Pfeilschaftglätter mit kleinem Clou

Begonnen von Egon, 10. August 2022, 10:36:19

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Egon

Hallo Freunde der Silikate und Karbonate,

möchte hier einen Pfeilschaftglätter zeigen von geradezu klassischer Form. Fundstelle ist (wie immer bei mir) ein Bach im Rechtsrheinischen, einige Kilometer östlich von Düsseldorf.  Material ist eine Art fester Tonschiefer, wie er hier häufig vorkommt und folglich häufig für Werkzeuge verwendet wurde, da es Flint hier nicht gibt.

Der Stein hat einen kleinen Clou. Denn wie ihr auf der Vorderansicht seht, hat der Stein dort zwei Nähte, eine quer, eine längs. Die Längsnaht geht mitten über den ganzen Pfeilkanal. Es ist daher anzunehmen, dass der steinzeitliche Kollege diese Längsnaht als Orientierung für die Anlage seines Pfeilkanals verwendet hat. Das erklärt auch, warum der Pfeilkanal nicht zentrisch angelegt wurde, sondern leicht nach links versetzt wurde, eben um der Längsnaht zu folgen. Der Stein wurde damals also wegen der Längsnaht ausgewählt.

Es gibt eine weitere interessante Einzelheit, denn wie ihr auf den Ansichten der Rückseite erkennen könnt, hat der Kollege die Längsnaht der Vorderseite auf der Rückseite per Einritzung gespiegelt. Weil er offenbar auch auf der Rückseite einen Pfeilkanal anlegen wollte, was dann aber nicht erfolgte. Seltsamerweise hat der Kollege aber nicht nur die Längsnaht per Einritzung gespiegelt, sondern auch die Quernaht. Mit welchem Ziel, bleibt offen.

Herlitz

Hallo Egon!
Willkommmen hier im Forum!
Da stellst du uns ja einen bemerkenswerten Fund vor:  :super:
Nicht nur, dass Pfeilschaftglätter recht seltene Fundbelege sind, weist dieser noch diese Ritzungen auf. Deiner Deutung kann ich wohl folgen, wissen werden wir aber wohl nie, was der Jäger sich dabei gedacht hat. Man könnte ja auch vermuten, dass der Stein gepalten werden sollte. Das macht aber für mich gar keinen Sinn.
Ich freue mich auf Bilder weiterer Funde und deine Beteiligung hier im Forum.
Ich hoffe, du hast einen Plan, Egon  :zwinker: .
:winke: Sven

thovalo




Guten Tag!


Pfeilschaftglätter bestehen aus einem spezifischen rötlich körnigen quarzitisch gebundenen Sandstein. Das hier ist ein Geröll mit einer natürlich entstandenen langschmalen Einbuchtung. Das ist leider kein Pfeilschaftglätter und tatsächlich auch kein Artefakt.


liebe Grüße
Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Egon

Grüß Gott,

ich habe mir nochmal mein Bildarchiv angesehen und weiß nun vermutlich, warum der Bearbeiter nicht nur die Längsnaht, sondern auch die Quernaht auf der anderen Seite des Pfeilschaftglätters quasi eingezeichnet, also eingeritzt hat. Denn es sind auch Pfeilschaftglätter mit  kreuzförmigen Glättkanälen gefunden worden, das hatte ich vergessen. Zunächst hier ein Foto eines solchen kreuzförmigen Pfeilschaftglätters, ich weiß aber nicht mehr, wann und wo ich das aus irgendeinem Internet-Artikel oder Forum herauskopiert habe.

Dann nochmal ein Foto einer etwas tieferen Ansicht des Glättkanals meines Pfeilschaftglätters. Ist nicht so einfach, den Glättkanal halbwegs überzeugend zu fotografieren. Obwohl ich aus einiger Entfernung mit Zoom und kleinster Blende gearbeitet habe, läuft das Ding trotzdem aus der Tiefenschärfe.


Bekanntlich wurden doppelte Pfeilschaftglätter gelegentlich als Grabbeigaben gefunden, so dass man davon ausgeht, dass die immer doppelt verwendet wurden. Das mag sein, um die Schäfte zu glätten. Zwingend erscheint mir die doppelte Anwendung aber nicht, warum soll die Pfeilglättung nicht auch per einzelnen Pfeillschaftglätter erfolgt sein? Überdies braucht man zwingend einen einzelnen Pfeilschaftglätter, um den Pfeil nach der Glättung halbwegs gerade zu bekommen, denn kerzengerade wachsen die ja nicht an den Bäumen. Dafür muss der Pfeil entsprechend seiner Krümmungen gegengedrückt werden, und das geht nur mit einem einzelnen Pfeilschaftglätter. Dick Baugh hat darüber mal experimentelle Versuche angestellt, hier der Link, der Artikel ist allerdings leider auf Englisch, die Versuche erschließen sich aber auch durch die Fotos:
https://primitiveways.com/arrow_straightening.html

Herlitz

Ich denke, ich muss mich der Meinung von Thomas anschließen. Das Bild zeigt nicht den zu erwartenden Schliff. Die "Riefe" scheint unregelmäßig und ist auch zu glatt.
Die Markierungslinien sind einfach die anders verwitterten Gänge im Gestein. Deshalb auch auf der anderen Seite.
Aber du hast den Stein in der Hand, wir können nur die Bilder deuten.
Überzeug uns vom kreuzförmigen Pfeilschaftglätter! Wär ja ein Ding.  :smoke:
:winke: Sven

palaeo1

Ich gehe mit den Ansichten von Thomas und Sven konform !
LG Klaus

Egon

Hallo Herlitz, leider bin ich nicht der Erfinder des kreuzförmigen Pfeilschaftglätters, der ist schon ein paar Jahre im Steinzeithimmel und bekommt da jeden Tag Wildschwein satt.

Eigentlich erschließt sich mir gar nicht, warum man überhaupt einen kreuzförmigen Pfeilschaftglätter herstellen sollte, welches Plus an Handhabung oder Funktion dadurch entsteht, aber offenbar ist dies in der Vergangenheit passiert, es muss also Gründe dafür gegeben haben, oder jedenfalls keine Gründe, die dagegen sprachen. Leider finde ich nicht mehr die Quelle für das Foto des kreuzförmigen Pfeilschaftglätters, siehe oben. Vielleicht hat jemand anderes mehr Glück.

Das der Pfeilkanal meines Steins unregelmäßig verwittert ist, ist ganz natürlich. Das Gegenteil wäre seltsam und unüberzeugend, so wie all die fabrikneu aussehenden Artefakte auf Ebay. Hier ein wirklich verwitterter Pfeilschaftglätter, kaum als solcher zu erkennen, weswegen Grabungsleiter Wolfgang Heuschen auch so traurig aus der Wäsche guckt:
https://img.wp.de/img/archiv-daten/crop11106263/3597651249-w1200-cv16_9-q85/83208082-239.jpg

Der Pfeilkanal meines Pfeilschaftglätters weist an einem der Enden übrigens genau die Deltabildung aus (Sanduhrform), die man auch von einigen anderen Pfeilschaftglättern kennt. Siehe dazu z. B. die Veröffentlichung von Florian Sauer 2017, ,,Ein spätpaläolithischer Pfeilschaftglätter von der Freilandfundstelle Oberweiherhaus", PDF:
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/74687/68368

Die Längs- und Quernaht auf der Oberseite meines Steins sind (sichtbar und fühlbar) erhaben, es handelt sich also um festeres Gestein als das umgebende Gestein. Während die beiden Längs- und Quereinritzungen auf der Rückseite das genaue Gegenteil sind, nämlich Einritzungen. Wird das auf den Fotos nicht deutlich? Diese Einritzungen sind fast wie eine Signatur des Bearbeiters, wirklich sehr schön.

Bei Google findet man unter der Bildersuche unter "Pfeilschaftglätter" nicht allzu viele Beispiele, per Suchwort "arrow shaft straightener" sieht das schon ganz anders aus und da finden wir dann alle möglichen Pfeilschaftglätter in allen möglichen Materialien. Seltsamerweise scheint sich daher der Steinzeitmensch nicht an Materialvorgaben des 21. Jahrhunderts gehalten zu haben. Ob hier vielleicht ein Fall von schändlichem Steinzeit-Querdenkertum vorliegt? Nancy Faeser, übernehmen Sie!

Herlitz

Hallo Egon,

ich zweifle nicht daran, dass es kreuzförmige Pfeilschaftglätter gibt, das Bild zeigt meines Erachtens eindeutig einen solchen. Auch das Stück, das Wolfgang Heuschen da in der Hand hält, ist zweifellos ein Pfeilschaftglätter. Aber das ist doch auch ein geeignetes Gestein. Dein Fund scheint mir zu hart und homogen zu sein, damit könnte man doch nur schlecht schleifen, oder? Es sollte schon ein quarzitisch gebundener Sandstein oder ähnlich geeignetes Material sein.
Warum bei deinem Fund die Schicht im "Kanal" erhaben ist, auf der anderen Seite aber vertieft, erschließt sich mir nicht. Da sollte man mal einen Geologen fragen, der das Stück aber sicherlich auch in der Hand halten sollte. Wie eingeritzt wirken die Linien auf den Bildern nicht.
:winke: Sven

thovalo



Ich kenne Pfeilschaftgläter ganz gut aus aus originalen Ansichten. Das Gestein das dafür verwendet wordenerscheint ganz allgemein sehr normiert. Der hier vorgestellte "Fundbeleg" ist definitiv und sicher ein Geröll.


Die Idee, dass es kreuzförmige Pfeilschaftglätter geben soll ist mir abolut neu. Ich habe noch keinen aus gesicherten Befundzusammenhängen gesehen. In Norddeutschland und Skandinavien wird häufiger freier spekuliert und ich bin bei dem Stück mit den kreuzfürmigen Vertiefungen nicht von einem Pfeilschaftglätter überzeugt. Pfeilschaftglätter sind in der Facharchäologie definiert und die  haben eine zumeist klar zentrierte. langsorientierte Rille mit U-förmigen Querschnitt.


Liebe Grüße
Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

neolithi

Hallo Egon,

ich würde hier dem Expertenurteil trauen.
Allerdings würde ich eine schärfere Aufnahme der vermeintlichen Schleifrille begrüßen.

Was du als Ritzungen im Stein ansiehst, sind m.E. im Stein angelegte mineralische Adern (evtl.Quarz), welche diesen durchziehen. Das ist nicht so unewöhnlich.

Trotzdem ein spannender Fund.

HG
Anke

Egon

Hallo Herlitz, vielleicht hast du recht, das man die Einritzungen nicht gut genug erkennen kann. Ich habe daher nochmal meine 12 Jahre alte Canon für damals 90 Euro herausgekramt, die seltsamerweise viel bessere Makrofotos macht als meine aktuelle Kamera. Unten drei Makros der Einritzungen, wunderschön, ich hatte sie ja selber vorher nicht so deutlich gesehen.

Herlitz, ich hatte die Materialfrage in meinem vorherigen Post letzter Abschnitt schon beantwortet. Aber bitte, ich fange nochmal an. Z. B. Thovalos Vorstellungen, aus welcher Steinsorte ein Pfeilschaftglätter zu bestehen hat (,,spezifischer rötlich körniger quarzitisch gebundener Sandstein"), ist extrem wirklichkeitsfremd und durch zahllose Funde schon x-mal widerlegt. Gut, wenn er vorhanden war, oder mitgeschleppt wurde, der wunderschöne ,,spezifisch rötlich körnige quarzitisch gebundene Sandstein", dann wurde er damals bestimmt für einen Pfeilschaftglätter verwendet, möglicherweise sogar, wenn er die falsche Farbe hatte. Aber wenn er nicht da war, der schöne ,,spezifisch rötlich körnige quarzitisch gebundene Sandstein", wurde eben ein anderer Stein verwendet, so wie das bei fast allen anderen Steinwerkzeugen üblich war. Man nahm das, was in der Region verfügbar und halbwegs geeignet war. Das sind Schülerweisheiten.

Ganz davon abgesehen, das der Pfeilkanal meines Pfeilschaftglätters durch seine Existenz beweist, das der Stein geeignet war. Ich hoffe, das erschließt sich ohne weitere Erläuterungen.

Ich habe übrigens die Quelle für das obige Foto des kreuzförmigen Pfeilschaftglätters gefunden, es war ein Formsbeitrag aus eben diesem Forum von 2013. Offenbar konnte man den Beitrag nur finden, wenn man im Forum eingeloggt war, warum auch immer. Hier ist er:
https://sucherforum.de/steinartefakte/pfeilschaftglatter-mit-langs-und-querrille/msg376799/#msg376799

In obigem Forumsbeitrag von 2013 wird ein PDF von 2003 erwähnt, in dem u. a. Pfeilschaftglätter aus der afrikanischen Steinzeit behandelt werden, ,,Land ohne Steine", eine Dissertation von N. Rupp:

https://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/files/3041/Land_ohne_Steine.pdf

Ab Seite 202 werden dort Pfeilschaftglätter behandelt, dort meist noch als Rillensteine bezeichnet (der Begriff Pfeilschaftglätter ist noch nicht lange etabliert).

Thovalo wird sicherlich folgendes Zitat aus obigem PDF Seite 203 erfreuen, weil es substanziell sein Wissen über Materialsorten, Kreuzformen und Verwendungszwecke von Pfeilschaftglättern erweitern kann:
Die heterogene Rohmaterialzusammensetzung, das Vorkommen anderer geschliffener Gerätschaften aus Kieselgesteinen wie Perlen oder Knochenspitzen (KOTTUSCH 1999), und der unterschiedliche Verlauf der Rillen (zwar immer gerade, vereinzelt jedoch auch gekreuzt) weist auf vielseitige Verwendungsmöglichkeiten hin.

Auch folgendes Zitat Seite 205-206 aus obigem PDF ist sicherlich geeignet, Thovalos Wissen zu erweitern, denn wer von uns würde nicht mit Freuden sein Wissen erweitern wollen?:
Bei der Anordnung der Rillen sind im Fundstoff geringe Unterschiede zu verzeichnen. Während sich bei den Walasa Rillensteinen die Rillen seltenkreuzen, da sie bei den länglichen Formen fast immer umlaufend sind und sich in Längsrichtung orientieren, sind gekreuzte Rillen auf den flachen oder rundlichen Artefakten fast die Regel (z. B. Tafel 17,1 und 20,4) oder Abb. 102 (oben rechts). Somit ist die Anordnung der Rillen von der Form des Steins, auf dem sie angebracht sind, beeinflusst.
Im Zitat erwähnte Tafeln sind ab Seite 268 des PDFs zu sehen. Überhaupt eine interessante Dissertation, auch interessanter Bildteil.

Übrigens ist es ja nur meine Vermutung gewesen, dass die kreuzförmigen rückwärtigen Einritzungen auf meinem Pfeilschaftglätter tatsächlich die Orientierung für die Herstellung von kreuzförmigen Pfeilkanälen sein sollten. Ich hatte das oben nur als Möglichkeit erwähnt und war und bin weit davon entfernt, darauf zu bestehen. Es kann sein, aber ich weiß es nicht. Niemand weiß es. Vielleicht sollte nur die rückwärtige Längsritzung Orientierung für einen weiteren Pfeilkanal sein. Es kann auch sein, das die beiden Einritzungen einem völlig anderem Zweck dienen sollten, der dann nicht verwirklicht wurde. Vielleicht waren die Einritzungen auch nur eine Spielerei. Natürlich ist es reizvoll, über den Zweck der rückwärtigen Einritzungen zu spekulieren, aber wir werden es niemals definitiv herausfinden. Aber die Einritzungen, sie sind da, sie sind Wirklichkeit, und das finde ich fast noch schöner als den Pfeilschaftglätter als solchen. Eigentlich würden die Einritzungen mir sogar besser gefallen, wenn sie nur zwecklose Spielerei gewesen wären. Weil das völlig unerwartet wäre. Ein Pfeilschaftglätter aus der Steinzeit ist ja schön und gut, aber keine Überraschung. Eine Spielerei aus der Steinzeit wäre hingegen ganz unerwartet, damit sehr viel interessanter. Aber auch das bleibt Spekulation.


neolithi@
Ich würde hier dem Expertenurteil trauen.

Nanana.

thovalo



Das ist ne Schramme durch das Überziehen des Steins auf einer Unterlage, vermutlich einem anderneStein entstanden ist!

Ein insgesamt sehr interessanter Beitrag!


liebe Grüße
Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fabulas

 :nabend:
Ein von allen Seiten interessanter Thread!
So manches wird uns ein Rätsel und damit Vermutungen ausgesetzt bleiben.
Gelernt, dass es Pfeilschaftglätter gab. Komplett neue Info und sicher ein sehr schwieriges Terrain.
Wie überhaupt bei manchen Steinartefakten wahrscheinlich häufig ein "kann oder müsste das und das gewesen sein" eher die Regel ist.
Ich erinnere da an "den Stein meiner Schwester", den auch etliche Archäologen und Steinmetze bislang nicht einordnen konnten und wo die Vermutungen auch äußerst zahlreich und sehr vielfältig waren (bis heute nicht aufgeklärt).
Soll es ein Rätsel bleiben, kann jeder seine Version davon berichten. Lernen tut man allemal was.
:ildf:
Gruß in die Runde!
Anita



Nanoflitter

Mal ne evtl. dumme Frage, wurden Pfeilschaftglätter angefertigt oder entstehen die Rillen durch den Gebrauch? Gruss..

thovalo

#14


Die geraden Linien über die vermeintlich die Schäfte von Pfeilen zugerichtet worden sein sollen, mussten zuvor eingearbeitet worden sein, zumindest so weit, dass die Pfeilschäfte nicht aus der Bahn geraten konnten und nicht zuviel von der Substanz abgehobelt wurde.

Ob damit tatsächlich Pfeilschäfte geglättet worden sind, liess sich bislang nicht belegen.


liebe Grüße
Thomas



Das angehangene Beispiel ähnelt zwar sehr den Pfeilschaftglättern aber es besteht nicht aus dem rauen schmiergelden quarzitisch gebundenen Sandstein wie die Pfeilschaftglätter. Eine Seite hat auch die beschliffene notwenige flach beschliffene Seite die die Rille führt (auf der Gegenseite ist noch eine V-förmige Rille eingetief), aber die Rille ist eher V-förmig und das Gestein zu feinkörnig. Es handelt sich daher um einen mittelneolithischen Rillenstein in dem der allgemeinen Annahme folgend z.B. Knochennadeln beschilffen worden sein konnten.

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Herlitz

Hallo Egon,
da haben wir ja mit deinem ersten Beitrag eine schöne, lehrreiche für Diskussion.
Bis jetzt könntest du leider noch keinen von deinem Pfeilschaftglätter überzeugen, wobei du durchaus einige gute Argumente vorbringst.
Deine neuen Bilder von den "Ritzungen" überzeugen mich leider auch nicht. Es ist unverständlich, wie man die Schicht, die ja auf der anderen Seite härter ist, als das Gestein, hätte einritzen können. Allerdings verstehe ich auch immer noch nicht, wieso diese auf der einen Seite erhaben erscheint, auf der anderen vertieft. Eventuell variiert das Gestein in der Härte. Du könntest ja Mal die Härte testen (beidseitig). Kann man es mit Glas oder mit Stahl ritzen? Du musst ja keine lange Riefe machen, ein, zwei Millimeter würden ja reichen.
:winke: Sven

Egon

Hallo Herlitz,

ich will hier niemanden überzeugen. Ist gar nicht nötig. Ich will bloß zeigen und deutlich machen, was da ist. Und es ist einiges da, darauf komme ich später zurück.
Das Anritzen des Steins ist nicht mehr nötig, weil ich den Stein nach dem Abwaschen mit einer Feile angeschliffen habe (ich bin skrupellos). Die Schleifstelle sieht man oben in Bild drei und fünf. Ergebnis war, die Feile trug ohne viel Druck problemlos Material ab, der Stein ist also nicht sehr hart.

Übrigens fällt auf, das alle Pfeilschaftglätter (jedenfalls alle, die ich gesehen habe), ganz offenbar spätestens dann aussortiert wurden, wenn der Pfeil zur Hälfte oder bestenfalls zu zwei Dritteln seines Durchmessers im Pfeilkanal versank. Seltsam, denn ich würde annehmen, dass es günstig für die Glättarbeit gewesen wäre, wenn der Pfeilkanal beliebig tief gewesen wäre, vielleicht sogar mehrere Pfeildurchmesser tief. Oder das dies jedenfalls nicht ungünstig gewesen wäre. Aber das ist ganz offenbar ein Irrtum meinerseits, denn so tief angelegte Pfeilkanäle habe ich noch nie gesehen, auf keinem Foto. Es muss also damals gute Gründe gegeben haben, dass der Pfeilkanal nicht zu tief wurde, und falls doch, wurden die Steine dann offenbar zügig aussortiert.

Herlitz

Hallo Egon,
hast du eigentlich Kontakt zum zuständigen Landesamt für Archäologie? Mich würde die Meinung eines versierten Archäologen interessieren. Wenn es ein Pfeilschaftglätter ist, solltest du den Fund ohnehin melden.
Deine Bemerkungen zu den sogenannten Pfeilschaftglättern sind interessant, könnten aber auch darin begründet liegen, dass damit gar keine Pfeile geglättet wurden.
Wenn das Gestein so weich ist, wie du schreibst, bestärkt das meine Zweifel an deinem Fund.
:winke: Sven

Herlitz

Hallo Egon,
Ich habe eben noch Mal den Anfang deines Beitrags gelesen, wegen des Fundortes.
Du hast den Stein in einem Fließgewässer gefunden. Genau so sieht das aus. Ein Flussgeröll. Selbst ein da Ritzungen gewesen wären, man könnte sie nicht mehr eindeutig erkennen.
Und was für Funde hast du da noch gemacht?
:kopfkratz: Sven

Egon

Hallo Herlitz,

du sagst:
Du hast den Stein in einem Fließgewässer gefunden. Genau so sieht das aus. Ein Flussgeröll.

Mein Lieber, deine Äußerung zeugt von herzzerreißender geologischer Fantasielosigkeit.
Erstens, ein Bach ist kein Fluss.
Zweitens, Flüsse können starke Wasserdrücke entwickeln, und damit starke Abrolleffekte, was für Bäche meist nicht der Fall ist.
Drittens, daher unterscheiden sich Flussgerölle graduell von Bachgesteinen. Flussgerölle sind ein Haufen runder oder abgerundeter Steine, einen derartigen Anblick kenne ich aus Bächen in dieser Graduierung nicht, da hat man oft eine Menge von gut konturierten Steinen, außer natürlich dem üblichen rundgeschliffenen Kies.
Viertens, warum so viele gut konturierte Steine dort? Ja nun, die Vorstellung, in einem Bach würde das immer gleiche Gestein hunderte, tausende, zehntausende Jahre zügig vorwärtsgeschoben, damit abgerollt, ist Nonsens. Denn abgesehen vom fehlenden Wasserdruck (s.o.) taucht das Gestein in einem Bach nur kurz auf und verschwindet dann schnell wieder
a. unterm Bachbett und
b. an Land. Denn Bäche haben es nun mal an sich, ihre Läufe sehr stetig zu ändern, insofern ihre Ufer nicht befestigt sind, was bekanntlich meist der Fall ist. Daher stete Verlandung der alten Bachbäche inklusive ihrer Gesteine, und was verlandet ist, kann nicht mehr abgerollt werden. Trotzdem taucht das verlandete Gestein irgendwann wieder temporär auf, weil die Bäche ja wiederum ihre Läufe ändern usw. usf. Daher relativ kurze Verweildauer des Gesteins in einem Bachbett. Alles verstanden?

Deine obige Aussage, mein Pfeilschaftglätter sähe von der Form her aus wie Flussgeröll, ist vielleicht folgerichtig für dich, da Du ja auch, wie dein Beitrag 524 beweist, die auf mehreren Fotos unübersehbare Anschleifstelle des Steins übersehen hast. Vielleicht schaust Du dir die Fotos nochmal mit einem gewissen Maß an Aufmerksamkeit an, bevor du postest, das würde alles sehr viel einfacher machen. Zumal du vielleicht
a. vergessen hast, das man Pfeilschaftglätter bei Benutzung in der Hand hält, eine abgerundete Kontur daher vorteilhaft ist, und
b. daher alle Pfeilschaftglätter eben diese handfreundlichen Formen haben – es gibt keine eckigen Pfeilschaftglätter, jedenfalls sind mir solche nicht bekannt. Aber vielleicht dir, dann lass und doch bitte an deinem Wissen teilnehmen.

In der Tat ist gar nicht definitiv erwiesen, das Pfeilschaftglätter zum Glätten von Pfeilen gedient haben. Es gibt zu dieser Frage zwar aussagefähige experimentelle Versuche, aber es kann sein, dass dadurch quasi erst nachträglich eine Funktion gefunden wurde. So richtig erschließt es sich aber nicht, das man Pfeilschaftglätter zwingend zum Glätten von Pfeilen benötigt hat (Entfernen der Rinde, glätten von Unebenheiten), das ginge doch wohl auch per Hand. Es gibt letzlich als Nachweis für die Funktion des Pfeilglättens nur eine negative Selektion, indem man die Frage stellt, wozu sonst man die Dinger gebraucht hätte, und dazu ist noch niemandem eine Antwort eingefallen.
Überdies, wenn diese Steinwerkzeuge, die man als Pfeilglätter kennt, wirklich diese Funktion haben, warum gibt es dann keine Speerglätter? Die Frage bleibt vorerst offen.

Herlitz@
Wenn es ein Pfeilschaftglätter ist, solltest du den Fund ohnehin melden.
Mein Lieber, ich schlage vor, ich sage dir nicht, was Du tun sollst, und Du sagst mir nicht, was ich tun soll. Dann werden wir bestimmt beneidenswert glücklich miteinander.

Sonnige Grüße, Egon

Herlitz

Entschuldige, Egon, wir werden hier wohl keine Bande.
:winke:

neolithi

Du vergreifst dich langsam im Ton, Egon.

Anke

Rheingauner

Thema geschlossen bevor das ganz entgleist  :wuetend: