Ein Flohmarkt voller Geier...

Begonnen von Luci Fernatas, 22. Juni 2008, 16:40:21

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Luci Fernatas

Dass Flohmarkt Kampf bedeutet und dass man sich auf Flohmärkten nicht nur Dinge herauspicken kann, sondern auch auf anderen herumhacken muss, hab ich heute gelernt.
Schönes, heißes Wetter (jenseits der 30°C), Langeweile und der große Flohmarkt 25min von mir entfernt ließen mich also loslaufen.

Nach zwei Kleinkäufen kam ich zu einem Stand mit privatem Trödel aus einer Haushaltsauflösung. Dort hab ich direkt vier Anhänger und Ringe erstanden, 3 davon im Jugendstil gehalten. Als die Verkäufer mein Interesse am Schmuck bemerkten, zückten sie plötzlich eine weitere Schatulle mit weiterem Gold- und Silberschmuck (zwischen 1910 und 1970 ca.). Dort war ein wunderschöner Gelbgoldring (585) mit einer feinen Kammee, der als 333er verkauft wurde, im Stil der 40er bis 50er Jahre, der 30€ kosten sollte. 
Weil ich jedoch nur 2 Arme und Hände habe (ein Nachteil! andere Käufer scheinen mehr davon zu besitzen), musste ich den Ring leider kurzzeitig zurück in die Schatulle legen - was direkt die Geier anzog.
Verkauft jemand ohne Ahnung älteren Goldschmuck, strömen direkt Kampfratten, Geier, Schlangen und anderes Getier innerhalb von 0,35sec. (Zeit gestoppt!) herbei. Meine heutige Schlange war Frau Geier, ihres Zeichens Kosovanerin mit angeklebtem Heiligenschein auf dem Kopf und Dollarzeichen in den Augen. Sie raffte den Ring ebenso wie 4 andere Schmuckstücke an sich, versuchte den Schmuck natürlich billig zu reden und wie blöd zu feilschen, während ich nur noch daneben stehen konnte. Kurz gesagt: sie ging als Siegerin im Kampf hervor und hat den Goldring für 30€ erstanden.
Natürlich hab ich mich etwas geärgert, aber auf dem Flohmarkt gehören solche Kämpfe nun mal dazu. Außerdem reißen auch günstige 30€ bei mir ein Loch in die Kasse und ein paar Kleinigkeiten hatte ich ja schon. WAS mich allerdings ärgerte: Frau Geier musste ihren Triumph auskosten und hat nochmal kräftig nachgehackt. Voller Siegertriumph und Hohn bohrte sie mit ein paar dummen Sprüchen nach. Ich ärgere mich bis jetzt, dass ich trotzdem so fair geblieben bin und die Verkäufer nicht über den Goldgehalt aufgeklärt habe. Frau Geier wollte nämlich nach dem ersten Kauf noch weitere dort tätigen... 

Fazit:
1. Flohmarkt ist Krieg.
2. Flohmarktkriege können Spaß machen, so lange sie fair geführt werden und man Niederlagen mit einem Achselzucken abtun kann.
3. Bei derartigen Schamützeln zeigt sich schnell der Charakter aller Beteiligten.
4. Und der ist nicht immer schön.


Bilder 1-4 = "Kriegsbeute" für zusammen 9,50€
1: 800 und 835 Silber, Breite je ca. 2,5cm
2: 800 Silber, Breite ca. 2,2cm ; Höhe (ohne Ö.): 3cm
3. 800 Silber mit Hämatit, 4,3 x 3cm

Luci Fernatas

#1
Bild 4: Ring 835 Silber, "Kriegsbeute"

Bild 5: Ring mit Rhodochrosit, 835 Silber, 5€
Bild 6: Ring 925 Silber, 1,50€

Pfälzer

 :narr: :narr: :narr:

Kampf hin, Kampf her meine Gute. :winke:

Sehr schöne Stücke hast du da erstanden.  :super:

Glückwunsch und Danke fürs Zeigen.  :-)
Jürgen

Gratian

Ja das kann ich nur bestätigen... aber es macht Spaß. Tolle Funde besonders die Jugendstilanhänger....

Besonders interessant mit welcher Taktik die Käufer Desinteresse oder Unwissenheit heucheln um den Preis niedrig zu reden.

Live heute erlebt: da stehe ich an einem Stand und schaue mir die Auslage an. Kommt eine Madame an und schubst mich zur Seite steuert auf eine Schatulle zu in der goldfarbenen Kette mit daranhängendem Stein lag ( hatte ich vorher schon als unechtes Billigfabrikat aussortiert)....sie kramt in der Schatulle, schaut sich die Kette an und fragt mit unverkennbar polnischem Akzent in Richtung Verkäuferin: Ist das Schmuck?

Mit einem lauten "Nein das ist ein Kochtopf"...erntete ich einen Lacher der Umstehenden und böse Blicke der polnischen Walküre...ich verkrümmelte mich dann da sie drohte ausfällig zu werden....hatte mich aber für den Rempler gerächt.  :-D :zwinker:

Die beiden Märkte heute waren allerdings wenig ergiebig....Zivilisationsmüll soweit das Auge reicht...Die DVD und die CD haben in manchen Haushalten das Buch völlig abgelöst...einziger Lichtblick ein Thekenaufsteller in Palettenform aus den Fünfiger Jahren mit Werbeaufdruck "Neue Illustrierte" und für 50 cents das Insel-Buch Nr. 980 "Griechische Vasen".
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Luci Fernatas

Zitat von: Gratian in 22. Juni 2008, 19:00:29
Besonders interessant mit welcher Taktik die Käufer Desinteresse oder Unwissenheit heucheln um den Preis niedrig zu reden.
Stimmt, die Taktiken variieren zwischen "lustig", "bemüht", "ausgeklügelt" und "plumpdreist". Aber manchmal kann man noch was dazulernen.  :zwinker:

Zitat
Live heute erlebt: da stehe ich an einem Stand und schaue mir die Auslage an. Kommt eine Madame an und schubst mich zur Seite steuert auf eine Schatulle zu in der goldfarbenen Kette mit daranhängendem Stein lag ( hatte ich vorher schon als unechtes Billigfabrikat aussortiert)....sie kramt in der Schatulle, schaut sich die Kette an und fragt mit unverkennbar polnischem Akzent in Richtung Verkäuferin: Ist das Schmuck?
Mit einem lauten "Nein das ist ein Kochtopf"...erntete ich einen Lacher der Umstehenden und böse Blicke der polnischen Walküre...ich verkrümmelte mich dann da sie drohte ausfällig zu werden....hatte mich aber für den Rempler gerächt.  :-D :zwinker:
Sehr schön!  :prost:

Den Thekenaufsteller finde ich interessant. Ich glaube, für derartige Equipments bin ich zu jung geboren, aber Fantasie im älteren Design ist immer wieder spannend zu betrachten.

Auf einen kampfreichen Sommer!  :winke: