Guten Tag allerseits,
dieser Beschlag hat links und rechts "Eierstäbe" mit je zwei Dornen, die durch das Metall gesteckt sind und die ihrer Länge nach vielleicht auf Leder befestigt waren. Einer der Dorne trug bei der Bergung noch eine Art von winziger Niete, die mir, ich schäme mich, irgendwie abhanden gekommen ist. Das Dekor besteht aus schwer zu deutenden, verschlungenen Windungen. Auf dem zweiten Foto habe ich die Fläche leicht geölt, es zeigt sich dann, bei grünlicher Patina, ein silberfarbener Schimmer.
Hinsichtlich der Zeitstellung bin ich ratlos, es scheint mir alles von sehr alt bis neuzeitlich möglich.
Beste Grüße
St. Subrie
Lehne mich mal aus dem Fenster: Schwertgurtbeschlag (karolingisch?)
Vielleicht noch etwas älter, aber auf jeden Fall sehr schöner Tierstil.
Danke für Euere Einschätzung, da lacht das Herz ! Ihr habt mich auf folgende Spur gebracht
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,30933.0.html
ganz unten, der Beitrag von Bavaricum mit deutlich ähnlichen Bildern, 6./7. Jhdt.!
St. Subrie
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,30933.0.html
Fränkischer Beschlag in aussergewöhnlich guter Erhaltung und mit besonders eindrücklicher Darstellung.
Würde mal das 7. Jh. n. Chr. als näheren Datierungsansatz ins Auge fassen!
glG und bin beeindruckt! :super:
Sehr schönes Teil, Funde von der Qualität sieht man hier leider viel zu selten.
Ein wirklich schöner und seltener Fund... danke für´s zeigen!
Ich hoffe, Ihr habt zur Feier des Fundes einen schönen, landestypischen Tomatensalat genossen...
Liebe Grüße, :winke:
Michael
Hallo st. Subrie,
Ein wirklich beeindruckender Fund! Gratulation :winke:
Gruß
Augustin
Mal wieder ein sehr schönes Stück (zwischen den ganzen Klamotten) :zwinker:
Danke für die Glückwünsche, bin sehr beeindruckt ! Etwas möchte ich noch nachtragen, weil mir das am Herzen liegt :
Das Stück habe ich vor wenigen Tagen in einem neu gepflanzten Weinberg ganz in der Nähe des Hauptgebäudes einer Domäne gefunden. Der Weinberg wird seit Jahrhunderten intensiv landwirtschaftlich genutzt, bei Rodung und Neupflanzung wird ungewöhnlich tief gepflügt, vielleicht kam das Stück auf diese Weise nach oben. Archäologische Fundzusammenhänge dürften bis in große Tiefe seit langem zerstört sein, dennoch halte ich die Fundposition für alle Fälle fest.
Ich möchte mit diesem Hinweis auch nur dem leisesten Verdacht, es könnte sich um Plünderung eines Bodendenkmals, zum Beispiel eines fränkischen Grabes gehandelt haben, vorbeugen. Meine Freude über den Fund ist groß, er wird seinen Platz wohl im Mini-Museum unseres Dorfes finden, einer Vitrine im Gemeindesaal.
St. Subrie
Hi St. Subrie,
Wenn der Weinberg neu angelegt wurde, könnte es sich wirklich um ein gestörtes Grab handeln, das würde auch die gute Erhaltung und Patina erklären, da das Stück nun wohl erstmalig bewegt wurde!
ich kenne eure Gesetzeslage nicht, aber ich würde der Amtsarchäologie den Fund mit Koordinaten melden, eventuell wollen/können die ja noch etwas rettten oder vielleicht ist es sogar ein gräberfeld, von dem nur ein Grab angeschnitten wurde!
Entscheide selbst!
Ansonsten nochmal Glückwunsch, freut mich das meine Erstbestimmung hinhaut ;)
Zitat von: St. Subrie in 29. Juli 2011, 00:04:34
Danke für die Glückwünsche, bin sehr beeindruckt ! Etwas möchte ich noch nachtragen, weil mir das am Herzen liegt :
Das Stück habe ich vor wenigen Tagen in einem neu gepflanzten Weinberg ganz in der Nähe des Hauptgebäudes einer Domäne gefunden. Der Weinberg wird seit Jahrhunderten intensiv landwirtschaftlich genutzt, bei Rodung und Neupflanzung wird ungewöhnlich tief gepflügt, vielleicht kam das Stück auf diese Weise nach oben. Archäologische Fundzusammenhänge dürften bis in große Tiefe seit langem zerstört sein, dennoch halte ich die Fundposition für alle Fälle fest.
Ich möchte mit diesem Hinweis auch nur dem leisesten Verdacht, es könnte sich um Plünderung eines Bodendenkmals, zum Beispiel eines fränkischen Grabes gehandelt haben, vorbeugen. Meine Freude über den Fund ist groß, er wird seinen Platz wohl im Mini-Museum unseres Dorfes finden, einer Vitrine im Gemeindesaal.
St. Subrie
Danke für diese Fest- und Klarstellung,
denn solche Funde dürfen wirklich weder aus einer Raubgrabung stammen noch zu einer solchen führen, Nirgendwo!
Ich habe aktuell wenig Zeit um intensiver zu recherchieren, aber auf jeden Fall noch folgender Hinweis:
Das ist kein beliebiges Werkstück und war bereits in seiner Zeit für eine sozial höher gestellte Persönlichkeit angefertigt.
Der Fundpunkt kann wirklich eine Bestattung repräsentieren.
Es wird bei dem vergleichsweise hohen handwerklichen Niveau weitere Stücke dieser Werkstatt geben. Meist wanderten die Buntmetallhandwerker wohl von Hof zu Hof oder befanden sich im Gefolge von weltlichen oder geistlichen Herrschaften.
In der Nähe des Fundpunktes müsste eine Hofesstelle oder eine Ortschaft liegen, dem der einstige Besitzer als Vertreter der vorherrschenden Familie näher zuzuordnen wäre.
Es wird auch einige nahe verwandte Ausfertigungen geben. Bemühe Dich doch mal um Literatur zum Thema aus der Region oder besuche intensiver entsprechende Museen.
glG thomas :winke:
Guten Abend allerseits,
wenn ich nach einiger Zeit nochmal auf den Schwertgurtbeschlag zurückkomme so deshalb, weil ich erst jetzt die Zeit für vertiefende Recherchen fand und mich die Ergebnisse verblüfft und entzückt haben. Ich zitiere aus Wikipedia zu ,,Tierstil", diesen Begriff hattet Ihr in die Diskussion eingebracht :
"Die rasche Ausbreitung des Tierstils II von Skandinavien, England bis Deutschland und Italien und die starken Ähnlichkeiten der Bildmotive über den ganzen Raum um 600 sprechen für einen intensiven Kontakt vermutlich wandernder Handwerker."
Jetzt erst wurde mir klar, in welchem geradezu europäischem Kontext der Schwertgurtbeschlag einzuordnen ist.
Wesentliche Informationen in Kurzform fanden sich hier :
http://de.wikipedia.org/wiki/Germanischer_Tierstil
Hier besonders die Abschnitte:
Stilrichtungen
Tierstil II (Animal Style / Salin II)
Symbolik
Im englischen Sprachraum tragen die Stufen des Tierstils den Namen des schwedischen Archäologen Carl Bernhard Salin (1861-1931), der die Grundlagen zur Ornamentik der Germanischen Tierstile geschaffen hat.
Bildbeispiele und sehr detaillierte (englische) Erläuterungen für die hier interessierende Stufe Salin II sind unter folgendem Link zu finden :
http://extraordinarybookofdoors.com/AppendixI.aspx
(Eine wahre Fundgrube für Vergleichsmaterial in Metall aber vor allem in Architektur und Stein mit exzellenten Fotos)
Jetzt heißt es leider viel scrollen, zunächst bis zum Text ,,Salin's Animal Style II", sodann bis zur
Abbildung .anterior animals & ribbon interlace (6th-7th century, Lombardy) ,
sodann Tapeworm/Serpant interlace (7th century, Merovingian),
sodann Tapeworm/Serpent interlace (7 th century. Merovingian. Amiens, France) und
schließlich Serpent/ribbon interlace. Sutton Hoo Buckle (early 7th century. Anglo-Saxon)
Natürlich läßt sich der eher bescheidene Schwertgurtbeschlag in Material und Ausführung nicht mit diesen Prachtstücken vergleichen, stilistisch aber ist das durchaus möglich und hier besticht die Ähnlichkeit.
Es wäre schön, wenn noch mehr Vergleichsmaterial zusammen käme, vielleicht hat jemand von Euch noch Ideen.
Brennend interessiert wäre ich auch an Angaben zur Literaturquelle, aus der die hier im Forum gezeigten Vergleichsstücke stammen :
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,30933.0.html (unten)
Schließlich läge mir auch sehr an Hinweisen auf Literatur zu Leben und Arbeit der oft zitierten "Wanderhandwerker", soweit es dazu gesicherte Erkentnisse gibt.
Mit besten Grüßen
St. Subrie
Vor einiger Zeit kam in diesem Thread die Frage auf, ob beim Tiefpflügen des Weinbergs möglicherweise ein frühmittelalterliches Grab angeschnitten worden sein könnte. Ich habe deshalb bei weiteren Begehungen des Weinbergs nicht nur auf Keramik, sondern gezielt auch auf Knochenreste geachtet, zumal hier im Forum auch zu diesem Thema Fachkenntnis vorhanden zu sein scheint. Hier sind Fotos zweier Knochenfragmente, wobei ich mir bei dem größeren Stück vorstellen könnte, daß die Spezies feststellbar ist.
Mir ist aber klar, daß es sich sehr wahrscheinlich eher um Reste einer Mahlzeit vor langer Zeit handeln wird.
Gruß
St. subrie
St. Subrie hatte mir diesen älteren Fund zum "finetuning" zugesendet. War ja schon tip-top vorgereinigt.
Ist ja wohl ein eher merowingischer/fränkischer Schertgurtbeschlag, wenn ich mir den einen Link so ansehe.
Ich habe die eine hartnäckige Verkrustung in der Ecke entfernt (in meinem 1. Bild der Vorderseite VS01 oben links)
und die Niet-/Zapfenbereiche etwas besser freigelegt.
Ob das Stück aus Bronze mal versilbert war, vermag ich nicht sicher zu sagen.
Eine Stelle sieht zumindest "verdächtig" aus. (Im Bild VS01 die vertikale Linie im Rahmen ganz links)
Gruß :winke:
PS: Der zweite Beschlag von rechts hat annäherungsweise die beiden Randfiguren wie bei St. Subries Fundstück
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,30933.msg187742.html#msg187742
Noch schöner ist er geworden, vielen Dank Stratocaster ! Vergoldung würde mich allerdings überraschen, bin bis jetzt davon ausgegangen, daß das Stück möglicherweise verzinnt sein könnte. Wie ich auf Verzinnung kam, ich weiß es leider nicht mehr. Oder ist das völlig abwegig bei einem solchen Stück ?
Zitat von: St. Subrie in 03. Juni 2018, 17:59:26
Vergoldung würde mich allerdings überraschen, bin bis jetzt davon ausgegangen, daß das Stück möglicherweise verzinnt sein könnte.
Wie ich auf Verzinnung kam, ich weiß es leider nicht mehr. Oder ist das völlig abwegig bei einem solchen Stück ?
Nicht vergoldet: Versilbert
Das man so ein Stück verzinnt hat, kann ich mir nicht vorstellen.
Zinn ist doch recht unedel und dient allenfalls als Haftvermittler beim Löten, oder ähnliches.
Gruß :winke:
Servusle,
fachlich kann ich zu der Zeitstellung und Verzinnung leider nichts beitragen, aber bei den Römern war das ja noch gang und gäbe.
Das Argument von Andreas, dass der Beschlag zu hochwertig wäre, wäre für mich aber schlüssig.
Liebe Grüße Daniel
Auch ich durfte schon eine Fibel mit Verzinnung finden. Sag nach 1800 Jahren noch schön " silbern" glänzend aus. Und nicht angelaufen wie Silber.