:
Gruß und Gut Fund, Thor

Auri sacra fames

tholos

Hi Thor,

auf einer Seite haben wir Johannes von Nepomuk, auf der anderen neben Jesus, vermutlich Maria, Johannes und Maria Magdalena.

Gruß

tholos :super:



Johannes von Nepomuk

Gedenktag katholisch: 20. März 
Regionalkalender Salzburg 
in Deutschland: 16. Mai 
Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)
Priester, Märtyrer
* um 1350 in Pomuk bei Plzen (Pilsen)
† 20. März 1393 in der Moldau bei Prag

Johannes aus Pomuk, "ne Pomuk", wurde nach Studien der Theologie in Prag und des kanonischen Rechts in Padua 1372 Notar in der erzbischöflichen Gerichts-Kanzlei in Prag und später Domherr und Generalvikar des Erzbischofs in Prag. Sein energisches Auftreten für die Rechte der Kirche gegenüber dem König und seine Predigten machten ihn beim Volk berühmt und dem König lästig. 1380 wurde er zum Priester geweiht und Pfarrer an der Galluskirche in Prag, wo er sich besonders um deutschstämmige Kaufleute bemühte. 1389 wurde er Generalvikar der Diözese Prag, die Auseinandersetzungen mit Wenzel IV., König von Böhmen und Deutschland und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, nahmen zu.

Die Überlieferung berichtet, dass die Königin Johannes zu ihrem Beichtvater wählte. Wenzel wollte nun Johannes zwingen, das Beichtgeheimnis zu brechen, aber der weigerte sich, wurde deshalb gefoltert und in die Moldau geworfen. Durch ein Wunder - nach der einen Version trocknete die Moldau aus, so dass man seine Leiche fand, nach einer anderen Version hatte die Königin eine Erscheinung von fünf Sternen, die den Fundort offenbarten - wurde der Tote geborgen und beigesetzt. Eine Marmorplatte an der Karlsbrücke zeigt heute den angeblichen Fundort.

Historisch richtiger ist, dass Johannes in den Auseinandersetzungen zwischen König Wenzel und dem Prager Erzbischof Jenzenstein am 20. März 1393 gefangen genommen, gefoltert, vom König selbst mit Pechfackeln gebrannt, durch die Straßen geschleift und dann in der Moldau ertränkt wurde.

Johannes' Leichnam wurde im Veitsdom in Prag bestattet und schon bald als Märtyrer verehrt; 1719 fand man bei der Öffnung des Grabes Gebeine und Zunge unversehrt. Sein Denkmal auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde, machte ihn zu einem der wichtigsten Brückenheiligen.

Bild: Giuseppe Maria Crespi, 1743: "Die Königin von Böhmen beichtet Johannes von Nepomuk", Pinakothek in Turin

Kanonisation: Johannes wurde 1729 von Papst Benedikt XIII. heilig gesprochen.
Attribute: auf Brücken, Finger auf Mund
Patron von Böhmen; der Beichtväter, Priester, Schiffer, Flößer, Müller; der Brücken; des Beichtgeheimnisses; gegen Wassergefahren; für Verschwiegenheit
Bauernregel: "Heiliger Sankt Nepomuk / treib' uns die Wassergüss' zurück."

Quelle: http://www.heiligenlexikon.de/




Thor

Danke für die ausführliche Antwort tholos.  :super:
:prost:

Gruß und Gut Fund, Thor

Auri sacra fames

tholos

#5
Hi Thor,

den Ort habe ich auch gefunden. :cool1:
Statt "EOLESLAVIA" wird auf dem Stück "BOLESLAVIA" für Alt-Bunzlau/Altbunzlau stehen. Heißt heute Stara Boleslav. Siehe z.B.: http://www.antiquariat-grundmann.de/Luxuspapier/Andachtsgraphik/Andachtsbildchen/Wallfahrt_-_EUR/wallfahrt_-_eur.html Nepomuk wurde 1729 heilig gesprochen, also sollten wir auch eine Grenze zur Datierung des Anhängers haben (= nach 1729).

Die Verbindung zum heiligen Nepomuk ist auch gegeben. Es gab z.B. eine Altbunzlau-Wallfahrt des Hl.Nepomuk. Hier noch ein Link: http://www.czechtourism.com/index.php?show=000003056
oder http://www.muttergottesberg.de/MGB-Kirche.htm
Daraus folgender Text:
Der nächste Altar (41) ist den böhmischen Heiligen gewidmet.
Auf einem Holzrelief ist der Hlg. Johannes Nepomuk,
der Märtyrer des Beichtgeheimnisses, dargestellt.
Er ist der Patron der Beichtväter und ein weltbekannter "Brückenheiliger".
Nepomuk lebte im 14. Jahrhundert,
wurde in Prag unter König Wenzel IV. gemartert und von der
Karlsbrücke in die Moldau gestossen. Nepomuk ertrank.
Links von ihm steht die Statue des in Altbunzlau/Brandys
im Jahr 929 ermordeten Herzogs Wenzel (Hlg. Wenzel),
rechts die Heilige Ludmila, die Grossmutter Wenzels,
die ihn im christlichen Glauben erzogen hatte.
Wegen ihres christlichen Lebens war sie verhasst
und wurde von den Gegnern Wenzels erwürgt!

Gruß

tholos :super:

tholos

Der Ort Alt-Bunzlau/Altbunzlau ist bestätigt worden. Die Kreuzigungsgruppe und die Umschrift finden sich auch auf einer Wallfahrtsmedaille der Stadt. Es soll sich um die Kreuzigungsgruppe aus der Wenzelkirche handeln. Die "Nepomuk-Seite" haben wir auch auf einer Medaille aus Neukirchen. Wichtig daran ist, dass die andere Seite mit einer Jahreszahl versehen ist: 1761. So können wir deinen Fund wohl ins 18. Jh. stellen, allerdings nicht vor 1729.

Gruß

tholos :super:

Thor

tholos  :super:

Einfach super die Bestimmung. Was man nicht alles über so eine Medaille in Erfahrung bringen kann.  :super: :prost:
Gruß und Gut Fund, Thor

Auri sacra fames

Gratian

Zunächst mal Tholos: Glückwunsch zu der perfekten Bestimmung! 100 % Korrekt. :jump: :jump: :jump: :jump: :jump:

ZitatIch denke das da einer mit einem Nagel durchgehauen hat. Vielleicht war das erste Loch zu klein für einen " Lederriemen".

Heiligenmedaillen wurden oft unter dem Dach im Gebälk oder im Stall an die Türen etc. genagelt. Sie sollten das Gebäude ( gegen Blitzschlag) oder das Vieh gegen Krankheit und vor bösen Einflüßen schützen. Der Glaube an diesen apotropäischen Charakter der Medaillen war sehr weit verbreitet. Daher findet man of diese "grob gelochten" Anhänger.

Ich denke das der Nagel so eingeschlagen war, das der Hl. Nepomuk nach vorne zeigte und sichtbar war.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.