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Lesefunde => Steinartefakte => Thema gestartet von: nepumuk in 22. Januar 2013, 09:18:52

Titel: Hertzscher Kegel
Beitrag von: nepumuk in 22. Januar 2013, 09:18:52
Hallo!

Ich schmökere gerade in der Literatur um mich im Thema Steinartefakte etwas zu bilden und bin über den Begriff Hertzscher Kegel / Kegelbruch gestolpert. Da man mit Anschauungsmaterial ( das man in Händen halten kann)  leichter lernt, wollte ich euch fragen ob es sich bei dem Teil, das ich hier abgebildet habe um einen solchen Hertzschen Kegel handelt, oder ob ich da was falsch verstanden habe.

Gruß und Gut Fund

Nepumuk
Titel: Re:Hertzscher Kegel
Beitrag von: Marienbad in 22. Januar 2013, 11:11:55
moin,
hier handelt es sich doch wohl sehr sicher um eine fossile Muschel, oder?
Einen Kegel kann ich leider nicht erkennen.

:winke:  Manfred
Titel: Re:Hertzscher Kegel
Beitrag von: Kelten111 in 22. Januar 2013, 12:15:22
Ich sehe einen Entrindungsabschlag  :glotz:

Mfg Fredi :winke:
Titel: Re:Hertzscher Kegel
Beitrag von: StoneMan in 22. Januar 2013, 12:17:36
Moin,

hierbei sollte es sich um einen typischen Hertz´schen Kegel handeln.
Habe leider das komplette Stück für die Übersicht nicht zur Hand.

Gruß

Jürgen
Titel: Re:Hertzscher Kegel
Beitrag von: nepumuk in 22. Januar 2013, 12:21:14
Hallo!

Nein fossile Muschel ist das keine, das Material ist Silex ( genaugenommen Platten-Hornstein) schlechter Qualität von diesem Hornstein hat hier diese Färbung.  
Zur bessern Erläuterung, auf dem ersten Bild ist die Unterseite mit Rinde zu sehen, die anderen Fotos zeigen die Oberseiten, den gewölbten Kegel.

An Stoneman: Dann habe ich also das "Negativ" eines solchen Kegels, vielen  Dank fürs Foto

Gruß und Gut Fund

Nepumuk
Titel: Re:Hertzscher Kegel
Beitrag von: StoneMan in 22. Januar 2013, 12:31:42
Zitat von: nepumuk in 22. Januar 2013, 12:21:14
...
An Stoneman: Dann habe ich also das "Negativ" eines solchen Kegels, vielen  Dank fürs Foto
...
Moin,

das glaube ich eher nicht. Das sieht nicht nach einem "Negativ" aus. Es könnte sich um einen
muschelförmigen Abschlag - siehe Kelten111 -  handeln.

Gruß

Jürgen
Titel: Re:Hertzscher Kegel
Beitrag von: Steinkopf in 22. Januar 2013, 13:37:15
Wenn ich es richtig sehe, ist

bei Bild 3 links, bei Bild drei unten der Schlagpunkt.

Dann ist das ein Abschlag. Die Ventralseite scheint hell patiniert zu sein.

mfg
Jan
Titel: Re:Hertzscher Kegel
Beitrag von: thovalo in 23. Januar 2013, 07:42:46

Diei Ventralfläche zeigt einen "Herzschen Kegel" als Positiv wie aus dem Bilderbuch!  :super:
Das war schon die richtige Überschrift!
Titel: Re:Hertzscher Kegel
Beitrag von: Kelten111 in 23. Januar 2013, 19:22:03
Zitat von: thovalo in 23. Januar 2013, 07:42:46
Diei Ventralfläche zeigt einen "Herzschen Kegel" als Positiv wie aus dem Bilderbuch!  :super:
Das war schon die richtige Überschrift!


Hier hast ein Bilderbuch !
Das ist nie ein Hertz`schen Kegel  :glotz:

Bild ist aus dem Floss Seite 118 Abb 1

Das ist ein stink normaler Abschlag bit kleinen Bulbus nicht mehr und nicht weniger .

Mfg Fredi  :winke:
Titel: Re:Hertzscher Kegel
Beitrag von: Saxaloquuntur in 24. Januar 2013, 07:48:02
Da gibt es doch gar keinen Widerspruch, Leute. Man beschreibt den Hertz'schen Kegelbruch und vollständige Hertz'sche Kegel.
Befindet sich der Auftreffpunkt des Schlaginstrumentes nicht in der Mitte, sondern, wie beim anfangs eingestellten Beispiel (eines einfachen Abschlags mit Kortex) , wie es beim Abbau von Silex im Allgemeinen der Fall ist am Rand eines Rohstückes, bildet sich der Kegel nicht vollständig, sondern partiell aus. Zum vollständigen Hertz'schen Kegelbruch gehört dann der Bulbus ( im direkten Schlag, im Gegensatz zum Biegebruch)  Steht übrigens auch genauso "im Floss". Nichts anderes  liegt hier glaub ich vor. Einen vollständigen Kegel haben vielleicht die meisten Sammler noch gar nie im Gelände gesehen. Ergo: Alle haben irgendwie recht. Um den Hert'schen Kegelbruch zu erklären ist dieser einfache Abschlag aber nicht besonders gut geeignet. Harald floss schreibt auch, dass die klassischen Beispiele des Hertz'schen Kegels in z.B. paläolithischen Inventaren eher selten sind, und nur, wenn es bei hartem Schlag zu einem klar definierten Auftreffpunkt des Schlaginstrumentes kommt. Saxaloquuntur.
Titel: Re:Hertzscher Kegel
Beitrag von: StoneMan in 24. Januar 2013, 16:23:37
Moin,

zur Ergänzung ein paar Bilder.

J. Hahn beschreibt den "Hertzschen Kegel" [1*] als ein Teil des "Hertzschen Kegelbruchs" quasi als
geometrisches Merkmal, "sichtbarer Kegel mit einem Winkel von etwa 136° und einem Durchmesser, der das
anderthalbfache des Ringbruches beträgt. Bei fortgesetzter Beanspruchung wächst der Kegel weiter, bis etwa
der dreifache Radius der Kontaktzone erreicht wird."


Auch H. Floss [2*] erwähnt den "Kegel mit einem Winkel von ca. 136°" und eine kreisrunde
Markierung auf dem Hertz´schen Kegel, der den Auftreffpunkt markiert.

Saxaloquuntur erwähnt oben die Beschreibungen von H. Floss zur Entstehung nicht vollständigen Hertz´schen Kegelbruch  
und dass zum vollständigen Hertz'schen Kegelbruch der Bulbus gehört.

Ob es sich bei dem hier vorgestellten Fundstück um einen (nicht vollständigen) Hertz´schen Kegelbruch handelt, vermag ich
nicht zu beurteilen. Der klassische Hertz´sche Kegel mit dem Auftreffpunkt ist nicht auf dem Fundstück zu sehen.

Außerdem spricht Saxaloquuntur die Seltenheit des Hertz'schen Kegels in paläolithischen Inventaren an [2*].

Daher möchte ich noch ein paar Bilder hierzu zeigen.
Mein bereits oben eingestelltes Bild (http://www.sucherforum.de/index.php/topic,57701.msg358052.html#msg358052) zeigt so einen klassischen Hertz´schen Kegel mit dem kreisrunden Auftreffpunkt
wie er auch bei H. Floss abgebildet ist [2*], siehe Foto oben von Kelten111.
Die weiteren Bilder zeigen den kompletten Fundbeleg der aus dem Inventar eines neolithischen Fundareals stammt.

[1*] Joachim Hahn, "Erkennen und Bestimmen... Einführung in die Artefaktmorphologie" Band 10, 1991, 2. Auflage 1993, Seite 32 ff
[2*] Harald Floss, Steinartefakte vom Altpaläolithikum bis in die Neuzeit (2012)


Gruß

Jürgen

Edit: Quelle korrigiert
Titel: Re:Hertzscher Kegel
Beitrag von: Saxaloquuntur in 25. Januar 2013, 08:56:01
Die Wucht des Aufpralls spielt eine entscheidende Rolle. So verwundert es nicht, wenn dieses Schicksal auch Schlagsteine ereilt, die dem zu spaltenden Material auf ihre Weise begegneten. Anbei Beispiele von Hertz'schen Kegeln auf Schlagsteinen. Entgegen vieler gängigen Meinungen, die aber auch namhafte Archäologen mit mir teilen, wurde Hornstein zum Schlagen von Hornstein ein gesetzt und dabei können solche Erscheinungen wie Hertz'sche Kegel nicht ausbleiben. Hier hat der Schlagstein nach gegeben und nicht der Kern: Saxaloquuntur.

..ehem, einen klar definierten Aufschlagpunkt hatte der Steinschläger aber nicht im Kopf und widerlegt der jetzt den Floss?? ;-)
Titel: Re:Hertzscher Kegel
Beitrag von: StoneMan in 25. Januar 2013, 11:05:05
Moin,

danke für diese Ergänzung mit eindrucksvollem Beispiel.

Ein Prachtstück von "Hertz´schen Kegelbruch" mit ausgeprägtem "Hertz´schen Kegel".

@Saxaloquuntur, kannst Du Deine Beispiele zeitlich einstufen?

Gruß

Jürgen
 
Titel: Re:Hertzscher Kegel
Beitrag von: Saxaloquuntur in 25. Januar 2013, 11:11:45
Pingenfeld, Lesefunde. Abbauzeiten mindestens seit LBK und Mittelneol. (sicher belegt durch Keramik).Sax.
Titel: Re:Hertzscher Kegel
Beitrag von: StoneMan in 25. Januar 2013, 11:16:46
Moin,

danke für Deinen Nachtrag.

Gruß

Jürgen