Die Böblinger Pirschgänge

Begonnen von Thor, 25. Mai 2003, 12:40:25

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Thor


 
Auf Böblinger Markung befindet sich ein einzigartiges steinernes Zeugnis der höfischen Kultur und Jagdleidenschaft der Rokokozeit: Die von Herzog Carl Alexander (1733 bis 1737) angelegten Pirschgänge. Herzog Carl Alexander, der zum Katholizismus konvertiert war, hatte sich in den Türkenkriegen des frühen 18. Jahrhunderts hervorgetan, unter anderem in der Schlacht bei Peterwardein (1716). Seine Hofhaltung war der Zeit entsprechend aufwendig. Sein Finanzier war der später hingerichtete Josef Süß-Oppenheimer.
Aufwendige Hoffeste
Als Jagdliebhaber hatte Carl Alexander im Böblinger Schloss eigens einen Ballsaal einrichten lassen, in dem nach Verrichtung des Waidwerks aufwendige Hoffeste gefeiert wurden. Böblingen erlebte so einen schwachen Abglanz von Residenzkultur der Rokokozeit. Das weitläufige Gängesystem befindet sich in dem wildreichen, als "Plan" bezeichneten Gelände.
Besondere Merkwürdigkeit
Die Anlage fand bereits das Interesse des Verfassers der Oberamtsbeschreibung von 1850: "Eine besondere Merkwürdigkeit sind die unterirdischen Pirschgänge, welche Herzog Carl Alexander 1737 unter dem damaligen Oberforstmeister zu Böblingen von Schauroth durch den Baumeister Nicolaus Kraft auf dem sogenannten Plan (1 Stunde östlich von Böblingen) anlegen ließ. Sie sind aus Quadern massiv gewölbt 7' (Fuß) hoch und 4Y2' (Fuß) breit und haben vom Eingang an der Planklinge bis zum Ausgang an der Kastenklinge eine Länge von 943 Schritten, ein Seitengang ist 253 Schritte lang. Die Gewölbe, welche zu beiden Seiten Schießscharten haben, sind zum Teil eingerissen und eingefallen." Von dem erhalten gebliebenen Eingang steigt der Gang auf einer Länge von etwa 100 Metern auf den "Plan" an, knickt dann gegen Osten ab und verläuft 110 Meter geradlinig. Danach führt der Gang in südöstlicher Richtung nach 220 Metern zu einem früheren, gemauerten Ausgang. Der Hauptgang wird durch Nebengänge ergänzt.
Unabhängig vom Wetter
Die Gewölbe haben eine lichte Höhe von durchschnittlich zwei Metern und sind gut einen Meter breit. In Abständen von ungefähr zwei Metern befinden sich auf jeder Seite kleine Öffnungen, durch die Licht einfällt. Da diese Öffnungen schräg nach oben gerichtet sind, konnten sie nicht als Schießscharten dienen, wie in der Oberamtsbeschreibung vermutet. Zweck der Anlage war vielmehr, der Jagdgesellschaft den Standortwechsel zu den verschiedenen Jagdständen unabhängig vom Wetter zu ermöglichen. Es war wohl kein Zufall, dass ausgerechnet Herzog Carl Alexander die aufwendige Anlage errichten ließ. Nach der Eroberung von Belgrad hatte seine Sorge dem Ausbau der dortigen umfangreichen Befestigungsanlagen gegolten.
Einmalige Anlage
Die Böblinger Pirschgänge sind in unserem Raum etwas Einmaliges. Vergleichbar mit ihr sind die kurz vor der Böblinger Anlage entstandenen Pirschgänge auf dem Rieseneck bei Hummelshain in der Nähe von Jena in Thüringen. Nachdem Herzog Carl Alexander 1737 unerwartet an einem Lungenschlag oder Lungenödem gestorben war, verfiel die Anlage. Erst 1986 erfolgte die Sicherung der Pirschgänge, die als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung in das Denkmalbuch eingetragen wurden. Wer die Anlage besichtigen möchte, muss sich beim Baurechtsamt der Stadt Böblingen anmelden, um Zugang zu dem Militärgelände zu erhalten, auf dem die Pirschgänge heute liegen.   
    
:prost:
Gruß und Gut Fund, Thor

Auri sacra fames

Thor

Und noch eins!:-D
Gruß und Gut Fund, Thor

Auri sacra fames

evangel666

hallo thor!

sieht gut aus!
würd ich auch gern mal hinfahren um das gelände näher zu erkunden -(bauwerke)
GRUSS UND GUT FUND
EVE:hallo::hallo::hallo: